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Anthony Burgess

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John Anthony Burgess Wilson (*25. Februar 1917 in Manchester, † 25. November 1993 in London), besser bekannt unter seinem Künstlernammen Anthony Burgess, war ein britischer Schriftsteller.

Im Jahre 1959 wurde bei dem damaligen Lehrer Anthony Burgess ein unheilbarer Gehirntumor mit kurzer Lebenserwartung diagnostiziert. Er begann zu schreiben und veröffentlichte mehr als 50 Bücher über verschiedenste Themen, darunter die Enderby Trilogie und eine Reihe von Dystopien.

Anthony Burgess Werk ist zum einem durch das Werk von James Joyce, aber durch seinen Katholizismus geprägt, die in England eine Religion der Außenseiter ist, wodurch religiöse und gesellschaftliche Erfahrung sich nicht ausschließen, sondern miteinander eine Allianz eingehen, wie man sie auch bei anderen englischen katholischen Schriftstellern wie Graham Greene, W.Somerset Maugham, und den später zum Katholzismus konvertierten Schöpfer der Pater-Brown-Geschichten, C.K. Chesterton, auch vorfinden kann.

Sein, nicht zuletzt durch von Stanley Kubricks Verfilmung bekanntestes Werk ist A Clockwork Orange (1962, dt. Eine Uhrwerk Orange) über die Themen Freier Wille und Moral. Er war einer ganzen Reihe von Sprachen mächtig, darunter Russisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Walisisch (Cymru), Japanisch und seine Muttersprache Englisch, und konnte diese Erfahrung nutzen, um für das Buch eine neue Kunstsprache namens Nadsat zu entwickeln, eine Jugendsprache.

Burgess hat es aber zunehmend gehasst, auf diesen einen Roman reduziert zu werden, und als ein One-book-Author zu gelten, weswegen er kurz vor seinem Tod noch wünschte, diesen Roman nie geschrieben zu haben.

Diese Haltung wird verständlich, wenn man sich der Spannbreite dieses außergewöhnlichen Schriftstellers vergewissert, die von einem formal experimentellen Roman wie die "Napoleon-Symphony", bis hin zu einem geradezu in seiner Verwendung von Genre-Konventionen waghalsigen eschatologischen Agenten-Roman "Tremor" reicht. Sein persönlichstes Buch ist der Roman "Beard's Roman Women" (dt. "Rom im Regen"), in dem er die Geschichte des Drehbuchautors erzählt, der gerade frisch verwitwet eine Affäre mit einer jungen Frau eingegangen ist, und plötzlich mit der Tatsache der Wiederauferstehung seiner verstorbenen Frau konfrontiert wird.

Die Selbstverständlichkeit des Vorhandenseins auch religiöser Geschehnisse im Alltag findet sich in seinem literarisches Hauptwerk, in dem 1980 erschienen Roman "Earthly Power" (dt. "Der Fürst der Phantome"). Aus der Sicht eines katholischen, homosexuellen Schriftsteller scheinbar niedriger Werke namens Toomey (dessen Vorbild W. Somerset Maugham ist), der eine Wunderheilung des späteren Papstes Gregor bezeugen soll (dessen Vorbild der spätere Papst des Vatikanischen Konzils, Papst Johannes XXIII, ist), beschreibt Burgess in dieser Tour de Force durch das 20. Jahrhunderts, in dem von den Nazi-Gräueln bis hin zu den Massensuizid der Jones-Sekte der 70er Jahre kaum ein blutiger Schauplatz ausgelassen wird, in seinem ihm zugetanen Sprachwitz eine in Trivialitäten versunkene gottferne Welt, in der aber paradoxerweise es gerade die Überhöhungs- und Vollkommenheitsbestrebungen von religiösen und politischen Führern sind, die das Böse in die Welt hineintragen. Der Roman fand begeisterte Kritiken, er war sogar für den renommierten Boooker-Preis nominiert, aber wie Burgess im 2. Teil seiner 1990 veröffentlichten Autobiographie "You´ve had your time" schrieb, war er nicht sonderlich überrascht, dass er ihn nicht bekam: "It was evident for me, anyway, that my novel was no Booker material. It was hard reading for the jurors, and it smelt of the wrong properties, one of which was Catholic Europe".

So starb Burgess, als er 1993 an Lungenkrebs starb, als ein literarischer Außenseiter, dem der gleisnerische Erfolg von "A Clockwork Orange", statt sein immenses, schon in seiner Vielfalt kaum zu überblickenden Werks erstrahlen zu lassen, es leider immer noch im Dunkeln stellt.