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Russland

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Российская Федерация
Russische Föderation
Nationalflagge Russlands Staatswappen Russlands
(Details) (Details)
Amtssprache Russisch, Sprachen der Nationalitäten in den Teilrepubliken
Hauptstadt Moskau
Staatsform Präsidialrepublik
Präsident Wladimir Putin
Ministerpräsident Michail Fradkow
Fläche 17.075.400 km²
Einwohnerzahl 143.420.309 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 8,4 Einwohner pro km²
Gründung 12. Juni 1990 (Ausrufung)
26. Dezember 1991 (Zusammenbruch der Sowjetunion)
Währung Rubel
Zeitzone MEZ +2 bis +12
Nationalhymne Hymne der Russischen Föderation
Kfz-Kennzeichen RUS
Internet-TLD .ru
Vorwahl +7

Russland (russisch Россия), bzw. Russische Föderation (russisch Российская Федерация, Aussprache/?) - beide Bezeichnungen sind gleichwertig - ist eine Bundesrepublik in Osteuropa und Nordasien und der flächenmäßig größte Staat der Erde.

Der alte ostslawische Name für das Gebiet des von Slawen bewohnten Teils des europäischen Russlands, Weißrusslands und der Ukraine war Rus (siehe Kiewer Rus), der davon abgeleitete mittelalterliche lateinische Name war Ruthenia, in latinisierter slawischer Version Russia (ab dem frühen 18. Jahrhundert Rossija).

Wörtlich übersetzt bedeutet Rossijskaja Federazija ‚Russländische Föderation‘ (von Rossija ‚Russland‘). Man hat bewusst nicht Russkaja Federazija (‚Russische Föderation‘) als Staatsbezeichnung gewählt, um auch die nicht-russischen Ethnien einzubeziehen. Ist von dem russischen Volk oder der russischsprachigen Kultur die Rede, spricht man daher im Russischen von russkij (‚russisch‘). Ist dagegen von den Staat Russland betreffenden Sachverhalten die Rede, verwendet man das Adjektiv rossijskij.

Geschichte

Großfürstentum Moskau
Europäischer Teil Russlands (1888)
Datei:Geschichte des rußischen reiches.jpg
Geschichte des russischen Reichs

Hauptartikel: Geschichte Russlands

Die früheste Geschichte des eigentlichen, europäischen Russlands (für die Geschichte des asiatischen Teils, siehe Geschichte Sibiriens) ist im Norden geprägt von finno-ugrischen Völkern und Balten, und im Süden von den indogermanischen Steppenvölkern des Kurganvolks, der Kimmerier, Skythen, Sarmaten und Alanen; später kamen hier noch Griechen, Goten, Hunnen und Awaren hinzu. In der Mitte, zwischen Dnjepr und Bug, fand die Ethnogenese der slawischen Völker statt, die sich ab dem 6. Jahrhundert auch nach Norden und Osten auszudehnen begannen.

Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse, gründeten Städte und Siedlungen und vermischten sich mit der slawischen Vorbevölkerung. Diese auch Waräger oder Rus genannten Kriegerkaufleute waren maßgeblich an der Gründung des ersten ostslawischen Staates, der "Kiewer Rus" mit Zentren in Kiew und Nowgorod, beteiligt. Im südlichen Steppengebiet und an der Wolga waren hingegen Reiche der aus Asien eingeströmten Turkvölker der Chasaren und Wolgabulgaren entstanden, mit denen die Rus Handel trieben, aber auch mehrfach Kriege führten. Intensive Kontakte mit dem Byzantinischen Reich führten schließlich 988 zur orthodoxen Christianisierung der Kiewer Rus.

Aufgrund ungünstiger Erbfolgegesetze begann die Kiewer Rus im 12. Jahrhundert zu zerfallen, was es den ab 1223 einfallenden Mongolen erleichterte, die zerstrittenen russischen Fürstentümer zu unterwerfen. Die Goldene Horde beherrschte nun für zwei Jahrhunderte einen großen Teil der Rus, ein anderer Teil wurde dem Großfürstentum Litauen eingegliedert. Das Großfürstentum Moskau konnte sich schließlich von der mongolischen Fremdherrschaft befreien, und Großfürst Iwan IV. ließ sich 1547 zum ersten "Zaren der ganzen Rus" krönen. Unter seiner Herrschaft begann auch die Eroberung Sibiriens, die russische Kosaken erstmals im 17. Jahrhundert bis an den Pazifik brachte.

An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte russische Reich westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. Mit dem Sieg gegen Schweden im über 20 Jahre währenden Großen Nordischen Krieg und der damit erlangten Vormachtstellung im Ostseeraum machte er Russland zu einer gesamteuropäischen Großmacht. Zarin Katharina die Große ging Peters Weg weiter und betrieb konsequent Expansionspolitik, im Laufe derer sie die Schwarzmeerküste von den Türken eroberte (siehe Türkenkriege) und sich an den Teilungen Polens beteiligte. 1812 fielen Napoleons Truppen in Russland ein und eroberten Moskau, wurden schließlich jedoch vernichtend geschlagen. Bald darauf zog Zar Alexander I. als "Retter Europas" in Paris ein. Russland war nun die führende Macht in Europa und erlebte ein goldenes Zeitalter.

Ab 1825 gab es im unzufriedenen Volk und bei der Intelligenzija immer wieder Unruhen und Attentate (siehe Dekabristen), und in den 1860er Jahren kam es endlich zur Aufhebung der Leibeigenschaft. Trotz erheblicher Industrieproduktion (Stahl, Kohle, Öl, Militärbedarf) geriet Russland immer mehr ins Hintertreffen gegenüber den westeuropäischen Großmächten. Die Industrialisierung drang nicht in die ländlichen Provinzen des Riesenreichs vor, und mangelnde Infrastruktur, die Armut der Arbeiter und Bauern und die fehlende Demokratisierung bereiteten große Probleme, wie das Zarenreich erstmals im Krimkrieg und schließlich 1905 bei der Niederlage gegen Japan schmerzlichst erfahren musste. Allerdings war Zar Nikolaus II. anscheinend unfähig aus diesen Fehlern zu lernen, wirkliche Reformen blieben aus. Ein weitgehend funktionsloses Parlament, die Duma, das er notgedrungen genehmigt hatte, ließ er kurze Zeit später wieder auflösen.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, erfasste das Land neuerlich eine patriotische Welle. Die anfänglichen Erfolge, vor allem gegen Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich, wurden jedoch bald abgelöst von einem zermürbenden Stellungskrieg, bis schließlich 1917 die Moral der russischen Soldaten nachgab und die Front zusammenbrach. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung und die desolate Versorgungslage waren die Ursachen, und der Zar wurde zum Abdanken gezwungen. Eine bürgerliche Regierung unter Kerenski kam an die Macht, der bald darauf die von Lenin und den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution ein Ende machte. Im darauf folgenden Bürgerkrieg zwischen roten und weißen Kräften, der Millionen Menschen das Leben kostete, gingen die Kommunisten als Sieger hervor. Im Laufe des Bürgerkriegs verlor Russland 1920 Teile Weißrusslands und der Ukraine (="Ostpolen") an Polen. Aus Russland wurde unter Einbeziehung der vorherigen russischen Kolonie Sibirien die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), die den wichtigsten Teil der Sowjetunion darstellte.

Am 30. Dezember 1922 wurde der Zusammenschluss aller sowjetischen sozialistischen Republiken zur UdSSR beschlossen und eine staatlich kontrollierte Wirtschaftspolitik ausgerufen. Die Sowjets wurden als Eigentümer von Boden und Produktionsmitteln erklärt. Lenins Tod am 21. Januar 1924 führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, im dem sich Josef Stalin gegen Leo Trotzki durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch gezielten Terror gegen seine Widersacher. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft Fünfjahresplänen unterworfen, die Industrialisierung und Infrastruktur, speziell im asiatischen Teil des Landes, vorangetrieben und die Landwirtschaft kollektiviert.

Im August 1939 unterschrieb Stalin einen geheimen Nichtangriffspakt mit Hitler und sicherte sich die Eingliederung der ostpolnischen Gebiete, des Baltikums und Bessarabiens. Nach dem Überfall Deutschlands auf Russland am 22. Juni 1941 trat Russland an der Seite der Alliierten in den Zweiten Weltkrieg (in Russland Großer Vaterländischer Krieg genannt) ein. In den ersten Kriegsmonaten verlor die Rote Armee drei Millionen Soldaten, große Teile der westlichen Landesteile wurden verwüstet, später bei der Belagerung Leningrads verhungerten über eine Million Zivilisten. Bei Moskau (Winter 41), Stalingrad (Winter 42/43) und Kursk (Sommer 43) fügte die Rote Armee den deutschen Truppen schwere Niederlagen zu und eroberte schließlich im Mai 1945 Berlin. Zu Ende des Krieges eroberten und besetzten sowjetische Truppen schließlich japanisches Gebiet im Fernen Osten (Mandschurei, Karafuto, Korea und die Kurilen). 1945 bekam die RSFSR nach dem Potsdamer Abkommen das nördliche Ostpreußen, die heutige Oblast Kaliningrad, hinzu, daneben gewann es das südliche Sachalin und die Kurilen von Japan. Nach Ende des Krieges, aus dem die UdSSR als Siegermacht hervorging, entfremdete sich die Sowjetunion jedoch zunehmend von den Alliierten und sicherte sich großen Einfluss auf die angrenzenden Länder Polen, Tschechoslowakei, Ungarn und Rumänien sowie auf Bulgarien und die DDR, zeitweise auch auf Albanien. In diesen Ländern blieben Hunderttausende sowjetische Soldaten stationiert. Der Kalte Krieg dominierte bis 1989 die Weltpolitik.

1954 schenkte Nikita Chruschtschow die bis dahin russische Halbinsel Krim der Ukraine.

Russland hat im Jahre 1991 als größte ehemalige Sowjetrepublik das Erbe der Sowjetunion angetreten. Siehe hierzu auch Auflösung der UdSSR.

Unter Boris Jelzin befand sich Russland in einer sehr instabilen Phase des wirtschaftlichen Niedergangs. Nach dem Amtsantritt Wladimir Putins 2000 stabilisierte sich die politische und wirtschaftliche Lage jedoch. Ein international beachteter Konfliktherd bleibt jedoch die Situation in der abtrünnigen Republik Tschetschenien, die zunehmend auch auf das restliche Land ausstrahlt.

Aufgrund des Anschlages auf eine Schule im südrussischem Beslan, das nach den aus Moskau gesteuerten Präsidentschaftswahlen in Tschetschenien von tschetschenischen Terroristen verübt wurde, wobei hunderte Schüler gestorben sind, wurden von Präsident Putin Maßnahmen zur Stärkung der Terrorabwehr eingeleitet, die nach Meinung vieler westlicher Medien und Politiker die demokratischen Strukturen in Russland unterhöhlen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die russische Demokratie weiter- oder zurückentwickeln wird.

Geographie

Nachbarländer und Meere

Russland grenzt (entgegen dem Uhrzeigersinn) an Norwegen (196 km), Finnland (1340 km), die Ostsee, Estland (294 km), Lettland (217 km), Weißrussland (959 km), die Ukraine (1576 km), das Schwarze Meer, Georgien (723 km), Aserbaidschan (284 km), das Kaspische Meer, Kasachstan (6846 km), China (erster, etwa 40 km langer Grenzabschnitt), die Mongolei (3485 km), China (zweiter, 3605 km langer Grenzabschnitt), Nordkorea (19 km), Japanisches Meer, Ochotskisches_Meer, den Pazifischen Ozean, die Beringsee und an den Arktischen Ozean. Die Exklave Kaliningrad grenzt an Litauen (227 km) und Polen (206 km) und ist wie das Mutterland Ostsee-Anrainer. Im äußersten Osten wird Russland nur durch die schmale (50 km) Beringstraße von seiner ehemaligen Kolonie Alaska (USA) getrennt und weiter südlich liegen die teilweise von Japan beanspruchten bzw. von Russland okkupierten (Annexion) (Je nach Sichtweise) Süd-Kurilen lediglich bis zu 4 km von der japanischen Küste Hokkaidos entfernt. Die Gesamtlänge der Landgrenzen beträgt 20017 km, die Küstenlinie umfasst 37653 km.

Großlandschaften

Topographie

Russland gliedert sich geographisch hauptsächlich in diese Großlandschaften auf (West-Ost-Richtung):

Flüsse & Ströme

Die Newa bei Sankt Petersburg

Die wichtigsten Flüsse und Ströme sind (alphabetisch sortiert; die bedeutsamsten Flüsse sind fett gedruckt):

Amur, Angara, Bureja, Chor, Dnjepr, Don, Düna, Indigirka, Irtysch, Jenissei, Kama, Kolyma, Kuban, Lena, Memel, Moskwa, Newa, Ob, Oka, Petschora, Pregel, Seja, Selenga, Tobol, Tschulym, Tunguska: Steinige & Untere Tunguska, Ural, Ussuri, Wjatka, Wolchow, Wolga.

Gebirge

Die Gebirge sind (alphabetisch sortiert):

Altai, Baikalgebirge, Chibinen, Kaukasus, Kolymagebirge, Putoranagebirge, Sajangebirge, Stanowojgebirge, Stanowojhochland, Tannu-ola-Gebirge, Tscherskigebirge, Ural, Werchojansker Gebirge.

Städte & Inseln

Die größten Städte Russlands sind Moskau (10,10 Mio.), Sankt Petersburg (4,66 Mio), Nowosibirsk (1,42 Mio), Nischni Nowgorod (1,35 Mio), Jekaterinburg (1,26 Mio), Samara (1,16 Mio), Omsk (1,15 Mio) und Wolgograd.

Siehe auch: Städte in Russland, Russische Inseln

Enklaven & Exklaven

Die größte russische Exklave ist Kaliningrad.

Das Suworow-Denkmal gehört zum russischen Staatsgebiet

Eine weitere Exklave befindet sich in der Schweiz: das 1899 von Russland mit Genehmigung der Schweiz errichtete Suworow-Denkmal in der innerschweizerischen Schöllenenschlucht liegt unter russischem Hoheitsgebiet. Vermutlich wurde das nur einige Quadratmeter große Territorium Russland übergeben, damit die Neutralitätsgesetze der Schweiz nicht verletzt werden.

Klima

Datei:Klima moskau.png
Klimadiagramm Moskau
Datei:Klima jekaterinburg.png
Klimadiagramm Jekaterinburg
Datei:Klima novosibirsk.png
Klimadiagramm Nowosibirsk
Datei:Klima bomnak.png
Klimadiagramm Bomnak

Große Teile des Landes sind vom Kontinentalklima mit heißen Sommern und sehr kalten Wintern geprägt. Die vier Klimastationen Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk und Bomnak liegen alle etwa auf 55° nördlicher Breite von West nach Ost. An ihnen lässt sich die zunehmende Kontinentalität mit immer ausgeprägteren Differenzen zwischen dem wärmsten und kältesten Monat des Jahres gut erkennen. Im Nordosten Sibiriens liegt der Kältepol der Nordhalbkugel.

Die Klima- und Vegetationszonen verlaufen in Russland weitgehend breitenkreisparallel, so dass stark schematisiert folgende Nord-Süd-Abfolge entsteht:

Klimazone
Klima
Vegetationszone Verbreitung
Polare Zone
Eisklimate
Kältewüste Inseln im Nordpolarmeer, nördlicher Teil der Taimyr-Halbinsel
Tundrenklimate Kältesteppe (Tundra) 200-800 km breite Zone nördlich des Polarkreises, im Mittelsibirischen Bergland nördlich 70° nördlicher Breite
Gemäßigte Zone
Kaltgemäßigte Klimate
borealer Nadelwald, in Sibirien "Taiga" 1000-2000 km breite Zone nördlich der Linie Sankt Petersburg - Ufa - Irkutsk - Sachalin
Kühlgemäßigte Klimate sommergrüner Laub- und Mischwald im europäischen Russland das Dreieck St. Petersburg - Odessa - Ufa, in Westsibirien der Streifen Tscheljabinsk - Krasnojarsk; Amur-Gebiet
Trockenklimate der mittleren Breiten winterkalte Steppe
winterkalte Halbwüste
am Unterlauf von Don und Wolga, Nordkaukasus
Kaspische Senke
Subtropische Zone
Mittelmeerklima
Hartlaubwald Schwarzmeerküste zwischen Noworossisk und Krim


Karte Russlands Lage von Russland

Verwaltung

Die höchste Ebene der Verwaltung sind sieben Föderationskreise. Diese teilen sich wiederum auf in 89 Subjekte der Verwaltung mit unterschiedlicher Autonomie: 21 autonome Republiken, 6 Regionen (Krajs), 49 Oblaste, 2 Städte mit Subjektstatus, 1 autonomer Oblast und 10 autonome Kreise.

Details siehe Verwaltungsgliederung Russlands

Politik

Umbruch nach der Auflösung der Sowjetunion

Russland war die mit Abstand größte Teilrepublik der Sowjetunion. Seit Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 ist es ein unabhängiger Staat. Mit Zustimmung der übrigen ehemaligen Sowjetrepubliken wurde Russland, das in der Sowjetunion eine dominierende Stellung eingenommen hatte, Rechtsnachfolger der Sowjetunion.

Die russische Führung stand nach der Auflösung der Sowjetunion zum einen vor der Aufgabe, das Verhältnis Russlands gegenüber den übrigen früheren Sowjetrepubliken neu zu gestalten. Im Ergebnis ist Russland jetzt im Vergleich zum engen Verbund in der Sowjetunion nur noch locker mit einigen früheren Sowjetrepubliken verbunden. Die wichtigste gemeinsame Organisation ist die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Mit Weißrussland hat sich Russland in der Russisch-Weißrussischen Union zusammengeschlossen. Mit Weißrussland, Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan bildet es außerdem ein militärisches Verteidigungsbündnis, den so genannten Rat für kollektive Sicherheit.

Im Inneren stand und steht die russische Regierung vor der Herausforderung, die Grundlagen der politischen und wirtschaftlichen Ordnung Russlands neu zu bestimmen. Russland war vor der Auflösung des Sowjetunion ein von der kommunistischen Partei beherrschter Staat mit einer zentral verwalteten Planwirtschaft ohne Privateigentum an Produktionsmitteln. Die Wahl von Boris Jelzin zum Staatspräsidenten bedeutete das Ende der Herrschaft der kommunistischen Partei in Russland. Privateigentum an Unternehmen wurde zugelassen, die zentrale Planung der Wirtschaft aufgegeben.

Dieser Umbruch brachte für die Bürger Russlands zweifellos mehr persönliche politische Freiheit. Die Entwicklung des politischen Systems unter Jelzin wurde von vielen jedoch eher als Auflösung einer gesicherten und berechenbaren staatlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung empfunden. Die politische Entscheidungsfindung im Geflecht des Familien-Clans Jelzins und seiner Hintermänner aus dem Kreis der Oligarchen, die durch die Privatisierungspraktiken der Regierung Jelzin innerhalb weniger Jahren zu immensen Vermögen gekommen waren, blieb intransparent, der Einfluss des Parlaments eng begrenzt.

„Gelenkte Demokratie“ Putins

Wladimir Putin, den Jelzin selbst als seinen Nachfolger nominiert hatte, gewann die Präsidentschaftswahlen im März 2000 mit 52,9 Prozent der Stimmen.

Staatspräsident Putin ist es seither gelungen, für mehr politische und wirtschaftliche Stabilität zu sorgen, allerdings nach Einschätzung vieler Beobachter auf Kosten der Meinungs- und Pressefreiheit. Offenbar verfolgt er – zumindest vorerst - nicht das Ziel, Russland zu einer pluralistischen Demokratie mit starken politischen Parteien, unabhängigen Verbänden, freien Medien und einer in allen Bereichen marktwirtschaftlich geordneten Wirtschaft zu entwickeln. Sein Leitbild scheint vielmehr ein politisches System zu sein, das der russische Publizist Sergej Markow als "gelenkte Demokratie" bezeichnete, eine Charakterisierung die von Putin übernommen wurde. Von einigen Politologen wird Russlands politisches System auch als defekte Demokratie bezeichnet.

Der russische Staatspräsident besitzt schon aufgrund der Verfassung weitreichende Befugnisse. Putin hat diese Machtposition durch Erfolge der ihm nahestehenden Partei „Einiges Russland“ bei den Wahlen zum russischen Unterhaus, der Duma, und eine Beschneidung der Einflussmöglichkeiten der regionalen Gouverneure ausgebaut. Er treibt die Konzentration der politischen Macht in seinem Amt kontinuierlich voran.

Bei den Duma-Wahlen im Dezember 2003 erreichte "Einiges Russland" mit 307 von 450 Sitzen eine Zweidrittelmehrheit. Sie ermöglicht es Putin, bei Bedarf auch Verfassungsänderungen von der Duma beschließen zu lassen. Von den Wahlbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden die Wahlen allerdings als zwar "frei, aber nicht fair" kritisiert.

Neben der Präsidentenpartei "Einiges Russland" schafften lediglich die Kommunisten (47 Sitze) und die "Liberaldemokraten" des Rechtspopulisten Schirinowski (34 Sitze) den Wiedereinzug in die Duma. Gleichzeitig ist mit dem Wahlblock "Heimat" eine neue antiliberale Kraft aus dem Stand in die Duma eingezogen. Die an westlichen Leitbildern von Demokratie und Pluralismus orientierten Parteien "Jabloko" und "Union der Rechten Kräfte" scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Sie sind nur noch durch einige wenige direkt gewählte Abgeordnete im Parlament vertreten. Selbst diese Möglichkeit wird es bei der nächsten Duma-Wahl 2007 nicht mehr geben. Ein neues Wahlgesetz sieht vor, dass künftig alle 450 Abgeordneten über Parteilisten nach Verhältniswahlrecht gewählt werden.

Bereits seit Januar 2002 werden die Mitglieder des Oberhauses des russischen Parlaments, des sogenannten Föderationsrats, nicht mehr durch die Gouverneure und die regionalen Parlamentspräsidenten gestellt, sondern nur noch durch vom jeweiligen Gouverneur oder Regionalparlament entsandte Vertreter.

Bei den Präsidentenwahlen am 14.03.2004 wurde Putin mit 71,3 Prozent im ersten Wahlgang wiedergewählt. Dieses Ergebnis kann zwar als deutliches Vertrauensvotum der Bevölkerung für seine Politik gelten. Von internationalen Wahlbeobachtern wurde allerdings mangelnde Chancengleichheit unter den Kandidaten kritisiert.

Die seit 1996 praktizierte direkte Wahl der Gouverneure in den Regionen der russischen Republik schaffte Putin Ende 2004 wieder ab. Seither schlägt der Staatspräsident den Kandidaten für ein Gouverneursamt vor. Dieser Vorschlag unterliegt der Bestätigung durch das jeweilige Regionalparlament. Erfolgt die Bestätigung bis zur dritten Lesung nicht, hat der Staatspräsident das Recht, das Regionalparlament aufzulösen.

Presse- und Informationsfreiheit eingeschränkt

In westlichen Medien und von internationalen Bürgerrechtsorganisationen werden immer wieder Einschränkungen der Pressefreiheit in Russland kritisiert. Verwiesen wird zum Beispiel auf mehrjährige Gefängnisstrafen von Kritikern wie Grigori Pasko und Igor Sutjagin.

Auch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtet in seinen Länder-Informationen zu Russland von Einschränkungen der Pressefreiheit:

Am deutlichsten ist die staatliche Einflussnahme im Bereich des Fernsehens. Alle drei landesweit sendenden TV-Stationen sind entweder direkt in staatlichem Besitz oder unter staatlicher Kontrolle. Im Radiobereich ist die Situation ähnlich.

Dies hat zu einem spürbaren Verlust an journalistischer Qualität geführt. Das Angebot an Meinungen, wie auch das Angebot an Nachrichten insgesamt, ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Ein gewisses Gegengewicht bilden zwar unabhängige Medien (z.B. private TV-Sender). Sie sind außer in Moskau aber nur in einzelnen regionalen Zentren des Landes zu finden. Einen wirklichen Ersatz für die Verarmung der Informationslandschaft in den landesweiten elektronischen Medien können sie nicht schaffen.

Im Bereich der gedruckten Medien herrscht nach wie vor eine recht große Meinungsvielfalt. In vielen Redaktionen hat sich aber ein feines Gespür dafür durchgesetzt, was erlaubt ist und was nicht.

Das Internet verzeichnet in Russland hohe Zuwachsraten und ist weitgehend frei von staatlicher Regulierung. In ihm finden sich eine Vielzahl hochwertiger regelmäßiger Publikationen mit politischen, auch kritischen Inhalten.

Siehe auch: Medien in Russland, GUS

Tschetschenienkonflikt

Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland berichtete zur Entwicklung in der russischen Republik Tschetschenien im Februar 2005 in seinen Länder-Informationen zu Russland:

Die Lebenssituation der Menschen in Tschetschenien hat sich bisher kaum verbessert. Es wird weiterhin über Menschenrechtsverletzungen durch die russischen und lokalen Sicherheitskräfte, aber auch von Verbrechen und Vergehen der tschetschenischen Rebellen berichtet. Wiederaufbaumaßnahmen kommen nur schleppend voran.

Die Sicherheitslage hat sich verschärft. Es kam nicht nur innerhalb Tschetscheniens, sondern auch in anderen Gebieten der Russischen Föderation zu Selbstmordanschlägen, bewaffneten Zusammenstößen zwischen Rebellen und Sicherheitskräften und Terrorakten. Tragischer Höhepunkt war die Geiselnahme in einer Schule von Beslan, bei der Anfang September 2004 330 Menschen, darunter 168 Kinder, getötet wurden.

Der tschetschenische Präsident Achmad Kadyrow wurde am 09.05.2004 ermordet. Sein Nachfolger wurde der vormalige Innenminister Alu Alchanow, der bei den Präsidentschaftswahlen vom 29.08.2004 nach offiziellen Angaben 74% der Stimmen erhielt. Die EU und andere internationale Organisationen äußerten allerdings große Sorge hinsichtlich der Bedingungen, unter denen die Wahlen stattfanden. Kritisiert wurde insbesondere der Mangel an echtem Pluralismus bei den Kandidaturen für das Präsidentenamt und das Fehlen unabhängiger Medien.

Bevölkerung

Auferstehungskirche in Sankt Petersburg

Russland ist ein Vielvölkerstaat. So leben neben den Russen, die mit 81,5 % die Mehrheit der Bevölkerung stellen, noch fast 100 andere Völker auf dem Gebiet des Landes. Größere Minderheiten sind die Tataren (3,8 %), die Ukrainer (3 %), die Tschuwaschen (1,2 %), die Baschkiren (0,9 %) und andere. Zu den kleineren Minderheiten zählen beispielsweise die Mescheten. Sie sprechen meistens Sprachen aus dem Kreis der finno-ugrischen Sprachen, Turksprachen oder mongolische Sprachen. Für die nicht-russischen Völker wurden Republiken mit weitgehender Autonomie errichtet. Ohne eigene autonome Republik leben 400.000 Polen zerstreut über ganz Russland. In den letzten Jahren erlebt Russland einen deutlichen Bevölkerungsrückgang von ca. 750.000 Einwohnern pro Jahr. Dennoch ist Russland das zweitwichtigste Einwanderungsland der Welt. Herkunftsländer sind hierbei vor allem die ärmeren, südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und des Kaukasus, aber in zunehmender Zahl auch Schwarzafrikaner und Südostasiaten. Eine bedeutende Rolle unter den Einwanderern spielen natürlich die Russen, die während der Sowjetzeit in anderen Teilrepubliken angesiedelt wurden und nun mit ihren Familien nach Russland zurückkehren.

Russisch ist die einzige Amtssprache, jedoch sprechen die einzelnen Republiken oftmals ihre Muttersprache als zweite Amtssprache. Das kyrillische Alphabet ist die einzige offizielle Schrift, d. h. diese jeweiligen Sprachen sind in Kyrillisch niederzuschreiben. Die russisch-orthodoxe Kirche bildet die beherrschende christliche Gruppe in der Föderation; zu anderen Religionen zählen der Islam und in kleinerem Maße verschiedene protestantische Richtungen (darunter die ELKRAS), die katholische Kirche, der Buddhismus und das Judentum.

73 % der Russen leben in Städten.

Feiertage

siehe Liste russischer Feiertage

Gesundheit, Soziales, Bildung

Lebenserwartung (2004) 66 Jahre
Lebenserwartung (Männer) (2004) 60 Jahre
Lebenserwartung (Frauen) (2004) 73 Jahre
Säuglingssterblichkeit (2001) 1,8 %
Kindersterblichkeit (2001) 2,1 %
Müttersterblichkeit 75 / 100000 Geb.
Ärzte 4,7 / 1000 Einw.
Krankenhausbetten 11,6 / 1000 Einw.
Zugang zu sauberem Trinkwasser 96 %(Land) 100 %(Stadt)
Geburtenrate (2004) 9,63 / 1000 Einw.
Sterblichkeit (2004) 15,17 / 1000 Einw.
Bevölkerungswachstum (2004) -0,27 %
Fruchtbarkeit (2004) 1,26 Kinder / Frau
HIV-Infektionsrate (2001) 0,9 %
HIV/AIDS-Infizierte (2001) 700000
Öffentliche Ausgaben für Gesundheit (1997) 4,6 % vom BIP
Öffentliche Ausgaben für Altersversorgung (1996) 5,7 % vom BIP
Öffentliche Ausgaben für Bildung und Erziehung k.A.
Schulpflicht 7 - 17 Jahre
Analphabetenrate 0,5% (Männer); 1% (Frauen)
Armutsrate 7,1%
Kinderunterernährung 3 %

Verkehr

Datei:Transsib gr.png
Transsibirische Eisenbahn

Mit Abstand wichtigster Verkehrsträger in Russland ist die Eisenbahn, wichtigste Verkehrsachse ist die Transsibirische Eisenbahn (rote Linie in der Graphik) von Moskau nach Wladiwostok. Parallel dazu wurde Ende des 20. Jahrhunderts zur Erschließung des fernen Ostens Sibiriens die sogenannte Baikal-Amur-Magistrale (BAM, grüne Linie in der Graphik) vom Baikalsee zum Fluss Amur gebaut. Durch diese beiden und die abzweigenden Strecken wird das Land in West-Östlicher Richtung erschlossen.

Der Straßenverkehr hat vor allem im europäischen Teil Russlands Bedeutung für den Regionalverkehr innerhalb der Föderationssubjekte, der Luftverkehr ist in den nördlichen Gebieten wichtig, in denen verkehrsfeindliches Klima und ebensolche Gegebenheiten herrschen. Erst seit kurzem (2003) existiert eine durchgehende Straßenverbindung von der Ostsee zum Pazifik.

Wichtige Wasserstraßen sind die Wolga, die Kama, die Nischni Nowgoroder Oka, die Wjatka, der Don und die Kanäle, die diese Flüsse miteinander verbinden. Für den Verkehr zwischen dem russischen Kernland und der Exklave Kaliningrad ist der Fährverkehr sowie die Korridor-Eisenbahnverbindung durch Litauen und Weißrussland von Bedeutung.

In Russland und der Sowjetunion kam der Luftfahrt schon immer eine große Bedeutung zu. Viele Teile Sibiriens sind nur mit dem Flugzeug oder Hubschrauber zu erreichen. Mehrere internationale Fluggesellschaften fliegen außer Moskau auch andere russische Städte an, innerrussische Verbindungen werden häufig von der Aeroflot angeboten. Es gibt heute aber auch andere russische Fluggesellschaften, so zum Beispiel Pulkowo oder KMV.

Siehe auch: Kfz-Kennzeichen (Russland), Wikipedia:WikiProjekt Russische Luftfahrt

Wirtschaft

Der Hauptteil des Bruttoinlandsproduktes wird durch den Reichtum an Bodenschätzen erwirtschaftet. Hierbei sind vor allem Erdöl und Erdgas, Metalle (Nickel, Platin, Gold unter anderem ) sowie Uran, Kobalt und Diamanten zu nennen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion fiel die verarbeitende Industrie (Maschinenindustrie, Autoindustrie) in eine tiefe Krise. Seit einigen Jahren geht es aber mit diesem Industriezweig wieder bergauf, nachdem sich die russischen Erzeugnisse als einfacher und preiswerter als westliche Konkurrenzprodukte profilieren konnten und so Märkte v.a. in der GUS wiedererschlossen wurden und neue Märkte in Asien gefunden wurden. Einer der wichtigsten Handelspartner ist Deutschland, das unter anderem den Großteil seines Erdölbedarfs aus Russland bezieht. Russlands Anteil am gesamten Welthandel ist jedoch vergleichsweise gering und beträgt etwa 2 %, ein Drittel des Anteils Deutschlands am Welthandel.

Erfolge seit der Finanzkrise 1998

Die russische Wirtschaft hat sich vom Produktionseinbruch im Zuge der Finanzkrise des Jahres 1998 rasch erholt. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um rund 5 % wurde schon 1999 wettgemacht. Von 1999 bis 2004 ist die gesamtwirtschaftliche Produktion pro Jahr um durchschnittlich 6,7 % gewachsen.

Zum einen hat die 1998 eingetretene deutliche Abwertung des Rubel der russischen Wirtschaft Auftrieb verschafft. Durch die Abwertung wurden ausländische Güter verteuert. In Russland hergestellte Produkte wurden auf dem Inlandsmarkt wettbewerbsfähiger. Die Importe sanken 1998 dem Wert nach um rund ein Fünftel und 1999 um gut ein Viertel. Die russischen Exporteure konnten von der Abwertung aufgrund der mangelhaften qualitativen Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte auf den westlichen Märkten allerdings nur wenig profitieren. Auf den stark wachsenden Märkten der GUS-Staaten konnte die russische Industrie hingegen verlorengegangene Marktanteile zurückgewinnen. Zudem wurden neue Märkte in Asien erschlossen.

Ab Mitte 1999 gaben dann die kräftig steigenden Preise für die russischen Energieexporte der Wirtschaft einen weiteren Wachstumsschub. Steigende Gewinne führten zu höheren Investitionen. Mit wachsenden Steuer- und Zolleinnahmen kam es zu Überschüssen in den öffentlichen Haushalten.

Die Erfolgsdaten der russischen Wirtschaft für das Jahr 2004:

  • Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 7,1 % gestiegen
  • Investitionen um real 10,9 % gestiegen
  • Einkommen der privaten Haushalte um real 7,8 % gestiegen
  • Anteil der Personen mit Einkommen unter der Armutsgrenze auf 18 % gesunken
  • Warenausfuhren um gut ein Drittel auf 183 Mrd. $ gestiegen; Wareneinfuhren um rund ein Viertel auf 96 Mrd. $ gestiegen; Außenhandelsüberschuss mit rd. 87 Mrd. $ auf rund 15 % des BIP gestiegen
  • Leistungsbilanzüberschuss mit rund 60 Mrd. $ auf rund 10 % des BIP gestiegen
  • Budgetüberschuss im Föderationshaushalt auf 4,4 % des BIP gestiegen
  • Wert des „Stabilisierungsfonds“, in dem Öleinnahmen gesammelt werden, auf 522 Mrd. Rubel (rd. 19 Mrd. $) gestiegen
  • Öffentliche Auslandsschulden auf 110,5 Mrd. $ verringert; Währungsreserven auf 124,5 Mrd. $ erhöht; Russland ist damit gegenüber dem Ausland Netto-Gläubiger.

Hauptartikel: Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Russlands

Schwachstellen und Probleme

Es bleiben aber viele Schwächen:

  • Mit dem Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise hat sich die Energie- und Rohstofflastigkeit der russischen Wirtschaft weiter verstärkt. Eine stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirtschaftszweigen außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors ist daher eines der wichtigsten Ziele der russischen Wirtschaftspolitik. Nach Schätzungen der Weltbank, die die Angaben der amtlichen russischen Statistik hinsichtlich der Produktionsbeiträge der Wirtschaftssektoren aufgrund von Verzerrungen durch Verrechnungspreise nicht für aussagefähig hält, steuert der Energie- und Rohstoffsektor noch etwa ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Über reiche Rohstoffvorkommen verfügt Russland vor allem bei Erdöl und Erdgas, Metallen (Nickel, Platin, Gold) sowie Uran, Kobalt und Diamanten.
  • Trotz kräftig gestiegener Investitionen wird in Russland im internationalen Vergleich zu wenig investiert. Das zeigt sich insbesondere am geringen Zufluss ausländischer Direktinvestitionen. Der russischen Regierung ist es trotz vieler wirtschaftspolitischer Reformen bisher nicht gelungen, ausreichend attraktive Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Internationale Investoren kritisieren insbesondere fehlende Rechtssicherheit, weitverbreitete Korruption, eine überbordende Bürokratie und die geringe Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems.
  • Die Inflationsraten sind immer noch zweistellig. Die Verbraucherpreise waren Ende 2004 11,7 % höher als ein Jahr zuvor, die Produzentenpreise waren sogar 28,8 % höher.

Dazu hat bisher vor allem die Wechselkurspolitik der russischen Zentralbank beigetragen. Um eine rasche Aufwertung des Rubel mit einer Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit russischer Produzenten zu verhindern, intervenierte sie am Devisenmarkt. Sie kaufte die Russland mit den hohen Leistungsbilanzüberschüssen zufließenden Devisen gegen Rubel auf. Die umlaufende Rubelgeldmenge stieg stark. Das Inflationspotential wuchs.

Demgegenüber hat die russische Finanzpolitik in den letzten Jahren für ihren strikten Stabilitätskurs international viel Anerkennung gefunden. Jetzt scheinen sich in der russischen Regierung aber Kräfte durchzusetzen, die eine trotz Inflationsgefahren eine expansivere Haushaltspolitik verfolgen wollen. Dafür sprechen Beschlüsse, die Ausgaben für Gehälter im öffentlichen Dienst, Renten und sonstige Sozialleistungen zu erhöhen. Damit reagierte die Regierung auf weitverbreitete Proteste der Bevölkerung. Sie wurden ausgelöst, als Anfang 2005 bisher entgeltfreie staatliche Sachleistungen, z.B. Freifahrten für Rentner in öffentlichen Verkehrsmitteln, durch Geldleistungen ersetzt werden sollten. Künftig will die Regierung außerdem nicht mehr so viele staatliche Einnahmen im 2004 eingerichteten staatlichen „Stabilisierungsfonds“ sparen. Stattdessen sollen die weitgehend den hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu verdankenden „windfall profits“ verstärkt für öffentliche Ausgaben genutzt werden. Dazu wird der Schwellenwert, ab dem Öleinnahmen in den „Stabilisierungsfonds“ eingestellt werden, ab 2006 auf 27 $/Barrel erhöht. Volkswirte schätzen, dass so rund 10 Mrd. $ dem Staatshaushalt zusätzlich zufließen werden.

Wirtschaftspolitische Konflikte

Priorität hat für die Regierung derzeit offenbar die Aufrechterhaltung möglichst hoher Wachstumsraten - vor einer Stabilisierung der Preise. Das von Präsident Putin gesetzte Ziel, das Bruttoinlandsprodukt in einem Zeitraum von 10 Jahren zu verdoppeln, soll erreicht werden – notfalls mit einer nur kurzfristig wirksamen expansiven Haushaltspolitik. Mit dieser Linie scheint sich Ministerpräsident Fradkow gegen den stärker stabilitäts- und marktwirtschaftlich orientierten Finanzminister Kudrin und Wirtschaftsminister Gref durchgesetzt zu haben.

Die Oberhand scheint Fradkow auch im Hinblick auf die Politik gegenüber ausländischen Investoren gewonnen zu haben. Bestimmenden Einfluss sollen sie zumindest in „strategisch wichtigen Bereichen“ wie der Energiewirtschaft und im Rüstungsbereich nicht gewinnen dürfen.

Hauptartikel: Wirtschaftspolitik Russlands

Der „Fall Jukos“

Für weltweites Aufsehen sorgte im Jahr 2004 der "Fall Jukos". Der Geschäftsführer des mächtigen privaten Ölkonzerns – einer der durch Aneignung des Staatseigentum reich gewordenen Oligarchen – wurde wegen Steuervergehen inhaftiert. Die russische Regierung fordert Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe. Während Kritiker von Russland dem Land vorwerfen, man wolle den neuen Machtfaktor Privatwirtschaft brechen und daran ein Exempel statuieren, wenden Befürworter ein, es könne nicht angehen, dass Jukos dem Staat die Steuern nicht zahlt, außerdem sei der Konzern mit mafiösen Strukturen entstanden.

Stromerzeugung

In Russland soll die Produktion von Atomstrom bis zum Jahr 2020 von derzeit etwa 22 Gigawatt auf etwa 40 bis 45 Gigawatt angehoben werden. Der Anteil des Atomstroms an der russischen Stromerzeugung wird somit von derzeit ca. 15 Prozent auf etwa 33 Prozent anwachsen.

Siehe auch: Eurasische Wirtschaftsgemeinschaft, Tourismus in Russland

Kultur

Pjotr Iljitsch Tschaikowski

Russland ist wie Deutschland ein Land der Dichter, Denker und Komponisten. In Russland werden die großen Schriftsteller und Komponisten verehrt wie Ikonen und Propheten. Zu den russischen Schriftstellern von Weltrang gehören: Lew Tolstoi (Krieg und Frieden), Fjodor Dostojewski (Schuld und Sühne), Alexander Puschkin (Eugen Onegin), Nikolai Gogol (Die toten Seelen), Iwan Turgenew (Väter und Söhne), Anton Tschechow (Die Möwe), Michail Lermontow (Ein Held unserer Zeit), Maxim Gorki (Nachtasyl), Iwan Bunin (Ein unbekannter Freund), Vladimir Nabokov (Lolita), Michail Bulgakow (Der Meister und Margarita), Michail Scholochow (Der stille Don), Boris Pasternak (Doktor Schiwago) und Alexander Solschenizyn (Archipel Gulag) (siehe auch: Russische Literatur).

Bedeutende russische Komponisten sind Peter Tschaikowski, Modest Mussorgski, Alexander Borodin, Nikolai Rimski-Korsakow, Michail Glinka, Alexander Glasunow, Sergei Rachmaninow, Alexander Skrjabin, Igor Strawinski, Sergei Prokofjew und Dmitri Schostakowitsch. Weitere bekannte Komponisten sind Anatoli Ljadow, Michail Ippolitow-Iwanow, Mili Balakirew, César Cui, Anton Rubinstein, Alexander Dargomyschski, Wassili Kalinnikow, Anton Arenski, Reinhold Glière, Nikolai Mjaskowski, Dmitri Kabalewski und Alfred Schnittke.

Auch auf dem Gebiet der Malerei leistete Russland einen großen Beitrag. Im Zusammenhang mit dem Impressionismus ist die Russische Avantgarde und Namen wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexej von Jawlensky, Wladimir Tatlin, Michail Larionow und Natalja Gontscharowa zu erwähnen. Zu den großen russische Malern zählen außerdem Ilja Repin, Marc Chagall, Michail Wrubel, Valentin Serow, Wassili Surikow, Iwan Aiwasowski, Isaak Lewitan und Andrej Rubljow.

Als ein traditionsreiches Ballett-Land brachte Russland so große Persönlichkeiten wie Anna Pawlowa, Galina Ulanowa, Waslaw Nischinski, Rudolf Nurejew, Michail Baryshnikov, Sergej Diaghilew, Michail Fokin und Maja Plissezkaja hervor.

Neben den klassischen Künsten spielt aber auch die Volkskunst eine große Rolle. Viele russische Volkslieder, wie zum Beispiel "Kalinka", "Schwarze Augen" oder "Das Lied der Wolgaschlepper", sind über die Grenzen Russlands hinaus bekannt.

Russland brachte auch einige der wichtigsten europäischen Filmregisseure hervor, beispielsweise Sergei Eisenstein und Andrei Tarkowski (siehe auch: Russische Filmgeschichte).

Es gibt kein Land, das in so vielen Sportarten zur Spitzenklasse zählt wie Russland (speziell in den Kategorien Leichtathletik, Wintersport, Turnen/Gymnastik, Gewichtheben). Die Lieblingssportarten der Russen sind Eishockey, Handball, Basketball, Fußball (siehe auch: Fußball in Russland) und neuerdings auch Tennis. Die meisten Schachweltmeister und -Großmeister kommen aus Russland.

Teetrinken hat in Russland Tradition, was wie bei den Engländern auf die alten Handelsbeziehungen mit dem Orient und Asien zurückgeht. Wahrscheinlich lernten die Russen den Tee schon durch die Chasaren kennen. Daher auch das turksprachige Wort für "Tee" in der russischen Sprache: Tschai.

Architektur

Sophienkathdrale im Nowgoroder Kreml: das zweitälteste erhaltene Gebäude einer russisch-orthodoxen Kirche

Die frühe Architektur Russlands orientiert sich an der des Byzantinischen Reichs: frühe Sakralbauten orientieren sich wie die byzantinischen am griechischen Kreuz, das von fünf Kuppeln gekrönt wird. Beispiele hierfür sind die Sophienkathedrale in Nowgorod oder die Kirche Sankt Demetrios in Wladimir.

Ein eigenständiger russischer Stil hatte sich wahrscheinlich ursprünglich nur im Bereich der Holzbauten entwickelt, von denen aufgrund des Baumaterials aber keine Bauten erhalten sind, die älter als das 17. Jahrhundert sind. Die Kirchen, die daraus entstanden zeichnen sich durch eine einfachere zentrale Anlage und einen großen oktagonalen Mittelturm aus. Diese wurden im Laufe der Zeit immer dekorativer ausgestaltet. Ein berühmtes Beispiel ist die Basiliuskathedrale auf dem Moskauer Roten Platz von 1555.

Westeuropäische Einflüsse breiteten sich mit dem Barock aus. Der russische Barock. Barockeinflüsse begannen sich Ende des 17. Jahrhunderts in Russland zu zeigen (Kirche der Mutter Gottes von Wladimir in Moskau).

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Katherinenhof, Gartenansicht

Ihren Durchbruch erreichte sie jedoch in der von Zar Peter I. gegründeten Stadt Sankt Petersburg. Europäische Architekten wie Schlüter oder Domenico Trezzini kamen nach Russland, sie bauten Gebäude wie das Menschikow-Palais oder die Peter-Pauls-Festung.

Architektur von Weltniveau erreichten die Baumeister unter Katharina II.. Bartolomeo Francesco Rastrelli. Die Paläste wie der Winterpalast in St. Petersburg, der große Palast in Peterhof oder der große Palast in Katharinenpalast zeigen an den Fassaden einen großen und gewaltigen Rokoko-Stil und sind im inneren exorbitant luxuriös ausgestattet.

Mit dem Klassizismus, der in Russland ungefähr zur selben Zeit einsetzte wie im restlichen Europa begannen erstmals originär russische Baumeister wie Iwan Jegorwitsch Starow eine herausragende Stellung einzunehmen. Die meisten Gebäude der Petersburger Innenstadt sind bis heute klassizistisch geprägt.

Alexandra-Theater am Ende der Rossistraße

Ein Paradebeispiel dafür ist die Rossistraße, deren gesamte Anlage einschließlich der Häuser einem streng geometrischen Gesamtmuster folgt. In den Sakralbauten wie der Isaakskathedrale allerdings mischen sich klassizistische und Historistische Stilelemente.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren avantgardistische Strömungen in der gesamten russischen Kultur stark. Nach der Oktoberrevolution konnten ihre Verfechter diese kurze Jahre umsetzen. Beispielgebend ist hier El Lissitzky oder neuartige Prototypen für Wohnungsbau, Industriebau und für die öffentlich Verwaltung. Internationale Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Peter Behrens und Mies van der Rohe konnten in Moskau bauen.

Innerhalb weniger Jahre erfolgte ein traditioneller Rückschlag. Ins Monumentale gesteigerte klassiche Muster. Der stalinistische Zuckerbäckerstil begann vorherrschend zu werden, die Repräsentativität stand gegenüber künstlerischen Entwürfen klar im Vordergrund.

Militär

Hauptartikel: Russische Streitkräfte

Russland hat den von der Sowjetunion 1949 erlangten Status als Atommacht "geerbt" und verfügt heute nur noch über die zweitmeisten Atomsprengköpfe, nach den USA. In Russland gilt eine allgemeine Wehrpflicht ab 18 Jahren für 18-24 Monate. Die Stärke der Streitkräfte betrug 2001 1.183.000 Mann, davon 321.000 Landstreitkräfte, 171.500 Marine, 184.600 Luftstreitkräfte, 149.600 Atomstreitkräfte, 40.000 dienen in Staaten der GUS als Friedenstruppen und 316.900 werden als ""sonstige Militärs"" geführt. Dazu kommen noch diverse paramilitärische Einheiten wie 410.000 Truppen des Innenministeriums, Grenzschutzes bzw. Notstandstruppen. Allein bei den Eisenbahntruppen dienen 48.000. Russland gibt heute c.a. 15,4 % seines BSP für das Militär aus.

Literatur


Siehe auch: Portal Osteuropa