Geschichte Kretas
Die Geschichte Kretas lässt sich in die vorgeschichtliche und die historische Zeit unterteilen. Die Minoische Kultur (ca. 3000 v. Chr. - ca. 1050 v. Chr.) wird teilweise zur vorgeschichtlichen, teils zur historischen Epoche gerechnet, wobei sich mittlerweile auch in Deutschland immer mehr Althistoriker und Klassische Archäologen der Minoischen Kultur annehmen, die vorher hauptsächlich von Prähistorikern erforscht wurde.
Vorgeschichte
Der genaue Zeitpunkt der ersten Besiedlung Kretas ist nicht bekannt. Angebliche paläolithische Funde sind nicht sehr überzeugend, die angeblich mesolithischen Funde aus der Samaria-Schlucht entstanden wohl hauptsächlich durch Begehung. Zu der endemische Fauna Kretas gehörten Zwergnilpferde, Zwergelephanten, Zwerghirsche (Praemegaceros cretensis), außerdem sehr große Nagetiere und Insektenfresser wie Dachse, Marder und eine landlebende Otterart. Große Fleischfresser fehlten völlig. In neolithischen Siedlungen wurden bisher keine Knochen dieser endemischen Inselfauna gefunden, sie starb vermutlich vor der Ankunft der ersten Siedler aus. Erste eindeutige archäologische Zeugnisse stammen aus dem frühen Neolithikum (Jungsteinzeit) und werden auf ca. 6000 v. Chr. datiert.In dieser Periode betrieb man Ackerbau. Erst seit ca. 5500 v. Chr. wurde auch Keramik hergestellt.
Minoische Zeit
Für die Minoische Zeit siehe den Hauptartikel Minoische Kultur
Die Minoische Zeit beginnt etwa 3000 v. Chr. und steht einerseits in neolithischer Tradition, wurde andererseits aber auch durch starke Einflüsse und eventuelle friedliche Einwanderungen aus Kleinasien befruchtet. Auch die Metallverarbeitung wurde sehr wahrscheinlich aus Kleinasien übernommen. Diese Einflüsse bewirkten einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung, der sich im Entstehen der "Minoischen" Kultur niederschlug. Die Minoische Zeit wird in drei Abschnitte unterteilt:
- Frühminoikum (Vorpalastzeit), ca. 3000-2000 v. Chr.
- Mittelminoikum (Altpalastzeit), ca. 2000-1700/1675 v. Chr.
- Spätminoikum (Neupalastzeit und Nachpalastzeit), ca. 1700/1675-1100/1050 v. Chr.
Historische Zeit
Nach dem Ende der minoischen Zeit war Kreta (mit Ausnahme der Jahre 1898-1912) nie mehr eigenständig, sondern immer Teil eines anderen Staates bzw. in Poleis zersplittert; die Insel stand seit ca. 1100 v. Chr. unter dorischem Einfluss.
Etwa 200 v. Chr. begannen Auseinandersetzungen mit dem expandierenden Römischen Reich, die 67 v. Chr. zur Eroberung durch Rom führten. Kreta wurde Teil der Provinz Creta et Cyrene. Mit der Teilung des Römischen Reiches in Ostrom (Byzantinisches Reich) und Westrom im Jahr 395 wurde Kreta Teil des byzantinischen Reiches und seit etwa 300 n. Chr. christianisiert (erste Bischofsernennungen bereits im 2. Jahrhundert).
Die arabischen Sarazenen eroberten Kreta im Jahre 826, verloren die Insel 961 aber wieder an Byzanz. Nach dem 4. Kreuzzug erwarb die Republik Venedig Kreta. Nach dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 an die Osmanen flohen viele Festlandsgriechen nach Kreta, die Insel war jetzt das größte griechische Siedlungsgebiet außerhalb des Türkenreichs, wodurch sich dort noch 200 Jahre lang eine von italienischer wie griechischer Kultur gespeiste "byzantinische Renaissance" abspielen konnte. Von 1645 bis 1669 eroberte das Osmanische Reich im 6. Venezianischen Türkenkrieg jedoch schließlich auch Kreta.
Im Jahre 1760 lebten auf Kreta 200.000 Moslems und 60.000 Christen. Der erste Kreta-Aufstand begann im Jahre 1770. Im Jahr 1791 wurde in Bukarest (Rumänien) die erste Karte der Megali Idea bzw. Megalo Idea gezeichnet und wurde im Jahr 1796 in Wien gedruckt. Diese Karte wurde im Griechisch-sprachigen Gebieten verteilt. Während 1821 auf Mora der Griechische Aufstand begann, begann parallel hierzu ein anderer Aufstand wobei tausende Türken massakriert wurden. Im Jahr 1896 rebellierte die griechisch-orthodoxe Bevölkerungsmehrheit gegen die osmanische Herrschaft. Ein Eingreifen Griechenlands führte zum Türkisch-Griechischen Krieg, der 1897 mit einer Niederlage Griechenlands endete. Im Friedensvertrag vom 4. Dezember 1897 erhielt Kreta durch den Druck der europäischen Großmächte aber den Status eines internationalen Protektorats unter Kontrolle des griechischen Königs.
1898 wurde Kreta unabhängig, 1913 in Folge des 1. Balkankriegs von Griechenland okkupiert.
Im Zweiten Weltkrieg war Kreta Schauplatz des ersten großangelegten Luftlandeangriffs (wobei die Deutschen unter großen Verlusten die Insel eroberten) und blieb bis zum Herbst 1944 unter deutscher Besatzung. Aufgrund der Tatsache, dass sich Zivilisten den auf der Insel stationierten englischen Truppen anschloßen, kam es auch zu Verlusten unter der Zivilbevölkung.
Literatur
- Chaniotis, Angelos: Das antike Kreta. München (C.H.Beck) 2004
- Detorakis,Theocharis E.: Geschichte von Kreta. Heraklion 1997
- Faure. Paul: Kreta. Das Leben im Reich des Minos. Stuttgart 1976
- Gallas, Klaus u. Klaus Wessel, Manolis Borboudakis: Byzantinisches Kreta. München (Hirmer) 1983
- Gallas, Klaus: Kreta. Von den Anfängen Europas bis zur kreto-venezianischen Kunst. Köln (DuMont) 8. Aufl. 1995