Zum Inhalt springen

Hanf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Mai 2005 um 19:03 Uhr durch Andel~dewiki (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Hanf
Hanfpflanze
Hanfpflanze (Cannabis sativa)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Zweikeimblättrige (Magnoliopsida)
Vorlage:Subclassis: Hamamelidae
Vorlage:Ordo: Brennnesselartige (Urticales)
Vorlage:Familia: Hanfgewächse (Cannabaceae)
Vorlage:Genus: Hanf (Cannabis)

Hanf (Cannabis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Hanfgewächse. Hanf als Droge wird im Artikel Cannabis behandelt.

Manche Botaniker unterscheiden drei Arten in dieser Gattung,

  1. Cannabis sativa L. - Nutzhanf (sativa = nützlich)
  2. Cannabis indica Lam. - indischer Hanf
  3. Cannabis ruderalis - russischer Hanf oder Ruderalhanf

andere gehen von einer einzigen Art (Cannabis sativa) aus, und betrachten den indischen und den russischen Hanf als Unterarten des Nutzhanfes.

Je nach Verwendungszweck wird zwischen Nutzhanf, Rausch- bzw. Medizinalhanf mit dem Wirkstoff THC und Schmuckhanf unterschieden.

Hanf wird 7-8 Meter hoch, in europäischen Breitengraden zwischen 1.4 und 4 Meter.

Geschichte

Hanf (Cannabis Sativa L.) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. In China wurde er schon vor mindestens 10.000 Jahren genutzt. "Ma", wie die Chinesen den Hanf nannten, lieferte ihnen nicht nur wohlschmeckende und nahrhafte Samen, auch die Stängel mit ihren besonders langen und nahezu unverwüstlichen Fasern wusste man schon früh zu schätzen. Bereits im Shen nung pen Ts'ao king, einem angeblich 2737 v. Chr. verfassten chinesischen medizinischen Text (der in Wahrheit jedoch wesentlich jünger sein dürfte) beschreibt der Autor, wie Hanf als Heilmittel gegen Malaria, Rheuma und viele andere Unpässlichkeiten eingesetzt werden kann.

Die so vielseitig einsetzbare, schnell wachsende Pflanze mit ihren charakteristisch handförmigen Blättern konnte nur göttlichen Ursprungs sein. So verwundert es denn auch nicht, dass Hanf bei hinduistischen Zeremonien als Schutz gegen das Böse Verwendung fand. Von Buddha heißt es, er habe sich auf seinem Weg zur Erleuchtung nur von Hanfsamen ernährt (die Samen selbst haben keine Drogenwirkung).

Über Indien und die antiken Hochkulturen im heutigen Irak trat der Hanf seinen Siegeszug um die Welt an. In Europa sind die ältesten Funde ca. 5.500 Jahre alt und stammen aus dem Raum Tübingen (Deutschland). Die alten Griechen und ihre ägyptischen Nachbarn kleideten sich oft mit Hanf -- Kleidung aus Hanfgewebe wird von Herodot (450 v. Chr.) erwähnt. Aber auch die Wirkung von Cannabis-Gebäck, welches "Ausgelassenheit und Vergnügen hervorruft" (Galen, 200 n. Chr.) war bei ihnen bekannt. Plinius der Ältere schreibt, dass Hanf Schmerzen lindere, und Pedanios Dioscurides berichtet von der Wirksamkeit des Saftes der Hanfsamen gegen Ohrenschmerzen. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurden aus Hanf Mittel zur Linderung von Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen gewonnen.

Bei den Skythen im heutigen südlichen Russland ist seit 700 v. Chr. der Anbau von Ruderalhanf als Nutzpflanze sowie die Herstellung und der Export von Seilen bekannt. In einfachen Zelten wurde Hanf von den Skythen rituell verräuchert und die dabei entstehenden Dämpfe inhaliert.

Über die Jahrhunderte hinweg geriet die vielseitige Pflanze nie in Vergessenheit. So fand man die, im Jahre 565 n. Chr. bestattete, Merowinger-Königin Adelheid in ein Hanfkleid gewandet, das sie in die Ewigkeit begleiten sollte. Kaiser Karl der Große erließ um 800 n. Chr. mit seiner "Capitulare" das erste Hanf-Gesetz. Es verpflichtete seine Untertanen zum Anbau dieser für seine Kriegspläne wichtigen Rohstoffquelle.

Über Spanien fand im 13. Jahrhundert eine weitere Anwendung der Hanffaser ihren Weg nach Europa - die Papierherstellung. Da die Papierherstellung aus Holz damals noch nicht beherrscht wurde, war Hanf neben Lumpen (die selbst oft aus Hanf bestanden) der wichtigste Rohstoff für die Papierproduktion. So entstand in Nürnberg 1290 eine erste Papiermühle auf deutschem Boden. Gutenberg druckte 1455 seine berühmte Gutenberg-Bibel auf Hanfpapier und auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 können wir nur deshalb heute noch im Original bewundern, weil sie auf fast unverwüstlichem Hanfpapier verfasst wurde (und inzwischen unter Schutzgas konserviert wird). Der erste amerikanische Präsident George Washington baute selbst im großen Stil Hanf an.

Im Elbing-Preussischen Wörterbuch von etwa 1350 ist Hanf als knapis im altpreussischen Dialekt von Pomesanien dokumentiert. Bis ins 19. Jahrhundert baute man Hanf an den Berghängen entlang des Rheins an, wovon u. a. der Ortsname Hennef (Sieg) zeugt.

Hanfseile und Segeltuch aus Hanf waren in der Schifffahrt wichtig, da die Faser sehr widerstandsfähig gegenüber Salzwasser ist und weniger Wasser aufnimmt als beispielsweise Baumwolle -- Baumwollsegel würden bei Regen derartig schwer, dass die Masten brechen könnten. Venedig erreichte seine Vormachtstellung als bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter u.a. durch die hohe Qualität der Seilerei. Kolumbus hatte beispielsweise 80 Tonnen Hanffasern in Form von Segeln und Tauen auf seinem Schiff, als er Amerika entdeckte. Erst in der Mitte des 20. Jahrhundert verdrängten Kunstfasern den Hanf aus der Bekleidungsherstellung.

Die Samen der Hanfpflanze dienen seit mindestens 2000 Jahren als Nahrungsmittel. Alle 20 essentiellen Fettsäuren sind in ihnen enthalten.

Datei:B52.day.23.9.04.jpg
Weibliche Cannabisblüte unter Natriumdampflicht

Weiterhin ist auch seit mehr als 2000 Jahren die psychoaktive Wirkung des Hanfes bekannt. Als Wirkstoffe werden hauptsächlich Cannabinoide genannt. Siehe hierzu Cannabis.

Gegenwart

Wer heute von Hanf als Rohstoff, als natürliche Ressource spricht, meint damit in der Regel „Nutzhanf“.

Der landwirtschaftliche Anbau von Hanf hat seit seiner Wiedergeburt Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts kontinuierlich zugenommen. Trotzdem liegt die Produktion in Europa weit hinter der Nachfrage zurück. Dank seiner überlegenen Eigenschaften konnte Hanf in vielen Bereichen der Wirtschaft Fuß fassen. Er eignet sich zum Hausbau genauso gut, wie als Basis für Farben und Lacke. Längst sind nicht alle möglichen Anwendungen auch in die Praxis übertragen und doch kann schon heute ein Sortiment unterschiedlichster Artikeln aus Hanf oder unter zu Hilfenahme von Hanf hergestellt werden.

Moderne Hanfbauern unterscheiden vier verschiedene Teile der Pflanze mit wirtschaftlicher Bedeutung.

Die Samen – Hanfsamen sind nicht nur lecker, sie sind auch gesund. Nachdem das Märchen vom „Rausch durch Samenkonsum“ als solches erkannt war -- die Samen sind nicht psychoaktiv --, fand aus Hanfsamen gepresstes Hanföl (nicht zu verwechseln mit dem berauschenden Haschöl aus den Blüten) schnell viele Freunde. Aber auch der Presskuchen, die Samenreste nach der Ölgewinnung, sind kein Abfall. Sie finden z.B. in der Viehzucht als Futtermittel Verwendung. Bereits seit langem sind Hanfsamen unverzichtbarer Bestandteil von Vogelfutter, zum Beispiel für Kanarienvögel.

Die Fasern – Hanffasern sind wegen ihrer Langlebigkeit und Schädlingsresistenz als Dämmstoff gefragt. Auch für die Herstellung von Textilien und von Papier eignen sie sich. Hanffasern werden durch Brechen und Walzen der Stängel vom Rest der Pflanze getrennt. Je nach Länge der so gewonnenen Faser entstehen aus ihnen grobe Fliese oder feinster Zellstoff. Klempner verwenden Hanffasern um Wasser- und Heizungsrohre abzudichten.

Die Schäben – Schäben sind die Reste der verholzten Pflanzenteile, die sich nicht zur Fasergewinnung verwenden lassen. Dennoch sind sie kaum weniger wertvoll. Die 31.000 t Hanfschäben, die 2003 von europäischen Hanfbauern produziert wurden, finden vor allem als Einstreu Verwendung. Besonders Pferde lieben die besonders absorptionsfähige Einstreu aus Hanf. Ihre Besitzer schätzen die leichte Kompostierbarkeit.

Die Blätter – Blatt und Blüte der Hanfpflanze können heute zu „ätherischen Hanfölen“ veredelt werden. Diese Wasserdampfdestillate finden dann als Geschmacksstoffe in Lebensmitteln oder als Geruchsstoff in z.B. Waschmitteln Verwendung.

Hanf ist als nachwachsender Rohstoff wegen seiner problemlosen Zucht und vollständigen Nutzbarkeit beliebt. Es werden keinerlei Herbizide benötigt, weil die Pflanzen bereits nach wenigen Tagen den Boden vollständig beschatten, sodass kein Unkraut mehr Licht findet. In der Wirtschaft ist Hanf äußerst vielseitig einsetzbar und wird wegen seiner hohen Haltbarkeit, Umweltverträglichkeit und niedrigen Energiebilanz geschätzt. Aus Hanf können über 40.000 verschiedene Produkte aus allen Bereichen des täglichen Lebens hergestellt werden:

  1. Werkstoffe
  2. Kosmetika
  3. Medikamente
  4. Nahrungsmittel
  5. Biomasse, Öle, Ölprodukte
  6. Papiere, Vliese, Zellstoffe, natürliche Dämmstoffe
    • Bücher
    • Standardpapiere und -zellstoffe
    • Spezialpapiere und -zellstoffe
    • Vliese
  7. Stoffe (Kurz- und Langfasern)
    • Bekleidung und Textilien
    • Brems- und Kupplungsbeläge
    • Fäden, Netze, Seile
    • Geo- und Agrartextilien
    • Planen, Säcke, Segeltücher, Tücher
    • Teppiche

Hanf als Rauschmittel und als Medizin

Siehe Cannabis und Cannabis als Medizin.

Nutzhanf

Im Dezember 1985 erschien das Buch "The Emperor wears no clothes" von Jack Herer, das 1993 auch Deutschland erreichte. Der Titel der von Herer und Matthias Bröckers erstellten deutschen Übersetzung ist "Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf". Schnell wurde es das Standardwerk für Hanfaktivisten und Nutzhanfbauern, zeigt Herer doch wie vielseitig Hanf Verwendung findet.

In den Jahren nach 1985 kam es zu einem regelrechten Hanf-Boom, der nicht nur dem Rauschhanf, sondern auch den Anwendungen der Nutzpflanze immensen Vortrieb einbrachte. Im Zuge dieser Hanfwelle entstanden in aller Welt Strukturen, die sich für eine Normalisierung der gesetzlichen Lage oder schlicht eine vollständige Legalisierung einsetzten. In Deutschland entstand z.B. 1992 der H.A.N.F. der zu diesem Zweck unter anderem das Hanf Museum Berlin betreibt.

Das weltweit wachsende Engagement und der damit wachsende politische Druck führten dazu, dass man sich auf europäischer Ebene mit Hanfanbau beschäftigte. 1989 verfügte die europäische Kommission in der Verordnung Nr. 1164/89, dass der Anbau von Hanf, einer der in der Anlage benannten 25 Sorten, von den Mitgliedsstaaten legalisiert werden muss. Die genannten Sorten sind so genannter "Faserhanf" mit einem Wirkstoffgehalt von unter 0,3 Prozent.

Der Nutzhanf der heute von Bauern angebaut wird, wurde speziell so zurückgezüchtet, dass er einen sehr geringen THC-Gehalt hat. Wenn man Nutzhanf gezielt zurück züchtet, würde der THC-Gehalt mit jeder Generation bis zur ursprünglichem Konzentration ansteigen. Daher steht der Nutzhanf unter strengen Kontrollen. Das größte europäische Anbaugebiet ist das französische Département Aube in der Champagne.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten Hanf als Biorohstoff zu nutzen.

Literatur

  • Lark-Lajon Lizermann: Der Cannabis Anbau : Alles über Botanik, Anbau, Vermehrung, Weiterverarbeitung und medizinische Anwendung sowie THC-Messverfahren. ISBN 3037881348 Nachtschatten Verlag 2004
  • van Treeck, Bernhard: Das große Cannabis-Lexikon - Alles über die Nutzpflanze Hanf. Lexikon-Imprint-Verlag, Berlin, 2000, ISBN 3-89602-268-7
  • van Treeck, Bernhard: Drogen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin, 2003, ISBN 3-89602-420-5
  • Bócsa, Karus, Lohmeyer: Der Hanfanbau - Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märkte und Produktlinien. Landwirtschaftsverlag, 2000, ISBN 3-7843-3066-5
  • Ronald Rippchen & Hainer Hai: Hanf Hand Buch, Grüne Kraft Verlag, Lörbach 1994 (?), ISBN 3-925817-73-5
  • Hans Georg Behr: Von Hanf ist die Rede. rowohlt, Nachdrucke erschienen beim 2001 Verlag, ca. 1985, vergriffen (antiquarisch erhältlich), ISBN 3-861500-93-0
  • Connell Clarke, Robert: Hanf, Botanik, Anbau, Vermehrung, Züchtung. 1997, AT Verlag, Aarau, Schweiz, ISBN 3-85502-573-8
  • Herer, Jack u. Bröckers, Mathias: Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. 1996, Heyne Verlag, ISBN 3-453-11566-X
  • Connell Clarke, Robert u. Cervantes, Jorge: Marihuana drinnen, Alles über den Anbau im Haus. 2003, Solothurn Nachtschatten-Verlag, ISBN 3-907080-92-0

Siehe auch

Vorlage:Commons1 Vorlage:Wikiquote1