Kalaha
Kalaha, im englischen Sprachraum Kalah genannt, ist ein modernes Strategiespiel der Mancala -Familie (von arab.: naqalah = bewegen) für zwei Spieler. Mancala (auch: Mankala, Manqala) ist der wissenschaftliche Gattungsbegriff (generischer Terminus) für eine Gruppe von Brettspielen, bei denen der Inhalt von Mulden nach bestimmten Regeln umverteilt wird. In Deutschland benutzt man auch den Begriff Bohnenspiele.

Das Spiel wurde 1940 von dem amerikanischen Steuerberater William J. Champion in Mystic, Connecticut, erfunden. Er ließ es 1952 (Design) und 1955 (Regeln) patentieren. Der Markennamen war in den USA von 1970 bis 2002 geschützt. Das Spiel erschien erstmals 1944 auf dem amerikanischen Markt und wurde ab 1958 von der von Champion eigens zu diesem Zweck gegründeten Kalah Game Company produziert. Es fand viele Nachahmer, darunter Conference (Mieg's, 1965), Sahara (Pelikan, 1976) und Bantumi (auf Nokia-Handys seit 2000).
Kalaha ist fast identisch mit Dakon (Java) und Congkak (Malaysia), zwei asiatischen Mancala-Varianten. Der wichtigste Unterschied ist, dass bei Kalaha mit dem Verteilen des letzten Samens der Zug endet, während bei den malayischen Spielen, der Zug fortgesetzt wird, wenn der letzte Samen in eine gefüllte Spielmulde kommt. Die wichtigsten Gemeinsamkeiten sind, dass die Gewinnmulden beim Verteilen der Samen berücksichtigt werden und Bonus-Züge folgen, wenn der letzte Samen in die eigene Gewinnmulde fällt.
Das erste Kalaha-Computerprogramm wurde bereits 1960 von Wiley entwickelt. 1978 erreichte Paul Erich Frielinghaus den 5. Platz beim Bundeswettbewerb Jugend forscht mit seinem Kalaha-Programm (er nannte das Spiel Serata). Die Kalaha-Varianten mit drei bis fünf Steinen pro Mulde wurden von Donkers et al. im Jahr 2001 gelöst. Bei perfektem Spiel gewinnt der anziehende Spieler.
Das erste Kalaha-Turnier der Geschichte fand 1963 an der Coolidge School in Holbrook, Massachusetts (USA), statt. Es wurde von Ira Burnim gewonnen. Heute gibt es jedes Jahr mehr als 50 Kalaha-Turniere in den USA, meist von Schulen, Jugendzentren, Museen und Bibliotheken organisiert.
Die ältesten Mancala-Spielbretter wurden im Nordwesten Äthiopiens bei Matara und Yeha gefunden und stammen etwa aus dem 6.-8. Jahrhundert n. Chr. Zwar wurden auch Muldenreihen im Tempelbezirk von Kurna (1400 v. Chr.), Ägypten, auf Zypern und an verschiedenen Orten in Sri Lanka entdeckt, doch weiß man bis heute nicht, ob es sich dabei überhaupt um Spielbretter handelt, und, wenn ja, welche Spiele darauf gespielt wurden. Auch ist die Datierung dieser Funde äußerst schwierig. Die Muldenreihen von Kurna sind wahrscheinlich erst 1700 Jahre nach dem Bau des Tempels entstanden, da in der Nähe wohl zeitgleich auch koptische Kreuze eingraviert wurden. Trotzdem wird immer wieder behauptet, dass Mancala-Spiele "5000 Jahren alt" seien, was man getrost als modernen Mythos bezeichnen kann. Auf diese Weise versuchte schon Champion den Umsatz seines Spiels zu steigern.
Trotz der sehr einfachen Spielregeln bietet Kalaha viele taktische Möglichkeiten.
Regeln
Material
Das Kalaha-Spielbrett besteht aus zwei Muldenreihen mit jeweils sechs Spielmulden. Außerdem befindet sich an jedem Ende eine größere Gewinnmulde, auch Kalah genannt, welche im Laufe der Partie die gefangenen Samen aufnimmt. Jedem Spieler gehören die sechs Spielmulden auf seiner Seite des Brettes und die rechts von ihm gelegene Gewinnmulde.
Die einzigen Spielsteine sind 36 gleichartige Samen.
Vorbereitung
Zu Beginn des Spiels werden alle Spielmulden mit 3 Samen gefüllt. Gewöhnlich beginnt der letzte Sieger das neue Spiel.
Ziel
Das Ziel des Spiels ist es, mehr Samen zu sammeln als der Gegner. Da es nur 36 Samen gibt, reichen 19 um dies zu erreichen. Da es eine gerade Anzahl an Samen gibt, ist ein Unentschieden möglich, wenn beide Spieler am Ende 18 Samen ihr Eigen nennen.
Spielprinzip
Beispielrunde:
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Der untere Spieler beginnt von der hervorgehobenen Spielmulde aus, die Samen zu verteilen.
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Da der letzte Samen in die Gewinnmulde des aktiven Spielers gefallen ist, bekommt dieser Spieler eine Extra-Runde.
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Der letzte Samen ist in eine leere Spielmulde gefallen, dem eine gefüllte Mulde gegenüberliegt, deshalb bekommt der untere Spieler die hervorgehobenen Samen.
Die Runden der Spieler bestehen darin, die Samen in den Mulden zu bewegen. Wenn ein Spieler an der Reihe ist, wählt er eine seiner Spielmulden, nimmt ihren Inhalt und verteilt ihn gegen den Uhrzeigersinn in die darauf folgenden Mulden. Dabei wird in jede Mulde, außer in die gegnerische Gewinnmulde, ein Samen gelegt.
Extra-Runde
Wenn der letzte Samen in der eigenen Gewinnmulde landet, gewinnt der aktive Spieler eine Extra-Runde (oder: Bonus-Zug). Dies kann der Spieler auch mehrmals wiederholen und darf dann jeweils weiterspielen.
Fangen
Wenn der letzte Samen in eine leere Spielmulde des aktiven Spielers landet und direkt gegenüber in der gegnerischen Mulde ein oder mehrere Samen liegen, sind sowohl der letzte Samen als auch die gegenüberliegenden Samen gefangen und werden zu den eigenen Samen in die Gewinnmulde gelegt.
Spielende
Wenn ein Spieler am Zug ist, jedoch nicht mehr ziehen kann, ist die Partie beendet. Die Samen, die noch in den Spielmulden liegen, gehören dem Spieler, in dessen Mulden sie sich befinden. Wer die meisten Samen gefangen hat, gewinnt.
Varianten
Anstatt mit drei Samen kann auch mit 4, 5 oder 6 Samen pro Loch gespielt werden. Dadurch wird das Spiel wesentlich anspruchsvoller.
Weblinks
- Deutsche Kalaha-Homepage mit Regelsammlung (allerdings sind viele Spiele falsch beschrieben)
- Artikel über "Kalah" vom kanadischen Spielemuseum in Waterloo
- Mathematische Lösungen zu Kalah(a)
- "Solving Kalah" - wissenschaftlicher Artikel zum Spiel
- Ausführlicher Artikel über Kalah
- Cross-Kalah, eine sehr gute Spielvariante von Dan Troyka (Camelot-Weltmeister)