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Morbus Crohn

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Der Morbus CHROHN (Synonyme: M. Crohn, Enteritis regionalis Crohn, Ileitis terminalis, Enterocolitis regionalis, sklerosierende chronische Enteritis, (engl.: Crohn's disease, regional enteritis) ist eine vermutlich autoagressive, chronisch-granulomatöse Entzündung, die im gesamten Magendarmtrakt, von der Mundhöhle bis zum After auftreten kann. Bevorzugt befallen sind Dünndarm (terminales Ileum ca. 40 %)und Kolon, seltener Speiseröhre (Oesophagus) und Mund. Charakterisierend für Morbus Crohn ist der dikontinuierliche, segmentale Befall (sog. "skip lesions") der Darmschleimhaut.

Häufigkeit

Ca. 2-3 von 100 000 EinwohnerInnen haben M. Crohn. Die Zahl der Erkrankungen nimmt in den lethen Jahren zu. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen, meist erkranken "junge Erwachsene" zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr.

==Ätiologie/Pathogenese== (Kranheitsursache) Die Entstehung von M.Crohn ist nicht eindeutig geklärt. Die Erkrankung tritt familiäre gehäuft, so dass eine multifaktoriell vererbte Disposition wahrscheinlich ist. Bei einigen PatientInnen lassen sich Antikörper gegen die RNA bestimmter Zellen des Kolons nachweisen. Auch das gute Ansprechen von Corticoiden und Besserung unter Nahrungskarenz (Allergenzufuhr?) sprechen für ein autoimmunologisches Geschehen. Ernährungsgewohnheiten (z.B. Süßigkeiten), Zigarettenrauch und orale [Kontrazeptiva]] ("Verhütungspille") scheinen das Erkrankungsrisiko zu erhöhen. Einige Infektionskrankheiten (Rotaviren, Mykobakterien, Pseudomonasstämme) wurden mit M. Crohn in Verbindung gebracht, wofür es derzeit aber nur wenig Indizien gibt. Psychosomatische Faktoren werden immer wieder diskutiert. So wird dem psychosozialem Umfeld (Elternbeziehung) und der praemorbiden ("vor der Erkrankung") Persönlichkeitsstruktur (depressiv, zwanghaft) Bedeutung beigemessen.

Symptomatik

M. Crohn beginnt meist beim jungen Erwachsenen mit Müdigkeit, Gewichtsverlust, Schmerzen im rechten Unterbauch und (meist unblutige) Durchfälle. Ebenfalls können Fieber, Anorexie, Übelkeit und Erbrechen entstehen. Eine Manifestation der Erkrankung ohne Durchfall ist auch möglich.

Komplikationen

  • Mechanischer Ileus: Anfangs häufig durch Einengung des betroffenen Darmsegmentes während des entzündlichen Prozesses bedingt, späteren Stadium durch fibröse Strukturen. Ein Ileus tritt bei ca. 20 bis 30% der PatientInnen im Verlauf der Erkrankung auf.
  • Fistel: Fisteln treten im chronischen Verlauf recht häufig auf, und können recht verschieden sein: kutan, enteroenteritisch, enterovesikal, enterovaginal, peranla, rektal. Seltener hingegen sind Fisteln in die freie Bauchhöhle hinein, da die Umgebung des Darms meist stark verwachsen ist.
  • Abszeß: intra- und retroperitnoneale [Abszeß|Abszesse]] kommen vor.
  • intestinale Blutungen
  • toxisches Megakolon: eher seltenbei M.Crohn, da für häufiger bei Colitis ulcerosa
  • Karzinom: Vor allem für Dünndarmkarzinome besteht ein erhötes Risiko.

Diagnostik

  • Abdomensonographie: Typisch ist die segmentaleVerdickung der Darmmukosa.
  • Labor: Entzünungsparameter sind erhöht (BSG und CRP), Verändenderung der Parameter durch Malabsorption, Anämie, Leukozytose.
  • Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel: Pflastersteinrelief, Fisteln, segmentale Stenosen
  • Koloileoskopie: Frühstadium: Schleimhautläsionen,felckige Rötungen. Während eines Aktiven Schubs: Ulzerationen, Pflastersteinrelief, Fissuren, Fisteln. Spätstadium: Stenosen.
  • Biopsie: siehe Pathologie/Morphologie weiter unten

Pathologie/Morphologie

  • Makroskopisch sind fölgende Veränderungen charakteristisch:
    • Gartenschlauchphänomen: Durch Fibrosierung verursachte Segmentstenosen
    • Pflastersteinphänomen: Entzündete Schleimhaut wechseln sich mit tiefen Ulzerationenab, wodurch ein pflastersteinartiges Aussehen entsteht.
    • Entzündlicher Konglomerattumor: Verschiedene Darmabschnitte Verkleben miteinader.

Angrenzende Lymphknoten sind meist vergrößert. Häufig bilden sich Granulome, die sich in zwei Typen unterscheiden lassen: Epitheloidzellgranulome und Mikrogranulome (kleiner und ohne zentrale Nekrose).

Differentialdiagnostik

Differentialdiagnostik: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Morbus Crohn ist manchmal schwer von einer anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu unterscheiden: Der Colitis ulcerosa.

Die Hauptunterschiede zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind in einer Tabelle unter chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zusammengefasst.


Aktivitätsindex

Um fest zu stellen, ob es sich um einen akuten behandlungsbedürftigen Schub handelt wird eine Punktzahl nach dem Chrons Disease Acivity Index (CDAI) nach Best errechnet. Bei einem CDAI> 150 handelt es sich um einen akuten behandlungsbedürftigen Schub.

Therapie

Ziel der Therapie ist in erster Linie die Linderung der Symptome und die Verringerung der Anzahl akuter Schübe.

  • Akuter Schub
    • Diät, evt. mit parenteraler Ernährung, oder voll resorbierbarer, ballastoffarmer Flüssignahrung.
    • Glukokortikoide
    • 5-Aminosalicylsäure
    • Metronidazol
  • Langzeittherapie
    • Immunsuppresiva
    • chirurgische Therapie: Führt zu keiner definitiven Heilung, ist aber bei schwereren Fällen unter Umständen unerlässlich, um schwere Komplikationen,wie Stenosen, Fisteln Abszesse oder Perforationen zu vermeiden.
  • Rezidivprophylaxe
    • 5-Aminosalicylsäure


Prognose

Es handelt sich meist um eine chronische Erkrankung mit hoher Rezidivrate. Komplikationen machen ein den meisten Fällen eine operative Therapie erforderlich, die aber auch zu keiner definitiven Heilung führt. Unter adäquater Therapie ist die Lebenserwartung der Betroffenen kaum eingeschränkt.


Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV e.V.) Homepage mit vielen Informationen