Post-Abortion-Syndrom
Unter dem Begriff Post-Abortion-Syndrom (abgekürzt PAS), auch unter dem Synonym Post-Abortion-Stress (PAS) oder Post-Abortion-Stress-Syndrom (PASS) bekannt, werden mögliche psychisch-emotionale Symptome eines Schwangerschaftsabbruchs verstanden.
Nach wie vor ist der Begriff nicht mit einer einheitlichen Definition besetzt. Es handelt sich bei "PAS" nicht um eine allgemein anerkannte Diagnose. Bislang gibt es keine präzise Definition des Begriffes, sondern - je nach Quelle - unterschiedliche Ansichten, aus welchen Symptomen das Syndrom zusammengesetzt ist. Ein wissenschaftlicher Nachweis des Syndroms ist bislang nicht gelungen.
Symptome
Unter der folgenden Symptom-Beschreibung versuchen Pro-Life-Aktivisten zusammenzufassen, was als PAS beschrieben wird. Als minderschwere Symptome werden neben Schuldgefühlen, Trauer und Zukunftsängsten auch Ärger und Wut beschrieben, auf bzw. gegen sich selbst und andere Personen, die gegebenenfalls die Abtreibung befürwortet haben.
Als weitere Symptome werden verstärkt Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Magenschmerzen beschrieben. Weiterhin wird von einer erhöhten Bereitschaft berichtet, Beziehungen aufzulösen. Schwere Komplikationen wie Depressionen oder - im Extremfall - Suizid werden hingegen als selten bezeichnet.
Medizinische und psychologische Bewertung
Weder das medizinische Diagnoseschema ICD-10 noch das psychologisch-psychiatrische Diagnoseschema DSM 4 kennen den Begriff. Studien, die vordergründig psychische Folgen einer Abtreibung nachzuweisen schienen, die über normale Trauer oder Unsicherheiten hinausgehen, genügen aktuellen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht. Weitere Studien, welche einzelne der unter "PAS" beschriebenen Symptome untersuchten, konnten keinen kausalen Zusammenhang mit der Abtreibung herstellen.
Einordnung in die allgemeine Abtreibungsdebatte
Da PAS wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden konnte, ist die Diskussion in die Abtreibungsdebatte einzuordnen.
PAS wurde Anfang der 1980ger Jahre erstmals von dem amerikanischen Psychotherapeuten Vincent Rue beschrieben, der für die Pro-Life Organisation Ramah-International arbeitet. Er sieht Abtreibung als die willentliche Zerstörung eines ungeborenen Kindes und ordnet sie als traumatisch und außerhalb üblicher menschlicher Erfahrungen ein. Daher hält er PAS für eine Variante der Posttraumatischen Belastungsstörung. In der Beschreibung der Auslöser für eine PTBS wird Abtreibung von der American psychiatric Association APA aber nicht aufgeführt.
Insbesondere von Abtreibungsgegener wird PAS weithin als Faktum angenommen. Sie sehen sich durch PAS in ihrer Einschätzung der Abtreibung bestätigt und nutzen den behaupteten Gesundheitsschaden als zusätzliches abschreckendes Argument gegen Abtreibungen. Als wesentlichen Beleg für die Existenz von PAS werden insbesondere Einzelberichte von betroffenen Frauen angeführt, die psychische Probleme auf eine Abtreibung zurückführen.
Literatur
- Maja Langsdorff: Kleiner Eingriff - großes Trauma?
- Dorothee Erlbruch: Das Trauma danach
- Marina Knopf, Elfie Mayer, Elsbeth Meyer: Traurig und befreit zugleich