Roland (Waffensystem)
Das Waffensystem Roland ist ein in den 70er Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickeltes, allwetterfähiges, autonomes und ECM-resistentes Flugabwehrraketensystem zur Bekämpfung tief- und tiefstfliegender Luftfahrzeuge. Zusammen mit den Waffensystemen Patriot und HAWK bildet es den Hauptanteil der Luftabwehr der Bundeswehr.
- Einsatzbeschreibung der Luftwaffe:
- Das WaSys Roland hat als taktische Feuereinheit der FlaRakGrp Roland den Auftrag, die ihr zugewiesenen Objekte vor Luftangriffen oder Luftaufklärung aus sehr tiefen, tiefen und mittleren Höhen zu jeder Tages- und Nachtzeit und unter allen Wetterbedingungen zu schützen.
Es existieren zwei Ausführungen des Systems:
- Beim Heer findet das auf einem Schützenpanzer Marder aufgesetzte Modell Flugabwehrraketensystem Roland Kette (FRK) Verwendung.
- Luftwaffe und Marine benutzen das auf einem geländegängigen LKW 10to basierende Flugabwehrraketensystem Roland Rad (FRR) mit Sonderaufbau Roland (SARO). Seit 1999 verfügt die Luftwaffe auch über 10 luftverladbare FRR auf LKW 7to.
Lenkflugkörper
Roland-2 | Roland-3 | |
Länge | 2,70 m | |
Durchmesser Ø | 0,27 m | |
Startmasse | 62,5 kg | 77 kg |
500 m/s | 570 m/s | |
Reichweite | 6.300 m | 8.000 m |
Höhenreichweite: | 3.000 m | 5.000 m |
Das Waffensystem verschießt den von dem deutsch-französischen Konsortium Euromissile hergestellten Lenkflugkörper (LFK) Roland-2 oder die kampfwertgesteigerte Version Roland-3. Gezündet wird der LFK wahlweise durch einen Annäherungs- oder Aufschlagzünder
Waffensystem
Das System besteht im wesentlichen aus dem um 360° drehbaren Turm und den seitlichen, parallel zur Fahrzeugachse liegenden Magazinen. Am Turm befestigt sind das Suchradar zur Überwachung des Luftraumes mit einer Erfassungsreichweite von 16.000 m und einer Erfassungshöhe von 3.000 m, das Folgeradar für die Zielführung der LFK sowie die Ladearme, an denen die LFK in Rohren aufgehängt sind und von denen aus der Abschuß erfolgt. Die Stromversorgung des Turms erfolgt über einem im Boden liegenden Schleifring.
Sind die beiden an den Ladearmen hängenden Lenkwaffen verschossen, wird der Turm wieder in Grundstellung gebracht und verriegelt, die Magazindeckel öffnen sich damit die sich absenkenden Ladearme jeweils einen neuen LFK aus dem Magazin entnehmen können. Während dieses Vorganges ist das System nicht kampffähig.
Betriebszustände
Das System kennt vier aufeinander aufbauende Betriebszustände:
Betriebszustand Beschreibung Zeit Grundzustand Turm, Richteinheit und Antennen in Ruhestellung verriegelt.
Stromversorgung aus3 min Überwachung Stromversorgung ein, Suchradar aufgeklappt und in Betrieb. 15 s Bereitschaft Ladearme in 90° Position, FR-Antenne aufgeklappt und verriegelt,
Hydraulikdruck Wanne aufgebaut16 s Bekämpfung wie 3, zusätzlich Visierklappe des optischen Visiers
geöffnet, Turm und Richtanlage sind entriegelt.2 s
Betriebsarten und Bekämpfung
Roland kenn drei Betriebsarten:
- Optisch
- Der gesamte Bekämpfungsablauf liegt in der Hand des Richkanoniers. Er erfaßt das Ziel optisch, führt die Waffenrichtanlage nach, löst den Abschuß aus und leitet den LFK auf Sicht ins Ziel.
- Radar
- Identifizierung von Luftfahrzeugen durch Sekundärradar. Ziele werden durch das Suchradar erfaßt. Abschuß erfolgt durch Kommandant oder Richtkanonier. Zielführung durch das Folgeradar.
- Mischbetrieb
- Kombination der obigen beiden.
Der Kommandant kann den Bekämpfungsablauf jederzeit durch das sogenannte „Pedal Kommandant“ übernehmen. Die Kampfführung liegt dann bei ihm. Eine optische Bekämpfung ist nicht möglich.
Besonders die Möglichkeit der rein optischen Kampfführung macht das System unter Luftfahrzeugbesatzungen gefürchtet, da vom System keinerlei Abstrahlung erfolgt und so keine Möglichkeit besteht, das System bereits vor Abschuß des LFK zu orten. Weiterhin macht die rein manuelle Steuerung des LFK durch den Richtkanonier das System weniger anfällig gegen ECM-Maßnahmen.
Ein Führungsgefechtsstand Roland (FGR) kann für einen Verbund von Waffensystemen die Luftraumüberwachung übernehmen. Die Reichweite seines Radars liegt bei 60.000 m. Der sich daraus ergebende Vorteil ist, daß lediglich eine einzige ortbare Radarquelle aktiv ist. Die übermittlung des Luftbildes an die einzelnen Systeme erfolgt für gewöhnlich über Funk. Bei Ausfall des FGR kämpfen die einzelnen Einheiten autonom weiter.
Ein Abbruch des laufenden Bekämpfungsvorganges ist jederzeit durch Neutralisation des LFK möglich.
Technische Daten
Heer Luftwaffe
MarineBezeichnung FRK FRR Masse [kg] 35.000 27.500 Länge [m] 6,92 9,80 Breite [m] 3,24 2,90 Höhe¹ [m] 2,92 3,96 Panzerung ja nein² Besatzung 3 3 Anzahl LFK³ 2+8 2+8 Motorleistung [ kW ] 441 236 Höchstgeschwindigkeit [km/h] 60 90 Tankinhalt [Liter] 650 330 Operationsreichweite (Straße) [km] 500 800 Wattiefe [m] 1,5 1,2 Bewaffnung 1 x MG3
Nebelwerfer¹ mit einkeglappter Radarantenne ² nachrüstbar ³ bei vier Ladearmen: 4+8
Die Energieversorgung wird beim FRK durch ein in der Wanne des Panzers eingebautes Aggregat sichergestellt. Das FRR führt hierzu hinter dem SARO die 14.400 kg schwere Energieversorgungsanlage EVA mit.
SARO
Daten | |
Länge | 4,7 m |
Breite | 2,84 m |
Höhe | 1,7 m |
Höhe mit WaSys | |
Masse | 2.100 kg |
Masse mit WaSys | 10.500 kg |
Als Sonderaufbau Roland beizeichnet man den Kofferaufbau in dem in der Ausführung FRR das eigentliche Waffensystem untergebracht ist. Der vollklimatisierte SARO besitzt einen ABC-Vollschutz und eine Schalldämmung von 79 dbA.
Das Auf- oder Absetzen des SaRo auf den LKW wird manuell mittels zweier mitgeführter, seitlich anzubringender Absetzvorrichtungen bewerkstelligt.
Einsatzbereiche
Vornehmlichster Einsatzbereich ist der Objektschutz in der Bundeswehr.
Bei einem Einsatz im Verbund werden die einzelnen Systeme
- bei der Luftwaffe und Marine bis zu 10 FRR durch den Flugabwehrgefechtsstand Roland (FGR)
- beim Heer durch Luftraumüberwachungsradargeräte TRMS und TRML [1]
geführt.
Verwendung in anderen Armeen
Insgesamt ist das System ist zur Zeit bei 10 Streitkräften im Einsatz. Die französische Armee setzt das System auf dem AMX-30 Fahrgestell ein.