Obertaunuskreis

Der Obertaunuskreis war ein Landkreis in Hessen. Er wurde durch eine Königliche Verordnung vom 22. Februar 1867 gegründet, nachdem u.a. das Herzogtum Nassau und die Landgrafschaft Hessen-Homburg dem Königreich Preußen eingegliedert worden waren.
Der neue Kreis umfasste die ehemals nassauischen Ämter Königstein und Usingen sowie das bisher den Kern der Landgrafschaft bildende Amt Homburg vor der Höhe. Die Stadt Homburg (seit 1912 Bad Homburg) wurde Sitz der Kreisverwaltung. Das Gebiet von 54.480 ha mit seinen 82 Gemeinden lag beiderseits des Taunuskammes und wurde dem Regierungsbezirk Wiesbaden in der neuen Provinz Hessen-Nassau zugeteilt.
Gemäß der Kreisordnung vom 1. April 1886 wurde ein Teil mit 46 Gemeinden nördlich des Gebirgskammes in einem neuen Landkreis Usingen organisiert. Im Obertaunuskreis verblieben 34 Gemeinden mit einer Fläche von 22.454 ha.
Schon drei Jahrzehnte später, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, führte die Besetzung des „Brückenkopfes Mainz“ durch die französischen Truppen zu einer faktischen Teilung der Verwaltung. In Königstein entstand ein „Hilfskreis Königstein“, der rund zwei Drittel des Kreises umfasste. Nach dem Abzug der Besatzung führte eine Neuordnung der Kreise im Rhein-Main-Gebiet ab 1. Oktober 1928 zu einer weiteren Verkleinerung des Obertaunuskreises. Ihm verblieben noch fünf Städte und vierzehn Gemeinden zwischen Friedrichsdorf und Königstein.
Im Zuge einer preußischen Verwaltungsreform verlor der Kreis Usingen am 1. Oktober 1932 seine Selbständigkeit und kehrte wieder zum Obertaunuskreis zurück, allerdings nur für genau ein Jahr. Auf Grund eines Wahlversprechens der NSDAP erhielt der Kreis Usingen seine Selbständigkeit nach Hitlers „Machtergreifung“ zurück.
Einen dauerhaften, wenn auch geringfügigen Zuwachs brachte die Einbeziehung der Gemeinde Steinbach, die bis dahin zum hessischen Landkreis Offenbach gehört hatte, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. In dieser Form wurde der Obertaunuskreis nach über einhundert Jahren wieder mit dem Kreis Usingen zusammengelegt und bildet seit dem 1. August 1972 den Hochtaunuskreis.
Gemeinden
Liste der Gemeinden des Obertaunuskreises 1945[1]:
frühere Gemeinde | heutige Gemeinde | heutiger Landkreis |
---|---|---|
Bad Homburg vor der Höhe (Stadt) | Bad Homburg vor der Höhe | Hochtaunuskreis |
Dornholzhausen | Bad Homburg vor der Höhe | Hochtaunuskreis |
Falkenstein | Königstein im Taunus | Hochtaunuskreis |
Friedrichsdorf (Stadt) | Friedrichsdorf | Hochtaunuskreis |
Kalbach | Frankfurt am Main | Frankfurt am Main |
Königstein im Taunus (Stadt) | Königstein im Taunus | Hochtaunuskreis |
Köppern | Friedrichsdorf | Hochtaunuskreis |
Kronberg im Taunus (Stadt) | Kronberg im Taunus | Hochtaunuskreis |
Mammolshain | Königstein im Taunus | Hochtaunuskreis |
Oberhöchstadt | Kronberg im Taunus | Hochtaunuskreis |
Oberstedten | Oberursel | Hochtaunuskreis |
Oberursel (Stadt) | Oberursel | Hochtaunuskreis |
Schneidhain | Königstein im Taunus | Hochtaunuskreis |
Schönberg | Kronberg im Taunus | Hochtaunuskreis |
Seulberg | Friedrichsdorf | Hochtaunuskreis |
Stierstadt | Oberursel | Hochtaunuskreis |
Weißkirchen | Oberursel | Hochtaunuskreis |
Landräte des Obertaunuskreises
Kreistag und Kreisausschuss
Teil der preußischen Kreisverfassung war die Einrichtung eines Kreistages. Dessen Zusammensetzung war in § 13 der "Verordnung, betreffend der Kreisverfassung im Gebiete des Regierungsbezirks Wiesbaden" geregelt. Danach bestand der Kreistag aus je 6 Mitgliedern, die in den ehemaligen Ämtern gewählt wurden, dem Landrat und einem Vertreter des Domänenfiskus.
Der erste Kreistag trat am 1. September 1868 in Bad Homburg zusammen.
Amt | Abgeordneter | Ort |
---|---|---|
Homburg | Geheimer Regierungsrat Heinrich Will | Homburg |
Homburg | Beigeordneter Deininger | Homburg |
Homburg | Gemeinderat G.E. Menges | Homburg |
Homburg | Gemeinderat J.G. Schudt IV | Homburg |
Homburg | Bürgermeister Raab | Kirdorf |
Homburg | Bürgermeister Wolff | Seulberg |
Königstein | Joseph Hildmann | Oberhöchststadt |
Königstein | Johann Jung | Kalbach |
Königstein | Bürgermeister Westenberger | Kalbach |
Königstein | Bürgermeister Wilhelm Fischer | Königstein |
Königstein | Konrad Sachs | Eppstein |
Königstein | Jakob Aumüller | Oberursel |
Usingen | Bürgermeister Becker | Usingen |
Usingen | Johann Schmidt | Hasselborn |
Usingen | Wilhelm Schmitt | Rod an der Weil |
Usingen | Philipp Peter Müller | Arnoldsheim |
Usingen | Bürgermeister Jäger | Wehrheim |
Usingen | Peter Veidt | Cratzenbach |
Vertreter des Domänenfiskus | Rentmeister Thomae | Usingen |
Landrat | von König als Vorsitzender | Homburg |
Mit der preußischen Kommualordnung von 1886 wurde die Institution des Kreisausschusses ins Leben gerufen. Am 13. März 1886 wählt der Kreistag erstmals einen Kreisausschuss:
Abgeordneter | Ort |
---|---|
Polizeidirektor Eugen Schaffner | Homburg |
Rentmeister Karl Müller | Homburg |
Baumeister Louis Jacobi | Homburg |
Bürgermeister Jakob Aumüller | Oberursel |
Gutsbesitzer Johann Jung | Kalbach |
Kaufmann Adam Sittig | Königstein |
Siehe auch
Quellen
- Kreisausschuss des Obertaunuskreises: Der Obertaunuskreis und seine Gemeinden 1867-1927, Bad Homburg 1927, Seite 29-31
- Verordnung, betreffend der Kreisverfassung im Gebiete des Regierungsbezirks Wiesbaden, vom 29. September 1867 (Preuß. Gesetzsammlung Seite 1653)