Linienschiff

Das Linienschiff war das vom 16. bis zum 19. Jahrhundert schwerste Kriegsschiff in Europa. Schwerfälliger als die Fregatte besaß es die größte Tonnage und die durchschlagsstärksten Kanonen. Der Name leitet sich vom englischen Ship of the line her: Mit dem Einzug der Geschütze in den Seekampf begannen die Flottenbefehlshaber ihre Schiffe in Kiellinie zu manövrieren. Dadurch wurde es möglich, dass eine große Zahl von Schiffen gleichzeitig auf den Feind feuern konnte, ohne dass sie sich gegenseitig behinderten (Breitseitenfeuer). Für diese Taktik eigneten sich Linienschiffe aufgrund ihrer Feuerkraft und relativen Trefferunempfindlichkeit (wegen des schweren Schiffskörpers) am besten.

Auf den Linienschiffen waren die Kanonen über mehrere Decks verteilt und zwar von zwei durchlaufenden Decks bis zu vier Decks. Man hat die Schiffe dann auch als Zweidecker, Dreidecker oder Vierdecker bezeichnet. Die schwersten Geschütze kamen auf das unterste Batteriedeck, es waren die 32-Pfünder, darüber im Mitteldeck und Oberdeck waren die 24- und 12-Pfünder. Die Bezeichnung der Geschütze richtete sich nach dem Gewicht der von ihnen verschossenen Kanonenkugeln.
Als erste Nationen setzten vor allem England und die Niederlande auf den Einsatz von Linienschiffen. In den Seeschlachten des 17. Jahrhunderts erstreckten sich die Flotten teilweise über mehrere Kilometer und feuerten tagelang Breitseiten aufeinander ab. Am St James's Day Fight vom 25. Juli 1666 kämpften 89 englische Linienschiffe auf einer Breite von 9 Meilen gegen 88 niederländische Linienschiffe. Dabei wurden insgesamt nur 3 Schiffe versenkt, was vor allem auf die Widerstandsfähigkeit der massiven Linienschiffe zurück zu führen ist.
Den Höhepunkt seiner Bedeutung erreichte das Linienschiff in den napoleonischen Kriegen: 1805 besiegte Admiral Nelson mit seiner Linienschiffflotte die Franzosen und Spanier in der Schlacht von Trafalgar.

Mit der Einführung eiserner Schiffsrümpfe seit den frühen 1850er Jahren führte die Entwicklung des Hauptkampfschiffs vom klassischen Linienschiff zum Turmschiff. Die Turmschiffe trugen einen, ab ca. 1890 bei allen Nationen zwei Geschütztürme mit je zwei Kanonen vom Kaliber 24 bis 30,5 cm. Diese Türme waren jeweils auf der Back und auf der Schanze aufgestellt. Hier spricht man auch von "Einheitslinienschiff". Den Weg in die Zukunft wiesen in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts die vier deutschen Linienschiffe der "Brandenburg"-Klasse mit ihren 3 Zwillingstürmen für die Hauptartillerie in der Mittelschiffslinie. Den nächsten Schritt vollzogen fast zeitgleich die Briten mit der "Dreadnought" und die USA mit den Schiffen der "Michigan"-Klasse. Während "Dreadnought" 3 Türme in Mittelschiffs- und 2 in Seitenaufstellung führte, lagen bei den US-Schiffen alle 4 Türme bereits in der Längsachse des Schiffes. In Deutschland wurde dieser Typ als "Großlinienschiff" bezeichnet. Im Ausland sprach man allgemein als "Dreadnought" von derartigen Großkampfschiffen. Die Mittelartillerie blieb in der alten Weise der Aufstellung in Kasematten angeordnet. Mit der HMS Orion (Indiensstellung Januar 1912, 10x 34,3 cm in Zwillingstürmen) begann die Zeit der "Superdreadnouhts". Damit bezeichnet man Kampfschiffe, deren Hauptartillerie über Geschütze jenseits der 12 Zoll verfügt. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg kam die Bezeichnung "Schlachtschiff" für die Großlinienschiffe auf.
Das Bild zeigt das Linienschiff Thüringen (22.800 t), einen frühen Dreadnought-Typ der Helgoland-Klasse, zwölf 30,5 cm-Geschütze sind in den 6 Drehtürmen angebracht, ein Deck tiefer befindet sich die Mittelartillerie in Kasemattaufstellung.
Das Gefecht in der Schlachtlinie wird aber erst nach Ende des 1. Weltkrieges als überholt angesehen.