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Schlacht von Gettysburg

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Die Schlacht von Gettysburg fand vom 1.3. Juli 1863 bei der Kleinstadt Gettysburg in Pennsylvania, nur wenige Meilen nördlich der Grenze zu Maryland statt.

Schlachtszene bei Gettysburg, zeitgenössischer kolorierter Stahlstich

Sie war mit 51.000 Kampfunfähigen, davon 7.000 Toten, die blutigste Schlacht auf dem amerikanischen Kontinent überhaupt, und gilt als entscheidender Wendepunkt des Amerikanischen Bürgerkrieges. Mit der Niederlage der Virginia-Armee unter General Robert E. Lee endete die letzte Offensive der Südstaaten auf dem Territorium der Nordstaaten. Die Initiative ging nun endgültig auf die Nordstaaten über.

Verlauf der Schlacht

Erster Tag

Am 1. Juli erreichte Robert E. Lee mit seiner 75.000 Mann starken Confederate Army of Northern Virginia das Gebiet um Gettysburg, auf der Suche nach Versorgungsgütern und um den Krieg auf das Gebiet des Nordens zu tragen. Er war mit seinen drei Korps unter den Generälen Longstreet, Hill und Ewell und der Kavallerie unter General J.E.B. Stuart über Maryland nach Pennsylvania einmarschiert und hatte dort bereits reichhaltig von den bisher vom Krieg relativ verschont gebliebenen Gebieten und deren Vorräten Gebrauch gemacht, bis schließlich der Befehlshaber der Union Army of the Potomac, Generalmajor George Gordon Meade, aufbrach um Lee zu stellen und eine direkte Bedrohung Washingtons zu verhindern. Lee hatte seine drei Korps verteilt, um möglichst viele Vorräte zu bekommen; zudem war er für kurze Zeit von seinen Aufklärern, der Kavallerie unter Generalleutnant Stuart getrennt. Nur durch Zufall und die Hilfe eines Spions, eines Schauspielers aus Mississippi, erfuhr er vom Kommen Meades.

Es kam am Morgen des 1. Juli zu ersten Kämpfen westlich von Gettysburg, bei denen es zwei vorgeschickten Kavalleriebrigaden unter Brigadegeneral John Buford gelang, den Vormarsch von Lees Truppen auf die Stadt vorläufig aufzuhalten. - Bei den konföderierten Soldaten hatten sich (unbegründete) Gerüchte herumgesprochen, daß in der Stadt ein großer Vorrat Schuhe lagere. - Die Truppen unter General Buford konnten der großen Überzahl der Feinde im wesentlichen mit Hilfe ihrer besseren Repetiergewehre und der besseren Stellung standhalten. Doch im Laufe des Vormittags begann die Übermacht der Südstaatendivision sich durchzusetzen und drohte die Kavallerie Bufords zu überrennen. In letzter Sekunde erreichte das I. Korps der Nordstaaten, der Army of the Potomac, Gettysburg.

Geführt wurde die Infanterie vom fähigen Generalmajor John Reynolds, dessen Heimatstadt nur wenige Meilen von Gettysburg entfernt lag. Er führte unter anderem eine Brigade in den Kampf, die als die so genannte Iron-Brigade (auch: „Black Hats“) bekannt war. Die Kämpfe wurden härter und bald führte Lee ein weiteres Korps unter General Ewell von Norden heran. Die Lage wurde ernst für die Unionstruppen und schließlich musste man die der Stadt vorgelagerten Stellungen räumen und ließ sich durch die Stadt in einem Straßenkampf auf einen Hügel seitlich von Gettysburg zurückfallen, auf den so genannten Cemetary Hill. In den Kämpfen vor der Stadt war General Reynolds gefallen. Die Verluste waren auf beiden Seiten sehr hoch. Noch während der Kämpfe hatte General Lee seinem untergebenen General Ewell den Befehl gegeben: „Take this hill, if practicable!“. Damit meinte er Culps Hill, eine Schlüsselstellung. General Ewell entschied jedoch, dass es zu gefährlich war und führte den Befehl nicht aus. Dies brachte den Nordstaaten-Truppen den entscheidenden Vorteil, sich jetzt auf den Cemetary Hill zurück ziehen zu können.

Anstatt nun dem Rat General James Longstreets (Befehlshaber I. Korps) zu folgen, die linke Unions-Flanke im Süden zu umgehen und seine Armee an einer günstigen Stelle zwischen Washington und der Hauptstreitmacht der Union zu plazieren, entschied sich General Lee, die Schlacht trotz der ungünstigen Ausgangsposition anzunehmen und die auf den Anhöhen aufgestellten Unionsarmeen anzugreifen.

Zweiter Tag

Der nächste Tag, der 2. Juli, sah schwere Kämpfe an der Südflanke der Unionslinien und an Culps Hill. Die Linien der Unionstruppen lagen in der Form eines Angelhakens von Culps Hill im Norden über den Cemetary Hill bis zu zwei Hügeln im Süden, dem Little Round Top und dem Big Round Top. Lee hatte am Morgen durch Späher erfahren, dass die Südflanke der Unionstruppen nur schwach besetzt war. Hier wollte er angreifen und befahl General Longstreet, seine Truppen dorthin zu verlegen und anzugreifen. Longstreet war jedoch unwillig, diesen Befehl umzusetzen, da er in seinem Vorschlag an Lee immer noch die bessere Alternative sah. So dauerte es bis 16:00 Uhr, bis er in der Position war, den Angriff zu starten. Wie es sich nun jedoch bald zeigte, hatten die Unionstruppen die Stellungen verstärkt und die am Morgen noch unbesetzten Hügel Little und Big Round Top waren nun von Truppen in guter Position besetzt. Der 2. Juli wurde zu einem erneut sehr blutigen Tag.

Der Höhepunkt war ein Gegenangriff, den Oberst Joshua Lawrence Chamberlain mit seinem 20th Maine Regiment u.a. gegen das 2nd Alabama Regiment führte. Das Regiment hatte Befehl, auf dem Little Round Top die äußerste südliche Flanke zu halten und jedes Umgehen seiner Position zu verhindern. Nach der Abwehr mehrmaliger heftiger Attacken durch die Südstaatler war die Munition erschöpft. Da Chamberlain sich in einer verzweifelten Situation sah und befürchtete, der nächste Angriff der Konföderierten könne nicht mehr aufgehalten und die Unionsflanke aufgerollt werden, befahl er den berühmt gewordenen Bajonett-Angriff gegen eine dreifache Übermacht, der die linke Flanke der Union rettete. Erneut hatte Lee nicht den großen Durchbruch erzielt. Dieser sollte nun am nächsten Tag mit einem Großangriff erfolgen.

Dritter Tag

Nachdem Lee an den beiden Vortagen die Unionsstellungen links und rechts massiv attackiert hatte, war nun die Mitte dran. Ein Frontalangriff nach Napoleonischer Art sollte den endgültigen Sieg bringen. Dieser Angriff sollte als Picketts Charge in die Geschichte eingehen. General Pickett war ein Divisions-Kommandeur unter General Longstreet, dem noch drei weitere Divisionen, alles in allem 15.000 Mann, zur Verfügung standen. Die Rebellen mussten bei diesem Angriff über ca. eine Meile weites und offenes Gelände angreifen. Um die Unionsstellungen zu schwächen, wurde der Angriff durch ein zweistündiges Artilleriefeuer eingeleitet. Um die Konföderierten zu täuschen, stellte die Unions-Artillerie bald das Feuer ein. Dies wurde von den Konföderierten gedeutet, dass die Unions-Artillerie außer Gefecht war.

General Longstreet, obwohl vom Scheitern des Angriffs überzeugt, gab den Befehl zum Vormarsch. Die Südstaatler setzten sich in Bewegung und wurden bald von der gegnerischen Artillerie empfangen. Bald ersetzte man die Kugeln durch Kartätschen, die große Löcher in die Reihen der Angreifer rissen. Nur wenige kamen schließlich an den Unionslinien an, wo es zu heftigen Nahkämpfen kam. Der einzige General, der die Unionslinien erreichte, war General Armistead. Er starb schließlich bei dem Versuch, eine Kanone zu drehen und gegen die Verteidiger zu richten. Die geschwächten Konföderierten mussten sich nach kurzer Zeit zurückziehen und waren dabei wieder dem Geschützfeuer der Unionstruppen ausgesetzt. Von den 15.000 konföderierten Soldaten, die an „Pickett's Charge“ beteiligt waren, wurde über die Hälfte getötet oder verwundet.

Nach der Schlacht

Datei:Schlacht von Gettysburg 1863.jpg
Nach der Schlacht von Gettysburg

Am 4. Juli wartete General Lee auf einen großangelegten Gegenangriff Meades, der jedoch nie kam. In der Nacht auf den 5. Juli schließlich verließen die Konföderierten ihre Stellungen und machten sich auf den langen Rückzug nach Virginia. General Meades entdeckte dies am nächsten Morgen und ihm wurde sofort klar, dass er eine großartige Gelegenheit hatte verstreichen lassen, die Army of Northern Virginia endgültig zu besiegen. Er setzte zwar umgehend nach, doch verhinderten Regenfälle ein erneutes Aufeinandertreffen. So lag trotz des Unionssieges ein Schatten über General Meades Reputation.

Aufgrund der schweren Verluste für die Konföderierten und des gescheiterten Vormarschs auf Washington gilt die Schlacht als entscheidend für den weiteren Verlauf des Amerikanischen Bürgerkrieges. Die Schlacht von Gettysburg ist seither ein zentrales Thema bei der Betrachtung des Konflikts. Über die Jahre hinweg gab es heftige Diskussionen zwischen den Historikern über Ursache/Wirkung, über Schuld und Verdienst und vor allem wurde immer wieder eine entscheidende Frage gestellt: „what if...?“.

Im Süden wurde vor allem General James Longstreet die Schuld am Scheitern der Army of Northern Virginia gegeben. Insbesondere der ehemalige General Jubal Early warf ihm vor, sein zögerliches Handeln am 2. Juli habe den Unionstruppen die Gelegenheit gegeben, ihre Stellungen auszubauen. Bis heute wird Longstreet von vielen Südstaatlern die Anerkennung verweigert, die andere Südstaaten-Generäle ganz selbstverständlich genießen. Er wurde auch deshalb zum Sündenbock gemacht, weil er der einzige Südstaaten-General war, der nach dem Krieg Mitglied der Republikanischen Partei wurde und öffentliche Ämter der US-Regierung annahm. Dazu kam, dass Longstreet Jahre nach dem Krieg in seinen Memoiren und in Veröffentlichungen zur Schlacht General Lee die Schuld am Scheitern gab. Dies wurde ihm im Süden sehr verübelt, da Lee nach seinem Tode 1870 dort als wahre Lichtgestalt verehrt wurde, die über jeden Zweifel erhaben schien.

Am 19. November 1863 hielt Abraham Lincoln zur Einweihung des Soldatenfriedhofes in Gettysburg seine berühmte, unter dem Namen Gettysburg Address überlieferte staatsmännische und vom Glauben an die gemeinsame Zukunft der Kriegsparteien getragene pathetische Ansprache, deren Wortlaut später in monumentaler Größe in die Wände des Lincoln Memorial in Washington eingraviert worden ist.

Siehe auch: Liste von Schlachten, Liste von Kriegen