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Matthias Erzberger

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Matthias Erzberger

Matthias Erzberger (* 20. September 1875 in Buttenhausen bei Münsingen (Württemberg); † 26. August 1921, ermordet bei Bad Griesbach im Schwarzwald) war ein Politiker der Zentrumspartei im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.

Nach Tätigkeiten als Volksschullehrer und Redakteur wurde Erzberger erstmals 1903 in den Reichstag gewählt.

Erzberger war als Staatssekretär Mitglied der Waffenstillstandskommission und unterzeichnete auf Wunsch Paul von Hindenburgs am 11. November 1918 in Compiègne (Frankreich) den Waffenstillstand mit den Alliierten, der den Ersten Weltkrieg beendete. Da er auch die Annahme des Versailler Vertrags befürwortete, wurde er daraufhin als Erfüllungspolitiker verunglimpft (siehe auch "Dolchstoßlegende").

Am 21. Mai 1919 wurde Erzberger Finanzminister unter Reichskanzler Gustav Bauer. Er baute die Steuerverwaltung neu auf und legte mit seinen Reformen - unter anderem der Einführung des direkten Lohnsteuerabzugs - die Grundlagen für das noch heute vorhandene deutsche Steuersystem.

Durch die stärkere Zentralisierung der Steuereinnahmen und die Belastung größerer Vermögen zur Sanierung der Reichsfinanzen wurde Erzberger noch mehr zur Zielscheibe und Hassfigur rechter Propaganda. Insbesondere Karl Helfferich bereitete mit der Broschüre Fort mit Erzberger den Boden für den folgenden politischen Mord.

Auf Erzberger gaben am 26. August 1921 bei einem Erholungsurlaub in Bad Griesbach im Schwarzwald die ehemaligen Marineoffiziere Heinrich Tillessen und Heinrich Schulz - beide Angehörige der rechten Organisation Consul - bei einem Spaziergang sechs Schüsse ab. Schwer verletzt stürzte Erzberger eine Böschung hinab. Beide Attentäter stiegen ihm nach und trafen dann aus nächster Nähe mit zwei weiteren Schüssen in den Kopf des Politikers. Sein Grab befindet sich in Biberach an der Riß.

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Trauerzug am 31.8.1921 in Biberach an der Riß

Die Mörder wurden für die Tat mehr als ein Vierteljahrhundert später zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, saßen davon aber nur einen geringen Teil der Strafe ab.

Sein Geburtshaus in Buttenhausen bei Münsingen erinnert als Erzberger Museum an sein Wirken.

Erzbergers Grabstätte in Biberach/Riß

Literatur

  • Klaus Epstein: Matthias Erzberger und das Dilemma der deutschen Demokratie, Frankfurt/M. u.a. (Ullstein) 1976