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Chengdu

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Karte
Karte VR China, Position von Chengdu hervorgehoben
Karte VR China, Position von Chengdu hervorgehoben
Basisdaten des Regierungsbezirks Chengdu
Provinz: Sichuan
Geografische Lage: 30° 40' n. Br.
104° 04' ö. L.
Höhe: 520 m ü. NN
Fläche: 12.390 km²
Einwohner: 10.440.000
(2004)
Bevölkerungsdichte: 842 Einwohner je km²
Postleitzahl: 610000
Vorwahl: 028
Kfz-Kennzeichen: 川A
Website: [1]
Politik
Bürgermeister: Gě Hónglín

Chéngdū (chin. 成都) ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan und das Zentrum des Bezirks Chengdu. Der chinesische Kurzname ist Róng(蓉). Die Stadt hat 3.999.997 Einwohner (Stand 1. Januar 2005; Agglomeration 10,44 Millionen).

Geografie

Geografische Lage

Chengdu liegt im Osten der Provinz Sichuan, in der Ebene des Roten Beckens und wird vom Fŭhé (府河), einer Ableitung des Mínjiāng (岷江) durchflossen. Die Fläche des eigentlichen Stadtgebiets von Chengdu beträgt 208 km², die von 3,4 Mio. Menschen bewohnt werden. Der Bezirk Chengdu hat durch das mehrfache Zusammenlegen kleinerer Verwaltungsbezirke die heutige Größe erreicht. Die Ost-West-Ausdehnung des Bezirks beträgt 192 km, die Nord-Süd-Ausdehnung 166 km.

Stadtgliederung

Der Regierungsbezirk Chengdu besteht aus 9 Stadtbezirken, 4 kreisfreien Städten und 6 Landkreisen.

Bezirke:
Jinjiang, Qingyang, Chenghua, Jinniu, Wuhou, Xindu, Wenjiang, Longquanyi, Qingbaijiang

kreisfreie Städte:
Dujiangyan, Qionglai, Chongzhou, Pengzhou

Landkreise:
Shuangliu, Pi, Dayi, Xinjin, Pujiang, Jintang

Die eigentliche Stadt Chengdu besteht dabei aus den Bezirken Jĭnjiāng(锦江区) im Südosten, Qīngyáng(青羊区) im Westen, Chénghuá (成华区) im Nordosten, Jīnniú (金牛区) im Nordwesten und Wŭhòu (武侯区) im Südwesten.

Klima

Datei:Klima chengdu.jpg
Klimadiagramm Chengdu

Das Klima ist subtropisch mild, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 17,0°C (15°C im Westen bis 18°C im Osten). Die durchschnittliche Regenmenge liegt bei 900-1300 mm/J. Die Winter sind mild und die Sommer lang und heiß. Der Normalfall ist bedecktes und schwüles Wetter.

Bevölkerung, Sprache und Religion

Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Han-Chinesen. In relativ geringem Umfang finden sich Uiguren, Tibeter und Angehörige der südwestlichen Minderheiten wie der Yí(彝族). Es wird der sichuanesische Dialekt (四川话;Pinyin: sìchuānhuà) des Mandarin gesprochen. In Chengdu gibt es erst seit 1988 wieder einen daoistischen Tempel gegenüber 100 daoistischen Tempeln vor der Machtübernahme durch die Kommunisten.

Geschichte

Chengdu war für über 2000 Jahre eines der kulturellen Zentren in West- und Südwestchina. Als wichtigste Stadt des durch Gebirgsketten wie dem Qinglinshan im Norden vom Rest Chinas abgetrennten roten Beckens war Chengdu im Laufe der Geschichte immer wieder Hauptstadt eigenständiger sichuanesischer Reiche.

Im frühen 4. Jahrhundert v. Chr. verlegte der Herrscher von Shŭ (蜀) seine Residenz an den jetzigen Ort der Stadt. In Anlehnung an die Geschichte der Hauptstadtverlegung eines Königs von Zhou nannte er sie Chengdu (dt.: werde Hauptstadt)

316 v. Chr. wurde das Reich Shu durch die Dynastie der Qin erobert und Chengdu damit Teil des chinesischen Reichs. Die Zähmung des Min durch die Errichtung des Dujiangyan-Bewässerungssystems bis 251 v. Chr. wurde zur Grundlage der reichen landwirtschaftlichen Erträge der Gegend von Chengdu.

Während der Zeit der frühen Han wurde Chengdu mit einer Strasse, die über den Zhongnanshan und das Baoxie-Tal führte, mit der Hauptstadt Chang'an verbunden und ab 130 v. Chr. Richtung Südost mit Guangdong. Die Gegend von Chengdu ist zu dieser Zeit bekannt für Gewerbe wie Eisengiesserei, den Abbau von Salzbrunnen, Lackarbeiten und vor allem die Herstellung von Brokatstoffen. Letzeres hatte solche Bedeutung, dass Chengdu auch den Beinamen Jĭnchéng (锦城;dt.: Brokatstadt) erhielt. Zur Zeit der späteren Han hatte Chengdu 76.000 Einwohner was es zu einer der sechs chinesischen Metropolen (die anderen waren Chang'an, Luoyang, Handan, Lintao und Wan) dieser Zeit machte. Zu dieser Zeit lebten mit den Dichtern Sima Xiangru (†117 v. Chr.) und Yang Xiong (†18 n. Chr.) bekannte Verfasser von höfischer Literatur in Chengdu.

Chengdu war während der Zeit der drei Reiche Hauptstadt des Reiches Shŭ-Hàn (蜀汉;221-263), das von Liu Bei (161-233) gegründet wurde.

Während der Tang-Dynastie verbrachten unter anderen die berühmten Dichter Lǐ Bó (李白) und Dù Fǔ (杜甫) einen Teil ihres Lebens in Chengdu. Du Fu war während seines Aufenthalts von 760-765 in großen finanziellen Schwierigkeiten und lebte in einer einfachen Strohhütte. Während der das Ende der Tang einläutenden An Lushan-Revolte 755 war auch der Kaiser Xuanzong nach Chengdu geflohen.

Im 9. Jahrhundert fiel das Reich Nánzhào (南诏) regelmäßig in Sichuan ein und besetzte um 868 eine Zeitlang Chengdu.

Während der auf den Zerfall des Reichs der Tang folgenden Fünf Dynastien war Chengdu bis zur Rückeroberung 965 Hauptstadt des separatistischen Reichs der späteren Shu (后蜀, hòushŭ). Zu dieser Zeit wurden unter derem König Mengchang auf den Stadtmauern Hibiskus in so großer Zahl angepflanzt, daß die Stadt einen weiteren Namen erhielt: Róngchéng (蓉城), die Hibiskusstadt. 993 bis 995 gab es Aufstände der Brokathandwerker gegen die neuerrichtete Herrschaft der Song, die von Wang Xiaobo und Li Shun angeführt wurden.

Tee- und Salzhandel bedienten sich ab dem 9. Jahrhundert immer stärker der Wechsel als Zahlungsmittel. Das erste staatliche Papiergeld taucht im Jahr 1024 in Chengdu auf. Ohnehin ist Chengdu eines der frühen Zentren der Druckkunst. Neben frühen Ausgeben der "Vier Bücher" und der "Fünf Klassiker" wurde zwischen 972 und 983 der buddhistische Kanon mit einem Gesamtumfang von 1076 Werken gedruckt.

Zur Zeit der Song und Yuan ist Chengdu ein florierendes Zentrum der Seiden- und Brokatweberei, Papierherstellung und Buchdruckerei, sowie Verwaltungszentrum.

Im zerfallenden Reich der Ming eroberte der Rebellenanführer Zhang Xianzhong Chengdu. Im September 1644 verkündete er die Gründung des Großen Westreichs (大西,Dàxī), das bis 1646 als brutale Terrorherrschaft bestand. Ende 1646 ließ er Chengdu zerstören und stellte sich am 2.Januar 1647 mit seinem Heer mandschurischen Truppen, die die Schlacht gewannen und ihn töteten.

1949 war Chengdu die letzte Stadt auf dem Festland, die die Kuomintang bis zu ihrer Flucht nach Taiwan verteidigte. Am 10. Dezember 1949 eroberten kommunistische Einheiten die Stadt.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Chengdu sieht sich als die "Panda-Hauptstadt" der Welt. In Chengdu gibt es eine Panda-Zuchtstation der Pandabär ist eines der nationalen Symbole Chinas.

Musik

Chengdu bietet regelmäßige Aufführungen der Sichuan-Oper (川剧;chuānjù), einem eng mit der Peking-Oper verwandten Theater, das derbere Geschichten im lokalen Dialekt bietet.

Bauwerke

  • Wenshu-Kloster (文殊园;wénshūyuán)

Buddhistisches Kloster mit mehreren Tempelgebäuden, über 400 Statuen, Stickereien, das seine Geschichte bis in die Tangzeit zurückführt. Es gibt auch ein Teehaus.

  • Im Stadtzentrum befindet sich eine Moschee, die 1742 errichtet wurde.
  • Knapp 60 km nordwestlich von Chengdu befindet sich die Bewässerungsanlage von Dujiangyan, die seit über 2300 Jahren den Min bändigt und die Fruchtbarkeit Sichuans sichert. Seit 2000 ist Dujiangyan in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
  • Wenige Kilometer südlich von Dujiangyan befindet sich der Qīngchéngshān (青城山). Der für Taoisten heilige Berg hat einen vorderen und hinteren Gipfel und bietet neben mehreren Tempeln auch viele Treppen, einen Vergnügungspark und ein taoistisches Kloster am Fuß des Berges.

Parks

  • Strohhütte des Du Fu (杜甫草堂;Dù Fǔ Căotáng)

An der Stelle dieses prächtigen, Du Fu gewidmeten, Parks stand früher seine Strohhütte. Die jetzige Anlage wurde 1078 zu seinem Gedenken angelegt.Die Gebäude stammen aus der Ming und Qingzeit.

  • Tempel des Fürsten von Wu (武侯祠; Wŭhòucí)

Die Anlage ist dem Gedenken an Zhuge Liang (181-234) gewidmet. Der brillante Stratege und Gefolgsmann von Liu Bei ist durch den Roman "Die Geschichte der drei Reiche" mit seinen militärischen Schachzügen unsterblich geworden. Der erste Tempel wurde 302 errichtet, die heutige Anlage stammt aus dem 17. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch der benachbarte Gedenktempel für Liu Bei in die Anlage integriert.

  • Flussblickpark (望江楼;Wàngjiănglóu)

Ruhiger, vor allem mit Bambus bepflanzter, Park am Fuhe mit einem vierstöckigen Turm. Er ist der Tang-Dichterin Xuē Tāo (薛濤; 768-831)gewidmet.

  • Kulturpark (文化公园;Wénhuà gōngyuán)

Am Wochende dient dieser Park auch als Antiqitätenmarkt.

Weiter entfernte Sehenswürdigkeiten

  • 170 km südlich von Chengdu befindet sich der Leshan-Buddha, der im 8.Jh. über dem Min aus dem Fels herausgeschlagen wurde. Er ist mit 71m Höhe die größte Buddhasskulptur der Welt.
  • 160 km südlich von Chengdu liegt der Éméishān(峨嵋山). Der 3099m hohe Berg ist einer der vier heiligen buddhistischen Berge Chinas und ein beliebtes Pilgerziel.

Sport

Im Zentralstadion von Chengdu spielen die Fußballvereine Sichuan Guangcheng und Chengdu Wuniu vor bis zu 42.000 Zuschauern.

Chengdu Wuniu war 2001 in den Bestechungsskandal der zweiten Liga verwickelt (sie gewannen am letzten Spieltag gegen Sichuan Mianyang 11:2) und ihnen wurde der Aufstieg verweigert.

Kulinarische Spezialitäten

Teehaus in Chengdu

In Chengdu regiert der westliche Chuan-Stil der chinesischen Küche, der vor allem durch würzige Schärfe auffällt, die auf dem Würzen mit scharfer Bohnenpaste, Chili und Szechuanpfeffer beruht. Wegen der Lage im Landesinneren spielen Meeresfrüchte kaum eine Rolle, Süßwasserfische dagegen durchaus. Beliebt sind, wie in ganz China, Schweine-, Hühner- und Entenfleisch; in geringerem Umfang auch Schaf- und Rindfleisch. Neben anderen Gemüsen ist Zhàcaì (榨菜), eine saure eingelegte Knolle, eine sichuanesische Spezialität. Gerne werden auch Pilze wie Donggu (冬菇;jap.: Shiitake) oder Mù'ěr (木耳;dt.: Judasohren) verwendet. Bekannte Gerichte sind Hühnerbrust mit Erdnüssen (gongbao jiding), Altweibertofu (mapo doufu), Würziges Rindfleisch (shuizhu niurou), zweimal gegartes Schweinefleisch (huigorou) oder pikante Auberginen (yuxiang qiezi).

Eine Besonderheit ist sicher der Feuertopf (huoguo/malatang), eine Art Fondue, bei dem Fleisch und Gemüse in einer scharf gewürzten Ölmischung gegart werden. Dazu wird gerne klarer Schnaps getrunken von denen Maotai sicher der bekannteste ist. Kleine Garküchen bieten dazu billige Snacks wie Maultaschen (jiaozi), Nudel- und Reisgerichte. Die bekannten Rindfleischnudeln (niuroumian) stammen aus Sichuan, Tragstangennudeln (dandanmian) und gefüllte Fladen (guokui) sind ebenfalls lokale Spezialitäten.

Restaurants gibt es in allen Preisklassen; die preiswerteren sind im allgemeinen durchaus gut und auch sehr lebhaft, fallen aber häufig durch die großzügige Verwendung von Öl auf. In den meisten Restaurants wird eine von zwei Biermarken angeboten: Wuxing oder Lanjian. Keines der beiden Lagerbiere kann besonders herausragende Qualität aufweisen. Wuxing tendiert ins Wässrige, Lanjian ins Süße.

Auch andere Kochstile sind vertreten, die sich z.B. auf Pekingente spezialisieren, uighurische Küche oder auch europäisches Essen bieten und natürlich auch Fastfood.

Bekannt ist Chengdu auch für die Vielzahl seiner Teehäuser, die zahlreicher sein sollen als die Gasthäuser in Peking. Dort wird die ganze Bandbreite an grünem Tee, Jasmintee (molihua) und "Acht-Kostbarkeiten"-Tee (babaocha). In den Teehäusern geht es entspannt bis lebhaft zu. Neben der Gelegenheit zum Schwatz bieten die Teehäuser auch Gelegenheit zu Kartenspiel, Mahjongg und Go.

Wirtschaft und Infrastruktur

Chengdu ist heute der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in Westchina. Obwohl Chengdu auf die Industrialisierung (Maschinenbau, Chemie, Nahrungsmittel, Flugzeugbau) setzt, ist die Stadt stolz, sich ein "grünes Herz" erhalten zu haben.

Verkehr

Der motorisierte Verkehr ist stark und Stillstand keine Seltenheit. Der öffentliche Nahverkehr findet mit Bussen statt. Der starke Fahrradverkehr hat entlang der großen Straßen eigene Fahrspuren. Als Beförderungs- und Transportmittel ist die Fahrradrikscha weit verbreitet.

Der Bahnhof von Chengdu befindet sich im Norden der Stadt und verbindet sie Richtung Norden mit Xi'an, Richtung Osten mit Chongqing und Richtung Süden über Xichang nach Kunming. In den gebirgigen Westen Sichuans und weiter nach Tibet kommt man nur mit dem Bus.

Der internationale Flughafen Chengdu Shuangliu befindet sich im Süden der Stadt, ca. 15 km vom Zentrum entfernt. Er wurde 1987 eröffnet.

Bildung

An höheren Bildungseinrichtungen existieren unter andererm die Sichuan Universität (Sichuan Daxue), die Hochschule für Elektrotechnik (Dianzi Keji Daxue), die Wirtschaftshochschule Südwest (Xinan Caijing Daxue), die Verkehrshochschule Südwest (Xinan Jiaotong Daxue) und die Minderheitenhochschule Südwest (Xinan Minzu Daxue).