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Åland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Åland
Ahvenanmaa
Flagge Ålands
(Details) (Details)
Amtssprache Schwedisch
Hauptstadt Mariehamn
Staatsform Selbstverwaltung innerhalb der Republik Finnland
Staatsminister (Finnland) Matti Vanhanen
Landesminister (Åland) Roger Nordlund
Fläche 6.784 km²
Fläche (nur Land) 1.527 km²
Einwohnerzahl 26.530 (Stand: 31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte 17,4 Einwohner pro km²
Gründung Finnland: 06.12.1917, Ålands Selbstverwaltung: 09.06.1921
Währung Euro
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne Ålänningens sång
Kfz-Kennzeichen AX
Internet-TLD .aland.fi, in Zukunft: .ax
Vorwahl +358/(0)18
Lage Finnlands in Europa
Karte von Finnland mit Åland

Åland (schwedisch Åland oder Landskapet Åland, finnisch Ahvenanmaa), ist eine autonome, demilitarisierte, schwedischsprachige Inselgruppe und Provinz in Finnland. Sie besteht aus 6.500 Inseln und liegt in der nördlichen Ostsee am Eingang des Bottnischen Meerbusens. Es leben dort 26.530 Menschen verteilt auf 65 Inseln.


Die Inseln

Die Inselgruppe besteht aus über 6.500 Inseln und Schären und bildet ein Archipel am südlichen Eingang des Bottnischen Meerbusens in der nördlichen Ostsee. Hauptort von Åland ist Mariehamn mit 10.712 Einwohnern. Die Inseln haben eine Gesamtfläche von 6.784 km², wovon 1.527 m² Landfläche sind. Bei einer Gesamteinwohnerzahl von 26.530 Menschen (12/2004) ergibt sich eine Bevölkerung von 17,4 Einwohner/km². Auf Åland gibt es 16 Kommunen, die Stadt Mariehamn, 10 Landskommunen und 6 Schärenkommunen.

Åland ist ca. 40 km von der schwedischen Küste und 15 km von der finnischen Küste entfernt. Die Hauptinsel mit etwa 90% der Einwohner liegt im Westen, 40 km von der schwedischen und 100 km von der finnischen Küste entfernt. Von Helsinki (schw.: Helsingfors), Turku (schw.: Åbo) oder Stockholm aus fahren die großen Fähren von Viking Line und Silja Line. Weitere Fähren fahren vom schwedischen Kappelskär und Grisselhamn auf die Inseln. Von der finnischen Seite kommt man auch mit den Schärenfähren von Vuosnainen (Schwedisch: Osnäs) und Galtby nach Åland. Der Fährverkehr ist gleichzeitig eine der Haupteinnahmequelle des Landes. Eine weitere Haupteinnahmequelle bildet der Tourismus. Åland ist ein regionales Touristenzentrum, vor allem durch den zollfreien Handel, weshalb auch der Verkauf auf den Fähren steuerfrei ist, welchen zahlreiche Tagesausflügler, die vor allem aus Schweden kommen, und die Åländer selbst nutzen.

Åland ist mit Finnland Teil der Euro-Zone (finnische Euromünzen), es wird aber auch mit schwedischen Kronen bezahlt. Ebenso gehört Åland wie Finnland und Schweden zur EU, allerdings nicht zur Steuerunion der EU.

Landschaft

Åland ist eine relativ flache Inselgruppe. Auf Grund der rund 6.500 Inseln, vor allem zwischen der Hauptinsel (Fasta Åland) und Finnland, gibt es zahlreiche einsame Plätze. Die Schären sind ein Paradies für Segler, die alljährlich im Sommer nach Åland kommen. Die 6 Schärenkommunen Brändö, Kumlinge, Vårdö, Föglö, Sottunga und Kökar sind die kleinsten Kommunen Finnlands. Sottunga ist mit 129 Einwohnern die kleinste in Finnland und in der EU. Im Norden von Fasta Åland erheben sich die Åländischen Berge. Der höchste ist der Orredals Klint, der eine Höhe von 129 m erreicht. Etwa in der Mitte der Hauptinsel Fasta Åland befindet sich auch das einzige Skigebiet Ålands, Germundö Alpin.


Klima

Das Klima auf Åland ist auf Grund der Insellage in der Ostsee im Vergleich zum schwedischen und finnischen Festland gemäßigt. Die Ostsee erwärmt im Winter die kalten Nordostwinde und kühlt im Sommer die heißen Südostwinde. Der jährliche Niederschlag liegt bei 631 mm pro Jahr und mit 1.880 Stunden verzeichnet Åland die meisten Sonnenstunden in Skandinavien.

Die niedrigeste Durchschnittstemperatur liegt im Februar bei -3,4°C und die höchste im Juli mit 16,0°C. Die höchsten Temperaturen steigen im Sommer auf bis zu 30°C und im Winter fallen sie auf -20°C, manchmal auch auf bis zu -30°C. Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt 5,8°C

Im Winter friert die Ostsee um Åland in der Regel zu. In manchen Wintern ist es sogar möglich, dass man mit dem Auto von Åland aus über das Eis in den Schären bis nach Turku fahren kann. Dieses Ereignis ist in den letzten Jahren jedoch seltener geworden.


Selbstverwaltung

Åland hat ein eigenes Parlament (Lagting) und einen eigenen Ministerpräsidenten. Das Lagting wird alle 4 Jahre gewählt und entsendet 2 Abgeordnete in das finnische Parlament. Das åländische Lagting hat 30 Mitglieder, die vom Volk gewählt werden. Nach der Wahl im Oktober 2003 ergab sich folgende Sitzverteilung:

Åländsk Center 7 Mandate / Liberalerna på Åland 7 Mandate / Ålands socialdemokrater 6 Mandate / Frisinnad Samverkan 4 Mandate / Obunden samling 3 Mandate / Ålands Framtid 2 Mandate / Ålands framstegsgrupp 1 Mandat

Das Lagting ist praktisch die Åländische Regierung. Nur die Außen- und Sicherheitspolitik wird von Finnland übernommen. Die wichtigsten Sektoren der åländischen Gesetzgebung sind:

Unterricht, Kultur, Denkmalspflege / Gesundheitswesen / Wirtschaft / interner Verkehr / Kommunalverwaltung / Polizei / Post, Radio und TV


Die Sprache

Die Sprache der Åländer ist Schwedisch. In Finnland sind die beiden Sprachen, Finnisch und Schwedisch, gleichberechtigte Sprachen. Schwedisch wird von der Minderheit von etwa 300.000 Finnlandschweden als Muttersprache gesprochen. Dieses hat seine Wurzeln aus den Jahren bis 1809, bis wohin Finnland noch zu Schweden gehörte. Noch heute müssen alle Finnen die jeweils andere Sprache erlernen, egal, ob sie in einem einsprachig Finnischen oder zweisprachigen Gebiet leben.

Anders ist das auf Åland. Åland ist als einziges Lääni (schw.:Län) in Finnland einsprachig Schwedisch. Hier findet der Unterricht in den Schulen auf Schwedisch statt und Finnisch ist nur ein Wahlfach, Englisch dagegen jedoch ein Pflichfach. Auch wer als (Festland)Finne nach Åland zieht, muss zunächst gute Schwedischkenntnisse vorweisen.

Auf Åland hat sich ein eigener Dialekt herausgebildet, das Åländska Svenska (Åländische Schwedisch). Dieser Dialekt ist eindeutig dem skandinavischen Reichsschwedischen in Schweden näher als dem Finnlandschwedischen in Finnland. Dies hängt u. a. mit den vieltausendjährigen guten alltäglichen Verbindungen nach Schweden zusammen, was nicht zuletzt auch sprachlich kulturelle Gründe hat.

Auf Åland selber gibt es auch Unterschiede im Schwedischen. So sprechen die Einwohner ganz im Westen in den Gemeinden Eckerö und Hammarland einen Dialekt, der dem Reichsschwedischen am meisten ähnelt.

Entstehung der Selbstverwaltung und Beziehungen zu Schweden

Die Åländer bezeichnen sich als Åländer, nicht als Finnen, obwohl sie finnische Staatsbürger sind. Dabei wird die Bezeichnung als Schweden noch eher akzeptiert als Finnen. Åland hat eine starke Zuwendung nach Schweden, was man nicht zuletzt an der schwedischen Sprache merkt. Åland gehörte bis 1809 zu Schweden, als Finnland und Åland an das russische Zarenreich abgetreten werden musste. Als 1917 das Russische Zarenreich verfiel, nutzten die Åländer die Chance und wandten sich mit ihren Wunsch nach einer Wiederaufnahme in das schwedische Königreich an den schwedischen König und den schwedischen Reichstag. Dazu überbrachten åländische Vertreter dem König eine Unterschriftenliste, welche die überwältigende Zustimmung zur Rückkehr Ålands ins schwedische Königreich von 98% dokumentierte.

Als Finnland sich jedoch 3 Monate später auch von Russland lösen wollte, akzeptierte man den Willen der Insulaner nicht. Die Åländer wollten aber nicht nach Finnland und so bot man Åland 1920 eine Autonomie innerhalb Finnlands an. Auch diese wurde von Åland nicht angenommen und so landete der Fall vor dem gerade gegründeten Völkerbund. Dieser sprach im Juni 1921 Finnland die Souveränität über Åland zu, knüpfte daran aber die Bedingung, dass Finnland der åländischen Bevölkerung garantieren musste, die schwedische Sprache, die Kultur, die örtlichen Bräuche und das Selbstverwaltungssystem, das Finnland 1920 Åland angeboten hatte, zu erhalten. Damit war Åland im Grunde ein eigener Staat innerhalb der Finnischen Republik. Zugleich wurde ein Abkommen zwischen Finnland und Schweden unterzeichnet, wo festgehalten wurde, wie diese Garantien verwirklicht werden sollten. Zugleich wurde vom Völkerbund eine Vereinbarung über die Demilitärisierung und Neutralisierung Ålands getroffen, sodass Åland in Zukunft keine militärische Gefahr mehr für Schweden werden kann.

Ein Jahr später, im Jahre 1922 fanden die ersten Wahlen statt und am 9. Juni 1922 traf sich das åländische Parlament, was damals noch Landsting (heute Lagting) hieß, zu seiner ersten Plenarsitzung. Der 9. Juni ist seit dem der ålänische Nationalfeiertag.

Am 03.04.1954 erhielt Åland seine eigene Flagge, welche die historischen Beziehungen zu Schweden darstellt: ein rotes Kreuz auf gelbem Kreuz mit blauem Hintergrund. Der blaue Hintergrund mit gelbem Kreuz stellt die schwedische Flagge dar, das rote Kreuz auf dem gelben Kreuz stellt die alten schwedischen Farben für Finnland dar (Farben vom finnischen Wappenlöwen).

Auch heute noch sind die Beziehungen zu Schweden stärker als zu Finnland. Zwar besteht auch in Finnland die Möglichkeit, an schwedischen Universitäten zu studieren, es studieren aber über 70% der Åländischen Studenten in Schweden.

Laut einer Studie der Åbo Akademi (Universität Turku) sehen 94% der Åländer jede Woche schwedisches Fernsehen, 80% hören schwedisches Radio, 57% lesen schwedische Wochenzeitungen, 53% lesen schwedische Tageszeitungen, 40% haben ein Familienmitglied in Schweden wohnen und 36% der Åländer haben schon mal in Schweden gewohnt. Bei Fußballspielen hält man auf Åland mehr zu Schweden als zu Finnland.

Als Beispiel eine wahre Begebenheit, wie empfindlich die Åländer gegenüber finnischen Einflüssen sind: Im August 2004 wurde der neue Winterflugplan einer Fluggesellschafft veröffentlicht. Im schwedischen Flugplan stand ein Flug Mariehamn - Turku (schwedisch: Åbo) was natürlich wieder gefundenes Fressen für die åländische Presse war. Sofort wurde von den Medien ein öffentlicher Brief (mit Unterstützung der Bevölkerung) an die Fluggesellschaft geschrieben, worin diese aufgefordert wurde, eine Erklärung für diesen "Missbrauchsfall" abzugeben, diese Pläne zurückzuziehen und neue zu drucken. Als die Proteste aus der Bevölkerung lauter wurden und auch die åländische Regierung sich beschwert hatte, wurde die schwedische Version des Flugplans vernichtet und neu gedruckt. Diesmal mit dem Flug Mariehamn - Åbo.

Radio und Fernsehen auf Åland

Erst 1984 wurde auf Åland das erste åländische Fernsehprogramm gegründet. Vorher musste man sich mit den schwedischen Programmen begnügen, wer Finnisch konnte, hatte darüber hinaus auch die finnischen Programme zur Auswahl. Hier werden auch eigene Filme und Dokumentationen über Åland gezeigt. Neben dem åländischen Fernsehen ist das schwedische Fernsehen das wichtigste Programm.

Ebenfalls 1984 hat Radio Åland den Rundfunkbetrieb aufgenommen. Es ist bis heute der einzige rein åländische Radiosender. Daneben kann man auch die schwedischen Radionsender empfangen, die teilweise auch ein eigenes Lokalradio für Åland anbieten.


Ausgestrahlt werden die Programme über den Sendemast in Smedsböle, dessen Spitze mit 244 m über dem Meer die höchste Stelle Ålands ist.


Die Entstehung Ålands

Vor knapp 13.000 Jahren erreichte der erste Felsen die Wasseroberfläche der Ostsee, der Orredals Klint. Von da aus hat man eine herrliche Aussicht auf die heute 129 m tiefer liegende Ostsee hat. Im laufe der Zeit stieg das Land an und immer mehr Inseln bildeten sich.

Vor etwa 6.000 Jahren kamen die ersten Siedler von Schweden aus auf die damals 6 Felsen, die bis zu 60 m aus der Ostsee stiegen. In der Gegend, wo sich die ersten Siedler niederließen, waren damals 2 direkte Nachbarinseln, 2 weitere waren in der Nähe, die anderen beiden waren weiter entfernt. Heute sind hier die höchsten Berge Ålands, der Orredals Klint ist mit 129 m der höchste.

Noch heute hebt sich das Land. Åland steigt mit einer Geschwindigkeit von 1 cm pro Jahr aus dem Meer empor.

Der erste Siedlungsplatz auf Åland ist heute wieder aufgebaut und ist im Steinzeitdorf zu besichtigen. Auch ist eine Fahrt mit den Baumstammbooten auf einem kleinen See möglich, mit denen die Siedler damals von Schweden aus über die Ostsee nach Åland gekommen sind.