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Ladislav Karel Feierabend

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Ladislav Karel Feierabend (* 14. Juni 1891 in Adlerkostoletz (Bezirk Reichenau an der Knieschna), heute Kostolec nad Orlici); † 15. August 1969 in Pörtschach, Kärnten) war Justiz-, Landwirtschafts- und Finanzminister der Tschechoslowakei, der tschechischen Regierung im Protektorat Böhmen und Mähren und Minister in der tschechischen Exilregierung in London.

Schule und Ausbildung

Nach dem Abitur am klassischen Gymnasium in Königsgrätz (heute Hradec Králové) studierte Feierabend Jura an der Karlsuniversität in Prag sowie in Neuchâtel und Oxford und promovierte 1915 zum Dr. Jur. an der Tschechischen Universität in Prag.

Berufstätigkeit im Landwirtschaftswesen

Seit 1917 war er Mitarbeiter des tschechischen landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens und seit 1930 Generaldirektor der Einheitszentrale der Wirtschaftsgenossenschaften und Vorsitzender der Prager Produkten-Börse. 1934 wurde Feierabend zum Präsidenten des Landwirtschaftsverbandes ernannt.

Tschechoslowakischer Minister

Als Repräsentant der Agrarpartei war Feierabend vom 5. Oktober 1938 bis 15. März 1939 Justizminister und Minister für die Vereinheitlichung der Gesetzgebung und Organisation der Verwaltung in der Regierung Beran.

Minister der Protektoratsregierung

Nach dem Einmarsch Deutscher Truppen in Prag am 15. März 1939 und Gründung des „Reichsprotektorates Böhmen und Mähren“ mit eigener Regierung lagen Außenpolitik und Verteidigung in deutscher Hand. Feierabend war vom 16. März 1939 bis 26. Februar 1940 in der Protektoratsregierung Landwirtschaftsminister unter den Ministerpräsidenten Rudolf Beran und Alois Eliáš.

1939 kauft Feierabend das Schloss Miröschau bei Pilsen in Westböhmen.

Widerstand und Flucht

Als der deutsche Staatssekretär im Protektorat, SS-Gruppenführer Karl Hermann Frank, im Mai 1939 die Protektoratsregierung unter Druck setzt, antijüdische Gesetze nach dem Muster der Nürnberger Gesetze zu erlassen, hält die Regierung diesem Druck stand und beschließt, ihre Demission einzureichen, falls das Amt des Reichsprotektors seinerseits auf dem Erlass antijüdischer Gesetze bestehen würde. Ladislav Feierabend schreibt in seinen Erinnerungen, dass "das Protektorat das einzige Land unter nazistischem Einfluss gewesen ist, das keine antijüdischen Gesetze erlassen hat".

Als seine Rolle im politischen Flügel der Widerstandbewegung entdeckt wird und ihm Verhaftung durch die Gestapo droht, flüchtet Feierabend im Februar 1940 über Ungarn und Jugoslawien nach Frankreich und nach dessen Besetzung weiter nach England.

Wegen seiner Rolle im Widerstand und seiner anschließenden Tätigkeit in der Londoner Exilregierung werden seine im Protektorat verbliebenen Familienangehörigen nach dem am 24. Mai 1942 erfolgten Attentat auf Reinhard Heydrich am 1. Juli 1942 verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt verbracht. Von dort werden die männlichen Familienangehörigen am 11. September 1942 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Der Vater des Ministers, Professor Karel Feierabend (1861-1945) war mit 83 Jahren der älteste Insasse des KZ Dachau und starb wenige Tage nach seiner Befreiung. Mit ihm wurden der Bruder des Ministers, Karel Feierabend (1892-1976) und dessen Söhne Karel (1922-1992) und Vladimir (*1924, seit 1990 Mitglied des Exekutivausschusses des Comité International de Dachau) in Dachau inhaftiert. Die Frau des Ministers, Hana, und seine Schwägerin Marie (1898-1991) wurden in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert.

Mitglied der Tschechischen Exilregierung

In der tschechoslowakischen Exilregierung Beneš in London war Feierabend vom 22. Juli 1940 bis zum 26. Oktober 1941 Staatsminister ohne Geschäftsbereich und vom 27. Oktober 1941 bis zum 4. April 1945 Finanzminister. Als solcher führte er im April 1943 in Washington Verhandlungen mit dem amerikanischen Finanzminister Morgenthau und war vom 2. Juli bis zum 22. Juli 1944 Leiter der Tschechoslowakischen Delegation bei der Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen in Bretton Woods (New Hampshire).

Nach der Bildung einer neuen Regierung in Košice im befreiten Teil Tschechiens am 4. April 1945 tritt die Exil-Regierung in London zurück.

Rückkehr und erneute Flucht

Nachdem seine Agrarpartei nicht an der neuen Regierung beteiligt war, kehrte Feierabend im Juni 1945 als Privatmann nach Prag zurück, um wieder den Familienbesitz zu bewirtschaften. Dort musste er erfahren, dass wenige Wochen zuvor, nach dem Waffenstillstand, im Keller seines Schlosses etwa 200 kriegsgefangene Deutsche Soldaten der Waffen-SS und Angehörige der Wlassow-Armee von Partisanen ermordet worden waren. (siehe auch Ortsgeschichte)

Nach dem kommunistischen Putsch im Februar 1948 wurde das Vermögen der Familie Feierabend konfisziert und sie aus Prag verbannt. Feierabend ging - diesmal mit der ganzen Familie - wieder ins Exil. Nachdem er der Verhaftung durch die kommunistische Geheimpolizei knapp entkommen war, gelangte er versteckt in einem Boot über die Elbe nach Hamburg.

In den USA

1948 emigrierte Feierabend erneut nach England und lebte von 1950 bis zu seinem Lebensende in den USA.

Dort war Feierabend als Autor, Berater, und von 1965 bis 1969 als Sachverständiger bei der „Stimme Amerikas" tätig. Zudem war er Vorsitzender der Tschechoslowakischen Wissenschafts- und Kunstvereinigung in Washington DC.

siehe auch

Quellen

  • Ladislav Karel, Feierabend: Prag - London vice versa. Erinnerungen. 8 Bände, 1961-68
  • Heribert Sturm, Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, 1979, http://d-nb.info/550783660

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