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Karl Maria Hettlage

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Karl Maria Hettlage geb. 1902 pder 1903 in Essen (Ruhr), gest. 1995, war SS-Hauptsturmführer, Büroleiter und Berater in Etatangelegenheiten (Finanzchef) in Albert Speers Generalbaudirektion, promovierter Jurist, mit Dienststelle im heuten Ernst-Reuter-Haus, von Hitler zum Professor ernannt, seit Frühjahr 1959 Staatssekretär im Finanzministerium in der Bundesregierung Konrad Adenauers.

vor 1945

Von Hettlage stammt das Verdikt über Speer: Sie sind Hitlers unglückliche Liebe. Unter Hettlages Verantwortung entstand jene Kartei von Mietwohnungen in Berlin, die von Juden bewohnt waren. Diese Kartei wurde von der Generalbaudirektion für die Reichshauptstadt benutzt, die Mieter zu kündigen, um "freie" Mietwohnungen für Abrißmieter zu bekommen, deren Häuser und Wohnungen den Umplänen Berlins zur neuen Hauptstadt Germania weichen sollten. Eine typische Karteikartennummer war z.B. III KA 437 4948. Es handelte sich um die III. (dritte) Aktion, KA steht für Kündigungsanordnung, 437 war die Referenznummer in die Akten der Generalbauinspektion für die Wohnung der Familie Bendix in der Schwäbischen Straße in Berlin-Schöneberg und 4948 war die Personennummer eines Familienmitglieds der Familie Bendix.

Die Kartei war später Grundlage für die Erstellung der Deportationslisten durch die Gestapo. Bei den späteren Verschleppungen war nicht mehr die Wohnungsankündigung der Vorbote, sondern die Verhaftung, z.B. in der Fabrikaktion.

Hettlage war für Speer auch im Beirat der Mittelwerke tätig neben Personen wie Hans Kammler, Walter Dornberger (Peenemünde), Gerhard Degenkolb (Maschinenfabrik Duisburg). In der Geschäftsführung arbeiteten Kurt Kettler (Borsig), Otto Foerschner, SS-Sturmbannführer Buchenwald, Wehrwirtschaftsführer Otto Bersch (so genannter Wehrwirtschaftsführer aus Wien), Georg Rickhey (DEMAG).

Sprossen auf der Karriereleiter

  • 1925 Referendariat und zeitweise Beschäftigung im Auswärtigen Amt, Eintritt in den preußischen Staatsdienst
  • 1932-1933 und erneut 1933 für das Zentrum Mitglied im Preußischen Landtag
  • 1930 geschäftsführend im Deutschen Gemeindetag
  • 1931 Finanzdezernent und Beigeordneter des Deutschen Gemeindetages
  • 1932 Zentrumsabgeordneter im preußischen Landtag
  • 1936 Ernennung zum nichtbeamteten, ausserordentlicher Professor für Staats- und Verwaltungsrecht
  • November 1934-1938 Stadtkämmerer in Berlin (schon vorher kommissarischer Amtsinhaber)
  • ab 1938 Vorstandsmitglied der Commerz- und Privatbank
  • 17.5.1941 Eröffnung der (noch nicht ganz fertigen) italienischen Botschaft. Für denGBI vertritt Hettlage Speer, der auf dem Obersalzberg weilt.
  • Leiter des Amtes für Wirtschaft und Finanzen des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion. In dieser Funktion Anordnung zur Gründung der Mittelwerk GmbH am 24. September 1943, Sitz Berlin, Gründungskapital von einer Million Reichsmark, Handelsregister 93 HRB9645
  • bis 1945 Speer-Vertreter

nach 1945

  • Mitgliedschaft im Deutschen Institut für Urbanistik
  • 1959 - 1962 beamteter Staatssekretär im Finanzministerium
  • 1967 - 1969 beamteter Staatssekretär im Finanzministerium
  • ab 1949 Professuren für Rechts- und Finanzwissenschaften; verschiedene Aufsichtsrats-Mitgliedschaften
  • 1967 Großes Bundesverdienstkreuz

Zitate

  • Sie sind Hitlers unglückliche Liebe. zu Albert Speer
  • Bei der Stadt Berlin haben sich die Ausgaben nach den Einnahmen zu richten, bei uns ist es umgekehrt. (zitiert nach Erinnerungen von Albert Speer, S. 155, dort zitiert nach der Chronik, vom 29. April (unüberprüft)
  • Die ärgsten, wenn auch oft arglosesten Feinde der Währung sitzen auf den Bänken des Parlaments. (nach 1945)

Literatur

  • Karl Maria Hettlage zum 90. Geburtstag, in Archiv des öffentlichen Rechts (AöR, Periodikum) Nr. 117 (1992) S. 644 - 645.
  • Vernehmung Hettlages in Wordl War II Papers, SZ/BBSU/79 Speer interrogation reports Nos. 16-19, 1945, Solly Zuckerman-Archive