Oscar Niemeyer

Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho (* 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Architekt. Er gilt als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur.
Er schloss 1934 sein Studium an der Nationalen Schule der Schönen Künste in Rio de Janeiro ab und arbeitete im Anschluss mit einem brasilianischen Architektenteam zusammen mit Le Corbusier am neuen Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte sein späteres Schaffen stark beeinflussen. 1945 schloss er sich der Brasilianischen Kommunistischen Partei an. Zwei Jahre nach der Machtergreifung durch die Militärs im Jahre 1964 ging er wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei nach Frankreich ins Exil. Ende der 1960er Jahre konnte er seine Arbeit in Brasilien fortsetzen. Er lehrte unter anderem an der Universität von Rio de Janeiro. Er kehrte allerdings erst in den 1980er Jahren gänzlich nach Brasilien zurück.
Niemeyer setzte früh fast ausschließlich auf Beton als Baumaterial. Er wurde durch seine futuristische und plastische Formensprache mit kurvenreichen, weichen Konturen und ausgewogenem Verhältnis zwischen freiem Raum und Volumen berühmt. Der Orthogonalität vieler seiner Kollegen schwor er fast vollständig ab. Seine kühnen und unkonventionellen Entwürfe begründeten sein Ansehen als einer der wichtigsten Vertreter der Moderne.
Am bekanntesten sind seine Entwürfe für den Bau der brasilischen Hauptstadt Brasília zwischen 1957 und 1964. Alle öffentlichen Gebäude in der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen aus seiner Hand. 1987 wurde Brasília von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Werke (Auswahl)
Oscar Niemeyer zählt zu den schaffensreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Sein Werk teilt Niemeyer selbst in fünf Perioden (Pampulha, Pampulha bis Brasília, Brasília, Bauten in Übersee [Paris, Mailand usw.] und Spätwerke).
- Ministerium für Bildung und Gesundheit (heute Kulturpalast [mit Le Corbusier, Lucio Costa, Jorge Machado Moreira und Afonso Eduardo Reidy]- Rio de Janeiro - 1937 bis 1943
- Haus von Oswald de Andrade - São Paulo - 1938
- Brasilianischer Pavillon auf der Weltausstellung - New York - 1939
- Casa do Baile, Tanzsaal und Restaurant - Pampulha bei Belo Horizonte, Brasilien - 1940
- Nationalstadion von Rio de Janeiro - 1941
- Kirche São Francisco - Pampulha, Brasilien - 1943
- Municipal-Theater - Belo Horizonte, Brasilien - 1946
- Biennial Pavilion im Ibirapuera Park - São Paulo- 1951
- Hauptgebäude der Vereinten Nationen (Mitarbeit) - New York - 1952
- Interbau-Wohnhochhaus - Berlin - 1957
- Öffentliche Gebäude von Brasília (u. a. Catedral Metropolitana, Nationalkongress, Alvorada-Palast, Itamarati-Palast, Planalto-Palast, Platz der drei Gewalten, Oberster Gerichsthof) - 1957 bis 1964
- Hauptsitz der Französischen Kommunistischen Partei (PCF), Bürogebäude und Kuppel der Versammlungshalle - Paris - 1967 bis 1972
- Verlagsgebäude Mondadori - Segrate bei Mailand, Italien - 1968
- Universität von Constantine - Constantine, Algerien - 1968
- Nationalhotel - Rio de Janeiro - 1968
- Kulturzentrum - Le Havre, Frankreich - 1972
- Bürogebäude Sede Fata - Pianezza bei Turin, Italien - 1977 bis 1979
- Samba-Stadion - Rio de Janeiro - 1983
- Tancredo Neves Pantheon der Freiheit und Demokratie - Brasília - 1985
- Memorial da América Latina - São Paulo - 1987
- Museu de Arte Contemporânea (Musem für zeitgenössische Kunst, das an die Form eines UFOs erinnert) - Niterói - 1991
- Museu de Arte (Kunstmuseum) - Paraná, Brasilien - 2002
- Casino, Casino Park Hotel, Kongresszentrum - Funchal
- Serpentine Gallery Pavilion 2003 - London - 2003
- Konzerthalle in São Paulo - 2004
- Freizeitbad in Potsdam - 2007 (geplant)
Auszeichnungen (Auswahl)
- Mitgliedschaft in der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften (1949)
- Goldmedaille des Amerikanischen Instituts für Architektur (1970)
- Pritzker-Preis für Architektur (1988)
- Goldmedaille des Colegio de Arquitectos de Barcelona (1990)
- Ehrendoktorwürde der Universität von São Paulo (1995)
Literatur
- Niemeyer, Oscar: Curves of Time. The Memoirs of Oscar Niemeyer, Phaidon Press, 2000. (ISBN 0-7148-4007-6)
- Flagge, Ingeborg/Adreas, Paul: Oscar Niemeyer. Eine Legende der Moderne/A Legend Of Modernism, Edition Deutsches Architekturmuseum/Birkhäuser Verlag Basel, 2003. (ISBN 3-7643-6992-2) Buchvorstellung mit vielen Abbildungen (engl.)
- Underwood, David Kendrick: Oscar Niemeyer and the Architecture of Brazil, Rizzoli 1994. (ISBN 0-8478-1687-7)
- Hornig, Christian: Oscar Niemeyer. Bauten und Projekte, Ernst und Sohn Berlin 1981. (ISBN 3-7879-0213-9)
Weblinks
- Website der Oscar-Niemeyer-Stiftung
- Museu Oscar Niemeyer
- Informationen zu Bauten in Brasília
- Niemeyer-Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt
- Museu de Arte Contemporânea de Niterói
Personendaten | |
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NAME | Niemeyer Soares, Oscar Ribeiro de Almeida |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1907 |
GEBURTSORT | Rio de Janeiro |