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Labret-Piercing

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. April 2009 um 15:17 Uhr durch Lamilli (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Labret
Lage Unterlippe
Schmuck Labret-Stecker, Ball Closure Ring, Circular Barbell
Hinweis zum Schmuck
Heilungsdauer vier bis acht Wochen
Hinweis zur Heilungsdauer
‣ Themenübersicht

Ein Labret-Piercing (lat. labrum, Lippe) ist ein Piercing im Bereich der Lippen. Im engeren Sinn bezieht es sich auf ein Piercing der Unterlippe. Piercings der Oberlippe werden auch als Madonna- bzw. Medusapiercing bezeichnet.

Geschichte

Das Labretpiercing kann auf eine lange Geschichte zurückblicken und war beziehungsweise ist traditionell bei unterschiedlichen Ethnien in Afrika, Asien und Lateinamerika fester Bestandteil der Kultur.

Gedehntes Labret-Piercing bei einer Tonfigur der Mochica-Kultur

Bei den Unangan, Ureinwohner der Aleuten (Inselkette im Nordpazifik), war das Tragen eines Labret bis zur Kolonisierung weit verbreitet. Die zeremoniellen Umstände der Piercing-Prozedur variierten dabei von Insel zu Insel. So war in einigen Gegenden das Piercing den Männern vorbehalten, in anderen den Frauen während bei anderen Stämmen das Piercing von beiden Geschlechtern getragen wurde. Auch war es mitunter Teil eines Initiationsritus, bei anderen wurde es zur Hochzeit gestochen (vergleichbar einem Ehering). Den Unangan galten Walrosse als heilige Tiere, so dass die Form des Schmucks oft Walrosszähne imitierte. Die frühsten Berichte über den Labret der Unangan stammen aus dem Jahr 1741, nach dem Kontakt mit christlichen Missionaren, die dem Körperschmuck ablehnend gegenüberstanden, verschwand die Tradition des Labret von den Aleuten.

Ebenso ist das Labret-Piercing bei verschiedenen indigenen Völkern Südamerikas sowie im Südsudan verbreitet. Das Piercing war bei Azteken, Mochica und Inka bekannt und geht vermutlich auf die Kultur der Olmeken zurück.[1]

Benennung

Der Name Labret leitet sich vom lateinischen Labrum ab, was schlichtweg „Lippe“ bedeutet. Oft wird das Piercing französische klingend als ləˈbreɪ ausgesprochen, die korrekte Aussprache lautet jedoch leɪ.brɛt, mit einer scharfen Endsilbe. Die Bezeichnung kam erstmals in der ethnologischen Literatur des 19. Jahrhunderts auf.

Traditionell wurden alle Piercings, die im Bereich der Lippen liegen als Labret bezeichnet. Erst später kam die Konvention auf, nur Piercings der Unterlippe so zu bezeichnen, während weitere Namen für Piercings an anderen Stellen des Mundbereichs etabliert wurden.[2]

Schmuck

Labret-Stecker

Geeignet für den Einsatz sind neben einem speziellen Labret-Stecker auch ein Ball Closure Ring oder ein Circular Barbell (engl.: Hufeisen). Bei letzterem liegen die Verschlusskugeln bei der optimalen Position des Schmucks am einen Ende außen am Stichkanal an und am anderen Ende auf dem Lippenrot. Die Abheilung des Piercings dauert etwa vier bis acht Wochen.

Heilung

Wie bei allen Piercings im Mundbereich wird geraten, nach dem Stechen mehrere Stunden nicht zu rauchen und 12 bis 24 Stunden keinen Alkohol zu konsumieren. Von manchen Piercern wird auch empfohlen, über einen Zeitraum von zwei Wochen keine milch- und fruchtsäurehaltigen Nahrungsmittel zu konsumieren.

Aus zahnmedizinischer Sicht wird vom Labret-Piercing abgeraten, da der Schmuck das Zahnfleisch und den Zahnschmelz schädigen kann. Dieses Risiko kann minimiert werden, indem man einen Stecker aus Polytetrafluorethylen (PTFE) verwendet, da das Material relativ weich ist und keine so große mechanische Wirkung ausübt. Jedoch müssen diese Stecker häufiger ausgetauscht werden, da diese durch das relativ weiche Material verschleißen. [3]

Anordnung und Variationen

Zentrales Labret-Piercing

Bei einem vertikalen Labret-Piercing beginnt der Stichkanal unterhalb der Lippe und tritt auf der Lippe im Lippenrot wieder heraus. Bei dieser Variante des Lippenpiercings ist aber die Gefahr des kontinuierlichen Einreißens des Lippenrots zu beachten. Dabei sollte ein Curved Barbell eingesetzt werden anstatt eines Labret-Steckers. Bei dieser Variante kann der Zahnapparat nicht geschädigt werden, da der Schmuck nicht mit Zahnfleisch und Zähnen in Kontakt kommt.

Seitliche Labret-Piercings

Der Labret kann sowohl zentral in der Mitte als auch seitlich versetzt getragen werden. Es können auch mehrere Labrets nebeneinander getragen werden. Mehrere symmetrisch angeordnete Piercings in der Lippe oder der Zunge werden als Venom-Piercings, zwei seitlich platzierte Labrets auch als Snakebites bezeichnet.

Besonders bei indigenen Völkern ist es auch heute noch üblich die Piercings teilweise bis zu mehreren Zentimetern zu weiten bzw. einzuschneiden[4] und Plugs oder, wie es vor allem bei afrikanischen Ethnien zu sehen ist, Lippenteller einzusetzen.

Wird ein Labret-Piercing möglichst weit unten platziert spricht man von einem Lowbret was sich aus dem englischen Begriff low (tief) und Labret zusammensetzt.[5] Dieses kann auch so gestochen werden dass der Stichkanal nicht horizontal sondern vertikal verläuft und an der unteren Kieferkante heraustritt.[6]


Piercings in der Oberlippe werden bei zentrierter Ausrichtung Medusa-Piercing oder bei seitlicher Platzierung Madonna-Piercing genannt.

Medusa-Piercing

Datei:Medusa piercing.jpg
Medusa-Piercing

Ein Medusa-Piercing ist ein Piercing, das genau in der Mitte oberhalb der Oberlippe gesetzt wird. Es handelt sich somit um eine Form des Labrets.

Da an dieser Stelle besonders viele Nerven verlaufen, ist es oft schmerzhafter als andere Piercings in der Lippe. Als Piercingschmuck wird meist ein Labret-Stecker eingesetzt. Dieser sollte beim Ersteinsatz nach dem Stechen eine Überlänge besitzen, da es die Tage darauf zu Schwellungen kommen kann. Nach der Abheilung des Piercings sollte jedoch ein kürzerer Stecker eingesetzt werden, um Zähne und Zahnfleisch zu schonen. Die Abheilungsphase dauert in der Regel zwischen 1 bis 3 Monate. Eine weitere Variante des Labret-Piercings ist das Madonna-Piercing.

Quellen

  1. Labrets and Lip Piercings - APA/BME News
  2. Labrets and Lip Piercings - APA/BME News
  3. Labret Piercing - Love to know
  4. Scallpelled Labret im BMEzin-Wiki
  5. Lowbert-Piercing im BMEzine-Wiki
  6. Vertical Lowbret-Piercing im BMEzine-Wiki