Zum Inhalt springen

Cultural studies

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Mai 2005 um 14:56 Uhr durch 80.218.247.36 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Cultural studies sind ein Feld der Sozialwissenschaften. Dieser interdisziplinäre Forschungsansatz kombiniert Soziologie, Filmtheorie, Literaturtheorie und Kulturanthropologie in der Betrachtung von kulturellen Phänomenen der Gesellschaft, vor allem der Populärkultur. Wichtiges Anliegen ist das Hinterfragen und Aufspüren von Ideologien und Identitäten. Dabei werden partikulare und lokale Erscheinungen auf ihren Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen, wie z. B. Rasse, Ethnie, Klasse, Schicht, Gender und sexuelle Orientierung hin untersucht.

Cultural studies erforschen die Bedeutung (meaning) von Gegenständen. Diese Bedeutungen werden als sozial konstruiert aufgefasst. Bedeutungen können somit nicht endgültig fixiert werden, sondern unterliegen Verschiebungen, bei welchen Macht eine wichtige Rolle zukommt. Die Konsumption von kulturellen Gütern ist ein wichtiger Bestand von Identität.Cultural studies untersucht Texte im weitesten Sinn - nicht nur niedergeschriebene Worte, sondern auch Bilder (Fotografie, Film), gesprochene Sprache, Kleidung, Habitus und andere Informationen aus der Alltagskultur. Texte werden dadurch definiert, dass sie Bedeutung tragen (Vgl. Diskurs).

Geschichte

Cultural Studies wurden in den 1960er Jahren von zumeist Labour-orientierten Vertretern der britischen Erwachsenenbildung und Literaturwissenschaftlern mit Interesse an Alltagskultur und auch im Zusammenhang mit der aufkommenden Popkultur entwickelt. Sie betonten, auch in Anlehnung an die Frankfurter Schule, die Produktionsbedingungen von kulturellen Gütern und damit auch hegemonialen Bedeutungsmustern in Anlehnung an Karl Marx und Antonio Gramsci. Die Forschung fand vor allem Umfeld des Birminghamer Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) unter der Leitung von Stuart Hall statt. Weitere wichtige Vertreter/innen sind Raymond Williams, der in die frühen Grundlagen mit erarbeitete, Paul Willis und später die selbst von der Jugendsubkultur, besonders dem britischen Punk geprägten Dick Hebdige und Angela McRobbie.

Mit den Forschungen von Pierre Bourdieu, aber auch John Fiske und der Verlagerung des Schwerpunkts der Forschung an US-amerikanische Universitäten verschob sich der Fokus in den 1980er Jahren. Produktion und Konsumption werden nun theoretisch als gleichwertig betrachtet, in den Studien der 1980er und 1990er Jahre überwiegen jene, die die Aneignungspraktiken der Produkte in den Mittelpunkt stellen. Im Gegensatz zur Kulturkritik der Frankfurter Schule, in der die Konsumenten als betrogene Masse betrachtet werden, betonen die Cultural Studies den kreativen Umgang der Konsumenten mit kulturellen Gegenständen. In den 1990er Jahren wurde besonders das Thema Differenz ein Schwerpunkt der Cultural Studies. Erst seit Mitte der 1990er Jahre werden die vorrangig im englischen Sprachraum praktizierten Cultural Studies auch in der deutschsprachigen Froschung und gehobenen Populärkultur intensiver wahrgenommen.

Literatur

  • Jan Engelmann (Hg.): Die kleinen Unterschiede: Der Cultural-Studies-Reader. Campus Verlag, Frankfurt 1999 ISBN 3593362457
  • Rolf Lindner: Die Stunde der Cultural Studies. Wien, WUV, 2000.
  • Christina Luttner und Markus Reisenleitner: Cultural Studies. Eine Einführung. Wien, Turia + Kant, 1998.
  • Rainer Winter: Die Kunst des Eigensinns. Cultural Studies als Kritik der Macht. Weilerswist, Velbrück, 2001.
  • Roger Bromley, Udo Göttlich und Carsten Winter (Hrsg.): Cultural Studies: Grundlagentexte zur Einführung. Lüneburg, zu Klampen, 1999. ISBN 3-924245-65-7 (Reader mit grundlegenden Texten)
  • Michel de Certeau - Kunst des Handelns, 1988 Merve, Berlin
  • Paul Willis: Spaß am Widerstand ISBN 3810800937
  • Stuart Hall - Ausgewählte Schriften Band 1-4, Argument Verlag, Hamburg

Siehe auch