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Ludwig Stamer

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Ludwig Stamer, (* 26. August 1892 in Ludwigshafen am Rhein; † 6. Oktober 1977 in Neustadt an der Weinstraße) war ein bedeutender Priester, Prälat, der Diözese Speyer; er verfasste eine 5-bändige „Kirchengeschichte der Pfalz“, die zu den Pfälzischen Standart-Geschichtsquellen gehört.

Leben

Ludwig Stamer kam am 26. August 1892, in Ludwigshafen-Friesenheim als Sohn eines Lehrers zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt und studierte anschließend Theologie in Innsbruck und München. Stamer meldete sich 1914 als Kriegsfreiwillger bei der bayerischen Armee und trat ins 23. Bayerische Infanterie-Regiment „König Ferdinand von Bulgarien“ ein. Bei Ypern erlitt er eine schwere Verwundung, ward mit Datum vom 31. Juli 1915 als kriegsuntauglich aus dem Heeresdienst entlassen und setzte sein Theologiestudium fort.

Am 15. April 1916 erhielt Ludwig Stamer im Speyerer Dom die Priesterweihe aus der Hand von Bischof Michael von Faulhaber. Ab 1. Mai 1915 wirkte er als Kaplan in Rodalben, ab 2. Juli 1917 als Katechet in der Erziehungsanstalt Queichheim. Am 24. Juli 1919 avancierte Stamer zum Domkaplan in Speyer, ab 21. November 1921 wurde er Expositus in Böbingen. 1925 promovierte er in Theologie an der Universität Würzburg und übernahm am 6. November 1925 die nordpfälzische Pfarrei Winnweiler. Schließlich ging Ludwig Stamer am 1. September 1930 als Studienrat an die Oberrealschule nach Neustadt an der Weinstraße. Hier unterrichtete er bis 1945, anschließend, bis zu seiner Pensionierung 1957, am dortigen altsprachlichen Gymnasium. 1956 war Stamer mit dem Titel eines Päpstlichen Hausprälaten ausgezeichnet worden. Die Diözesandokumentation über verfolgte Speyerer Priester während der NS-Zeit listet Ludwig Stamer auf und konstatiert, daß am 12. Oktober 1935 ein Presseangriff in der NSZ-Rheinfront gegen ihn erfolgt sei.

Neben seinem priesterlichen Wirken war Stamer ein passionierter Kirchen- und Heimatgeschichtler. Zwischen 1936 (erster Band) und 1964 (letzter Band) verfasste der Priester eine 5-bändige „Kirchengeschichte der Pfalz“, ein Standartwerk für alle Historiker, die sich mit dem südwestdeutschen Raum befassen. Zur Entstehung dieser Kirchengeschichte schreibt Philipp Weindel in einem Nachruf:

Jeder Religionslehrer der während des 3. Reiches an einer höheren Schule tätig war, mußte mit Sorge beobachten, wie über die Hitlerjugend auch in diesen Schülerkreis eine unheilvolle Hetze gegen Religion und Kirche hineingetragen wurde. Alte Ladenhüter wurden ausgegraben, grobe Geschichtsfälschungen aufgetischt, um so das Misstrauen in die meist unkritische Jugend hineinzutragen. Direkte Gegenmaßnahmen waren für den Religionslehrer ein gefährliches Experiment, wie so viele Priester erfahren mussten. In dieser Situation entschloß sich Stamer, seine Schüler durch Rückgriff auf die Geschichte zu immunisieren und die Treue zur Kirche zu stärken. Sein besonderes Augenmerk richtete er auf die Diözesangeschichte, weshalb er sich entschloß eine Geschichte des Bistums Speyer zu schreiben.

Philipp Weindel: Nachruf in „Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte“ Band 29, 1977

Ludwig Stamer gab von 1953 bis weit über seine Pensionierung hinaus, Vorlesungen über Pfälzische Kirchengeschichte am Priesterseminar Speyer. Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte wählte ihn zu seinem Vizepräsidenten, welches Amt er zw. 1962 und 1968 bekleidete, außerdem gehörte er der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften als außerordentliches Mitglied an. Das Speyerer Domkapitel beauftragte ihn mit der Herausgabe einer Festschrift zum 900. Jahrestag der Domweihe, 1961. Ludwig Stamers jüngerer Bruder Alfons Stamer (1895-1960) war ebenfalls Priester, Direktor des bischöflichen Konvikts, sowie Regens des Priesterseminars in Speyer. Auch Ludwig Stamers Onkel war Priester.

Werkverzeichnis (Auswahl)

  • "Das Übernatürliche bei Schleiermacher", Disertation, Würzburg, 1925
  • "Kirchengeschichte der Pfalz, 5 Bände, zw. 1936 und 1964, Pilgerverlag, Speyer
  • "Was ein Pfälzer Katholik von der Geschichte der Diözese Speyer wissen soll", Pilgerverlag Speyer, 1938
  • "Aus der Jugendzeit des Paul Thierry, Baron von Holbach", Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 9 1957, Seiten 279-282
  • "Alban Haas – 80 Jahre alt", Pfälzer Heimat Nr. 8, 1957
  • "Matthäus von Chandelle – eine Würdigung seiner Persönlichkeit und seiner bischöflichen Wirksamkeit", Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 13, 1961, Seiten 234-262
  • "900 Jahre Speyerer Dom, Festschrift zum 900 Jahrestag der Domweihe, Pilgerverlag Speyer, 1961
  • "Das Jubiläum der Domweihe vor 100 Jahren, 1861", Der Pilger 1961, Seite 822 des Jahrgangs.
  • "Die Speyerer Bischöfe und das Placet für die Fastenpatente, Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 14, 1962, Seiten 422 – 477
  • "Die Erbauung der katholischen Pfarrkirche St. Marien in Neustadt an der Haardt", Festschrift von Pirmin Stoltz, 100 Jahre Marienkirche Neustadt, 1962, Seite 9-37
  • "Msgr. Dr. Jakob Bission", Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 15, 1963, Seiten 459-460
  • "Der Streit zwischen Staat und Kirche um den Ausbau des Speyerer Priesterseminars vor 100 Jahren", Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 16, 1964, Seiten 249-280
  • "Kurfürst Ruprecht I. von der Pfalz", Jahresbericht 1964/65 des staatlichen Kurfürst Ruprecht Gymnasiums Neustadt an der Weinstraße, Seiten 26-40
  • "Die Bestandsaufnahme im ehemals Speyerischen Anteil des neuen Bistums Straßburg, vom Jahre 1804", Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 18, 1966, Seiten 239-294; Band 19, 1967, Seite 195-227; Band 20, 1968, Seiten 227-267

Literatur

  • Viktor Carl: „Lexikon Pfälzer Persönlichkeiten“, Hennig Verlag Edenkoben, 2004, Seite 847
  • Ludwig Börst: „Die Pfälzer Theologen im Weltkrieg“, Pilger Verlag, Speyer, ca. 1930, Seite 38
  • Philipp Weindel: „Nachruf“ im „Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte“ Band 29, 1977
  • „Nachruf“, Pilger Kalender (Jahrbuch des Bistums), Speyer, 1979