Finnland-Intervention
Die Finnland-Intervention war ein deutsches militärisches Unternehmen im März und April 1918, während des Ersten Weltkriegs, zur Unterstützung der „weißen“ bürgerlichen gegenrevolutionären Kräfte während des Finnischen Bürgerkriegs. Konzipiert und durchgeführt wurde es als eine kombinierte See-Land-Aktion.
Die Hochseeflotte stellte zur Unterstützung und Beförderung der Heeresverbände, vor allem der Ostsee-Division unter General Goltz, einige schwere Einheiten des Ersten Geschwaders der Hochseeflotte namentlich die Schlachtschiffe SMS Westfalen, SMS Rheinland und SMS Posen nebst den Kleinen Kreuzern SMS Kolberg und SMS Stralsund, sowie den alten Küstenpanzer SMS Beowulf ab. Hinzu kamen die üblichen Unterstützungseinheiten, bestehend aus Torpedobooten (IV. Torpedobootsflottille – resp. 5 Boote), Sperrbrecher, Minensuch- und Räumflottillen, Eisbrecher und 11 Transportschiffe. Das Kommando über diesen Verband hatte Konteradmiral Hugo Meurer inne.
Vorgeschichte
Zu Beginn des Jahres 1918 eskalierten die Kämpfe zwischen den Parteien des Finnischen Bürgerkriegs. Unter dem Eindruck der stetigen stärker werdenden Unterstützung seitens der kommunistischen/bolschewistischen Bewegung Russlands für ihre Kampfgenossen wandte sich die bürgerliche „weiße“ Regierung Finnlands an das Deutsche Reich um Hilfe. Die russische Baltische Flotte hatte ihre Hauptstützpunkte während des Ersten Weltkriegs im Süden Finnlands und hatte dort auch entsprechende große Verbände stationiert. Anfang Februar kam es zu einem förmlichen Ersuchen Finnlands, mittels einer bewaffneten Intervention die Russische Flotte zum Abzug zu bewegen und die Ordnung wieder herzustellen. Nach weiteren Verhandlungen Anfang März 1918 mit Schweden, das erst sein Einverständnis erklären musste, startete die Aktion gegen die Åland-Inseln.
Åland-Inseln
Der I. Vormarsch des Sonderverbandes gegen die Aaland-Inseln erfolgte vom 1. bis 5. März. Die Fahrt wurde durch zum Teil dichte Eisfelder und Treibeis kurz vor dem Ziel erschwert. Die Landungen erfolgten am 7. März und wurden nach kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen. Das Schlachtschiff SMS Rheinland lief hierbei vor Mariehamn auf einen Unterwasserfelsen auf und konnte erst im Juni abgeborgen werden. Die Schäden waren so gravierend, dass bis Kriegsende keine Reparatur erfolgte.
Hangö
Der II. Vormarsch des Sonderverbandes, diesmal mit der eingeschifften Ostsee-Division, richtete sich gegen die russischen Stützpunkte Hangö und Helsingfors. Der Verband verließ Danzig am 1. April und langte am 3. vor Hangö an. Am selben Tag erfolgten die Landungen. Zwei Tage später schlossen der deutsche Verbandschef Meurer und eine Kommission vom ZENTROBALT der Baltischen Flotte das sogenannte Hangö-Abkommen. Es regelte das Verhalten der russischen Einheiten angesichts des Friedensvertrags von Brest-Litowsk und deren Verlegung nach Kronstadt. Da die Verlegung umgehend erfolgen sollte, ist dies der unmittelbare Anlass für den Eismarsch der Baltischen Flotte.
Einschätzung in der Forschung
Die von deutscher Seite verharmlosend genannte „Polizeiaktion“ der Dritten Obersten Heeresleitung in Finnland sollte den Eindruck einer deutschen Okkupation vermeiden, was die Legende einer uneigennützigen deutschen Politik begründen half. Dabei waren die Hilferufe aus Finnland teilweise bestellt. Die Hauptmotive der deutschen Finnlandpolitik 1917/18 waren: die Eindämmung des Bolschewismus, durch Druck auf „Rest-Russland“, Lenin, durch Isolierung der Sowjets, „friedensreif“ zu machen, des Weiteren die Sicherung gegen eine mögliche Nordfront sowie die Einbindung Finnlands als Rohstofflieferant in den russischen „Randstaatengürtel“.[1]
Als finnischer König wurde schließlich Prinz Friedrich Karl von Hessen-Kassel gewählt, obwohl Kaiser Wilhelm unbedingt seinen Sohn Oskar auf dem Thron sehen wollte. Die bürgerliche Regierung Finnlands versuchte in einer revolutionären Situation, ähnlich wie die deutsche, die strukturell begründete gesellschaftspolitische Krisensituation mit staatlichen machtpolitischen Mitteln zu überwinden.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Helmut Böhme: Die deutsche Kriegszielpolitik in Finnland im Jahre 1918. In: Imanuel Geiss, Bernd Jürgen Wendt (Hrsg.): Deutschland in der Weltpolitik des 19. und 20. Jahrhunderts. Düsseldorf 1973, S. 377–396, hier: S. 384f. und 393f.
Literatur
- Lutz Bengelsdorf: Der Seekrieg in der Ostsee 1914–1918. Hauschild, Herford 2008, ISBN 978-3897574045.