Schempp-Hirth Standard Cirrus
Schempp-Hirth Standard Cirrus | |
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Standard Cirrus B-75 | |
Typ | Segelflugzeug der FAI-Standard- und Clubklasse |
Entwurfsland | |
Hersteller | Schempp-Hirth, Grob, VTC, Lanaverre Industrie |
Erstflug | 20.02.1969 |
Produktionszeit | 1969 - 1977 (1985 VTC / Jastreb) |
Stückzahl | 824 (506 durch Schempp-Hirth, 195 Stück durch Grob, 83 Stück durch VTC/Jastreb, 38 Stück durch Lanaverre Industrie, 2 Standard Cirrus K bei LTB Borowski) |
Der Standard Cirrus ist ein Segelflugzeug des Herstellers Schempp-Hirth. Er wurde von Dipl. Ing Klaus Holighaus konstruiert und flog erstmals 1969. Bedingt durch die Auslegung "Standardklasse" ist er mit einer Spannweite von 15m konstruiert worden und in GFK-Bauweise gebaut worden. Bis auf die Form des Rumpfvorderteils hat der Standard Cirrus nur wenig mit dem Schempp-Hirth Cirrus - dem "großen Cirrus" gemein.
Standard Cirrus
Im Gegensatz zu früheren Segelflugzeugen verfügt der Standard Cirrus nur über "Schempp-Hirth Bremsklappen", die nach oben ausfahren. Der 10m² große Flügel ist verhältnismäßig klein und hat eine hohe Streckung. Klaus Holighaus konnte dieses Flugzeug im Februar 1969 einfliegen. Mitte 1971 erfolgte eine Optimierung des Segelflugzeuges. Die Flügelschränkung wurde verändert und das Flugverhalten so verbessert. Über 700 Stück dieses Flugzeuges wurden bis 1977 hergestellt, davon 200 bei Grob. Zwischen 1977 und 1978 hat das französische Unternehmen Lanaverre Industrie das Modell Standard Cirrus bzw. Standard Cirrus 75 unter der Typenbezeichnung CS 11/75 L St. und CS 11/78 L St. gebaut. Die Serien/- Werknummern überschneiden sich mit denen der Deutschen Modelle, fangen jedoch mit ATC an. Das "L" im Namen steht hierbei für "Lanaverre" - den Hersteller. Weitere 83 folgten bis 1979 bei VTC. Die letzten Standard Cirrus Modelle sind die Modelle "G/81", die durch Jastreb (VTC wurde innerhalb der 1980er Jahre von Jastreb übernommen) bis 1985 hergestellt wurden.
Kunstflug und Wolkenflug
Der normale Standard Cirrus ist bereits für einfachen Kunstflug:
- Looping - Eintrittsgeschwindigkeit gemäß Handbuch 180km/h
- Turn - Eintrittsgeschwindigkeit gemäß Handbuch 180km/h
- Steilkurve - Eintrittsgeschwindigkeit gemäß Handbuch 120km/h
- Trudeln
sowie Wolkenflug (vorausgesetzt dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten sind/werden) zugelassen. Die Maximalgeschwindigkeit des Luftfahrzeuges beträgt 220 km/h (Vne). Der Cirrus K ist ein eigentliches Kunstflug-Segelflugzeug, dass für den Kunstflug konstruiert worden ist.
Standard Cirrus 75
Der Standard Cirrus 75, häufig nur Cirrus 75 genannt ging ab Frühjahr 1975 in Serie. Der Rumpf wurde nach vorne hin etwas länger und läuft spitzer zu als beim originären Std.-Cirrus. Die Rumpfnase kam vom Schempp-Hirth Janus. Weiterhin wurde die Schränkung der Tragflügel verändert, so dass der Cirrus 75 ein unkritischeres Flugverhalten an den Tag legt. Neben diesen Änderungen bekam der Standard Cirrus 75 auch eine geänderte Leitwerksaufhängung und Leitwerkskinematik sowie um 10% vergrößerte Bremsklappen.
Weiterentwicklungen des Cirrus 75 sind der Standard Cirrus B (oder auch Cirrus 75B), der abnehmbare Flächenenden bekam und so auf eine Spannweite von 16m erweitert werden konnte. Daneben erhielt der Standard Cirrus B auch Serienmäßig integrierte Flächentanks zur Aufnahme von Wasserballast. Der Std.-Cirrus G bekam Ende der 1970er Jahre ein gedämpftes Höhenruder anstelle des bis dahin verwendeten Pendelleitwerks. Im Rahmen einer TM lassen sich auch vorher gebaute Versionen auf ein gedämpftes Leitwerk umrüsten. Weiterhin ist es möglich alle Standard Cirrus Versionen mit sogenannten Rittner-Klappen (doppelstöckigen Bremsklappen) auszurüsten.

Im Jahr 2006 wurden für den Std.-Cirrus Winglets entwickelt, die ein eigenstabileres Fliegen ermöglichen. [1]
Standard Cirrus G/81
Der Standard Cirrus G/81 ist die Neuauflage bzw. Weiterentwicklung des Standard Cirrus 75. Das "G" steht dabei für ein gedämpftes Höhenruder. Analog zum Std.-Cirrus 75 verfügt der "G/81" über einen längeren Rumpf, sowie über Wasserbalast von 60ltr. Die Ausführung des Wasserballast-Systems ist als "Integral-Tank-System" ausgeführt. Weiterhin hat die "G/81" ein geringfügig größeres Cockpit. Die Cockpitabdeckung und Haubenverriegelung entspricht derer des Nimbus/Mini Nimbus. Die 81 ist eine Anlehnung an das Produktionsjahr des ersten "G/81" - 1981. Die Serien-/ Werknummern überschneiden sich mit den deutschen Modellen. Die Flugdaten und -werte, des "G/81" sind mit denen des Std.-Cirrus 75 weitgehend identisch - eine geringfügige Abweichung ergibt sich aus dem gedämpften Höhenleitwerk und dessen Auswirkungen auf die Aerodynamik.
(Standard) Cirrus K
Beim Cirrus K handelt es sich um eine auf Initiative von Wilhelm Düerkop Ende der 1980er in nur 2 Exemplaren gebaute Kunstflugvariante des Standard Cirrus. Die beiden Modelle (D-4747 und D-3092) unterscheiden sich durch unterschiedlich grosse Querruder. Der Cirrus K ist optisch vor allem am Kreuzleitwerk mit dem großen Höhenruder und der auf 12,6 Meter gestutzten Flügelspannweite zu erkennen. Das Pendel-T-Leitwerk des Standard Cirrus ist durch ein Kreuzleitwerk ersetzt worden. Zudem waren Verstärkungen am Rumpf notwendig um den erhöhten Leitwerksmomenten gerecht zu werden. So modifiziert liegt die höchstzulässige Geschwindigkeit (VNE) bei 290 km/h, zulässige Lastvielfache sind +7/-5g. Gebaut wurden die beiden Exemplare im LTB Borowski in Winzeln. Mit dem Cirrus K ist es möglich eine gesteuerte Rolle in 2 Sekunden zu fliegen.
Beide Exemplare existieren noch und werden regelmäßig geflogen. Der Cirrus K "D-4747 Langohreater" wurde bislang vom Förderverein Segelkunstflug im BWLV e.V. verchartert, befindet sich nunmehr aber wieder in reiner Privatnutzung.
Wettbewerbserfolge und Weltmeistertitel
Bis heute fliegt der Standard Cirrus (75) immer noch äußerst erfolgreich in der Clubklasse mit. Bei der Segelflugweltmeisterschaft der FAI Klassen in Rieti (Italien) 2008 gewann Killian WALBROU (FRA) den Vizeweltmeistertitel mit einem Std. Cirrus 75 gefolgt von Peter TEMPLE (AUS) auf Platz 3 und Didier HAUSS (FRA) ebenfalls in einem Std. Cirrus auf Platz 4.[2] Im Jahr 2007 gewann Killian Walbrou (Frankreich) mit einem Std.-Cirrus die Clubklasse Weltmeisterschaft der Junioren in Rieti (Italien). Bei der Weltmeisterschaft der Frauen 2005 in Klix, Deutschland siegte Hana Vorinkova aus der Tschechischen Republik mit einem Standard Cirrus. Bei der Clubklasse Weltmeisterschaft 2004 wurde Jay Rebbeck (UK) Vizeweltmeister auf einem Standard Cirrus. 2002 wurde Thomas Suchanek aus der Tschechischen Republik in Musbach, Schwarzwald, Weltmeister der Clubklasse mit einem Standard Cirrus. Er wurde gefolgt von Richard Hood (UK) und Pavel Louzecky (CZ) auf den Plätzen 2 und 3 - ebenfalls beide auf einem Standard Cirrus. Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Australien wurde Ingo Renner Vizeweltmeister mit einem Standard Cirrus in der Standardklasse.
Technische Daten
Standard Cirrus | Cirrus 75 | Standard Cirrus B | Standard Cirrus G/81 | Cirrus K | |
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Spannweite | 15 m | 15 m | 16 m | 15 m | 12,6 m |
Flügelfläche | 10,04 m² | 10,04 m² | 10,36 m² | 10,04 m² | n.bek. |
Flügelstreckung | 22,5 | 22,5 | 24,7 | 22,5 | n.bek. |
Rumpflänge | 6,35 m | 6,36 m | 6,36 m | 6,41 m | 6,4 m |
Leermasse mit Mindestausrüstung | ca. 202 kg | ca. 215 kg | ca. 220 kg | ca. 218 kg | n.bek. |
Wasserballast | - | 50 kg | 60 kg | 60 kg | - |
max. Abflugmasse | 330 kg | 390 kg | 390 kg | 390 kg | 330 kg |
max. Flächenbelastung | 33 kg/m² | 39 kg/m² | 39 kg/m² (15m) - 31,85 kg/m² (16m) | 39 kg/m² | n.bek. |
geringstes Sinken | 0,65 m/s | 0,63 m/s | 0,60 m/s (15m) - 0,53m/s (16m) | 0,57 m/s | n.bek. |
Gleitzahl | 36* | 37* | 37* (15m) - 38* (16m) | 37* | n.bek. |
Sollbruchstellen:
- Bruchfestigkeit für Windenschlepp max. 550 daN
- Bruchfestigkeit für Flugzeugschlepp 550 daN
Geschwindigkeiten:
- Manövergeschwindigkeit / Manoeuvring Speed VA 170 km/h (178 km/h Cirrus K)
- Höchstzulässige Geschwindigkeit / Never Exceed Speed VNE 220 km/h (290 km/h Cirrus K)
- Höchstzulässige Geschwindigkeit bei starker Turbulenz / in rough air VRA 170 km/h
- Höchstzulässige Geschwindigkeit bei Flugzeugschlepp / in aero-tow VT 150 km/h
- Höchstzulässige Geschwindigkeit beim Windenschlepp / in winch-launch VW 120 km/h
(*) Flugtests haben gezeigt dass die tatsächliche Gleitzahl um ca. 1.5 Punkte niedriger ist.
Nachfolger des Standard Cirrus bei Schempp-Hirth ist der Schempp-Hirth Discus.
Weblinks
- Luftfahrt-Bundesamt - Segelflugzeug-Kennblatt Nr.: 278
- Luftfahrtzeug Handbuch zum Standard Cirrus
- Sailplane Directory zum Standard Cirrus
- SAGA über Cirrus K
- Cirrus K2 von Wolfgang Seitz
- Standard Cirrus Homepage im Internet
- TM Bugkupplung
- TM Erhöhung der Masse
- Liste der Werknummern und aktuellen Kennzeichen von 0 bis 400 - Schempp-Hirth und Grob
- Liste der Werknummern und aktuellen Kennzeichen von 401 bis 701 - Schempp-Hirth und Grob
- Liste der Werknummern und aktuellen Kennzeichen von VTC und Lanaverre Industrie
- Link zu den TM's des Standard Cirrus G beim Luftfahrtbundesamt - Kennblatt Nummer: 278
Einzelnachweise
- ↑ Schempp-Hirth: Technische Mitteilung Nr. 278-38, Nachrüstung von Winglets, Abgerufen am 18. April 2009
- ↑ Ergebnisse der FAI Segelflugweltmeisterschaft 2008 in Italien, Abgerufen am 18. April 2009
Literatur
- Martin Simons, Segelflugzeuge 1945 -1965 erschienen im EQUIP Verlag. ISBN 3-9807977-3-2
- Jürgen Gaßebner, Die Schönsten Oldtimer Segelflugzeuge, 1. Auflage 2002 erschienen im Motorbuchverlag. ISBN 3-613-02195-1
- Günter Brinkmann/Hans Zacher, Die Evolution der Segelflugzeuge, Bernard & Graefe Verlag. ISBN 3-7637-6119-5
- Dietmar Geistmann, Die Entwicklung der Kunststoff Segelflugzeuge, Motorbuchverlag. ISBN 3-87943-483-2
Siehe auch: Liste von Flugzeugtypen Vorlage:Navigationsleiste SH-Flugzeuge