Erdbeben im Indischen Ozean 2004

Das Erdbeben im Indischen Ozean 2004, auch Seebeben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 um 1.58 Uhr MEZ (7.58 Uhr Ortszeit in West-Indonesien und Thailand) hatte eine Stärke von 9,3 auf der Richterskala mit Epizentrum vor der Nordwestküste Sumatras und verursachte durch seine Flutwellen verheerende Schäden in Küstenregionen am Golf von Bengalen, der Andamanensee und Südasien. Auch in Ostafrika kamen Menschen ums Leben.
Insgesamt hat das Erdbeben bisher ca. 230.000 Menschenleben gefordert. Allein in Indonesien sind nach offiziellen Schätzungen vom 3. Mai 2005 165.853 Todesopfer zu beklagen. Über 110.000 Menschen wurden verletzt, über 1,7 Millionen Einheimische sind rund um den Indischen Ozean obdachlos geworden. Die Zahl der Toten wird jedoch vermutlich nie genau feststehen, da wegen der Furcht vor Seuchen viele Opfer ohne genaue Zählung rasch in Massengräbern beerdigt wurden. Fast alle Trinkwasserquellen der betroffenen Gebiete sind durch das Unglück verunreinigt worden.
Stärke und Entstehung
Das Erdbeben vor Sumatra ist mit einer Stärke von 9,0 und einer Energie von rund 32 Gigatonnen TNT das fünftstärkste aufgezeichnete Beben in der Geschichte Es folgten im Laufe der folgenden Tage täglich etwa 25 Nachbeben mit Stärken um 5,5. Das letzte große Nachbeben in der Region fand am 28. März 2005 um 17:09 MEZ mit einer Stärke von 8,7 statt. Im Februar 2005 sprachen sich Geologen der Northwestern University nach Analyse von weltweiten Seismografen-Aufzeichnungen für eine Korrektur der Bebenstärke von 9,0 auf 9,3 aus. Damit wäre das Beben dreimal stärker als bisher angenommen und das zweitstärkste seit Beginn seismischer Messungen .
Vor Sumatraschiebt sich die indisch-australische Platte, die einen großen Teil des Indischen Ozeans umfasst, in einer 1.000 Kilometer langen Bruchzone mit ca. sieben Zentimetern pro Jahr in Richtung Nordosten unter die eurasische Platte. Dies geschieht normalerweise mit vielen kleinen Rucken.
Am 26. Dezember 2004 kam es zu einer ruckartigen Anhebung des Meeresbodens auf zunächst 500 Kilometern Länge, die sich durch die zahlreichen Nachbeben auf 1.000 Kilometer ausdehnte. Dabei bewegte sich der Meeresboden der eurasischen Platte in dieser Länge um 10 bis 30 Meter nach oben. Diese plötzlichen Vertikalbewegungen lösten Flutwellen, Tsunamis, aus, die den ganzen Indischen Ozean durchzogen und an einigen Stellen die Küsten überschwemmten.
Geophysikalische Folgen
In der NASA stellten US-Forscher fest, dass sich durch die Verlagerung der tektonischen Platten in Folge des schweren Bebens die Erdrotation beschleunigt haben könnte. Auf Grund der bei dem Beben bewegten Erdmasse komme man rechnerisch darauf, dass die Länge eines Tages um 3 Mikrosekunden kürzer geworden sei. Außerdem habe die Erdachse bei dem Beben einen Schlag um rund 2,5 Zentimeter bekommen. Die Veränderungen werden von den Experten aber als nicht bedeutsam eingestuft. Da die Erdpole ohnehin eine variable Kreisbahn von rund zehn Metern zögen, fielen diese 2,5 Zentimeter auch nicht weiter ins Gewicht. Ferner wurde die europäische Platte um 1 cm emporgehoben und um 2 cm nach Norden verschoben, rutschte aber nach wenigen Minuten wieder in ihre Ausgangslage zurück.
Eine weitere Folge der Verschiebung der tektonischen Platten ist das Versinken von 15 kleineren der 572 Inseln der Andamanen und Nikobaren unter den Meeresspiegel. Darüber hinaus wurden die Nikobaren und die vor der Nordwestküste Sumatras und damit dem Epizentrum am nächsten gelegene Simeulue-Insel messbar etwa 15 Meter in südwestliche Richtung verschoben.
Todesopfer und Zerstörungen
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Hinweis: Stand vom 10.05.2005 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1) Die UNO schätzt die Anzahl der Opfer auf 90. |
Asiatische Staaten
Bangladesch
In Bangladesch ertranken mindestens zwei Kinder, nachdem ein Boot in stürmischer See gekentert war. Nach Berichten des Roten Halbmondes werden nur relativ geringe Schäden gemeldet, allerdings seien die Telekommunikationsverbindungen abgeschnitten. Einzelheiten über betroffene Regionen oder das Ausmaß der Schäden sind nicht bekannt (tagesschau.de, 10 .01.2005).
Indien

Indien ist offenbar neben Sri Lanka und Indonesien mit 9.321 sicheren und 12.294 geschätzten Toten am schwersten betroffen. Vermisst werden 2.973, und 647.599 sind obdachlos.
Auf den Andamanen und Nikobaren rechnen Offizielle mit weniger als 3.500 Toten, mehr als 25.000 Personen wurden obdachlos. Es gibt bislang keine bestätigten Berichte über Tote von Ausländern oder Touristen („The Hindu“, 29.12.2004). Im Gegensatz zu früheren Spekulationen von Nachrichtenagenturen, dass möglicherweise ganze Stämme auf den Inseln ausgelöscht wurden, berichteten die Teams der Anthropological Survey of India ASI, die mit Booten zu den Andamanen gefahren waren, dass die Ureinwohner dort die Zeichen der Natur richtig gedeutet hätten und in die höher gelegenen Gebiete geflohen wären. Nach den Angaben der Forscher soll es unter den Ureinwohnern nur einige Tote geben.
Allein 7.872 Tote (Stand: 04.01.2005) soll es im Bundesstaat Tamil Nadu gegeben haben. In Teilen von Chennai sollen die Hütten von etwa 1.500 Fischern zerstört worden sein.
Luftbilder, Bilder, Texte und Hilfsmaßnahmen zum Bereich Tranquebar, das mit fast 1000 Toten schwer betroffen ist, siehe Trankebar.
Die indische Regierung kündigte ein Hilfspaket von umgerechnet 482 Millionen Euro für die betroffenen Küsten an (haz 20.01.2005).
Indien lehnt bis jetzt ausländische Hilfe ab, da es offiziell mit den Problemen fertig wird. Angenommen wird aber, dass die Hilfe auf Grund der militärischen Sperrgebiete auf den Inselgruppen nicht angenommen wird.
Indonesien
Durch die Regierung in Indonesien offiziell bestätigt sind bislang 165.853 Opfer (03.05.2005). 128.790 seien bestätigte Todesfälle, während das Schicksal von 37.063 Menschen weiterhin unklar sei. Indonesien ist damit das am stärksten betroffene Land des Seebebens. Lange Zeit ging man von mehr als 220.000 Opfern aus, allerdings wurden die Vermisstenzahlen stark nach unten korrigiert.
In der Provinz Aceh herrscht seit Jahren ein Bürgerkrieg, wenn auch von beiden Parteien angesichts der Katastrophe sofort ein Waffenstillstand vereinbart wurde. Die Region ist von der indonesischen Regierung vollkommen isoliert worden, was die Hilfsarbeiten enorm erschwert. Mittlerweile wurde die Region für Hilfsaktionen geöffnet.
Malaysia
Offenbar ist auch die malaysische Urlaubsinsel Penang betroffen, an den Stränden wurden Menschen von den Flutwellen ins Meer gerissen (tagesschau.de, 02.01.2005). Unter den Toten hier sollen auch Ausländer sein.
Auf der Inselgruppe Langkawi gab es laut Channel News Asia lediglich einen Toten.
Malediven
Zwei Drittel der Hauptinsel Malé wurde überflutet, der internationale Flughafen der Malediven war vorübergehend geschlossen. Einige Atolle wurden vollständig überflutet, die Gebäude sind ins Meer gespült worden. Der Notstand ist ausgerufen. Auf den Malediven gibt es nach Behördenangaben mindestens 80 Todesopfer (AP, 03.01.2005), mehrere Menschen werden noch vermisst (tagesschau.de, 02.01.2005). Nach Informationen vom 30.12.2004 wurde die gesamte Infrastruktur auf 13 der 202 Einheimischeninseln zerstört (chennaionline.com). Insgesamt 29 von 87 Resortinseln trugen Schäden davon, 23 sind vorübergehend geschlossen, von denen 6 erhebliche Zerstörungen erlitten (visitmaldives.com.mv, 01.01.2005).Nach Informationen vom 10.1.05 (tagesschau.de [4]) sind 9 Inseln der Malediven nicht mehr bewohnbar.
Aufgrund der Flutwelle ist die Parlamentswahl auf den Malediven verschoben worden, sie soll nun am 22. Januar stattfinden.
Myanmar
In Myanmar, ehemals Birma oder "Burma", sind einem UN-Bericht zufolge bisher 90 Menschen ums Leben gekommen. Offiziell bestätigt sind 61 Toten. Am stärksten betroffen waren die Tenasserim-Division sowie das Irawadi-Delta. Betroffen ist die südöstliche Küste des Landes. Es gibt jedoch nur wenige Nachrichten aus Myanmar, da das Regime alle Nachrichtenströme zensiert. Die WFP, befürchtet, dass von der Militärjunta nur ein Bruchteil der Toten angegeben wurde und dass viel mehr Todesopfer zu beklagen sind. Hunderte Fischer sollen umgekommen sein
Singapur
In Singapur selbst gibt es keine Verletzten und die Insel ist von dem Seebeben nur leicht betroffen. Jedoch wurden bisher neun Todesopfer singapurischer Nationalität in Sri Lanka und Phuket bestätigt.
Sri Lanka
Sri Lanka, ehem. Ceylon, ist von der Naturkatastrophe sehr stark betroffen. Krankenhäuser sind zum Teil nicht mehr in der Lage, Verletzte aufzunehmen. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens 31.187 Menschen getötet, die Behörden rechnen aber bereits mit bis zu 43.000 Toten, etwa 5000 gelten als vermisst. Rund 550.000 Menschen sind obdachlos. Der Notstand wurde ausgerufen. Anscheinend ist mehr als die Hälfte der Küste der Insel von den Flutwellen erfasst worden (Quelle: englische Wikipedia).
Ein besonderes Problem ergibt sich aus den 2.000.000 Antipersonenminen, die im Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der nach Autonomie strebenden Tamilen-Bewegung am Strand vergraben und nun aus dem Boden herausgespült wurden. Bereits als minenfrei markierte Gebiete stellen nun potentiell wieder eine Gefahr dar.
Thailand
In Thailand ist besonders die touristisch erschlossene Küste um Phuket und Phi Phi von den Flutwellen betroffen. Die offizielle Opferzahl liegt momentan bei 5.395, davon etwa 2200 Ausländer. Für die 2.822 Vermissten besteht nach Regierungsangaben kaum noch Hoffnung. Ein norwegischer Diplomat gab an, alleine in Khao Lak seien 4000 Tote zu beklagen. Von den zunächst vermissten mindestens 100 Tauchern konnten jedoch laut AFP 80 gerettet werden. Das Urvolk der Morgan überlebte die Katastrophe komplett.
In den Flutwellen starb auch der Enkel des thailändischen Königs Poom Jensen.
Afrikanische Staaten
Kenia
An der ostafrikanischen Küste Kenias gab es ein Todesopfer, ein Schwimmer des kenianischen Ferienresorts Malindi.
Nach Aussagen von Augenzeugen soll der Meeresspiegel plötzlich um mindestens zwei Meter angestiegen sein, die Welle überschwemmte die Strände. Zum Glück für die vielen Strandurlauber aus den kenianischen Städten, konnten die Sicherheitskräfte noch rechtzeitig für die Evakuierung der meisten Strände sorgen.
Seychellen
Auf den Seychellen kam es zu drei Todesopfern. Nach Aussagen soll der Meeresspiegel plötzlich um mindestens zwei Meter angestiegen sein, die Welle überschwemmte die Strände und Küsten. Da die Seychellen allergrößten Wert auf die Erhaltung der Natur legen und überwiegend von intakten Korallenriffen umgeben sind, richtete die Flutwelle hier nur geringe Sachschäden an. Auf der Hauptinsel Mahé gab es minimale Überschwemmungen, da der Wasserpegel im Bereich des Hafens von Victoria kurzfristig um einen Meter anstieg. Des weiteren wurden Straßen und Brücken in einigen Gebieten von Praslin und La Digue durch die Flutwelle zerstört.
Am Wiederaufbau wird bereits gearbeitet. Der Tourismus, eine wichtige Einnahmequelle in diesem Gebiet, soll durch den Tsunami nicht betroffen sein. Alle Hotels melden normalen Betrieb.
Somalia
Der Sprecher des Präsidenten bestätigte die Bergung von bisher über 200 Leichen; mindestens 150 Menschen werden vermisst. Zudem wurde die Küstenstadt Hafun vollständig zerstört und ferner sollen Boote gekentert sein. Nach Angaben des U.N. World Food Programme (WFP) unter Berufung auf somalische Regierungsstellen benötigen 30.000 bis 50.000 Somalis in den küstennahen Städten der Region Puntland dringende Hilfe.
Tansania
Der Polizeisprecher von Daressalam bestätigte inzwischen zehn Tote. Die meisten der Opfer seien zum Zeitpunkt des Unglücks am Strand der Hafenstadt im Wasser gewesen. Ihr Boot sei gekentert. Eine unbekannte Zahl weiterer Menschen werde auf See vermisst.
Abhängige Gebiete
Réunion
Auf der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion (östlich von Madagaskar) kam es zu Sachschäden. Britische Journalisten berichten, dass mindestens elf Todesopfer zu beklagen sind. Den Bewohnern selbst sind jedoch nur Materialschäden, aber keine Todesfälle bekannt geworden.
Tschagos-Archipel (Diego Garcia)
Auf dem Tschagos-Archipel (südlich der Malediven), einem Britischen Territorium im Indischen Ozean auf dessen größter Insel Diego Garcia eine Militärbasis der USA und Großbritanniens liegt, kam es laut Aussagen von Sprechern des Militärs zu keinerlei relevanten Schäden.
Weihnachtsinsel und Cocos (Keeling) Islands
Die zu Australien gehörenden Kokosinseln (südlich des Bebens liegend) erreichte nur eine ca. 50 cm hohe Welle (ABC Australien). Von der, ebenfalls australischen, Weihnachtsinsel liegen noch immer keine Informationen vor.
Opfer aus Nicht-Anrainer-Staaten
SeuchenAls Folge der vielen Todesopfern in Verbindung mit dem heißen Klima und vielen Pfützen, in denen Mücken heranwachsen, wurde der Ausbruch von Seuchen wie Typhus oder Cholera befürchtet. Daher wurden vielerorts Massengräber ausgehoben und Leichen verbrannt. In Indien hat man damit begonnen, die Bevölkerung in den Küstenregionen gegen Typhus und Cholera zu impfen. Zu den anderen häufig auftretenden Problemen zählen Lungeninfektionen, weil verschmutztes Wasser in die Atemwege eindrang, und Sepsis („Blutvergiftung“), weil Wunden in einem feuchtwarmen Klima infektionsgefährdeter sind. Ökologische SchädenNeben den Todesopfern und Schäden an der Infrastruktur hat der Tsunami auch langfristige ökologische Schäden verursacht. So scheint es bei den Korallenriffen, die als natürliche Wellenbrecher fungieren, vor der thailändischen Küste schwere Schäden zu geben. Vor Thailand sind etwa 10 % der untersuchten Riffe durch den Wasserdruck und mitgeführte Trümmerstücke geschädigt. Problematisch ist auch der aufgewirbelte Schlamm, der die Korallen bedeckt. Mit einer möglichen Erholung ist, wenn überhaupt, erst nach Jahren zu rechnen. Auch die ebenfalls schützenden Mangrovenwälder an einigen Küsten sind geschädigt. Sie sind jedoch zu einer weit schnelleren Regeneration fähig. Betroffen sind daneben Nistgebiete von Meeresschildkröten. Ein Sprecher der UNO bezeichnete den Verlust dieser fosilen Naturwunder als die Katastrophe für die Evolutionsforschung schlechthin. Der Hauptschaden entstand durch das weitgehende Abtragen des Humus in den überfluteten Gebieten. Betroffen sind 250 bis 3000 Meter breite Küstenstreifen, deren oft nur 30 Zentimeter dicke Humusschicht mitsamt vielen nicht tief wurzelnden Pflanzen fortgerissen wurde. Zurück bleibt meist nährstoffarmer Boden , der zudem durch die Flut versalzen ist. Da der Kreislauf aus Pflanzen, abgestorbenen Pflanzenteilen und Humusbildung unterbrochen ist, werden diese Regionen ohne Bodensanierungsmaßnahmen, wie das regelmäßige Unterpflügen von Mist und Kompost, auf Jahrzehnte hinaus weitgehend unfruchtbar bleiben. Die natürliche Bildung einer Humusschicht von bisheriger Dicke kann Jahrhunderte in Anspruch nehmen. Kritik wegen des Fehlens eines VorwarnsystemsExperten kritisierten, dass es im Indischen Ozean kein Tsunami-Warnsystem wie im Pazifischen Ozean gibt. Ihren Angaben zu Folge hätten mit einem solchen Warnsystem einige tausend Menschen gerettet werden können. Die Tatsache, dass das pazifische Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii bereits Minuten nach dem Beben eine Flutwelle voraussagte, half niemandem. In den Ländern fehlten sowohl mögliche Ansprechpartner als auch Kommunikationsinfrastrukturen. Außerdem wurden Berichten aus Thailand zu Folge- Warnungen mit Rücksicht auf den Tourismus nicht weitergeleitet, so dass viele Menschen keine Chance mehr hatten, zu fliehen. Mittlerweile haben die Regierungen von Australien und Indien entschieden, ein Tsunami-Vorwarnsystem im Indischen Ozean aufzubauen, wie es auch im Pazifischen Ozean existiert. HilfenDirekte Katastophenhilfe und Rückholung von TouristenDas deutsche Verteidigungsministerium hat den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ entsandt, der wie ein kleines Krankenhaus ausgerüstet ist und 45 Patienten aufnehmen kann. 30 Beamte des BKAs sind vor Ort, um bei der Identifizierung der Opfer zu helfen (N-TV, sueddeutsche.de). Die Bundeswehr entsandte am 29. Dezember einen MedEvac-Airbus A310 zur intensivmedizinischen Versorgung und Rückholung deutscher Touristen in das betroffene thailändische Phuket. Insgesamt wurden bisher auf 3 Flügen 130 vornehmlich deutsche Personen aus dem Katastrophengebiet ausgeflogen. Ein weiterer Airbus A310-MRT wurde mit der MedEvac-Konfiguration ausgestattet und war Mitte der ersten Januarwoche einsatzbereit. Darüber hinaus wird in Banda Aceh ein mobiles Rettungszentrum in Betrieb genommen. Dort werden 120 deutsche Soldaten ihren Dienst versehen, die eng mit dem Einsatzgruppenversorger „Berlin“ zusammenarbeiten werden. In dem Rettungszentrum wird es unter anderem eine Notaufnahme, einen OP und Möglichkeiten der Intensivpflege geben. In einer Pressekonferenz am 29. Dezember kündigte Bundeskanzler Schröder an, dass bei Bedarf weitere Einheiten der Bundeswehr – nötigenfalls auch für längere Zeit – im Katastrophengebiet eingesetzt werden sollen. Insbesondere der Aufbau und Betrieb von Trinkwasseraufbereitungsanlagen soll von Soldaten übernommen werden, um die Arbeit ziviler Hilfsorganisationen zu ergänzen und den großen Bedarf zu decken. Das Technische Hilfswerk (THW) ist seit dem 27. Dezember mit einem dreiköpfigen Erkundungsteam in Sri Lanka. Die SEEBA ist seit dem 28. Dezember mit 19 Helfern in Phuket, Thailand um dort die Bergungsarbeiten zu unterstützen. 16 Helfer der SEEWA sind seit dem 29. Dezember in Sri Lanka und haben ihr Ziel im Distrikt Galle, um dort zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen zu betreiben. 23 Helfer wurden am 31. auf die Maledivien gesandt um dort die Trinkwasserversorgung mit mobilen Geräten sicherzustellen und zerstörte Infrastruktur wieder in Gang zu setzen. (Quelle: www.thw.de) Mitarbeiter von Caritas und der Diakonie Katastrophenhilfe organisierten erste Hilfen wie Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygieneartikel und Notunterkünfte für 50.000 Opfer in den südindischen Bundesstaaten Tamil Nadu und Andhra Pradesh. Auch auf Sri Lanka und in Thailand sind die lokalen Partner vor Ort. Großbritannien entsandte Identifikationsexperten von Scotland Yard sowie mehrere hundert Soldaten in die Region, insbesondere nach Sri Lanka. Die Royal Air Force begann am 27. Dezember mit dem Ausfliegen von Touristen, unter anderem mit vier Aeromed (MedEvac) Lockheed-Tristar Flugzeugen sowie gecharterten russischen Transportflugzeugen. Zudem traf am 2. Januar ein Flottenverband der Royal Navy mit Hilfsgütern, technischem Gerät und Hubschraubern vor der Küste Sri Lankas ein. Die Republik Österreich entsandte Polizisten und Rettungsleute nach Thailand und Sri Lanka, die bei der Vermisstensuche und Heimholung der Verletzten helfen sollen, sowie Cobra-Leute und Gerichtsmediziner zur Hilfe bei der Personenidentifikation. Das Österreichische Rote Kreuz sowie der ASB schickten am 27. und 28. Dezember eine Fact Finding Mission in das Katastrophengebiet, um vorerst den österreichischen Touristen zu helfen und in der Folge weitere Hilfsmöglichkeiten auszuloten. Speziell auf dem Gebiet der Trinkwasseraufbereitung will das Rote Kreuz tätig werden. Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega hat in Zusammenarbeit mit diversen Versicherungen über 60 Patienten aus Thailand und Sri Lanka repatriiert. Das Schweizer Katastrophenhilfekorps hat unter der Leitung der DEZA am 28. Dezember Expertenteams und medizinisches Material nach Indien, Sri Lanka und Thailand geschickt. Die Expertenteams sollen abklären, welche weiteren Spezialisten (Ärzte, Psychologen, Hundestaffeln, Bauspezialisten etc.) vor Ort benötigt werden. Die USA haben die Flugzeugträgergruppe um die „USS Abraham Lincoln“ von Hong Kong aus nach Sumatra beordert, wo seit dem 2. Januar die Soldaten und die Hubschrauber bei der Versorgung der Bevölkerung helfen. Ein weiterer Schiffsverband wurde in die Umgebung von Sri Lanka beordert. Die medizinischen Einrichtungen auf den Schiffen (OPs auf Flugzeugträger etc.) werden außerdem die Spitäler in der Gegend entlasten. Japan hat verschiedene Einheiten der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte in die Krisenregion entsandt. Das bisher 20-köpfige Erkundungsteam könnte laut Regierung auf bis zu 800 Mitglieder erhöht werden. Frankreich hat am 2. Januar 2005 den Hubschrauberträger Jeanne D'Arc ins Krisengebiet entsandt. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen e.V. (MSF) schickte einen Charterflieger mit 32 Tonnen Hilfsgütern von Ostende nach Sumatra. Die Lieferung beinhaltet medizinische und sanitäre Hilfsgüter, die für 30.000 bis 40.000 Menschen reichen. Zudem reist ein Notfallteam, bestehend aus sechs Personen, in die Region. Darunter sind Wasserexperten, Logistiker und Mediziner (Quelle: Kurier). Ferner ist das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior zur Unterstützung von Ärzte ohne Grenzen seit dem 4. Januar 2005 unterwegs an der Westküste von Sumatra, um deren Einsatz im Katastrophen-Gebiet auf Aceh logistisch zu unterstützen. Es bringt Nahrungsmittel, Helikopter-Treibstoff, medizinische Geräte, Medikamente, und medizinisches Fachpersonal in die schwer erreichbare Krisenregion. Finanzielle Großspenden von Firmen, Konzernen, Prominenten, u. a.Viele Firmen oder Konzerne zeigten sich spendewillig. So spendete Pfizer Corp. 35 Millionen US-Dollar oder die Deutsche Bank 10 Millionen Euro. Verschiedene vermögende Privatpersonen spendeten hohe Beiträge, so zum Beispiel Michael Schumacher 10 Millionen Dollar, Bill Gates 3 Millionen Dollar, der Filmregisseur Steven Spielberg 2 Millionen Dollar. Acht Millionen Dollar überwies die saudische Herrscherfamilie, der saudische Prinz al-Walid Ibn Talal, der die Finanzgeschäfte der Familie kontrolliert, spendete 18,5 Millionen Dollar. Der saudische König Fahd ibn Abd al-Aziz selbst stellte 5,3 Millionen zur Verfügung, Kronprinz Abdullah brachte es auf 2,8 Millionen Dollar. Finanzielle Unterstützung durch Geberstaaten und Institutionensiehe auch: Humanitäre Unterstützung (englisch)
Liste der Beben in der RegionHauptbeben und Nachbeben bei Sumatra. 26.12. ab Stärke 5,0, ab 27.12. ab Stärke 6,0. Dabei ist für eine korrekte Einschätzung der Zerstörungskraft der einzelnen Beben zu beachten, dass die Erhöhung um einen Magnituden-Punkt etwa die 32-fache Energiefreisetzung bedeutet. Ein Erdbeben der Stärke 9,0 setzt also ca. 32 mal mehr Energie frei als ein Erdbeben der Stärke 8,0 (s. Richterskala bzw. [5]). Daraus folgt wiederum, dass ein Erdbeben der Stärke 9,0 etwa 32768 (=32³) mal so energiereich ist wie ein Beben der Stärke 6,0. Am 28. März 2005 gab es ein weiteres schweres Beben an der Westküste von Nordsumatra (Indonesien) mit einer Stärke von 8,7 auf der Richterskala. Hauptsächlich betroffen waren die Banyak-Inseln, außerdem Nias und Simeuluë. Nach Angaben von US-Geologen handelte es sich auch hierbei um ein Nachbeben des Seebebens vom 26. Dezember 2004. Auf der Insel Nias stürzten 80% der Häuser ein, es wird mit 2.000 Toten gerechnet, Tausende wurden obdachlos. Deutsche Touristen waren nicht betroffen. ![]() Quellen mit den letzten Erdbeben zur Aktualisierung:
Das Beben in Relation zu früheren NaturkatastrophenDas Beben ereignete sich fast exakt (nur 1 Stunde früher) ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Bam (Südiran). Es erinnert auch an den Ausbruch des Krakatau 1883, der aufgrund einer Flutwelle 36.000 Menschen das Leben kostete. Bei keinem anderen Ereignis seit dem 29. April 1991, als vor der Küste Bangladeschs ein verheerender Wirbelsturm tobte und eine anschließende 6 Meter hohe Flutwelle hervorrief, der die Küstenregionen verwüstete und etwa 200.000 Todesopfer insgesamt forderte, sind so viele Menschen ums Leben gekommen. In den Medien aufgestellte Superlative („Schwerste Katastrophe aller Zeiten“, „Jahrtausendkatastrophe“) sind dennoch, selbst wenn man sich auf Naturkatastrophen oder Erdbeben beschränkt, deutlich übertrieben. Regelmäßig wiederkehrende Überschwemmungen in China bleiben im Westen weitgehend unbeachtet. 1887 beispielsweise forderten Überschwemmungen in Henan 900.000 Opfer, eine Dürreperiode in Indien 1965-1967 1,5 Mio. Allerdings ist die Größe des 2004 betroffenen Gebietes bisher einmalig. Daten zu großen historischen Erdbeben:
Diese Zahlen relativieren sich allerdings, wenn man sie den Opferzahlen der unmittelbar vom Menschen verursachten Katastrophen gegenüberstellt:
siehe auch
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