Fossa Carolina
Die Fossa Carolina (auch Karlsgraben) war eine Verbindung zwischen Fränkischer Rezat und Altmühl und damit zwischen den großen Flusssystemen von Rhein/Main und Donau. Der Karlsgraben ist damit in gewisser Weise Vorläufer des Ludwigs-Kanals und des Main-Donau-Kanals. Die Fossa Carolina musste die europäische Wasserscheide überwinden.

Die heute gängige Theorie geht davon aus, dass Karl der Große im Jahr 793 bei dem heutigen Ort Graben bei Treuchtlingen einen etwa 3000 m langen Kanal ausheben ließ. Ziel der Unternehmung war die Nachschubversorgung für Karls Krieg gegen die Awaren, die 788 in Bayern eingefallen waren. Problematisch ist hier vor allem das Fehlen von karolingschen Funden direkt am Graben oder auch nur in der näheren Umgebung. Fraglich ist außerdem für welche Flotte Karl der Große diesen Aufwand betreiben wollte, da eine entsprechende Flotte bislang nicht bewiesen und in der Forschung auch umstritten ist.
Chronisten schrieben, dass unglückliche Boden- und Witterungsverhältnisse zum Abbruch des Projekts führten, einige Wissenschaftler haben allerdings anhand von Sediment-Untersuchungen möglicherweise festgestellt, dass der Kanal durchaus zum Einsatz kam und einige Zeit eine gewisse Bedeutung hatte. Der Verfall des karolingischen Reiches dürfte jedoch dazu geführt haben, daß der Bau-Unterhalt für den Kanal nicht mehr sichergestellt war; außerdem war mit Karls Sieg über die Awaren die militärische Notwendigkeit für einen leistungsfähign Nachschubweg aus dem Herzen des Frankenreiches zur Donau nicht mehr gegeben.
Eine überholte Theorie der Entstehung deutete den Karlsgraben als eine Baumaßnahme zur Beschäftigung der nahegelegenen römischen Garnison in Weißenburg-Biriciana (90 - 253 n. Chr.), um zudem eine schiffbare Verbindung zu anderen Truppenteilen am Niederrhein zu schaffen. Gegen diese These spricht insbesondere, dass der durch den Graben entstandene Schifffahrtsweg teilweise auf nicht-römischem Gebiet gelegen hätte. Dieser Gefahr hätten sich die Römer wohl kaum ausgesetzt, zumal es für sie sicher kein Problem gewesen wäre, ggf. auch dieses kleine Gebiet noch zu erobern.
Kanalbauten bestanden in der damaligen Zeit in Ermangelung der seinerzeit noch unbekannten Kammerschleuse aus einer Reihe von dammbegrenzten Teichen, wobei die Niveauunterschiede auf Rutschen oder Rollen überwunden wurden. Beim Karlsgraben wurde zusätzlich zur Wasserversorgung der Scheitelebene seitlich abgesetzt noch ein Stausee erbaut. Damit war der Karlsgraben nur für kleine Schiffe geeignet, die Nachschub transportierten; keinesfalls jedoch für eine größere Kriegsflotte.
Noch heute sind von dem Projekt eine etwa 500 m lange Wasserfläche und angrenzende Erdwälle erhalten.
Siehe auch: Fossa Eugeniana