Burhan Shahidi
Burhan Shahidi, (包尔汉 gelegentliche Umschrift auch Burhan Shaxidi), eigentlich Bao Erhan (geb. 3.10.1894 bei Kasan, Russland, gest. 1989) war ein uigurischer Politiker im Dienst der Volksrepublik China.
Frühe Jahre
Über seine Herkunft gibt es widersprüchliche Angaben. Die meisten Quellen bezeichneten ihn als Uiguren, andere Quellen bezeichnen zumindest seine Mutter als tatarisch. Aus Russland kehrte er nach dem Sturz der Monarchie in China 1912 nach Xinjiang zurück und betrieb eine Werkstatt, wurde aber vom Warlord Sheng Shicai inhaftiert.
Auf Seiten der Volksrepublik
Nach dem Ende der Herrschaft der Warlords und dem Ende des Zweiten Weltkrieges rangen Sowjetunion um Nationalchina um den dominierenden Einfluß in der Region, als Kompromißkandidat wurde Burhan Shahidi noch im Dezember 1948 zum Gouverneur von Xinjiang berufen und bildete eine Provisorische Regierung in Ürümqi.
Nach dem Sieg der Kommunisten über die Nationalchinesen marschierte die chinesische Volksbefreiungsarmee 1949 auch in Xianjiang ein. Shahidi trat im September der Kommunistischen Partei Chinas bei (hatte aber schon im Januar Geheimverhandlungen über eine Abkehr von den Nationalisten geführt), wurde in den Nationalen Volkskongress gewählt und blieb so bis September 1955 zunächst weiterhin Provinzgouverneur. Zusammen mit dem Hui-Chinesen Da Pusheng und dem Uiguren Yiming Mahesum unternahm er 1952 über Pakistan eine erste offizielle Pilgerreise nach Mekka in Saudi-Arabien. Im gleichen Jahr wurde Shahidi zum Direktor der halbstaatlichen Gesellschaft Chinesischer Muslime (Da Pusheng wurde Stellvertreter) berufen, die 1956 einen eigenen Ableger für Xinjiang bildete.
Von 1954 bis 1964 war Shahidi als Repräsentant der Uiguren Xinjiangs Vizepräsident des Nationalkomitees der Beratenden Versammlung der Chinesischen Völker (Nationalitätenkomitee der Politischen Konsultativkonferenz).
Dann hatte die Zentralregierung in Peking Größeres mit ihm vor. Sie setzten Shahidi an die Spitze einer Kulturdelegation, die auf ihren Nahost-Reisen inoffizielle Verhandlungen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen führte. Ziel war die Isolierung der nach Taiwan geflüchteten Nationalregierung und ihre Isolierung in der UNO. Schon 1956 hatte Shahidi nach Gesprächen mit Gamal Abdel Nasser, Schukri al-Quwatli und Muhammad al-Badr persönlichen Erfolg: Ägypten, Syrien und Yemen erkannten als erste arabische Staaten die Volksrepublik Rotchina an; Jordanien und Saudi-Arabien stellten zumindest Geldmittel für die chinesischen Muslime in Sinkiang zur Verfügung. Auf seiner zweiten Pilgerfahrt nach Mekka wurde er von König Saud ibn Abd al-Aziz geehrt.
Im März und Juli 1959 schließlich wirkte Shahidi als Drahtzieher der kommunistischen Umsturzversuche von Mossul und Kirkuk im Iraq. Diese Putschversuche scheiterten ebenso wie die Versuche Chinas und der Sowjetunion, Taiwan in der UNO abzulösen. Shahidis Stern begann mit Beginn der (jeglicher Religion und Tradition überhaupt feindlichen) sogenannten Kulturrevolution 1966, der Xinjiangs schon mit der erfolgreichen Atomforschung 1963/64 zu sinken. Shahidis Chinesisch-Islamische Gesellschaft druckte anstelle des Qoran fortan atheistische Propaganda.
Im sowjetischen Exil
Nachdem schon 1962 mehrere Zehntausend Kasachen, Kirgisen und Uiguren vor der durch kommunistische Kollektivierung verursachten Hungersnot auf ihren Pferden in die UdSSR geflohen waren, emigrierte schließlich auch Shahidi, dem zu enge Kontakte zur Sowjetunion angelastet wurden. Im sowjetischen Mittelasien stellte er sogar eine Exilarmee auf und avancierte zum General der Sowjetunion, während China und die Sowjetunion auf einen militärischen Konflikt zusteuerten.
Zurück in China
Nach dem Ende der Kulturrevolution wieder in die Volksrepublik zurückgekehrt, wurde Shahidi 1978-1988 nochmals zum Vizepräsident des Nationalkomitees der Beratenden Versammlung der Chinesischen Völker berufen.
Weblinks
- Bao Erhan in China Vitae
- aboutxinjiang.com: The Formation of Islamic Organizations and Their Activities in China
- "Der Spiegel" vom 16.02.1970: Freicorps für Sinkiang
Literatur
- Yodfat, Aryeh: The People´s Republic of China and the Middle East. Brüssel/London/New York 1977
- Shichor, Yitzhak: The Middle East in China´s Foreign Policy 1949-1977. Cambridge 1979
- Näth, Marie-Luise: Staatsinteresse und Ideologie in der Außenpolitik der VR China. In: Sozialismus in Theorie und Praxis. Berlin/New York 1978
- Khalili, Joseph E.: Communist China´s Interaction With the Arab Nationalists Since the Bandung Conference. New York 1970
- Behbehani, Hashim: China´s foreign policy in the Arab World 1955-1975. London 1981/1985
- Behbehani, Hashim: China´s foreign policy towards the palestinian resistance movement and the arabian gulf 1955-1975, 2 Bände. Oxford 1978