Hirse



Hirse, umgangssprachlich auch Brein, ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von kleinfrüchtige Körner liefernden Getreidearten, die alle zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehören. Der Name Hirse stammt aus dem Altgermanischen und steht für Sättigung, Nahrhaftigkeit. In China wurde Rispenhirse seit mindestens 4000 Jahren landwirtschaftlich genutzt, sie zählte zu den fünf heiligen Pflanzen. Der chinesische Kaiser ließ Hirse 2800 v. Chr. in die Liste der fünf heiligen Nahrungspflanzen aufnehmen. Die Rispenhirse oder Echte Hirse (Panicum miliaceum) wurde früher auch in Europa als Nahrungsmittel angebaut.
Genutzte Arten
Zu den kultivierten Hirsen zählen folgende Arten:
- Sorghum
- Mohrenhirse (Sorghum bicolor (L.) Moench)
- Panicum
- Rispenhirse (Panicum miliaceum L.)
- Sowihirse (Panicum hirticaule J.Presl)
- Kutkihirse (Panicum sumatrense Roth)
- Gabelblütige Hirse (Panicum dichotomiflorum A. Michaux),
- Rutenhirse (Panicum virgatum L.)
- Setaria
- Kolbenhirse (Setaria italica (L.) P.Beauv.)
- Pennisetum
- Perlhirse (Pennisetum glaucum (L.) R.Br.)
- Paspalum
- Kodohirse (Paspalum scrobiculatum L.)
- Echinochloa
- Japanhirse (Echinochloa esculenta (A.Braun) H.Scholz)
- Eleusine
- Fingerhirse (Eleusine coracana (L.) Gaertn.)
- Digitaria
- Foniohirse (Digitaria exilis (Kippist) Stapf)
- Coix
- Hiobsträne (Coix lacryma-jobi L.)
- Urochloa
- Guinea-Hirse (Urochloa deflexa (Schumach.) H.Scholz)
- Braune Hirse (Urochloa ramosa (L.) R.D.Webster)
- Eragrostis
- Teff (Eragrostis tef)
Durchschnittliche Zusammensetzung von Millet- und Sorghumhirsen
Bestandteile | Millethirsen | Sorghumhirsen |
---|---|---|
Feuchtigkeit | 14 g | 14 g |
Protein, gesamt | 11,2 g | 12,0 g |
Fett, gesamt | 5,1 g | 3,0 g |
Kohlenhydrate | 70 g | 81 g |
Mineralstoffe | 3,8 g | 3,8 g |
Nutzen
Von Durra (Mohrenhirse) wird neben den Samen auch der Halm zur Faserherstellung genommen. Wenn man im deutschen Sprachraum von Hirse spricht, handelt es sich oft um die Rispenhirse.
Hirse ist das mineralstoffreichste Getreide. In Hirse sind Fluor, Schwefel, Phosphor, Magnesium, Kalium und besonders viel Silizium (Kieselsäure) und Eisen enthalten. Hirse wird auch als das Getreide bezeichnet, das "innerlich wärmt", da es den Stoffwechsel anregt.
Im Handel üblich ist die von Schalen befreite Goldhirse, es gibt daneben die ungeschälte Vollwert-Braunhirse, in der die meisten an den Schalen haftenden Mineralstoffe und Spurenelemente erhalten sind. Im Rohzustand konsumiert zählt die Hirse zu den basenbildenden Getreidesorten und beugt somit der Übersäuerung und der Entmineralisierung vor. (Dabei wäre aber zu bedenken dass der Blausäuregehalt besonders bei roher Hirse eventuell nicht ganz unbedenklich ist, siehe auch Amygdalin und [1].
Geschichte
Im Altertum und Mittelalter zählten die unterschiedlichen Hirsearten zum meistangebauten Getreide. Durch Ausgrabungen in Mittel- und Norddeutschland ist der Hirseanbau in der vorrömischen Eisenzeit (Hallstatt- und Latènezeit) sowie der römischen Zeit (1.–3. Jhd. n. Chr.) belegt. [2] In der frühen Neuzeit wurden sie in Europa durch die Einfuhr von Kartoffel und Mais fast völlig verdrängt. Im Himalayagebiet wird aus verschiedenen Sorten ein schwachalkoholisches Bier gebraut. Gästen des Hunnenkönigs Attila wurde ausschließlich Hirse gereicht. Um die Gesundheit und Kraft zu stärken, empfahl der griechische Philosoph Pythagoras die Hirse.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die wichtigsten Hirsen sind:
- Perlhirse
- Fingerhirse
- Rispenhirse
- Kolbenhirse z.B. als Vogelfutter
- Mohrenhirse
- Teff, auch Zwerghirse genannt
Weltweit wurden im Jahr 2007 laut FAO 98,1 Mio. t an Sorghum und Millet produziert, die hauptsächlich zu Breinahrung und Futtermittel verarbeitet wurden. Der Hektarertrag ist von allen Getreidearten mit nur 7 dt/ha der geringste. Dies ist einer der Gründe, weshalb der wesentlich ertragreichere Mais in den traditionellen Hirseanbaugebieten immer populärer wird. Allerdings hat Hirse gegenüber Mais den großen Vorteil, dass selbst bei sehr schlechtem Wetter die Ernte fast nie komplett ausfällt.
Hirse ist darüber hinaus die Grundlage einiger traditioneller Biere, zum Beispiel Dolo in Westafrika, Pombe in Ostafrika und Merisa im Sudan. In Äthiopien ist die Hirseart "Teff" (Eragrostis tef) die wichtigste Nahrungspflanze der Menschen. Industriell wird Hirse von einigen spezialisierten Brauereien zur Herstellung von glutenfreiem Bier für Menschen mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) genutzt.
In den USA werden große Hoffnungen in die Rutenhirse als Lieferant von Cellulose-Ethanol gesetzt, Mohrenhirse gilt als aussichtsreiche Energiepflanze zur Biogaserzeugung, vor allem in trockenen Lagen [3].
In vielen Gebieten Afrikas und Asiens sind die unterschiedlichen Hirsearten Hauptnahrungsmittel, werden allerdings zunehmend durch Mais verdrängt. Kolbenhirse (Vogelhirse, Fennich, Setaria italica) dient als Nahrung und in Osteuropa als Viehfutter.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Ternes, Täufel, Tunger, Zobel: Lebensmittel-Lexikon, Behr's Verlag, 4. Auflage 2005, ISBN 3-89947-165-2
- ↑ Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen und Umwelt im römischen Germanien, herausgegeben von der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e. V.
- ↑ Technologie- und Förderzentrum (TFZ): Anbauhinweise Sorghum-Hirsen (Sorghum bicolor, Sorghum sudanense, S. bicolor x S. sudanense ) für die Verwendung in Biogasanlagen. TFZ, Straubing 2007. (PDF-Dokument)]