Schloss Wilhelmsthal (Calden)
Das Schloss Wilhelmsthal liegt bei Calden in Nordhessen, etwa 15 Kilometer nordwestlich von Kassel. Es zählt zu den bedeutendsten Rokokoschlösser nördlich des Mains.
Geschichte

1643 kauft die hessische Landgräfin Amalie Elisabeth, Gattin von Wilhelm V. das Gut Amelgotzen. Das Gut war ursprünglich im Besitz des Klosters Helmarshausen. Unter dem Namen Amalienthal dient es ihr als bescheidener Landsitz.
Das heutige Schloss wurde von 1743 bis 1761 als Sommerresidenz für den hessischen Landgrafen Wilhelm VIII. erbaut.
Während des Siebenjährigen Krieges kam es 1762 zu einer blutigen Schlacht am Schloss. Noch heute befindet sich ein Massengrab von 4000 französischen Soldaten im Schlosspark.
Ausführung
Das Schloss wurde von François de Cuvilliés als locker gefügte Dreiflügelanlage ausgeführt. Die Gestaltung der Fassaden lässt bereits leichte Tendenzen des Klassizismus erkennen. Erst 1756 übernimmt Simon Louis du Ry die Bauführung. Von ihm stammen die vorgelagerten Wachhäuser. Die Entwürfe für das Innere gehen ebenfalls auf Cuvilliés zurück. Der Bildhauer Johann August Nahl (der Ältere) schuf die kostbaren Wandvertäfelungen und viele Stukkaturen. Von den ehemals im reinen Rokoko ausgeführten Räumen sind nicht alle überkommen. Viele Einrichtungsgegenstände stammen aus Wilhelmshöhe. Beachtenswert ist unter anderem die so genannte Schönheitsgalerie mit zahlreichen Porträts von Johann Heinrich Tischbein dem Älteren. Das Schloss kann im Rahmen von täglichen Führungen besichtigt werden.
Park


Die Gartenanlage wurde als fächerförmiges Dreiachsensystem geplant. Durch den Siebenjährigen Krieg kamen die Arbeiten zum Ruhen. Entgegen den Regeln liegt das Schloss an der tiefsten Stelle des Parks. Um 1800 wird der Park zu einem Landschaftspark weiterentwickelt. Aus den Steinen der Kaskaden der Mittelachse wird ein gotisierender Aussichtsturm gebaut. Aus der Anfangsphase ist heute nur noch die Grotte erhalten. Ursprünglich war sie mit Muscheln und Glas reich dekoriert. Der vor ihr liegende Kanal wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Schloss Wilhelmsthal ist mit Schloss Wilhelmshöhe in Kassel über die so genannte Rasenallee fast geradlinig verbunden. Der Park ist ganzjährig bis zum Einbruch der Dunkelheit frei zugänglich.
Literatur
- Michael Karkosch, "Versteckt hinter hochstämmigen Buchen...", Kaiserliche Sommerfrische in Wilhelmsthal, in: SehensWerte, Besuchermagazin der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Heft 4, Bad Homburg 2008, S. 39, ISSN 1860-7632.
- Bernd Modrow und Claudia Gröschel, Fürstliches Vergnügen, 400 Jahre Gartenkultur in Hessen, hrsg. v. d. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Bad Homburg und Regensburg 2002, ISBN 3-7954-1487-3.
- Wolfgang Einsingbach und Franz Xaver Portenlänger, Calden, Schloß und Garten Wilhelmsthal, hrsg. v. d. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Bad Homburg 1980.
- Fabian Fröhlich, Wo Ungestört Der Lenz Regiert, Schloss Wilhelmsthal bei Calden, hrsg. v. d. Museumslandschaft Hessen Kassel und Michael Eissenhauer, Monografische Reihe Band 21, Kassel 2007, ISBN 978-3-422-02144-0.
Weblinks
Koordinaten: 51° 23′ 35″ N, 9° 24′ 56″ O