Tomorrow Never Knows
Tomorrow Never Knows ist ein Song der Beatles aus dem Jahre 1966, geschrieben und gesungen von John Lennon (trotz der üblichen Autorenangabe Lennon/McCartney). Er erschien auf dem Musikalbum Revolver.
Text
Als Vorlage für den Text dienten Schriften aus dem „Tibetischen Totenbuch“, welches wiederum von Timothy Leary und Richard Alpert in dessen Handbuch zur Bewusstseinserweiterung „Die Psychedelische Erfahrung“ als Quelle benutzt wurde.
Darin wird der Konsum von LSD zu psychiatrischen Behandlungszwecken erwogen und Anleitungen für einen kontrollierten Trip beschrieben. John Lennon konsumierte zu dieser Zeit LSD und Tomorrow Never Knows gleicht für manche einer Trip-Anleitung.
Musik und Produktion
Dieser Song beendet das Album Revolver, wurde aber als erster Titel eingespielt. Die Aufnahmen in den Abbey Road Studios begannen am 6. April 1966. Produzent war George Martin, als Toningenieur wurde der erst 20-jährige Geoff Emerick neu engagiert, der zahlreiche technische Ideen einbrachte.
Produktionstechnisch schlugen die Beatles hier abermals neue Wege ein. Der Song besteht neben Lennons Gesang hauptsächlich aus einem durchgängigen Schlagzeug- und Bassloop und rückwärts laufenden Tonbandschleifen. Mit dieser Technik experimentierten die Musiker auch bei anderem Liedern, um ihren musikalischen Ausdruck zu erweitern. George Harrison spielte ein Gitarrensolo ein, welches ebenfalls rückwärts abgemischt wurde.
Lennons Stimme wurde durchgängig mit Hilfe des von Ken Townsend neu erfundenen Flanging-Effekts verfremdet. In der zweiten Hälfte des Stücks wird sie zudem durch einen Leslie-Lautsprechers geführt, denn sie sollte sich distanziert und dünn anhören - laut George Martin sagte Lennon: „Ich möchte so klingen, als wäre ich der Dalai Lama, der vom höchsten Berggipfel aus singt, und trotzdem die Wörter hören, die ich singe“. Zum Erzielen eines derartigen Effekts veränderten Emerick und seine Mitarbeiter die Schaltungen einer Hammond-Orgel, um den dort eingebauten Leslie-Lautsprecher zu nutzen. Ab da verwendeten die Beatles diese revolutionäre Technik für die verschiedensten Instrumente.
Harmonisch verharrt der Track die meiste Zeit in einem C-Dur-Akkord (über dem Orgelpunkt des Bassloops), der nur gegen Ende der Strophen zur Doppelsubdominante B-Dur hin wechselt. Die Gesangsmelodie steht in der mixolydischen Tonart.
Dieser Titel durchlief viele Entwicklungsphasen, bevor die endgültige Version aufgenommen wurde. Er ist als reines Studioprodukt zu betrachten und hätte mit der damaligen Technik nicht live aufgeführt werden können. Diese Arbeitsweise wurde bald typisch für die Beatles; da sie nicht mehr auf Tournee gingen, mussten ihre Lieder auch nicht mehr auf die Bühnentechnik beschränkt werden.
Cover-Versionen
Wie viele andere Songs der Beatles wurde auch dieser von anderen Künstlern gecovert. So nahm beispielsweise Phil Collins seine Version des Stückes für sein erstes Soloalbum Face Value (1981) auf.
Live wurde er von den Gratful Dead gespielt, und zwar am 16. Dezember 1992 in der Oakland Coliseum Arena in Oakland, Kalifornien.
Die Songs Setting Sun auf dem Album Dig Your Own Hole (1997) und Let Forever Be auf dem Album Surrender (1997) der Chemical Brothers (Gesang Noel Gallagher) nehmen starke Anleihen an Tomorrow Never Knows und sind wohl als Hommage an die Beatles zu verstehen.
2003 haben Living Colour den Song auf ihrem Re-Union-Album Collideoscope gecovered.
Die deutsche Band Blackmail veröffentlichte eine Coverversion des Songs auf ihrem selbstbetitelten Debutalbum.
Literatur/Weblinks
- Notes on "Tomorrow Never Knows" Detaillierte Analyse des Musikwissenschaftler Alan W. Pollack (englisch)
- Mark W. Lewisohn: The Beatles: Recording Sessions. The Official Abbey Road Studio Session Notes 1962-1970. Random House Value Publishing, 1993, ISBN 0-517-10644-2. (Englisch)