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Baldur von Schirach

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Datei:Schirach buch revolution axb01.jpg
Der Reichsjugendführer

Baldur Benedikt von Schirach (* 9. Mai 1907 in Weimar; † 8. August 1974 in Kröv an der Mosel) war ein deutscher Politiker während der Zeit des Dritten Reiches.

Leben

Am 9. Mai 1907 wurde er als Sohn des Rittmeisters Karl von Schirach, Intendant des Nationaltheaters Weimar, und dessen US-amerikanischer Ehefrau Emma in Weimar geboren.

Als 17-jähriger begegnete er 1925 Adolf Hitler und wurde zu dessen begeistertem Anhänger. Mit Erreichen der Volljährigkeit trat er in die NSDAP ein. 1928 wurde er Führer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds. Am 30. Oktober 1931 wurde er zum Reichsjugendführer der NSDAP ernannt und erhielt den Rang eines Gruppenführers in der SA.

Nach der Machtergreifung und der Gleichschaltung aller Jugendverbände ernannte ihn Hitler am 17. Juni 1933 zum Jugendführer des Deutschen Reiches.

1936 wurde er Staatssekretär und machte die Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend (HJ) zur Pflicht, so dass die HJ auf 6 Millionen Mitglieder anwuchs. Seine Bemühungen, die Kontrolle über die gesamte Jugenderziehung zu erlangen, führte zu einem Machtkampf mit Arthur Axmann. 1939 meldete Schirach sich freiwillig an die Front und nahm am Frankreichfeldzug teil. Axmann wurde am 1. Mai 1940 zunächst Schirachs Stellvertreter und am 7. August 1940 sein Nachfolger. Schirach wurde umgehend von Hitler zum Gauleiter und Reichsstatthalter in Wien ernannt.

In dieser Position, die er bis zum Ende 1945 behielt, war er für die Deportation der Wiener Juden verantwortlich, was er als "meinen Beitrag zur europäischen Kultur" bezeichnete. Schirach war erklärter Antisemit, allerdings äußerte er einige Male vorsichtige Kritik an der nationalsozialistischen Judenpolitik. Beispielsweise war er 1938 nicht mit den Pogromen der Reichskristallnacht einverstanden gewesen und hatte den Unterführern der Hitlerjugend verboten, daran teilzunehmen. Als er zudem am 24. Juni 1943 eine bessere Behandlung der Osteuropäer forderte, fiel er bei Hitler in Ungnade.

Seit September 1940 organisierte er die erweiterte Kinderlandverschickung, während der ca. 5 Millionen Kinder aus den vom Luftkrieg bedrohten Städten aufs Land verschickt wurden.

Nach 1945

Nach dem Untergang des Dritten Reichs tauchte er zuerst unter und galt als tot. Später stellte er sich jedoch und wurde 1946 in den Nürnberger Prozessen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt, da er als Gauleiter für die Deportation von 185.000 österreichischen Juden in Konzentrationslager verantwortlich war.

Während seiner Haftzeit wurde er 1950 von seiner Frau Henriette geschieden. Nach der gemeinsamen Entlassung mit Albert Speer im Jahre 1966 lebte er in Kröv und veröffentlichte 1967 unter dem Titel Ich glaubte an Hitler seine Memoiren. Darin bestritt er bestritt, von dem Massenmord an Juden gewusst zu haben.


Das Hitlerjugendlied stammt aus der Feder von Baldur von Schirach:

Er hatte mit seiner Gattin Henriette, der Tochter des Hitler-Fotografen Prof. Heinrich Hoffmann, drei Söhne und eine Tochter.

Literatur

  • Alexander Haide: Der Schirach Bunker. Das Nazi-Geheimnis im Wienerwald. Wien: Andor. 2004. ISBN 3-200-00108-9
  • Gerhard Hay: Religiöser Pseudokult in der NS-Lyrik am Beispiel Baldur v. Schirach. In: Pietas liturgica 1. 1983. S. 855-864.
  • Günter Kaufmann: Ein Jugendführer in Deutschland. Baldur von Schirach. Richtigstellung und Vermächtnis. 2. Aufl. Füssen: Selbstverl. 1993.
  • Jochen von Lang: Der Hitlerjunge. Baldur von Schirach, der Mann, der Deutschlands Jugend erzog. München: Droemer Knaur. 1991. (= Knaur; 4045; Sachbuch) ISBN 3-426-04045-X
  • Henriette von Schirach: Der Preis der Herrlichkeit. Erfahrene Zeitgeschichte. Frankfurt am Main u.a.: Ullstein. 1995. (= Ullstein-Buch ; 35457) ISBN 3-548-35457-2
  • Michael Wortmann: Baldur von Schirach, Hitlers Jugendführer. Köln: Böhlau. 1982. ISBN 3-412-05580-8