Siegesallee
Die von der Berliner Bevölkerung despektierlich als Puppenallee bezeichnete Siegesallee war ein 1873 von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebener Prachtboulevard im Tiergarten in Berlin mit 32 Denkmälern und 64 Büsten aus der Geschichte Brandenburgs und Berlins. Die 750 m lange Allee verlief vom früheren Königsplatz (heute Platz der Republik) zum Kemperplatz. Der monumentale Boulevard war bereits kurz nach seiner Fertigstellung umstritten und wurde vielfach belächelt. 1947 wurde die Allee abgerissen.
Die Denkmäler nahmen eine zentrale Funktion in Albert Speers Planungen der Welthauptstadt Germania ein und wurden deshalb von den Nationalsozialisten 1938 in die Große Sternallee verlegt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Figuren beschädigt und von den Siegermächten 1954 am Schloss Bellevue vergraben. Erst 1978 wurden sie wieder hervorgeholt. Das Denkmal des Gründers der Mark Brandenburg (1157) und ersten Brandenburger Markgrafen, Albrecht des Bären, das am 6. Mai 1898 enthüllt wurde, steht heute unversehrt im Hof der Zitadelle Spandau, die Marmorbüste des Freiherrn vom Stein in der Spandauer Mönchgasse. Die übrigen Figuren werden im Lapidarium in Kreuzberg aufbewahrt.
Denkmäler
Unter der Leitung von Reinhold Begas schufen zwischen 1895 und 1901 27 Bildhauer 32 Standbilder der Brandenburger und Preußischen Herrscher von jeweils 2,75 m Höhe. Die Standbilder der Askanier, Wittelsbacher, Luxemburger und Hohenzollern wurden jeweils flankiert von zwei kleineren Büsten mit der Darstellung von Personen, die im Leben der Herrscher eine wichtige Rolle spielten. Bei Albrecht dem Bären waren das beispielsweise Bischof Wigger von Brandenburg und Bischof Otto von Bamberg. Zur Seite seines Sohnes und zweiten Brandenburger Markgrafen Otto I. standen die Büsten seines Taufpaten Pribislaw-Heinrich und des ersten Lehniner Klosterabtes Sibold.
Da von den ersten Askaniern keine Abbilder existierten, wurde die Gestaltung nach der Fantasie und Vorstellung der einzelnen Bildhauer vorgenommen. Walter Schott zum Beispiel zeichnete einen kühnen und entschlossenen Albrecht den Bären in kriegerischer Ausrüstung, der gestützt auf sein Schwert ein Kreuz in die Höhe hält und mit dem Fuß ein slawisches Götzenbild in den Staub tritt. Diese Darstellung soll symbolisieren, dass Albrecht nach vielen vergeblichen deutschen Versuchen zuvor 1157 die slawischen Stämme in den Regionen Zauche und Havelland endgültig besiegen konnte und damit „das christliche Kreuz über die slawischen Götzen triumphieren ließ“. Nach heutigem Kenntnisstand wird diese Darstellung dem ersten Brandenburger Markgrafen nur zum Teil gerecht. Denn die Kolonisierung der Ostgebiete lief in den 1150er Jahren, von Ausnahmen abgesehen, weitgehend unblutig ab und der nachhaltige Gewinn dieser Gebiete ist eher der geschickten, diplomatischen Ansiedlungspolitik der ersten Askanier geschuldet.
Auch die Sockel der Denkmäler und Büsten wurden zum Teil mit detaillierten Darstellungen ausgestattet. Der Bildhauer Max Unger stellte in seinen Reliefs am Sockel Otto I. das Kloster Lehnin und den Gründungstraum Ottos um dieses Kloster dar (siehe ausführlicher bei Otto I.).
Siehe auch: Denkmäler in Spandau
Literatur
- Richard George (Hrsg.): Hie gut Brandenburg alleweg! Geschichts- und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt-Berlin bis zum Tode des Großen Kurfürsten.Verlag von W. Pauli's Nachf., Berlin 1900
- Jan von Flocken: Die Siegesallee. Auf den Spuren der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Kai Homilius Verlag 2001, ISBN 3-89706-899-0