Libysch-Ägyptischer Grenzkrieg
Erscheinungsbild
Grenzkrieg zwischen Libyen und Ägypten im Juli 1977
- Am 20. Juli 1977 beschießen libysche Artillerieeinheiten die ägyptische Grenzstadt as Sallum (Sollum) und den Halfaya-Pass, nachdem ein Protestmarsch mit mehreren Hundert aufgebrachten Libyern bei as Sallum von ägyptischen Soldaten gestoppt wurde. Die Libyer wollten gegen die Annäherung Ägyptens an Israel in Kairo demonstrieren. Beide Seiten attackieren sich verbal auf das härteste und machen sich gegenseitig für den Konflikt verantwortlich.
- Am 21. Juli 1977 dringen ägyptische Panzerverbände und motorisierte Infanterieeinheiten ebenfalls unterstützt von Artillerieeinheiten in das Grenzgebiet vor und erwidern das libysche Artilleriefeuer. Rund zwei Divisionen der 1. Ägyptischen Armee, die üblicherweise um Kairo stationiert sind, werden an die Grenze zu Libyen beordert. Die ägyptische Luftwaffe greift mit Kampfflugzeugen vom Typ Su-20 und MiG-21 Militärstützpunkte der libyschen Armee nahe der Grenze an. Zwei Radaranlagen und eine Flugabwehrraketenstellung in der Oase al-Jagbub und an der Mittelmeerküste nahe der Stadt Bardiyah zerstört. Teile der 3. ägyptischen Panzerdivision stoßen in Richtung der libyschen Stadt Musaid (Musaed) hinter der gemeinsamen Grenze. Nach unbestätigten Berichten sollen auch sowjetische Techniker (Militärberater) umgekommen sein.
- Am 22. Juli 1977 greift die ägyptische Luftwaffe in einer zweiten Welle mit Kampfflugzeugen vom Typ Su-20 und MiG-21 die libyschen Luftwaffenstützpunkte bei Al Adem (Gamal Abdul Nasser) südlich von Tobruk und al-Kurta an, dabei sollen nach ägyptischen Angaben sieben libysche Flugzeuge am Boden zerstört worden sein. Ein ägyptisches Kampfflugzeug vom Typ Mig-21 Fishbed wird bei dem Angriff von einer libyschen Fliegerfaust vom Typ SA-7 Grail abgeschossen. Auch der Flugplatz der Oase Kufra wird von ägyptischen Kampfjets angegriffen. Einige ägyptische Fallschirmjäger sollen bereits hinter den libyschen Linien abgesprungen sein. Die überraschte libysche Luftverteidigung unterstützt von Kampfflugzeugen vom Typ Mirage V und einigen Hubschrauber vom Typ Mi-8, ausgerüstet mit Geräten für elektronische Gegenmaßnahmen (ECM), nehmen die Verfolgung der anreifenden ägyptischen Flugzeuge auf und schießen ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-21 Fishbed ab. Eine libysche Maschine vom Typ Mirage V wurde durch eine SA-7 Fliegerfaust abgeschossen.
- Am 23. Juli 1977 greift die ägyptische Luftwaffe in einer dritten Welle mit Kampfflugzeugen den libyschen Luftwaffenstützpunkt bei Al Adem (Gamal Abdul Nasser) südlich von Tobruk an. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich aber alle libyschen Maschinen in der Luft. Ein libysches Kampfflugzeug vom Typ Mirage 5DE schießt eine ägyptische MiG-21 Fishbed ab. Der Luftwaffenstützpunkt Al Adem wird schwer beschädigt. Libysche Kampfflugzeuge greifen den ägyptischen Stützpunkt Marsa Matruh und andere Ziele an der Grenze an.
- 24. Juli 1977. Drei libysche Mirage und eine MiG-21 Fishbed werden von ägyptischen Abfangjägern und Flugabwehrstellungen nach ägyptischen Angaben abgeschossen. Außerdem wurde eine Terroristen-Basis in Libyen ca. 35 km von der Grenze entfernt zerstört.
- Nach Vermittlung arabischer Staaten u.a. Algerien sowie des Palästinenserführers der PLO Jassir Arafat, werden die Kämpfe eingestellt. Der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat gibt am 24. Juli 1977 die Anweisung alle Angriffe zu stoppen und einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Die Kampfhandlungen werden am 25. Juli 1977 endgültig eingestellt. Die Gegensätze in der arabischen Welt dauern auch nach dem Konflikt unvermindert an und werden als schwerer Rückschlag ihrer Position gewertet. Viele konservative arabische Länder bekunden Sympathie für Ägypten unter Anwar as-Sadat, die sogenannten sozialrevolutionär-progressiven Staaten befürworten die libysche Haltung unter Muammar al-Gaddafi.