Berlin-Wilmersdorf
Wilmersdorf ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Bis zur Fusion mit Charlottenburg im Jahre 2001 war Wilmersdorf ein eigenständiger Bezirk im Westteil von Berlin. Der historische Kern Alt-Wilmersdorf befindet sich an der Straße Wilhelmsaue.
Geschichte
Siedlunsgeschichte
Wilmersdorf und Schmargendorf liegen auf der Hochfläche des Teltow im Südwesten des heutigen Berlins. Die Gründung erfolgte wahrscheinlich nach 1220 im Zuge des Landesausbaus der jungen Mark Brandenburg, zu deren Stabilisierung die askanischen Markgrafen Siedler ins Land riefen. Ein Dorf der slawischen Vorbevölkerung hat hier sehr wahrscheinlich nicht bestanden.
Die Siedler aus Schwaben, Thüringen, Flandern und Werstfalen lebten von der Landwirtschaft und vom Fischfang im Wilmersdorfer See, der zu einer eiszeitlichen Nebenrinne zum Zwischenurstromtal Grunewaldseenkette gehörte und 1915 nach langen Verlandungsprozessen zugeschüttet wurde. Nach wechselnden Bezitzverhältnissen wurde Wilmersdorf zum landesfürstlichen Dominalgut, währen Schmargendorf der namensgebenden Familie Wilmersdorf zufiel. Ausgedehnte Schafzuchten standen lange im Mittelpunkt der Arbeit.
Millionenbauern in der Gründerzeit
Mitte des 18. Jahrhunderts erwarben die ersten Berliner der rasant wachsenden Stadt Land und Bauernhäuser im so genannten Deutsch-Wilmersdorf und richteten Sommersitze in der Wilhelmsaue, dem ursprünglichen Dorfkern, ein, der heute zwischen Mehlitz- und Uhlandstraße liegt. Bodenspekulanten, Bauinvestoren sowie die auf Raum angewiesene Berliner Ringbahn kauften Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedenen Großbauern ihre Felder ab, die dank des unerwarteten Geldsegens als Millionenbauern in die Geschichte eingingen.
Darunter auch Otto Schramm, der mit der Badeanstalt am Wilmersdorfer See (siehe dort) und dem berühmten „Tanzpalast Schramm" den Ruf als „Seebad Wilmersdorf" begründete. Mit der Zuschüttung des Sees endete diese Ära, auf dem Seegelände entstanden Sportplätze, die in den 1920er Jahren in den Grünzug Volkspark Wilmersdorf einbezogen wurden. Dieser innerstädtische Grünzug in der ehemals sumpfigen Niederung (Fenn) reicht vom benachbarten Schöneberger Rudolph-Wilde-Park über den Fennsee bis zum Stadtring. Auf dem Gelände der Badeanstalt wurde zwischen 1925 und 1928 nach Plänen des Architekten Jürgen Bachmann (1872-1951) der sogenannte „Schrammblock" hochgezogen. Die Wohnanlage mit einer der ersten unterirdischen Großgaragen, mit Hofterrassen und Vorgärten füllt das gesamte Viereck zwischen den Straßen „Am Volkspark", „Schrammstraße", „Hildegardstraße" und „Livländische Straße" in einem Gebäudezug.
Historischer Kern: Wilhelmsaue
Eine weitere Millionenbauernfamilie, die Familie Blisse (Blissestraße), ermöglichte 1911 mit einer Stiftung über 3 Millionen den Bau eines Waisenhauses, das „Blissestift" in der Wilhelmsaue. In dem historischen Gebäude sind heute verschiedene kommunale Einrichtungen, unter anderem eine Kita und die Drogenhilfe „Tannenhof", untergebracht.
Gleichfalls in der Wilhelmsaue liegt die Auenkirche aus den Jahren 1895 bis 1897. Das neugotische dreischiffige Backsteingebäude stammt von Max Spitta und ersetzte die alte Wilmersdorfer Dorfkirche aus dem Jahr 1766. In der Wilhelmsaue 126 liegt das älteste Haus von Wilmersdorf, das „Schoelerschlösschen" von 1752, das wie der anschließende kleine „Schoelerpark" den Namen des Augenarztes und Medizinalrats Heinrich Schoeler (1844-1918) trägt.
Kolonie Grunewald
In den 1880er Jahren verkaufte der Preußische Staat nach persönlicher Intervention von Kanzler Otto von Bismarck 234 Hektar des Forstes Grunewald an ein Bankenkonsortium, das die Villenkolonie oder spätere Millionärskolonie „Millionärskolonie" Grunewald errichtete. Im dem Gebiet befanden sich morastig-sumpfige Senken (Fenns) des Zwischenurstromtals Grunewaldseenkette, bei deren Trockenlegung mittels artesischer Brunnen vier Seen ausgehoben wurden. Die Villen gruppierten sich malerisch um die Seen, dabei blieben die Seeufer und Hangbereiche frei von jeder Bebauung und wurden zu privaten Garten- und Parkanlagen der Unternehmer, Bankiers, Professoren und Künstler, die in großer Zahl in das Gebiet kamen. (Siehe Berlin-Grunewald.)
Als Stadtteil zu Berlin
Mit dem 1. April 1907 schied Wilmersdorf, damals unter dem Namen Deutsch Wilmersdorf, aus dem Kreis Teltow aus und wurde ein selbständiger Stadtkreis. Der erste und einzige Bürgermeister und nach 1909 Oberbürgermeister war Ernst Habermann (1866-1958), der seit 1897 bereits das Amt als Gemeindevorstehers inne gehabt hatte und der dem „Habermannplatz" den Namen gab.
Ab 1912 führte der Ort die Bezeichnung Berlin-Wilmersdorf. Zum 1. Oktober 1920 wurde die Stadt nach Groß-Berlin eingemeindet.
Nach der Wende
Während der Ringbahnhof Berlin-Wilmersdorf seit dem 17. Dezember 1993, dem Tag der Wiedereröffnung der Ringbahn, wie der darunterliegende U-Bahnhof der U9 Bundesplatz heisst, wurde der Güterbahnhof Berlin-Wilmersdorf, der zwischen den S-Bahnhöfen Innsbrucker Platz und Wilmersdorf/Bundesplatz lag, in den 70er Jahren aufgegeben.
Ortslagen von Wilmersdorf
- 0402 Wilmersdorf
- 04xx Berlin-Halensee
- 0403 Schmargendorf
- 0404 Grunewald
Bauwerke

Eines der markantesten Bauwerke in Wilmersdorf ist das zwischen den Stadtautobahnen A 100 und A 104 liegende Heizkraftwerk, das 1977 in Betrieb ging.
Sehenswürdigkeiten
- Grunewaldturm
- Kreuzkirche in Schmargendorf
- Dorfkirche in Berlin-Schmargendorf
- Rathaus Schmargendorf
- Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald
- Denkmal am Schildhorn für Jaxa von Köpenick
- Schaubühne am Lehniner Platz
- Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
- Jagschloss Grunewald am Grunewaldsee
- Teufelsberg
- Russische Kathedrale
Straßen und Plätze in Wilmersdorf
- Badensche Straße
- Berliner Straße
- Bismarckplatz
- Blissestraße
- Brandenbugische Straße
- Brabanter Platz
- Bundesallee
- Bundesplatz
- Elsterplatz
- Emser Platz
- Fehrbelliner Platz
- Hagenplatz
- Heidelberger Platz
- Henriettenplatz
- Hochmeisterplatz
- Hohenzollerndamm
- Hohenzollernplatz
- Hubertusallee
- Joachim-Friedrich-Straße
- Johannaplatz
- Koenigsallee
- Konstanzer Straße
- Kurfürstendamm
- Ludwigkirch-Platz
- Mecklenburgische Straße
- Nikolsburger Platz
- Platz am Wilden Eber
- Prager Platz
- Rathenauplatz
- Rheinbabenallee
- Roseneck
- Rüdesheimer Platz
- Südwestkorso
- Westfälische Straße
- Wiesbadener Straße
Verweise
Siehe auch
Ausführliche Beiträge zu Wilmersdorf:
- Kreuzkirche - Teufelsberg - Grunewaldsee - Grunewaldseenkette - Hundekehlefenn - Hundekehlesee - Dianasee - Koenigssee - Halensee - Herthasee - Hubertussee - Fennsee - (ehemaliger) Wilmersdorfer See - Volkspark Wilmersdorf
Weblinks
Ortsteile in Charlottenburg-Wilmersdorf:
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