Illyrer

Die Illyrer lebten nach den Quellen der griechischen Antike in den nordwestlich an Griechenland anschließenden Regionen (in etwa Epirus, Albanien, Montenegro, Herzegowina sowie Süd- und Mitteldalmatien, die in der Antike unter dem Namen Illyrien zusammengefasst wurden.
Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. kamen die Händler der griechischen Städte mit Illyrern in Kontakt. Deren politische Zentren lagen in der Nähe der heutigen Städte Durrës und Shkodra.
228 v. Chr. kamen sie in die Abhängigkeit Roms und wurden unter Caesar dem Reich angegliedert. Mit dem Erreichen der Donaugrenze unter Augustus wurden die Provinzen Dalmatia und Pannonia geschaffen. Nach einem Aufstand 9 v. Chr. setzte eine intensive Romanisierung ein. Die Armee des spätrömischen Reiches bestand zu großen Teilen aus diesen romanisierten Illyrern. Mehrere römische Kaiser waren Illyrer, z.B. Claudius II. Gothicus, Aurelian, Probus, Diokletian und Constantin. Nach dem Einfall der Slawen ging die illyrische Vorbevölkerung, wie auch die Thraker, im Laufe weniger Jahrhunderte zum großen Teil in den Südslawen auf.
Illyrische Stämme
- Arbër
- Ardianer
- Breuker
- Dalmater
- Dardaner
- Dasareter
- Enkelejter
- Eordejer
- Epiroter
- Japoden
- Japyger
- Chaoner
- Labeater
- Liburner
- Messapier
- Molosser
- Paionier
- Parthiner
- Penester
- Piruster
- Taulantier
- Thesproter
Illyrer und Albaner
Noch immer umstritten ist die Beziehung der antiken Illyrer zu den modernen Albanern. Da es nur sehr wenige Quellen über die illyrische Sprache gibt, ist eine Beweisführung sehr schwierig.
Erwogen werden eine direkte Abkommenschaft der Albaner von den Illyrern, aber auch eine späte Einwanderung der Albaner in ihren heutigen Sprachraum. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass die Illyrer zwar durchaus in einer Beziehung zu den heutigen Albanern stehen, aber dabei nur eines von mehreren Elementen der Ethnogenese darstellen. Mehr dazu im Artikel über die illyrische Sprache.
Viele illyrischen Stammesnamen sowie Königsnamen sind immernoch in der albanischen Sprache zu finden, die meisten dieser Namen haben eine Bedeutung in der heutigen albanischen Sprache.
Illyrismus und Südslawen
Durch ihren halb legendenhaften Charakter eigneten sich die Illyrer gut als Anknüpfungspunkt für nationale Identitätsstiftung. Die Vorkämpfer der südslawischen Nationalismen im 19. Jahrhundert behaupteten, dass ihre Völker von den Illyrern abstammen. Besonders verbreitet war diese These bei den Kroaten und Slowenen. Der südslawische Illyrismus postulierte die ethnische Einheit aller Südslawen, die nur in eng verwandte Stämme untergliedert seien. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Illyrerthese für die südslawischen Nationalismen keine Rolle mehr.
Heute berufen sich nur die Albaner auf ihre illyrische Abstammung.
Der Illyrerbegriff in der Archäologie
Im frühen 20. Jahrhundert galten die Illyrer als Träger der Hallstattkultur. Man nahm an, dass indoeuropäisch-sprachige Illyrer ein Gebiet besiedelten, das von Ostösterreich über Serbien und Albanien bis nach Nordgriechenland reichte. Sie wurden auch mit der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur in Verbindung gebracht, als deren Träger Gustaf Kossinna zuerst die Karpo-Daker, später, Albrecht Götze folgend, die Illyrer identifizierte. So wurde vermutet, dass die Illyrer im Zuge der Völkerwanderung aus der heutigen Niederlausitz auswanderten. Dabei sollen sie auch in der Schweiz Spuren hinterlassen haben, auf die manche Ortsnamen im Rätoromanischen zurückgeführt werden können.
Siehe auch
Literatur
- Albanien Shätze au dem Land der Skipetaren - Verlag PHILIPP VON ZABERN-MAINZ AM RHEIN ISBN 3-8053-0978-3 und ISBN 3-8053-1017-X (Museumsaugabe)
- Cabanes, Pierre: Les Illyriens de Bardylis à Genthios (IVe - IIe siècles avant J.-C.). (= Regards sur l'histoire. 65). Paris 1988. ISBN 2-7181-3841-6
- Cabanes, Pierre (Hrsg.): Grecs et Illyriens dans les inscriptions en langue grecque d'Epidamne-Dyrrhachion et d'Apollonia d'Illyrie. Actes de la table ronde internationale (Clermont-Ferrand, 19 - 21 octobre 1989). Paris 1993. ISBN 2-86538-241-9
- Ceka, Neritan: Ilirët. Tiranë 2000. ISBN 99927-0-098-X
- Frommer, Hansjörg: Die Illyrer. 4000 Jahre europäischer Geschichte. Vom 3. Jahrtausend bis zum Beginn der Neuzeit. Karlsruhe 1988. ISBN 3-88190-100-0. Kommentar hier
- Lippert, Andreas (Hrsg.): Die Illyrer. Katalog zu einer Ausstellung von archäologischen Funden der albanischen Eisenzeit (12. - 4. Jh. v. Chr.) aus den Sammlungen des Archäologischen Institutes der Albanischen Akademie der Wissenschaften in Tirana und des Archäologischen Museums in Durrës. Sonderausstellung im Museum für Urgeschichte des Landes Niederösterreich, Asparn an der Zaya vom 3. April bis 30. November 2004. (= Katalog des NÖ. Landesmuseums. N.F. 448).[St. Pölten] 2004. ISBN 3-85460-215-4.
- Wilkes, John: The Illyrians. Oxford [u.a.] 1995. ISBN 0-631-19807-5
- Krahe, Hans: Die Indogermanisierung Griechenlands und Italiens, Carl Winter- Universitätsverlag, 1949 Heidelberg
- Krahe,Hans:Lexikon Altillyrischer Personennamen, in Indogermanische Bibliothek mit Hirt,H/Streitberg, S. als Hrsg. Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1929
- Krahe, Hans: Die Alten Balkanillyrischen Geographischen Namen, Ebd.
Eine Quelle zum kroatischen Illyrismus:
- Draskovic, Janko: Ein Wort an Iliriens hochherzige Töchter über die ältere Geschichte und neueste literarische Regeneration ihres Vaterlandes. Agram 1838.