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Fußballschiedsrichter

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Vierte Offizielle im UEFA Women's Cup-Finale 2005 bei Auswechslung

Ein Fußballschiedsrichter kontrolliert bei einem Fußballspiel die Einhaltung der Fußballregeln.

Dazu darf er Spielstrafen und persönliche Strafen verhängen. Unter Spielstrafen versteht man Freistöße. Man unterscheidet den indirekten Freistoß und den direkten Freistoß. Bei den persönlichen Strafen unterscheidet man die gelbe Karte, die gelb-rote Karte, die rote Karte und bei Jugendfußballspielen und bei Hallenfußballspielen die Zeitstrafe.

Die genauen Aufgaben des Schiedsrichters sind in der Regel 5 der Fußballregeln festgelegt.

Bei höher klassigen Fußballspielen (in Deutschland ab der Landesliga), hat der Schiedsrichter zwei Schiedsrichterassistenten, die ihm bei der Spielleitung helfen, indem sie mit der Fahne anzeigen, wenn Vergehen (Fouls) in Ihrem Bereich oder im Rücken des Schiedsrichters vorliegen, Spieler in aktiven Abseitsstellungen stehen und ob der Ball das Feld verlassen hat (Abstoß/Eckstoß, Einwurf).

Im Profifußball gibt es zudem den vierten Offiziellen der dem Schiedsrichterassistenten 1, der ansonsten dafür zuständig ist, die Auswechslungen zu kontrollieren und das Umfeld zu überwachen (Verhaltens der Fußballtrainer, der Auswechselspieler und der Offiziellen (z.B. Platzordner).

Historie

Für alle am Fußballspiel beteiligten ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass die Spiele von geprüften neutralen Fußballschiedsrichtern geleitet werden. Als man Mitte des 19. Jahrhunderts anfing Fußball zu spielen, war es allerdings noch nicht so. In den Anfangsjahren leiteten die Mannschaftsführer beider am Spiel beteiligten Mannschaften das Spiel. Das ging so vor sich, dass der Mannschaftsführer der Mannschaft, deren Spieler gegen die Regel verstieß, das Spiel unterbrach und den Ball für den Stoß durch den Gegner freigab. Erst im Jahre 1873, nachdem bereits zehn Jahre Fußball gespielt wurde und zehn Jahre nach den ersten Fußballregeln, ist der Begriff des Schiedsrichters in die Regeln aufgenommen worden. Als dabei der Schiedsrichter und zwei Unterschiedsrichter(Umpires) in den Regeln eingeführt wurden, hatte der Schiedsrichter lediglich die Funktion einer Berufungsinstanz. Er saß als Funktionär am Spielfeldrand. Verstieß ein Spieler gegen die Regeln wurden die Umpires von den Mannschaftsführern angerufen. Nur wenn diese sich nicht einigen konnten, musste der Schiedsrichter entscheiden. Es konnten von da ab nicht mehr die Mannschaftsführer entscheiden; diese Befugnis ging auf die Umpires über. Diese wiederum durften nicht in den Mannschaften spielen. Es stand den Mannschaften aber immer noch frei sich auf einen Schiedsrichter zu einigen, der gewissermaßen Schlichter gegenüber umstrittenen Entscheidungen der Umpires war. Der Schiedsrichter erhielt die Bezeichnung Referee, die international immer noch gilt. Als dann im Jahre 1880 der Schiedsrichter in das Regelwerk aufgenommen wurde, trug diese Regel die Nr. 15 und lautete: Im Einvernehmen, der an den Spielen beteiligten Mannschaften, kann ein Schiedsrichter bestellt werden, dessen Pflicht es sein soll in allen Streitfällen der Umpires zu entscheiden. Er soll sich über den Verlauf des Spieles Aufzeichnungen machen und auch die Zeit nehmen. Bei ungebührlichem Betragen eines Spielers soll er den oder die schuldigen Spieler in Gegenwart der Umpires verwarnen oder und bei grob unsportlichem Betragen vom Spiel ausschließen. Der oder die Namen der schuldigen Spieler sind der zuständigen Behörde zu melden, die allein das Recht hat eine Entscheidung entgegen zu nehmen. Der Schiedsrichter war immer noch nicht der alleinige Leiter des Spiels, aber schon die entscheidende Stelle bei Unstimmigkeiten. Den Begriff “neutral” kannte die Regel nicht. Jeder Schiedsrichter, auf den sich die Mannschaften einigten, war in seinen Entscheidungen unangreifbar.

Im Jahre 1889 wurden die Bestimmungen über die Leitung von Spielen neu gefasst und die Rechte der Umpires und der Schiedsrichter genau umrissen. Die Bestimmungen lauteten: Zwei Umpires sind zu bestellen, deren Aufgabe es ist, alle Streitpunkte zu entscheiden, wenn sie dazu aufgerufen werden. Ein Schiedsrichter ist zu bestellen, der alle Streitfälle zwischen den Umpires regelt. Es ist Pflicht des Schiedsrichters in allen Fällen zu entscheiden, in denen die Umpires nicht übereinstimmen oder wenn ein Umpire keine Entscheidung trifft. Obwohl man dazu nicht verpflichtet war, einigte man sich damals bei entscheidenden Spielen schon auf einen neutralen Schiedsrichter. Die Pflicht, für die Leitung eines Spieles einen Schiedsrichter zu bestimmen, bestand seit dem Jahre 1882, weil sich die Unstimmigkeiten mehr und mehr häuften. Den Schiedsrichter als alleinigen Leiter eines Spieles gibt es seit dem Jahre 1890. Im Jahre 1891 wurden die Umpires abgeschafft und an ihrer Stelle traten die Linienrichter. Die Stellung des Schiedsrichters wurde dadurch aufgewertet. Für die Linienrichter wurde eine eigene Regel geschaffen. Der Schiedsrichter wurde der alleinige Leiter des Spiels und die Linienrichter ihm unterstellt. Mir diesen Ausführungen sollte aufgezeigt werden, welcher Wandlung die Stellung des Spielführers einer Mannschaft, des Schiedsrichters und die der Linienrichter unterworfen waren.

Voraussetzungen

Um Schiedsrichter zu werden muss man in Deutschland Mitglied eines Fußballvereins sein und sich über diesen für einen Schiedsrichterlehrgang anmelden lassen. Das Mindestalter liegt bei 12-14 Jahren je nach Verbands Regeln. Die Kosten für die Ausbildung und Ausrüstung übernimmt in der regel der Verein. Der Schiedsrichterlehrgang wird mit einer theoretischen (Regeltest: 75 von 100 Punkten richtig) und praktischen Prüfung (kleiner Cooper-Test: 1300m in 6 min) abgeschlossen. Danach wird der neue Schiedsrichter zuerst bei Jugendspielen angesetzt und muss danach wie die Mannschaften Liga für Liga im Seniorenbereich aufsteigen. Dafür wird er von Schiedsrichterbeobachtern bei seinen Spielleitungen benotet und muss regelmäßig zu Pflichtsitzungen, Schulungen im Kreis/Bezirk und Lehrgängen auf Verbandsebene/DFB-Ebene erscheinen und dort mindestens zwei mal pro Jahr erneut eine theoretische (meist 15 Fragen, max. 3 Fehler) und praktische Prüfung (großer Cooper-Test: 2600 m in 12 min) ablegen. Die besten Schiedsrichter jeder Klasse steigen dann auf. Dabei ist jeder Schiedsrichter gleichzeitig auch in höheren Ligen als Assistent tätig.

Wer zu den Besten der Besten gehört, kann schließlich bis in die Bundesliga aufsteigen. Dazu sind allerdings mindestens sechs bis acht Jahre zu veranschlagen.

Die meisten Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter üben noch einen geregelten Beruf aus. Im Gegensatz zu Fußballspielern, die quasi ohne Altersbeschränkung an nationalen oder internationalen Begegnungen teilnehmen können, gibt es bei Schiedsrichtern eine feste Altersgrenze, nach deren Überschreiten sie keine internationalen Spiele oder Spiele im Profifußball mehr leiten dürfen. Aufgrund des hohen Zeitaufwandes sind eigentlich alle Schiedsrichter in den höheren Ligen in selbstständigen Berufen wie Arzt, Anwalt, Kaufmann oder Beamter tätig, die eine eigene Einteilung der Arbeitszeit ermöglichen.

Schiedsrichter in Deutschland

In Deutschland gibt es ca. 75.000 Schiedsrichter (Stand 2005). Bei ca. 100.000 Spielen pro Wochenende in Deutschland reicht diese Zahl jedoch nicht aus, weshalb manche Schiedsrichter zweimal pro Woche Spiele leiten oder die untersten Klassen der Jugendmannschaften nicht mit offiziellen Schiedsrichtern angesetzt werden können. Von einem Schiedsrichter wird dabei erwartet, dass er pro Saison mindestens 15 Spielleitungen übernimmt und 5 Schiedsrichtersitzungen besucht. Erfüllt er dies nicht, fällt er aus dem "Soll" seines Vereins. Die Vereine müssen je nach Anzahl ihrer Mannschaften und deren Spielklasse eine Mindestanzahl von Schiedsrichtern abstellen. Stellen sie zu wenige ab, müssen sie Strafgelder zahlen und können, wenn dies über mehrere Spielzeiten nicht verbessert wird, auch mit Strafen wie dem Verbot des Ausrichtens von Turnieren oder gar dem Zwangsabstieg der ersten Mannschaft bestraft werden.

Das Schiedsrichteramt ist ein Ehrenamt. In Deutschland gibt es keine professionellen Schiedsrichter. Allerdings erhält man für seine Spielleitungen Spesen, die je nach Landesverband variieren. Für Spiele im unteren Amateurbereich liegen die Spesen unter 20 Euro. Selbst bei einem Oberligaspiel muss sich der Schiedsrichter mit 70 Euro, die Assistenten mit 35 Euro begnügen. Über dieses Niveau kommen über 99% der Schiedsrichter (ebenso wie über 99% der Spieler) nicht hinaus.

Erst im Profifußball werden dem Schiedsrichter höhere Beträge gezahlt. Ein Schiedsrichter in der Bundesliga erhält 3.000 € pro Spiel, ein Assistent und der 4. Offizielle 1.500 €, in der 2. Bundesliga jeweils die Hälfte. In der Regionalliga gibt es schon nur 150 Euro bzw. 75 Euro. Alle Schiedsrichter der 2. Bundesliga müssen dabei aber etwa genauso oft Regionalligaspiele leiten wie Zweitligaspiele.

Für einen Schiedsrichter der Bundesliga kommt es dabei aber zu einem sehr hohen Aufwand: Für ein Spiel an einem Samstag muss er freitags anreisen und kommt erst spätabends am Samstag zurück. Die Fahrtkosten sowie Hotel und Verpflegung muss er selbst organisieren und bezahlen. Die Schiedsrichterbetreuung wurde abgeschafft. Hinzu kommen mehrere mehrtägige Lehrgänge des DFB und seines Verbandes pro Monat. Zudem bekommt er einen täglichen Trainingsplan, der auch überprüft wird.

Ein Bundesligaschiedsrichter wird mit dem Cooper-Test überprüft, den Schiedsrichter ab der Bezirksoberliga zum Beweis Ihrer konditionellen Leistungsfähigkeit machen müssen. Dabei sind in 12 Minuten in der Bezirksoberliga 2600 Meter und ab der Landesliga 2700 Meter zu laufen. Die Altersgrenze für einen Bundesliga-Schiedsrichter liegt bei 46 Jahren. Ab der Regionalliga sowie der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals wird ein Schiedsrichter in jedem Spiel beobachtet und benotet.

Im Januar 2005 werden dem deutschen Fußballschiedsrichter Robert Hoyzer Spielmanipulationen vorgeworfen. Hoyzer wird beschuldigt, dass er im Zusammenhang mit Sportwetten Einfluss auf Ergebnisse von ihm geleiteter Spiele genommen und sie damit möglicherweise manipuliert hatte. Der Verdacht, Hoyzer habe Einfluss auf Spielergebnisse genommen, betrifft zunächst das DFB-Pokalspiel der ersten Runde vom 21. August 2004 zwischen dem SC Paderborn 07 und dem Hamburger SV, das überraschenderweise mit 4:2 zu Ende gegangen war, nachdem es zwei dubiose Strafstöße und einen umstrittenen Platzverweis gegen den HSV gegeben hatte. Aber auch fünf Spiele aus der Zweiten Fußball-Bundesliga werden untersucht. Möglicherweise kommt es sogar zu Wiederholungen der Partien. Der Hamburger SV hat Protest gegen Wertung der 2:4-Niederlage in der ersten DFB-Pokalrunde in Paderborn und die in diesem Spiel von Hoyzer verhängte Rote Karte gegen Emile Mpenza eingelegt.


Internationale Einsätze

Für ein internationales Spiel muss der Schiedsrichter sogar drei komplette Tage einplanen. Ein Schiedsrichter, der auf der FIFA-Liste steht, muss für Spielleitungen, Lehrgänge, Schulungen und Training mindestens 200 komplette Tage pro Jahr aufbringen. Die Altersgrenze für einen FIFA-Schiedsrichter liegt bei 45 Jahren.

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