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Marie-Antoinette von Österreich-Lothringen

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Marie Antoinette (* 2. November 1755 in Wien; † 16. Oktober 1793 in Paris) war Königin von Frankreich. Sie und ihr Gatte Ludwig XVI. (1754-1793) wurden auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution hingerichtet.

Marie Antoinette, 1769/70
Marie Antoinette, Porträt von Elisabeth Vigee-Lebrun (1783)

Marie Antoinette (getauft auf den Namen Maria Antonia) war das sechzehnte und vorletzte Kind von Maria Theresia (1717-1780) und Kaiser Franz I. (1708-1765) von Habsburg-Lothringen.

Kindheit und Jugend

Sie wuchs in einer sittenstrengen aber liebevollen Familie auf. Im Zuge der traditionellen österreichischen Heiratspolitik wurde schon frühzeitig eine Eheschließung mit dem Dauphin Louis-Auguste (dem späteren Ludwig XVI. von Frankreich) ins Auge gefasst.

Trotzdem wurde Maria Antonia nicht auf ein solches Amt vorbereitet. Die junge Erzherzogin zeigte während ihrer Erziehung keinerlei Neigung, sich zu konzentrieren oder ihren Aufgaben ernsthaft zu widmen.

Nach langwierigen Verhandlungen ersuchte 1769 König Ludwig XV. von Frankreich um die Hand der Erzherzogin Maria Antonia für seinen Enkel und Erben, den Dauphin.

Am 19. April fand die Hochzeit per procurationem in Wien statt. Nach einem beeindruckenden Brautzug Marie Antoinettes quer durch Süddeutschland erfolgte am 7. Mai 1770 die »Übergabe« auf »neutralem Gebiet« (einer Rheininsel vor Straßburg). Die eigentliche Heirat mit dem Dauphin fand am 16. Mai in Versailles statt.

Am französischen Hof

Am französischen Hof angekommen, geriet die junge und unerfahrene Marie Antoinette schnell in Schwierigkeiten. Ihr Charakter entwickelte sich kaum, sie erschien oberflächlich, hochmütig, undiplomatisch, verschwenderisch und unsolide in der Wahl ihrer Beschäftigungen. Die junge Prinzessin fühlte sich von Feinden umgeben und stützte sich fast ausschließlich auf den österreichischen Botschafter, den Grafen von Mercy-Argenteau (1727-1794). Dieser war ihr von Maria Theresia als Mentor beigegeben und sollte zugleich Maria Theresia auf dem Laufenden halten. So entstand die berühmte Korrespondenz Mercy-Argenteaus, eine wertvolle Chronik aller Details in Marie Antoinettes Leben in der Zeit von ihrer Heirat 1770 bis zum Tode Maria Theresias 1780.

Königin von Frankreich

Der Thronbesteigung des jungen Königspaars nach dem Tod von Ludwig XV. (10. Mai 1774) wurde enthusiastisch begrüßt. Ihre ersten Schritte brachten Marie Antoinette aber gleich in offene Konflikte mit der anti-österreichischen Partei. So drängte sie hartnäckig auf die Entlassung von d'Aiguillon und tat alles, was in ihrer Macht stand, um den früheren Außenminister Choiseul wieder zu berufen, der nach einer Intrige der Madame Dubarry (1743-1793) – eine der viele Mätressen Ludwig XV. – sein Amt aufgegeben hatte. Daher hatte sie alle Feinde Choiseuls und der österreichischen Allianz gegen sich. Von den Tanten des Königs wurde ihr der Beiname »l’Autrichienne« verliehen. Zur gleichen Zeit schockte ihr legerer Umgang mit der strengen Hofetikette viele Höflinge, und ihr Hang zu Vergnügungen ließ sie die Gesellschaft des Bruders des Königs (dem späteren König Karl X. (1757-1836)), und seines jungen und ausschweifenden Zirkels suchen. Ihr verschwenderischer Lebensstil (ihr Hauptinteresse galt Modefragen und extravaganten Frisuren) und die enormen Ausgaben für ihr Schlößchen »Le Petit Trianon« (über dessen Kosten überzogene Berichte verbreitet wurden), brachten sie zunehmend in Misskredit und wurde von ihren Feinden ausgeschlachtet, unter ihnen die Töchter des verstorbenen Königs, der Graf von Provence, der Herzog von Orléans und seine Anhänger im Palais Royal. Im Herbst 1774 wurde sie zudem Opfer von sexistischen Pamphleten.

In dieser kritischen Zeit besuchte ihr Bruder, der Kaiser Joseph II. (1741-1790), Frankreich. Als Folge seines Besuchs hinterließ er der Königin ein Memorandum, in der er ihr in unmissverständlichen Worten die Gefahren ihres Verhaltens aufzeigte. Eine Zeit lang zeigte das Drängen des Kaisers Wirkung, und nach der Geburt ihrer Tochter Marie-Thérèse-Charlotte (der späteren Herzogin von Angoulême) im Dezember 1778 († 1851) lebte die Königin zurückgezogener.

Mit dem Tod Maria Theresias am 29. November 1780 verlor Marie Antoinette eine kluge und liebevolle Beraterin. Die Stellung Marie Antoinettes wurde durch die Geburt des Dauphins Louis-Joseph-Xavier-François am 22. Oktober 1781 (†1789) noch einmal gestärkt. Auch hätte sie nach dem Tode des Ersten Ministers von Maurepas, erheblichen Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten ausüben können, hätte sie sich politisch ambitionierter gezeigt.

Der Einfluss der Familie Polignac erreichte nun seinen Höhepunkt. Madame de Polignac, eine Freundin der Königin, erreichte die Ernennung Calonnes (1734-1802) zum Generalkontrolleur der Finanzen und folgte Madame de Guise nach dem Konkurs des Prinzen Guise als Gouvernante der Kinder. Sie unterstützte auf Anraten Mercys die Bestellung von Loménie de Brienne (1727-1794) zum Generalkontrolleur; eine Ernennung, die zwar zu dieser Zeit allgemein gutgeheißen wurde, aber nach dessen Scheitern ebenfalls der Königin zur Last gelegt wurde.

Um ihren Ruf zu schädigen, wurde die Geschichte in Umlauf gebracht, dass sie auf die Vorhaltung, die Armen könnten sich kein Brot kaufen, geantwortet habe: »Dann sollen sie Kuchen essen!«. Richtig lautet die Redewendung »S'ils n'ont pas de pain, qu'ils mangent de la brioche« und wurde von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) einige Jahre vor Marie Antoinettes Thronbesteigung erfunden oder zitiert. Wie unpopulär Marie Antoinette inzwischen war, zeigte sich exemplarisch in der Halsbandaffäre.

Sie gebar zwei weitere Kinder: am 27. März 1785 Louis-Charles, Herzog der Normandie, später Dauphin und von den Royalisten als König Ludwig XVII. († 1795) bezeichnet; und am 9. Juli 1786 Sophie-Beatrix († 19. Juni 1787).

Französische Revolution

Das Jahr 1789 stellte einen Wendepunkt im Leben Marie Antoinettes dar. Am 4. Juni starb ihr ältester Sohn. Die schlechte Finanz- und Wirtschaftslage Frankreichs sollte durch die Generalstände beraten werden. Mit der Erklärung des dritten Standes der Stände, sich zukünftig als Nationalversammlung zu betrachten, begann die französische Revolution.

Im Zuge der Ereignisse am 5. und 6. Oktober (Marsch der Frauen nach Versailles) holten die Revolutionäre die königliche Familie nach Paris in die Tuilerien. Da sie sich in Paris zunehmend hilflos und isoliert vorkam, stützte sie sich nun auf ihre Freunde außerhalb Frankreichs – Mercy, den Grafen Axel von Fersen (1755-1810) und den Baron de Breteuil (1730-1807). Am 20. Juni 1791 versuchte die königliche Familie ins Ausland zu fliehen. Marie Antoinettes langjähriger Geliebter von Fersen nahm bei der Flucht nach Varennes eine führende Rolle ein. Es war ein Versuch, der misslang. In Varennes wurde der König erkannt. Die königliche Familie wurde aufgehalten und unter Bewachung nach Paris zurückgebracht.

Am 10. August 1792 veröffentlichte der Herzog von Braunschweig sein berüchtigtes Manifest, in dem Gewalt angedroht wurde für den Fall, daß der königlichen Familie etwas zustoße. Das Volk stürmte daraufhin die Tuilerien und brachte die königliche Familie in den Temple, eine ehemalige Festung des Templerordens. Dort wurde die Königsfamilie streng bewacht, aber es ergaben sich immer noch Möglichkeiten, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Die Teilnahmslosigkeit des Königs bedeutete, dass die Königin die Verhandlungen führte; aber in ihrer Unerfahrenheit und Unkenntnis und der Unsicherheit der Informationen aus dem Ausland war es schwierig für sie, einer klaren Politik zu folgen. Ihre mutige Haltung während der Rückkehr aus Varennes hatte Antoine Barnave (1761-1793) beeindruckt, und er nahm nun im Namen der Feuillants und der konstitutionellen Partei Kontakt mit ihr auf. Für ungefähr ein Jahr verhandelte sie mit Mercy und dem Kaiser Leopold II. (1747-1792), ihrem Bruder. In geheimen Botschaften versuchte sie die Herrscher Europas zu einer bewaffneten Intervention zu bewegen. Dabei ging es auch darum, den Emigranten etwas entgegenzusetzen, deren Desertion die Königin bitterlich beklagte, und deren Säbelrasseln aus dem sicheren Exil ihre Pläne zu vereiteln drohten und das Leben ihrer Familie gefährdeten. Ihre Appelle wurden mit der Zeit immer dringlicher, da sie merkte, dass Barnaves Partei bald machtlos gegen die Extremisten sein würde. Aber die Verhandlungen dauerten an. Am 1. März 1792 starb Leopold II., und ihm folgte Franz II. (1768-1835). Marie Antoinette fürchtete nicht zu Unrecht, dass der neue Kaiser sie den Interessen Österreichs opfern würde.

Während all dieser Ereignisse und während der Gefangenschaft zeigte Marie Antoinette unverändert Mut und Würde, trotz ihrer nachlassenden Gesundheit und der Krankheit ihres Sohns. Nach der Hinrichtung des Königs (17. Januar 1793) wurden von ihren Freunden mehrere erfolglose Versuche unternommen, sie und ihre Kinder zu retten, unter anderen durch Jarjayes, Toulan und Lepitre, und den Baron Baz, und sogar mit Danton (1759-1794) wurden Verhandlungen über ihre Freilassung oder ihren Austausch geführt. Man hatte ihr bereits ihren Sohn weggenommen und trennte sie jetzt auch von ihrer Tochter und Madame Elisabeth, der Schwester des Königs (1764-1794); am 1. August 1793 überstellte man sie in das Conciergerie-Gefängnis.

Königin Marie Antoinette vor ihrer Hinrichtung am 16. Oktober 1793, Stahlstich um 1850

Prozess und Hinrichtung

Am 14. Oktober begann der Prozess gegen die »Witwe Capet«, ihre Verteidigung hatten Chauveau-Lagarde (1756-1841) und Tronson-Ducourdray übernommen. Man beschuldigte sie des Hochverrats und der Unzucht. Ihre noble Haltung, angesichts der Anschuldigungen Fouquier-Tinvilles (1746-1795), brachte ihr die Bewunderung ihrer Feinde ein, und ihre Antworten während der langen Verhöre waren klar und gewandt. Erst in der Gefahr entpuppte sich Marie Antoinette als echte Tochter der großen Maria Theresia; sie fand zur Tiefe und Stärke ihres Charakters.

Die Geschworenen entschieden einstimmig auf schuldig, für den 16. Oktober 1793 wurde die Hinrichtung angesetzt: »Ich wurde soeben verurteilt, nicht zu einem schmachvollen Tod, der nur für Verbrecher gilt, sondern dazu, Deinen Bruder wieder zu finden … Ich bitte alle, die ich kenne, … um Verzeihung für jedes Leid, das ich ihnen etwa unwissentlich zugefügt habe … Adieu, gute zärtliche Schwester! … Ich umarme Dich von ganzem Herzen sowie die armen lieben Kinder!« (Brief an die Schwägerin Prinzessin Elisabeth, bekannt als ihr "Testament") Um 12 Uhr wurde sie auf dem Revolutionsplatz, der heutigen »Place de la Concorde« guilliotiniert.

Marie Antoinette ist in der Basilika Saint Denis in Paris beigesetzt, an der Seite ihres Gatten.

Literatur

• Stefan Zweig: Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Chrakters. Erstausgabe Insel-Verlag Leipzig, 1932. Erweiterte Neuausgabe S. Fischer Verlag Frankfurt am Main, 1992. ISBN 3-10-397016-1