Zum Inhalt springen

Europäischer Rossharnisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Februar 2004 um 13:01 Uhr durch Dylac (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Rossharnisch war eine Plattenrüstung für ein Schlachtross, die im 14. Jahrhundert aufkam und bis in die frühe Neuzeit gebräuchlich war.

Geschichte des Rossharnisches

Ein Pferd war während des gesamten Mittelalters äußerst teuer, so dass sich in der Regel nur Adelige oder besonders wohlhabende Bürger ein solches Reittier leisten konnten. In den Schlachten des Mittelalters war die schwere Reiterei der wichtigste Teil eines Heeres, weshalb die wertvollen Schlachtrösser einen besonderen Schutz benötigten. Das Fussvolk tötete oftmals gezielt das Pferd eines gegnerischen Ritters, um solch einen schwer gepanzerten Kämpfer leichter überwältigen zu können. Deshalb ging man schnell dazu über, auch Schlachtrösser mit einer Rüstung zu schützen. Im Hochmittelalter verwendete man vereinzelt spezielle Kettenrüstungen für Pferde, bis man seit dem späten 13. Jahrhundert dazu überging, das Schlachtross mit Platten zu schützen. Diese Entwicklung war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgeschlossen. Lediglich der Hals des Pferdes wurde zunächst noch durch Kettengeflecht geschützt, doch im 15. Jahrhundert setzte sich ein Halsschutz aus beweglichen, übereinandergeschichteten Metallplatten durch. Die Beine des Pferdes blieben meist ungeschützt, doch sollen auch Rossharnische mit voll beweglichen Beinschienen existiert haben. Rossharnische kamen in der Schlacht und auf Turnieren zum Einsatz. Sie bestanden aus weniger und deutlich größeren Platten als ein Feldharnisch für einen Menschen. Ein Rossharnisch wog annähernd so viel wie ein Feldharnisch, also zwischen 25-35 Kilogramm. Einige besonders massive Exemplare konnten über 40 Kilogramm wiegen. Oftmals wurde die Rüstung des Pferdes mit der des Reiters stilistisch in Einklang gebracht, so dass es zum Beispiel Riefelharnische für Schlachtrösser gab. Rossharnische kamen offenbar etwas früher als die Feldharnische außer Gebrauch, da Schnelligkeit und Beweglichkeit auf dem Schlachtfeld immer wichtiger wurden. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden sie nicht mehr verwendet. Nur wenige Rossharnische sind bis heute erhalten geblieben, wovon wiederum nur einige vollständig sind.

Bestandteile des Rossharnisches

Ein vollständiger Rossharnisch des 15./16. Jahrhunderts bestand aus folgenden Teilen:

  • Fürbug - große Platte zum Schutz der Brust
  • Kanz - Panzer aus zahlreichen beweglichen Platten zum Schutz des Halses
  • Rosskopf - Platte zum Schutz des Kopfes, bei Turnieren oftmals als Variante mit verdeckten Augen verwendet
  • Ohrenbecher - am Rosskopf angebrachte Röhren zum Schutz der Ohren
  • Kruppteil - große Platte, die den hinteren Teil des Pferdekörpers schützt

Ein Rossharnisch wurde auch als Gelieger bezeichnet. Ein leichtes Gelieger weist größere Lücken zwischen den Rüstungsteilen auf, während ein schweres Gelieger praktisch den gesamten Oberkörper des Pferdes umhüllt.