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Archie Shepp

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Archie Shepp 1982 in Frankreich

Archie Shepp (eigentlich: Vernon Shepp, * 24. Mai 1937 in Fort Lauderdale, Florida) ist ein US-amerikanischer Jazzmusiker (Tenor- und Sopransaxophon, Piano), Komponist, Sänger sowie Literatur- und Theaterwissenschaftler. Er gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen des modernen Jazz.[1]

Leben

Datei:ArchieShepp.jpg
Archie Shepp 1993

Archie Shepp begann seine professionelle Karriere als Musiker 1960 in der Band von Cecil Taylor. 1963 war er Mitglied der New York Contemporary Five, zu denen Don Cherry und John Tchicai sowie der Bassist Don Moore und der schlagzeuger J. C. Moses gehörten; die Band war aus einer kurzlebigen Formation entstanden, die Shepp gemeinsam mit Bill Dixon geleitet hatte.

Im August 1964 nahm er eine erste Session unter eigenem Namen auf, das Album Four for Trane für Impulse!.[2] Danach arbeitete er u. a. mit Bill Dixon, John Tchicai, Don Cherry und vor allem mit John Coltrane (u. a. Ascension, 1965). In unterschiedlichen Besetzungen folgten unter eigenem Namen bahnbrechende Aufnahmen (u. a. mit Roswell Rudd, Bobby Hutcherson, Beaver Harris und Grachan Moncur III), die Shepp zu einem der wichtigsten Protagonisten der Jazz-Avantgarde und des Free Jazz in den 1960er Jahren machten.

Archie Shepp war nicht nur musikalischer Pionier, sondern auch politisches und soziales Sprachrohr eines neuen schwarzen Selbstbewusstseins. Ein Höhepunkt des politischen Engagements des „angry young man“ war der Auftritt beim Panafrikanischen Festival 1969 in Algier.

Trotz aller neutönerischer Radikalität stand Shepps starke emotionale Spielweise immer in der Tradition der großen Swing-Saxophonisten wie Ben Webster oder Coleman Hawkins, die auf dem Wechselspiel rauer und zart gehaucher Töne, verschiedener Register und Lautstärkestufen beruht.

In den 1970er und 1980er Jahren wurde Shepps Spiel immer stärker mit Elementen tradtitioneller afroamerikanischer Musik durchsetzt. Blues, Gospel und Spiritual waren für Shepp die ureigenen Ausdrucksmittel der Schwarzen in den USA. Er wollte ihnen eine Musik geben, mit der sich die diskriminierte schwarze Community in den Ghettos identifizieren konnte.

2004 erfüllte sich Archie Shepp in Frankreich mit der Gründung eines eigenen Labels Archieball zusammen mit Monette Berthomier einen langgehegten Traum. Das Label soll dabei nicht nur eigenen Produktionen, sondern auch als Plattform für junge afroamerikanische Jazzmusiker dienen.

Auswahl-Diskographie

  • New York Contemporary Five (Storyville, 1963)

[3]

  • Four for Trane (Impulse!, 1964)
  • Fire Music (Impulse!, 1965)
  • On This Night (Impulse!, 1965)
  • Live in San Francisco (Impulse!, 1966)
  • Live at the Donaueschingen Music Festival (1967)
  • The Way Ahead (Impulse!, 1968)
  • Blasé (Varese, 1969) mit Jeanne Lee
  • Yasmina, a Black Woman (Le Jazz, 1969)
  • Live at the Pan African Festival (Varese, 1969)
  • Attica Blues (Verve, 1972)
  • Steam (Enja, 1976)
  • Force with Max Roach (1976)
  • Goin’ Home (Steeplechase, 1976)
  • Lady Bird (Denon, 1978)
  • The Long March (Hat ART, 1979) mit Max Roach
  • Looking at Bird (Steeplechase, 1980)
  • California Meeting (1985)
  • Archie Shepp & Chet Baker In Memory of (L+R, 1988)
  • I Didn't Know About You (Timeless, 1990)
  • Roswell Rudd & Archie Shepp Live in New York (Verve, 2000)
  • Archie Shepp & Mal Waldron Left Alone Revisited (Enja, 2002)
  • Archie Shepp & Siegfried Kessler First Take (2003)

Literatur

Anmerkungen/Quellennachweise

  1. Zit. nach Cook/Morton, S. 1182.
  2. Das bereits im November 1963 mit Lars Gullin, Tete Montoliu und Niels-Henning Orsted Pederson aufgenommene Material wurde erst später vom Steeplechase-Label unter dem Titel The House I Live in veröffentlicht. Vgl. Cook/Morton, .1183.
  3. Die Auswahl der Alben erfolgte anhand des Penguin Guide to Jazz; Ausgaben 1992, 2001 und 2006; sowie des Jazz - Rough Guide.