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John W. Nystrom

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Der US-amerikanische Ingenieur John W. Nystrom wurde 1825 in Schweden geboren und lebte bis 1885 hautsächlich in Philadelphia (Pennsylvania).

Als anerkannter technischer Erfinder wurden ihm mehrere Patente erteilt, zum Beispiel für Schiffsschrauben, Kühlaggregate und Rechenmaschinen. Sein Gleitrechenschieber (slide ruler) mit der Patentnummer 7961 vom 4. März 1851 war eines der ersten US-Patente überhaupt.

Etwa im Jahr 1863 schuf er ein hexadezimales Maßsystem, genannt "tonal System", mit einem hexadezimalen Zeitformat von 16 Stunden pro Tag.

Zitat: "I am not afraid, or do not hesitate, to advocate a binary system of arithmetic and metrology. I know I have nature on my side; if I do not succeed to impress upon you its utility and great importance to mankind, it will reflect that much less credit upon our generation, upon scientific men and philosophers."
(John W. Nystrom, ca. 1863)

Deutsche Übersetzung:
"Furchtlos zögere ich nicht für eine binäre Arithmetik und Messtechnik einzutreten. Ich weiß da die Natur auf meiner Seite. Falls ich euch nicht von deren Nützlichkeit und großen Bedeutung für die Menschheit überzeugen kann, wirft das eben kein gutes Licht auf unsere Generation, ihre Wissenschaftler und ihre Philosophen."


Nystrom schlug für seine hexadezimalen Zahlen bzw. Ziffern Esperanto-ähnliche Zahlwörter vor.

Das "tonal System" nannte die Zahl Null: "noll" und zählte dann weiter (von eins bis sechzehn):
" An,  de,  ti,  go,  su,  by,  ra,  me,  ni,  ko,  hu,  vy,  la,  po,  fy,  ton. " (Deshalb tonal System.)
Die Zahlen "sechzehn-und-eins", "sechzehn-zwei" u.s.w. sollten demnach "ton-an", "ton-de" etc. heißen.

Nystrom nannte die hexadezimale Myriade (=164): "tam" und hexadezimal Tausend (163): "mill". Einhundert hexadezimal bezeichnete er: "san".


Dieses, schon im 19. Jahrhundert vorgeschlagene, erste hexadezimale System hatte damals ganz und gar keinen Erfolg.


Kritische Betrachtung und offene Fragen zu Nystroms Vorschlägen

Entgegen dem von Nystrom selbst behaupteten, sind die Gründe für seinen Mißerfolg sicher nicht nur in der Ignoranz seiner Zeitgenossen gegenüber dem heute omnipräsenten Binären zu suchen. Außer seinen zweifelhaften Zahlennamen, ist ein weiterer Irrtum in Nystroms Ansatz zu konstatieren:

Nystrom "baute" sich vornehmlich zuerst einen hexadezimalen Kalender mit sechzehn "Monaten". Ihm unterlief hiermit ein ähnlicher Fehler, wie knapp siebzig Jahre zuvor den revolutionären Bürgern Frankreichs, die, aus einem antibiblischen Antrieb heraus, die "Zehntagewoche" dekretieren wollten. Dies, ohne zu merken, dass die Woche zu sieben Tagen, Bibel hin, Bibel her, im Grunde nur einer mittleren Mondphase entspricht. (29,53 : 4 ≥ 7) Seine sechzehn "Monate" zu knapp 23 Tagen? Was sollte daran besser sein, als die, sich an die zwölf Neumonde anlehnenden Monate des üblichen Sonnenkalenders. Den sehr wohl existierenden Zusammenhang zwischen dem Kalenderjahr und dem Hexadezimalsystem, nämlich das konventionelle tropische Jahr gemäß Johann Heinrich von Mädler (1794-1874) zu genau 365,2421875 Tagen kannte J.W. Nystrom damals offensichtlich noch nicht.

Gemäß den allgemein leicht zugänglichen Sekundärquellen bleiben derzeit zwei wichtige Fragen offen:

  • Welches Ziffernsystem genau benutzte Nystrom, bzw. schlug er vor? Sicherlich nicht das erst seit den 1950er Jahren attestierte 0-9 & A-F Hexadezimalsystem.
  • Welche hexadezimalen Maßeinheiten schlug Nystrom konkret vor? Binäre bzw. hexadezimale Ansätze in Maßen und Gewichten sind seit dem sehr frühen Altertum gemeinhin bekannt. Man denke da nur an das, in der Antike stets in vier Palmen (Handbreit) bzw. sechzehn Digiti ( Fingerbreit) geteilte, altbekannte Fußmaß oder an die römische Trockenmaß Metze (modius), die in 128 Schöpflöffel (acetabulum) geteilt war. Auch im Mittelalter waren binäre Maße und Gewichte, neben duodezimalen, gang und gäbe. So zum Beispiel in den Ancien Régime Flüssigkeitsmaßen, in denen die "Velte" (= 8 Pinten bzw. 16 Schoppen) genau 256 "Roquilles" entsprach. Was aber sowohl im Altertum, sowie im Mittelalter bis in die Jetztzeit bisher völlig fehlte um ein hexadezimales Maßsystem praktikabel zu machen, war ein modernes, positionelles, hexadezimales arithmetisches System mit unzweideutigen Ziffern.

Aufschluß über die genauen Vorschläge Nystroms kann nur das Journal 46 (1863), 263-275, 337,348, 402-407 des Franklin Institute, Philadelphia geben, wo sie dereinst veröffentlicht wurden.



Nystroms "Slide ruler Patent" von 1851.