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Venus und Adonis (Shakespeare)

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Titelseite von Shakespeares Quarto

Venus und Adonis (engl. Venus and Adonis) gehört zum lyrischen, nichtdramatischen Werk von William Shakespeare und ist vermutlich 1592 entstanden.

Veröffentlichung

Venus and Adonis wurde am 18. April 1593 ins Stationers' Register der Gilde der Drucker, Verleger und Buchhändler ohne Autornamen eingetragen und erschien im Herbst desselben Jahrs unter dem Namen William Shakespeare in einer Quartoausgabe, die von Richard Field, einem aus Stratford-upon-Avon stammenden Verleger, gedruckt und veröffentlicht wurde. Field brachte 1594 eine zweite Quarto heraus, übertrug seine Rechte dann aber an John Harrison, der im gleichen Jahr die erste Ausgabe von The Rape of Lucrece verlegte. Bis 1640 sind sechzehn weitere Editionen verschiedener Herausgeber von Venus and Adonis belegt, was das Epos - so kann man annehmen - zu einem der großen Erfolge seiner Zeit macht.

Geschichtlicher Hintergrund

Venus und Adonis gilt heute als erstes gedrucktes Werk unter dem Namen Shakespeare ("the first heire of my invention"). Das Gedicht widmete Shakespeare Henry Wriothesley, dem Grafen von Southampton. Es wurde im April 1593 anonym im "Stationers Register" zum Druck eingereicht und erschien erstmals im September 1593, etwa drei Wochen nach dem Tod des zeitgenössischen, zu Shakespeare altersgleichen Dichters Christopher Marlowe, wobei der Name Shakespeare nur am Ende der Widmung erscheint, Ein Jahr später erschien Shakespeare's zweites VerseposThe Rape of Lucrece, das am Ende des Werkes ebenfalls Henry Wriothesley , dem Earl of Southampton, unter dem Namen William Shakespeare, zugeeignet war.

Quelle und literarischer Hintergrund


Das Werk beruht auf der Erzählung von "Venus und Adonis" im 10. Buch von Ovids Metamorphosen, wo - anders als bei Shakespeare - Adonis Venus´ Liebe erwidert. Ovid erzählt, wie Venus den schönen Adonis zu ihrem ersten sterblichen Geliebten macht. Beide waren lange Zeit gemeinsam auf der Jagd, bis Venus versucht, Adonis davon abzubringen, gefährliche Tiere zu jagen. Dieser schlägt jedoch ihre Warnung aus dem Wind und wird schließlich von einem Eber getötet. Shakespeare gestaltete aus dieser Erzählung ein Epos mit 1194 Zeilen. Seine grundlegende Neuerung war, dass er Adonis Venus' Angebot, sich ihm hinzugeben, zurückweisen lässt.

Handlung

Venus und Adonis von José de Ribera, Galleria Nazionale di Palazzo Corsini, Rom.

Venus hat sich in den schönen Adonis verliebt. Sie ist krank vor Liebe, hebt ihren Geliebten aus dem Sattel seines Pferdes, überhäuft ihn mit Küssen und schönen Worten. Doch nichts, was sie tut oder sagt, kann sein sexuelles Verlangen wecken - was er jedoch leugnet. Adonis kündigt an, dass er am nächsten Morgen auf die Jagd nach einem Eber gehen werde. Venus versucht, ihn davon abzubringen und ihn zu überzeugen, stattdessen zahmere Tiere zu jagen. Doch er ignoriert ihr Bitten und stürzt davon. Sie verbringt den Rest der Nacht mit Wehklagen, und in der Morgendämmerung hört sie das Aufbrechen zur Jagd und die bellenden Hunde. Voller Sorge eilt sie herbei, in dem Wissen, dass der Lärm von jenem Ort herrührt, an dem die Jäger ein Tier gestellt haben, welches keine Anstalten macht zu fliehen. Sie findet Adonis' Körper vor, der von den Hauern des Ebers tödlich durchbohrt worden ist. In ihrem Grauen und Leid spricht die Göttin der Liebe einen Fluch über jene aus: Dass die Liebe immer schrecklich enden werde, und dass jene, die wie sie am heftigsten lieben, das größte Leid erfahren müssen. Adonis´ Körper schmilzt dahin, an seiner Stelle wächst eine rot-weiße Blume, die Venus pflückt.

Über den Text

Shakespeares Gedicht wird als Epyllion bezeichnet, als kleines Epos über die sexuelle Liebe. Thomas Lodge hat das Genre mit seinem Glaucus and Scilla (1589) eingeführt. Als wichtigster Konkurrent in dieser Gattung gilt Christopher Marlowes unvollendetes Gedicht Hero and Leander (1598). Dieses und Shakespeares Versepos wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts mehrmals neu aufgelegt.

Urheberschaftsdebatte

Auf der Frontseite von Venus und Adonis steht der lateinische Zweizeiler Vilia miretur vulgus … aus Ovids Elegie I/15. Die Elegien hatte Christopher Marlowe Jahre zuvor ins Englische übersetzt. Diesen Zeilen wird deshalb eine Bedeutung in der Urheberschaftsdebatte beigemessen, da die nachfolgenden letzten vier (damals nicht druckbaren) Zeilen dieser Elegie von Ovids Elegie I/15 (in Marlowes Übersetzung)

The living, not the dead, can envy bite,
For after death all men receive their right
Then though death rakes my bones in funeral fire,
I'll live, and as he pulls me down, mount higher

zeitgenössischen gebildeten Personen wohl bekannt gewesen sein dürften und Venus und Adonis damit als ein Hinweis und eine verschlüsselte Botschaft (I'll live) eines nun nicht mehr unter dem Namen Marlowe publizierenden Dichters verstanden werden könnten. . (pp356ff ,A.D:Wraight [1],pp232ff. S.Blumenfeld 2008, [2], pp.102ff ,D.Pinksen ,iUniverse,Inc. 2008, [3] Die gleichzeitige Feststellung in der Zueignung zu Venus und Adonisthe first heire of my invention“ würde danach signalisieren, dass dies nun das erste Werk unter dem neuen Namen William Shakespeare sei. Auch die letzte Feststellung (...as he pulls me down, [I] mount higher) entspricht dem vielfach variierten Lebensmotto Marlowes qoud me nutrit, me destruit.


Literatur

  • William Shakespeare: "Venus und Adonis" und "Tarquin und Lukrezia" in der Übersetzung von Heinrich Christoph Albrecht (1783), herausgegeben und eingeleitet von Christa Jansohn, Reihe: Studien zur englischen Literatur, Band 22, 2007, ISBN 978-3-8258-0685-9
  1. A.D.Wraight, The story that the sonnets tell. Adam Hart (publishers) Ltd London, 1994,
  2. Samuel Blumenfeld, The Marlowe-Shakespeare Connection,Mcfarland Comp.Inc.Publishers,2008
  3. Daryl Pinksen, Marlowes Ghost, 2008