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Paul Körner (Politiker)

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Paul Körner

Paul Körner (* 2. Oktober 1893 in Pirna; † 29. November 1957 in Tegernsee) war als deutscher Politiker Mitglied des Reichstags (NSDAP) und SS-Obergruppenführer (1942). Körner wurde vor allem bekannt als „rechte Hand“ Hermann Görings, für den er als Staatssekretär die praktische Leitung des Preußischen Staatsministeriums und der Vierjahresplan-Behörde ausübte.

Leben und Wirken

Körner besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Zittau. Ab 1914 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, in dem er zunächst mit dem Königlich-Sächsischen Feldartillerie-Regiment Nr. 28 an der Front kämpfte, bevor er ab 1917 im Generalstab tätig war. Während des Krieges freundete Körner sich mit dem bayerischen Jagdflieger Hermann Göring an.

Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg war Körner Mitglied im Freikorps Lützen[1] und studierte Rechtswissenschaften. Danach war er kurzzeitig leitend in der Industrie tätig.[2] 1926 trat Körner – wahrscheinlich auf Bitten Görings – in die NSDAP ein. Im Februar 1931 wurde er zudem Mitglied der SS, in der er bis zum Gruppenführer befördert wurde. In den folgenden knapp zwanzig Jahren zählte Körner zu den engsten Mitarbeitern Görings, der ihn liebevoll „Billy“ nannte. Die bedeutende Stellung innerhalb der Hierarchie der NSDAP, die Körner sich in den folgenden Jahren erarbeitete, lässt sich auch an dem Umstand ablesen, dass Körner neben Adolf Hitler, Göring und Wilhelm Frick als einer von vier NSDAP-Vertretern war, die an der Besprechung vom 22. Januar 1933 in der Villa des Sekthändlers Joachim von Ribbentrop teilnahmen, in der die NSDAP-Führung und die Vertreter des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg sich auf die Bildung einer rechten Koalitionsregierung mit Hitler als Kanzler einigen, die schließlich am 30. Januar offiziell gebildet wurde.

Von März bis November 1933 und von März 1936 bis Mai 1945 saß Körner als Abgeordneter der NSDAP im Reichstag, in dem er den Wahlkreis 2 (Berlin West) vertrat.

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Körner (rechts) während eines Besuchs auf dem Gut des Reichspräsidenten von Hindenburg (Anfang 1934), außerdem im Bild Otto Meissner und Staatssekretär Riedel

Nach der Bildung der Regierung Hitler am 30. Januar 1933 wurde Körner von Göring, der in der Regierung das Amt des preußischen Innenministers bekleidete, als persönlicher Referent ins preußische Innenministerium berufen. Nachdem Göring preußischer Ministerpräsident geworden war, wurde Körner im April 1933 zum Staatssekretär des Preußischen Staatsministeriums ernannt. In dieser Eigenschaft oblag ihm die routinemäßige Leitung der Ministergeschäfte, die Göring aufgrund der großen Fülle seiner Ämter selbst nicht im einzelnen wahrnehmen konnte. Als Staatssekretär vertrat Körner auch die Interessen Preußens im Reichsrat bis zu dessen Auflösung Anfang 1934.

Im Oktober 1936 wurden Körners Kompetenzen um das Amt des Staatssekretärs in der, ebenfalls Göring unterstehenden, Vierjahresplan-Behörde ergänzt. In dieser Funktion war er maßgeblich daran beteiligt, die deutsche Wirtschaft „kriegsbereit“ zu machen. Nach dem Beginn des Russlandfeldzuges 1941 wurde Körner schließlich mit der Leitung des Wirtschaftsführungsstabes Ost betraut.

In den 1930er und 1940er Jahren bekleidete Körner außerdem eine Reihe führender Positionen in der deutschen Wirtschaft: Er war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten Hermann Göring, Aufsichtsratsmitglied der Lufthansa AG, Mitglied der Gesellschaft „Reichsautobahn“[2] und ständiges Mitglied der Reichsarbeitskammer. Zudem war Mitglied des Präsidialrates der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Deutschen Akademie der Luftforschung und des Verwaltungsrats der Deutschen Reichspost.[1][3]

Nach dem Krieg wurde Körner von den Alliierten verhaftet. Im April 1949 wurde er im Rahmen des Wilhelmstraßen-Prozess zu einer fünfzehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Nachdem er am 15. Dezember 1951 vorzeitig aus der Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen wurde,[1] trat er als Pensionär nicht mehr öffentlich in Erscheinung.

Literatur

Commons: Paul Körner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Vgl. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 326f.
  2. a b Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main, 1998, S. 272f.
  3. Paul Körner in den Akten der Reichskanzlei