Christian Friedrich Ludwig Albinus
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Christian Friedrich Ludwig Albinus (* 10. Juni 1771 in Bevensen; † 5. Juli 1837 in Lauenburg) war hoher Zollbeamter in Lauenburg (Justizrat). Er kümmerte sich um in Not geratene Menschen, gründete eine "Spar- und Leihe-Casse" im Herzogtum Lauenburg und kann als Philanthrop bezeichnet werden. Besonders kümmerte er sich um die Ausbildung junger Menschen.
Leben
C.F.L. Albinus wurde am 10. Juni 1771 in Bevensen geboren. Sein Vater, Samuel Theodor Albinus, war Pastor in Bevensen. Unterricht erhielt er von ihm und in einer Schule in Bevensen. 1787-1789 besucht er die polytechnisch ausgerichtete Militärschule in Hannover. 1795 wurde er Elbzollgegenschreiber in Lauenburg, erhielt 1829 den Titel „Kammerrat“, 1835 wurde er zum Justizrat ernannt.
1797 wurde seine Tochter Christiane Sophie geboren. Mit der Mutter, Sophia Dahm aus Lauenburg, war Albinus nicht verheiratet. 1808 heiratete er Adolphine von Scriba, die Ehe blieb kinderlos und man trennte sich wieder. Seine Tochter aus der Beziehung mit S. Dahm hatte Albinus inzwischen legitimiert.
Zur Zeit der französischen Besatzung (1803-1813) war Albinus als französischer Zollverwalter tätig, als 1816 das Herzogtum Lauenburg an Dänemark fiel, wurde er dänischer Beamter.
1813 erwarb er ein Grundstück am Elbhang, auf dem später die Pestalozzischule stehen sollte. 1819 gründet Albinus gemeinsam mit dem Lauenburger Pastor J.A. Uhthoff und anderen Honoratioren der Stadt die „Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde“ in Lauenburg. Ein Jahr später betrieb er die Gründung einer ersten Sparkasse im Herzogtum Lauenburg.
Die Einrichtung einer Gewerbeschule wurde in den kommenden Jahren das Hauptziel von Albinus. Sie sollte finanziert werden aus Überschüssen der Sparkasse und aus einer privaten Stiftung, in die Albinus und seine Tochter ihr gesamtes Vermögen einbrachten.
Am 5. Juli 1837 verstarb Albinus. Auf seinen Wunsch hin wurde er in seinem Garten beerdigt.
Wirken
Im Laufe der Zeit hatte der vielbelesene Albinus eine reichhaltige Bibliothek zusammengetragen, über 1200 Bände umfasste seine private Bücherei. Viele Klassiker (Goethe, Schiller, Wieland, Herder usw.), viele naturwissenschaftliche Bücher umfasste neben benötigter Fach- und Sachliteratur seine Bibliothek. Aber auch die Musik schätzte Albinus sehr, er spielte Klavier und sang.
Großen Einfluss hatten die Philanthropen J. H. Campe (Hamburg), C.G. Salzmann und J.B. Basedow auf Albinus. Wesentliche Ziele der Philanthropen waren:
1. Armenfürsorge 2. Gründung von Sparkassen 3. Berufsorientierte Schulen
Diese drei Ziele machte sich Albinus für sein Lebenswerk zu eigen.
Armenfürsorge
Gesellschaft freiwilliger Armenfreunde
Seit 1818 beschäftigte sich Albinus vor allen Dingen mit der Fürsorge für Arme- wie konnte man deren Situation verbessern? Die „Armenfreunde“ unterhielten eine Hilfskasse, um bei Notfällen armen Menschen helfen zu können. Sie engagierten sich mit Spenden und persönlichem Einsatz. Albinus war Vorsitzender der Gesellschaft und Rechnungsführer der Hilfskasse.
Gründung der "Spar- und Leihe-Casse"
In Kiel war 1796 eine erste Sparkasse gegründet worden. Diese Gründung nahm Albinus zum Anlass, Gleiches auch in Lauenburg anzustreben. Drei Ziele strebte Albinus mit dieser Gründung an: Der Bürger sollte zur Selbstverantwortung erzogen, er sollte vom Druck finanzieller Nöte entlastet werden . Schließlich sollte auch die Allgemeinheit davon profitieren, da sie von der Aufgabe der Armenfürsorge weitgehend befreit werden könnte.
Zunächst aber war es wichtig, den Gedanken der Sparsamkeit bei den betroffenen Menschen zu verankern, sie dahin zu bringen, ihre kleinen Überschüsse zu einer Sparkasse zu tragen. 1820 war es dann so weit: In Lauenburg wurde die erste Sparkasse des Kreises gegründet, 1822 wurde sie eröffnet, und Albinus war ihr erster Rechnungsführer. Eine besondere Räumlichkeit für diese Sparkasse gab es nicht, die Geschäftstätigkeit fand einmal in der Woche im Hause von Albinus statt.
Die Armen- Hilfskasse blieb weiterhin bestehen, Albinus verwaltete sie bis zu seinem Tode.
„Lauenburgs gemeinnützige Stiftung“ (Albinus-Stiftung)
Die Philanthropen forderten eine „vernünftige und natürliche“ Erziehung, die Schule solle stärker auf das Berufsleben ausgerichtet sein. Eine solche Schule plante Albinus für Lauenburg , er gründete zur Finanzierung dieses Vorhabens die Stiftung „ Lauenburgs gemeinnützige Stiftung“. Es sollte eine Schule für junge Menschen sein, die bereits als Lehrling oder Geselle bei einem Meister arbeiteten. Auch Mädchen sollten diese Schule besuchen können.
Albinus brachte sein ganzes Hab und Gut in diese Stiftung ein: Sein Kapitalvermögen, sein Haus, Mobiliar, seine Bücherei und sein Grundstück. Die „unzertrennliche“ Verknüpfung mit der Spar- und Leihkasse wurde dahingehend festgelegt, dass die Überschüsse der Kasse in die Stiftung fließen sollten. Im Februar 1834 bestätigt der Dänenkönig Friedrich VI. die Stiftung samt der Sparkassenklausel, er erfüllt auch den Wunsch von Albinus, die Stiftungsaufsicht der Königlichen Regierung in Ratzeburg zu übertragen.
Albinus betrachtete seine Stiftung als „Samenkorn“, und dieser Samen ist aufgegangen:
Aus der Spar- und Leihekasse wurde 1901 die Sparkasse der Stadt Lauenburg, 1939 wurde sie mit weiteren Kassen zur „Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg“ zusammengeschlossen.
Schulgründungen in Lauenburg
1865 wurden durch die Stiftung eine Gewerbeschule und eine Realschule in Lauenburg gegründet. Als Schulgebäude diente beiden Schulen zunächst das Haus des Stifters, bis die Realschule 1872 in den Neubau (Pestalozzischule in der Albinusstraße) umziehen konnte. Von 1865 bis 2008 trug die Realschule, die im April 1900 in die Trägerschaft der Stadt Lauenburg übergegangen war, den Namen des Stifters.
Zielvorstellungen
Es war das Bestreben von Albinus, geeigneten jungen Menschen eine gehobene Bildung als Grundlage eines wirtschaftlich abgesicherten, selbstständigen Lebens zu ermöglichen. So plante er auch die Unterrichtsinhalte, die ihm für dieses Ziel wichtig erschienen: Praktische Fähigkeiten sollten durch solides Hintergrundwissen untermauert werden, aber auch die Heranbildung zum verantwortungsbewussten Mitmenschen sollte nicht zurückstehen. Dabei dachte er auch - seiner Zeit voraus - an die Ausbildung von Mädchen, die damals in der Regel durch mangelnden Unterricht zu Unwissenheit, Armut und Abhängigkeit verdammt waren.
Die Albinus-Realschule (1865-2008)
Die Schule wurde auf der Grundlage einer privaten Stiftung und unter der Leitung eines Kuratoriums im Jahre 1865 als „Realschule“ gegründet. Unter dieser Bezeichnung verstand man in der damaligen Zeit einen Sondertyp des höheren Schulwesens.
Die Albinusschule war im heutigen Sinne ein Teilgymnasium, das seine Schüler mit dem Abschluss der 10. Klasse entließ. Im Jahre 1900 wurde die Lehranstalt wegen des Schülerrückgangs geschlossen, sofort als städtische Mittelschule wieder eröffnet und weitergeführt.
Im ursprünglichen Stammgebäude in der Albinusstraße war die Schule bis zum Umzug in das 1964 neu auf dem Hasenberg errichtete Gebäude untergebracht. Bis 2007 nutzte die Pestalozzischule das alte Gebäude weiter. Das neue Schulgebäude wurde 1964 und 1975 in zwei Bauabschnitten auf dem Hasenberg errichtet und der bereits in den 50er Jahren dort erbauten Hauptschule architektonisch, aber nicht organisatorisch, angegliedert.
Durch Schulgesetzänderung (Fortfall der Realschulen) und Stadtvertretungsbeschluss entstand aus der Albinus- Realschule, der Hauptschule Hasenberg und der ehemaligen Pestalozzischule die Gemeinschaftsschule Lauenburg als einzige weiterführende Schule in Lauenburg.
Die Albinus-Gemeinschaftsschule (seit 2009)
Die Gemeinschaftsschule mit Förderzentrumsteil der Stadt Lauenburg in Lauenburg besteht seit dem 1. August 2008. Sie vereinigt die bisher eigenständigen Schulen Albinus- Realschule, Hauptschule Hasenberg und das Förderzentrum. Am 1. 9. 2008 wurde die Schule in einem Festakt feierlich eröffnet, 137 Schülerinnen und Schüler wurden in die sechs neuen 5. Klassen der Gemeinschaftsschule aufgenommen. Die ehemaligen Real- und Hauptschüler besuchen in den "auslaufenden Zügen" der Real- bzw. der Hauptschule die Gemeinschaftsschule, die von unten aufwächst.Am 25. März 2009 beschloss die Stadtvertretung auf Antrag der Schulkonferenz bei zwei Enthaltungen, der neuen Gemeinschaftsschule den Namen „Albinus“ voranzustellen.[1]
Albinus Philosophie und Pädagogik
"Hilf dir selbst"- Dieser Kerngedanke moderner Pädagogik gehörte auch bereits zu den fundamentalen Grundsätzen, die Albínus für Schule und Unterricht sah: Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, sich selbst zu helfen (heute: Sie sollen zu Experten des eigenen Lernens werden). Aufgabe der Lehrenden ist die Hilfestellung, die Beratung, die Bereitstellung von Material.
Schülerinnen und Schüler sollen zu sozialem Verhalten innerhalb der Gesellschaft erzogen werden: Hilf anderen! Dieses Postulat zieht sich wie ein roter Faden durch Leben und Philosophie von Albinus. Der Mensch wird in seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gesehen- kein Einzelkämpfer für sich selbst- sondern verantwortlich für die Gemeinschaft.
Quellen
- Festvortrag zum 150. Todestag von C.F.L. Albinus, Realschulkonrektor a.D. Werner Kastner, Lauenburg, o.A.
- Biographisches Lexikon für Schleswig- Holstein und Lübeck, Neumünster 1994
- W. Kastner, Die Albinusschule (1865-1902) Lauenburgische Heimat, Ratzeburg 1986, Heft 115
- W. Kastner, Die Albinusschule (1900-1945) Lauenburgische Heimat, Ratzeburg 1987, Heft 118
- W. Kastner, Die Gesellschaft der freiwilligen Armenfreunde in Lauenburg/Elbe..., ebenda Heft 125 (RZ 1989)
- W. Kastner, Die Entwicklung der Lauenburger Spar- und Leihkasse u.d. Albinus-Stiftung, ebenda Heft 129 (RZ 1991)