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Aidhab

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lage des Hala'ib-Dreiecks (oben rechts) zwischen Sudan und Ägypten

Aidhab (auch Aydhab) war im Mittelalter eine Hafenstadt am Roten Meer.

Lage

Der Ort lag östlich von Assuan, an der heutigen ägyptisch-sudanesischen Grenze, beim heutigen Dorf Halaib, das im umstrittenen Gebiet des Hala'ib-Dreieck liegt.

Geschichte

Im Mittelalter war Aidhab einer der Haupthäfen für Pilger, die nach Mekka übersetzten. Er war der Endpunkt einer Karawanenroute und war auch bekannt als Hafen für den Indienhandel. Der kleine Ort erlebte einen Aufschwung, als durch die Kreuzritter die Landwege nach Mekka immer unsicherer wurden und diese den Sinai besetzten. Aidhab soll mehrmals geplündert worden sein.[1]

Dagegen beschreibt um 1180 Ibn Dschubair (1145–1217) Aidhab in seinem Tagebuch als einen Ort, wo alles eingeführt werden muss, sogar das Wasser. Die Lebensbedingungen seien hart. „Wir lebten in einer Luft, die den Körper schmelzen ließ, und tranken Wasser, das den Magen vom Appetit ablenkte“. Der Aufenthalt in dieser Stadt sei die schlimmste Prüfung auf dem Weg nach Mekka. Obwohl die Bevölkerung in Aidhab durch die Mekka-Pilger eine Menge Annehmlichkeiten genieße, verhalte sie sich ihnen gegenüber höchst ungerecht. Sie kenne keine Religion außer dem Lippenbekenntnis zur Einheit Gottes. „Sie sind ein sittenloses Volk, und es ist keine Sünde, sich in Flüchen über sie zu ergehen."[2]

Die Stadt war im 12. Jahrhundert durch Goldminen und Handel wohlhabend. Ibn Dschubair beschrieb die Bedscha-Einwohner als „schwarzes Volk, das die Berge bewohnt“, mit Kamelen auf wasserlosen Routen unterwegs sei und alte Kunstschätze rauben würde. Im 13. Jahrhundert waren die Goldvorräte nahezu erschöpft, es war die Zeit von Kämpfen zwischen verschiedenen arabischen Volksgruppen.[3]

Eine weitere Schilderung der „sittenlosen“ Zustände gab der marokkanische Pilger al-Qasim ibn Yusuf at-Tugibi as-Sabti († 1329), der mit seiner Reisegruppe von Kairo mit dem Schiff nilaufwärts bis Qus fuhr, die Wüste bis zum Roten Meer durchquerte und 1297 Aidhab als Hafen für die Überfahrt in den Jemen benutzte. Diese Reiseroute wurde nach 1360 zugunsten des Seeweges entlang des Roten Meeres aufgegeben. Al-Qasim fand die Umgebung des kleinen Ortes wüstenartig karg, schlechtes Trinkwasser wurde aus einer einzigen Zisterne geholt. Die Einwohner seien bis auf ein blaues Stück Stoff unbekleidet. Es gab einen von den ägyptischen Mamluken eingesetzten Statthalter und einen zweiten, der von den Herrschern von Sawakin ernannt war. Beide teilten sich die Tributzahlungen der Reisenden.[4]

Aidhab wurde von Ibn Battuta (1304–1368/1377) als groß und gut mit Lebensmitteln versorgt beschrieben. Anders als bei Ibn Dschubair heißt es, Aidhab sei von den Bujah bewohnt, ein schwarzhäutiges Volk, das sich in gelbe Tücher hüllen und Stirnbänder tragen würde, wobei die Stadt zu einem Drittel zwischen dem Sultan von Ägypten und zu zwei Dritteln dem König der Bedscha aufgeteilt sei.[5]

Der Ort verlor im Laufe des 14. Jahrhunderts seine Stellung als wichtiger Hafen an Sawakin. Einmal wurde die Seereise auf dem Roten Meer als weniger gefährlich eingeschätzt als zuvor und war weniger beschwerlich als die erwähnte Wüstendurchquerung, zum anderen wurde das von Bedscha kontrollierte Sawakin bevorzugt, da es außerhalb des mamlukischen Einflussgebietes lag. 1426 wurde der Ort von Sultan Barsbay zerstört. Es war die Rache für Angriffe der Bewohner auf Karawanenrouten der Mamluken, wie sie bereits Ibn Battuta geschildert hatte.

Einzelnachweise

  1. G. W. Murray: Geographical Journal, Vol. 68, No. 3, September 1926, S. 235–240
  2. Ibn Dschubair: Tagebuch eines Mekkapilgers. S.47 ff.
  3. Jan Záhořík: The Islamization of the Beja until the 19th century. Beiträge zur 1. Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT I)
  4. Ulrich Haarmann und Bettina Zantana: Zwischen Suez und Aden - Pilger und Fernhändler im Roten Meer vom zehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert. In: Stephan Conermann (Hrsg.): Der Indische Ozean in historischer Perspektive. EB-Verlag, Hamburg 1998, S. 109–142 (Schilderung von Aidhab: S. 130–134)
  5. Ibn Battuta: Travels in Asia and Africa 1325-1354. Medieval Sourcebook

Koordinaten: 22° 20′ N, 36° 32′ O