Der Große Preis
Der große Preis war eine Quiz-Fernsehshow im ZDF, die vom 7. Juni 1974 bis 11. Dezember 1993 ausgestrahlt wurde und vom 28. Februar 2002 bis 22. Mai 2003 eine kurzfristige Neuauflage erlebte.
Idee und Realisierung
Die Idee zu dieser Sendung wurde von der italienischen Fernsehshow „Riscia tutto“ übernommen, die unter dem adaptierten Titel „Wer gwünnt?“ (mit Mäni Weber als Moderator) auch in der Schweiz sehr erfolgreich lief. Das ZDF verzichtete auf Orchester und Fernsehballett, wie es zuvor Usus war, und produzierte mit ca. 250.000 DM pro Folge sehr kostengünstig.
Die einzelnen Folgen wurden bis 1987 aufgezeichnet. Seit dem 17. Februar 1987, der 150. Sendung, wurde „Der große Preis“ live ausgestrahlt. Die Sendung hatte seit ihrem Start 1974 hohe Einschaltquoten (bis 61 %), die vor anderen Unterhaltungssendungen wie „Dalli Dalli“ oder „Wetten dass..?“ lagen. Ab den 80-er Jahren sanken sie kontinuierlich von 41 % (1983) auf 23 % (1991). Allerdings setzte in diesen Jahren auch verstärkt die Konkurrenz zu den kommerziellen Sendern ein, weswegen diese Zahlen nur bedingt vergleichbar sind.
„Der große Preis“ war, wie die Vorgängersendung "Drei mal neun", mit der „Aktion Sorgenkind“ (seit 1. März 2000 umbenannt in „Aktion Mensch“) verbunden und steigerte durch gleichzeitige Lotterieeinnahmen die Einnahmen für wohltätige Zwecke gewaltig.
Moderatoren
- Wim Thoelke (7. Juni 1974 - 10. Dezember 1992)
- Wolfgang Lippert (Vertretung im April 1991)
- Hans-Joachim Kulenkampff (ab 9. Januar 1993)
- Carolin Reiber (10. Juli 1993 - 11. Dezember 1993)
- Marco Schreyl (28. Februar 2002 - 22. Mai 2003)
Crew
Schiedsrichter war der Notar Dr. Eberhard Gläser (1974-1984), der von den Zuschauern als besonders streng empfunden wurde. 1984 löste ihn der Jurist Niels Klemm ab. Für die Kandidaten gab es wechselnde Experten, die dem Publikum Fachfragen allgemeinverständlich erklärten.
Briefträger Walter Spahrbier (bekannt aus den Shows „Vergissmeinicht“ und „Drei mal neun“) war ebenfalls bei jeder Sendung mit von der Partie sowie der „Harem“ von Thoelke, mehrere Damen (z.B. Assistentin Beate Hopf), die für den technischen und organisatorischen Ablauf verantwortlich zeichneten.
Ablauf der Quizshow
Pro Sendung gab es 3 Kandidaten, von denen jeder ein eigenes Interessensgebiet mitbrachte. In der ersten Runde musste jeder 5 leichte Fragen zu seinem Spezialgebiet beantworten.
Die eingespielte Summe bildete das Grundkapital zur zweiten Runde, in der es um Allgemeinwissen ging: Auf einer Multivisonswand, einer elektronischen Auswahltafel, spielten die Kandidaten nun gegeneinander. Die Schnelligkeit beim Drücken des Knopfes war entscheidend. Sie mussten eine hinter einem Themenfeld verborgene Frage (mit unterschiedlichem Schwierigkeitsniveau, die durch kleine oder große Summen gekennzeichnet waren) beantworten.
Besondere Felder: das „Kleeblatt“, bei dem sie, ohne eine Frage zu beantworten, einen Geldbetrag zugeschrieben bekamen. „Risiko!“: Bei diesem Feld stellte sich stets Nervenkitzel ein. Der Kandidat musste zunächst eine Summe von seinem Kapital setzen, deren Höhe er selbst festlegen konnte. Wurde die Frage richtig beantwortet, verdoppelte sich das Kapital. Wurde sie falsch beantwortet, verfiel das Kapital.
In der letzten Spielrunde mussten Spezialfragen aus dem jeweiligen Wissensgebiet beantwortet werden. Wer sie richtig beantwortete, verdoppelte sein bisheriges Kapital. Wer eine falsche Antwort gab, verlor sein bisheriges Kapital zu Gunsten der „Aktion Sorgenkind“. Der Gewinner mit der höchsten eingespielten Summe durfte als „Champion“ in der nächsten Sendung weiterspielen und neue Gewinne einstreichen.
Ausstattung
Die Kandidaten saßen in orangen futuristischen Glaskapseln, während Thoelke an einem Pult und vor der elektronischen Wand stand. 1987 fielen diese Kapseln weg, und statt dessen wurde ein „Trickkasten“ auf dem Bildschirm eingeblendet.
Loriot
Loriot steuerte der Quizsendung als unterhaltsames Element stets eine Zeichentrickepisode bei. Im Mittelpunkt stand der Hund „Wum“ (bekannt bereits aus „Drei mal neun“), dem später der Elefant „Wendelin“ und der Außerirdische „Blauer Klaus“ (samt fliegender Untertasse) beigegeben wurden. Berühmt wurde Wum mit seinem Ruf nach dem Moderator („Thööölke“). Sein Lied „Ich wünsch' mir 'ne kleine Miezekatze“ war ein Nummer-Eins-Hit (vom 25. Dezember 1972-25. Februar 1973) in Deutschland.
Nachfolgerangeleien
Der biedere Wim Thoelke („Big Wim“) moderierte die Rateshow 18 Jahre und 220 Folgen lang. Wegen eines schweren Herzleidens, das 1995 zu seinem Tod führen sollte, gab er die Sendung 1992 ab. Als Nachfolger hatte er jüngere Moderatoren wie Wolfgang Lippert und Sabine Sauer favorisiert. Das ZDF entschied sich jedoch für den Quizmaster-Veteranen Hans-Joachim Kulenkampff, der sieben Jahre älter als Thoelke war, und mit 60.000 DM pro Sendung noch dazu die doppelte Gage bezog. Die Sendung wurde außerdem von ihrem gewohnten Sendeplatz am Donnerstag (19.30-21.00 Uhr) auf den Samstagabend verschoben und die Produktion von Berlin nach Hamburg verlegt, was zu zusätzlichen Kosten führte. Von Thoelke kamen deshalb zynische Kommentare. Kulenkampff gab bereits nach fünf Sendungen auf, worauf Carolin Reiber den Quiz noch bis zu seinem (vorläufigen) Ende am 11. Dezember 1993 weitermoderierte.
Literatur
- Ricarda Strobel und Werner Faulstich: Die deutschen Fernsehstars. Bd. 3: Stars für die ganze Familie. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht. 1998. ISBN 3-525-20798-0