Secret Intelligence Service
Der Secret Intelligence Service (SIS) ist der britische Auslandsgeheimdienst. Er ist besser bekannt unter dem Namen MI6 oder einfach kurz Secret Service. MI6 steht für "Military Intelligence, Abteilung sechs".
Der SIS führt Spionage-Aktivitäten im Ausland durch, im Gegensatz zum MI5, dessen Tätigkeiten vor allem auf das Inland beschränkt sind. Er wurde 1909 zusammen mit dem MI5 als Teil des Secret Service Bureaus gegründet. Der erste Direktor des MI6 war Sir Mansfield Smith-Cumming, der sein Initial "C" als Codename benutzte - welches auch von allen nachfolgenden Direktoren benutzt wurde (vergl. "M" in den James Bond Filmen).

Geschichte
1. Weltkrieg
Die erste bedeutende Prüfung der Organisation kam mit dem Ersten Weltkrieg, in dem der SIS teilweise Erfolge erzielen konnte. Dem SIS war es zwar nicht möglich, in Deutschland mit Agenten einzudringen, aber er hatte einige ansehnliche Erfolge in der militärischen und wirtschaftlichen Aufklärung. Diese Erfolge sind vor allem das Werk von Agenten-Netzwerken in neutralen Ländern, besetzten Gebieten und Russland.
Nach dem Krieg wurden die Mittel des SIS stark reduziert und den Empfängern der Informationen des SIS, wie etwa der Admiralität, wurde eine gewisse Kontrolle über die Operationen des SIS eingeräumt - diese Beziehung besteht bis heute.
Während den 1920ern arbeitete der SIS hauptsächlich mit dem diplomatischen Dienst zusammen. Die meisten Botschaften stellen einen Offizier zur Passkontrolle ein, der in Wirklichkeit der Leiter des SIS in diesem Land war. Das gab den Operationen durch die diplomatische Immunität der Botschaftsmitarbeiter einen gewissen Schutz, doch dieses System wurde offensichtlich zu lange praktiziert und war in den 1930ern schließlich ein offenes Geheimnis. In den Jahren nach dem Krieg und bis in die 1920er hinein war der SIS hauptsächlich mit dem Kommunismus (und hierbei besonders mit Russland) beschäftigt. Dabei unterstützte der SIS auch Versuche, das kommunistische Regime in Russland zu stürzen.
In den 1930ern zog dann das nationalsozialistische Deutschland die Aufmerksamkeit des SIS auf sich. Wie im ersten Weltkrieg waren die Erfolge des SIS in Deutschland beschränkt, auch wenn er einige verlässliche Quellen innerhalb der deutschen Regierung und des Militärs gewinnen konnte.
2. Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs wurde des Arbeit des SIS im geheimdienstlichen Sinne überschattet von einigen Initiativen anderer Nachrichtendienste. Dazu gehören:
- die kryptographischen Fortschritte der Government Code and Cypher School (GC & CS), der Behörde, die zuständig war für das Abfangen und Entschlüsseln ausländischer Kommunikation,
- das "double-cross"-system des MI5, das deutsche Nachrichtendienste mit falschen Informationen fütterte,
- die Arbeit der Photographic Reconnaissance Unit und außerdem
- die für die beteiligten Agenten gefährlichen Aktionen der MI6-Abteilung "Special Operations Executive (SOE)", die hinter feindlichen Linien Spionage und Sabotage betreiben sollte.
Die bekannteste Operation in Bezug auf die SOE war der "Venlo incident" 1939, bei dem sich deutsche Agenten der Abwehr als hochrangige Armee-Offiziere ausgaben, die ein Attentat auf Hitler ausüben wollten. Bei einem Treffen in der niederländischen Stadt Venlo zwischen dem SIS und den vermeintlichen Verschwörern wurden zwei Agenten des SIS durch die SS entführt. Dieser Vorfall war ein herber Schlag für das Ansehen des MI6.
Trotz der Schwierigkeiten zu Anfang des Krieges erholte sich der SIS und führte einige erfolgreiche Operationen sowohl auf dem europäischen Festland, als auch im mittleren und fernen Osten durch.
Kalter Krieg
Die Operationen des SIS gegen die Sowjetunion zu Beginn des Kalten Krieges wurden einige Zeit durch die Tätigkeit des sowjetischen Spions Kim Philby kompromittiert, der unter anderem Verbindungsoffizier des SIS in der britischen Botschaft in Washington DC war. In dieser Tätigkeit hat er beispielsweise ein Programm gemeinsamer britischer und amerikanischer paramilitärischer Operationen in Albanien verraten (auch wenn gezeigt wurde, das dieses Programm auch durch die miserablen Sicherheitsrichtlinien 'am Boden' kompromittiert wurde).
Der SIS litt unter weiteren Peinlichkeiten als herauskam, dass ein Offizier, der sowohl an Tunnel-Operationen in Wien als auch in Berlin beteiligt war, ein sowjetischer Agent war. George Blake wurde während seiner Gefangenschaft im Korea-Krieg von Chinesen "umgedreht". Als er aus Korea zurückkehrte, empfingen ihn seine Zeitgenossen wie einen Held; seine Sicherheitsbefugnisse wurden wiederhergestellt. 1953 versetzte man ihn zur Station des MI6 in Wien, wo die dortigen Tunnel bereits seit vier Jahren aktiv waren. Nachdem er diese -unbemerkt- an die Sowjets verraten hatte, wurde er einem britischen Team zugeilt, das an der Operation GOLD beteiligt war - einem Tunnelbau im geteilten Berlin. Dementsprechend schnell ist die Sprengung des Tunnels veranlasst worden. Man identifizierte Blake daraufhin als sowjetischen Agenten; er wurde wegen Spionage vor Gericht gestellt und kam ins Gefängnis - nur um daraufhin 1964 auszubrechen und in die Sowjetunion zu flüchten.
Durch verbesserte Sicherheitsüberprüfungen und einige gute Quellen in der UdSSR erholte sich der SIS Anfang der 60er von diesen Rückschlägen. Eine dieser Quellen war Oleg Vladimirovich Penkovsky, ein Offizier der GRU (einem sowjetischen Nachrichtendienst). Penkovsky lieferte über zwei Jahre hinweg tausende Photographien von geheimen Dokumenten. Darunter waren auch Handbücher der Roten Armee für Raketen, die amerikanischen Analysten 1962 die Erkennung der auf Kuba stationierten sowjetischen Raketen ermöglichte. Die Aktionen des SIS nahmen zum Ende des Kalten Krieges zu. Ein Höhepunkt war die Rekrutierung von Oleg Sergeivich Gordievsky in den 1970ern, der dem SIS für ein Jahrzehnt Informationen lieferte und dann 1984 erfolgreich aus Moskau fliehen konnte. Dem SIS gelang es allem Anschein nach auch, sowjetische Offizielle bei Reisen in dritten Ländern, beispielsweise in Afrika oder Asien zu rekrutieren. Ein so gewonnener Agent war der Sohn eines Mitgliedes des Politbüro sowie eines hochrangigen KGB-Mitarbeiter, der den SIS über die Mobilisierung der ALFA-Einheit des KGB während des Staatsstreiches 1991 informierte, die kurz darauf den Sowjetischen Generalsekretär Gorbatschow stürzen wollten. Das wahre Ausmaß der Akivitäten des SIS in der zweiten Hälftes des Kalten Krieges bleibt aber weitgehend unbekannt.
Die Aktivitäten des SIS im Kalten Krieg beinhalteten auch eine Reihe verdeckter politischer Einflussnahmen, darunter zusammen mit dem amerikanischen CIA der Sturz des zunehmend pro-sowjetisch eingestellten Mohammed Mossadegh im Iran 1953, der Staatsstreich gegen Patrice Lumumba im Kongo 1961, sowie die Herbeiführung eines internen Konflikts zwischen libanesischen paramilitärischen Gruppen in der zweiten Hälfte der 80er, der sie davon abhielt, weiterhin westliche Geiseln zu nehmen.
Ende des Kalten Krieges - Gegenwart
Seit 1994 unterliegen die Aktivitäten des SIS einem Ausschuss des Parlaments.
Seit Mai 2004 ist John Scarlett Leiter der Behörde. Durch die Gerichtsverhandlung über den Selbstmord von David Kelly ist er öfters im britischen Fernsehen erschienen.
SIS im Film
In der James Bond-Filmreihe ist James Bond ein Agent des MI6, obwohl er in den Original-Büchern von Ian Fleming, wie Fleming selbst, einem anderen britischen Nachrichtendienst angehörte. Das Gebäude des SIS kommt dabei in Die Welt ist nicht genug mit Bond-Darsteller Pierce Brosnan vor, bei dem der SIS als Tribut an die weltweite Bekanntheit der Filme erstmals Außenaufnahmen vom Gebäude gestattete.