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Wechselbalg

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Ein Wechselbalg ist ein untergeschobener Säugling (veraltet „Balg“). Dies ist häufig ein negativ besetztes Synonym für ein Kuckuckskind beim Menschen. Dazu haben sich Mythen herausgebildet, die für den untergeschobenen Säugling böse Geister verantwortlich machen. Die genaue Herkunft des Begriffes ist ebenso wie seine Entstehungsgeschichte unbelegt.

In der Vergangenheit wurden auch Missbildungen und Behinderungen des Neugeborenen als Zeichen für das Vorliegen eines Wechselbalges fehlgedeutet. Wechselkinder wurden oft nicht als menschliche Wesen angesehen und ihre Tötung wurde deswegen nicht unbedingt als ein Verstoss gegen das offizielle Verbot der Kindstötung angesehen. Selbst eine Autorität wie Martin Luther glaubte an Wechselbälger. Er hielt sie für Kinder des Teufels ohne eine menschliche Seele, die "nur ein Stück Fleisch" seien und deren Tötung er zum Beispiel in einem Fall empfahl[1][2].

Definition aus Naturwissenschaftliche Untersuchung über Untergeschobene Kinder von M. Gottfried Voigt Wittenberg 1667 zitiert aus (Bachmann, Walter 1985): „Untergeschobene Kinder sind ein Foetus, eine einen Menschen darstellende Gestalt, die vom Teufel in der Gebärmutter der Zauberinnen aus Blut oder einer anderen Materie gestaltet und erzeugt worden sind und an die Stelle der richtigen Kinder untergeschoben wurden, die er selbst durch seine Gegenwart bewegt und lenkt, um mit den Menschen sein Spiel zu treiben.“

Siehe auch: Malleus Maleficarum

Mythologie

Ein Wechselbalg ist in der Mythologie das Kind eines Elfen, Naturgeistes, Gnomes oder ähnlichem, welches gegen ein Menschenkind ausgetauscht wurde. Hexen und andere mythologische Wesen werden je nach Volksglauben ebenfalls des Balgwechselns verdächtigt.

Der Wechselbalg hat angeblich einen unfreundlichen Charakter und besitzt unschöne Verhaltensweisen. So soll er sehr viel schreien und Unmengen an Nahrung vertilgen. Der Wechselbalg wird oft als verkrüppelt beschrieben; der Glaube an den Wechselbalg könnte also durch die Geburt behinderter Kinder entstanden sein.

Es gibt je nach Region verschiedene rituelle Abwehrmechanismen, um das Auswechseln des Balges (Säuglings) zu verhindern. So sollen zum Beispiel die Plazenta unter der Wiege liegen gelassen, das Kind nach seinem wahren Alter befragt oder drei Lichter im Kinderzimmer entzündet werden.

Die Sagen um Wechselbälger sind auch in die Science-Fiction, Fantasy und das Rollenspielgenre eingeflossen („Changeling“).

Siehe auch

Quellen

  1. M.S.Pernick: The Black Stork: Eugenics and the Death of "Defective" Babies in American Medicine and Motion Pictures since 1915. Oxford University Press (1999) S.20, ISBN 0195135393
  2. D. L. Ashliman: Changelings, An Essay
  3. Eine von sieben Sagen vom Wechselbalg. In: Wilhelm Kuehs: Die Saligen. Sagen aus Kärnten. Band 1. Verlag Hermagoras, Klagenfurt, 2006, ISBN 3-7086-0059-2, S. 258–262.

Literatur

  • Bachmann. Walter: Das unselige Erbe des Christentums: Die Wechselbälge. Zur Geschichte der Heilpädagogik. Giessen: 1985 ISBN 3-922346-13-8
  • Lavant.Christine: „Das Wechselbälgchen“. Erzählung. Otto Müller Verlag. ISBN 3-7013-0983-3