Liechtenstein
Dieser Artikel befasst sich mit dem Fürstentum Liechtenstein. Weiteres siehe Liechtenstein (Begriffsklärung).
| |||||
Amtssprache | Deutsch | ||||
Hauptstadt | Vaduz | ||||
Staatsform | Konstitutionelle Erbmonarchie | ||||
Fürst und Staatsoberhaupt |
Hans-Adam II. | ||||
Amtsausübender Stellvertreter |
Erbprinz Alois | ||||
Regierungschef | Otmar Hasler (FBP) | ||||
Fläche | 160 km² | ||||
Einwohnerzahl | 34'000 (2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 213 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Schweizer Franken | ||||
Zeitzone | UTC+1 | ||||
Nationalhymne | Oben am jungen Rhein | ||||
Nationalfeiertag | 15. August | ||||
Kfz-Kennzeichen | FL | ||||
Internet-TLD | .li | ||||
Vorwahl | +423 | ||||
Karte von Liechtenstein Datei:Liechtenstein.png ![]() |
Das Fürstentum Liechtenstein ist ein souveräner Staat in Mitteleuropa zwischen Österreich und der Schweiz am Ostufer des Rheintals.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Liechtensteins
Das Fürstentum ist hervorgegangen aus dem Erwerb der Herrschaft Schellenberg (1699) und der Grafschaft Vaduz (1712) durch die Fürsten von Liechtenstein. Kaiser Karl VI. des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhob die Grafschaften 1719 zum reichsunmittelbaren Fürstentum im Besitz und mit Namen der Fürsten von Liechtenstein. Der Name Liechtenstein stammt von der Burg Liechtenstein im Raum Mödling. Es ist zudem das einzige Land der Welt, dessen Namen von einem Adelsgeschlecht stammt.
Nach dem Ende des mittelalterlichen deutschen Reiches 1806 wurde das Fürstentum Liechtenstein als souveräner Staat in den Rheinbund aufgenommen und ab 1815 als Mitglied im Deutschen Bund. Nach dessen Auflösung 1866 blieb es ein unabhängiger deutscher Staat. Bis zum 1. Weltkrieg war Liechtenstein über ein Zweckbündnis stark mit dem Kaiserreich Österreich-Ungarn verbunden. Nach dessen Auflösung und Aufteilung in mehrere Einzelstaaten verbündete sich Liechtenstein mit der Schweiz, übernahm deren Währung, den Schweizer Franken und ging eine Zollunion ein. Vom 2. Weltkrieg blieb es – wie die Schweiz – wegen seiner politischen Neutralität verschont. Liechtenstein erlebte danach, begünstigt durch den Zollvertrag mit der Schweiz, niedrige Steuern und die Neutralitätspolitik, einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1990 trat der kleine Staat als Vollmitglied der UNO bei.
Seit dem 1. Mai 1995 ist Liechtenstein Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Diese Mitgliedschaft wird als wesentlich für die Entwicklung des liechtensteinischen Finanzplatzes gesehen.
2003 trat nach heftigen Kontroversen eine vom Volk bestätigte neue Verfassung in Kraft, welche die Volksrechte aber auch die fürstlichen Rechte stark ausbaute.
Am 15. August 2004 hat der Fürst Hans-Adam II. seinen Sohn und Erbprinz Alois von Liechtenstein zu seinem Stellvertreter ernannt und ihn mit der Ausübung der dem Fürsten zustehenden Hoheitsrechte betraut. Der Fürstentitel geht allerdings erst nach dem Ableben des Vaters auf den Sohn über.
Siehe auch: Liste der Fürsten von Liechtenstein
Politik
Siehe auch: Liechtensteinischer Landtag
Die Staatsform Liechtensteins ist eine konstitutionelle Erbmonarchie. Der aktuelle Regent Liechtensteins ist seit 1989 Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein. Die Staatsgeschäfte obliegen seit August 2004 dem Erbprinz Alois von Liechtenstein.
Die Legislative liegt beim Fürsten und dem Liechtensteinischen Landtag, bestehend aus 25 Abgeordneten, die nach dem Verhältniswahlrecht für vier Jahre vom Volk gewählt werden. In der Legislative sind folgende Parteien vertreten: Vaterländische Union (VU), Fortschrittliche Bürgerpartei in Liechtenstein (FBP) und die Freie Liste (FL). Jedes Gesetz muss vom Fürsten sanktioniert werden, wenn die Sanktion nicht innerhalb von 6 Monaten erfolgt, gilt sie als verweigert (Artikel 65 der liechtensteinischen Verfassung).
Die Exekutive bilden der Regierungschef, momentan Otmar Hasler (Ressorts Präsidium, Finanzen, Bauwesen), und vier Regierungsräte. Auf Vorschlag des Landtages werden sie vom Fürsten ernannt. Seit der umstrittenen Verfassungsänderung vom 16. März 2003 kann der Fürst die Regierung jederzeit und ohne Angabe von Gründen entlassen (Artikel 80 der liechtensteinischen Verfassung) - damit ist er (nach dem Papst) einer der (innenpolitisch) mächtigsten Monarchen Europas. Dafür hat das Volk die Möglichkeit mittels einer Verfassungsinitiative die Monarchie abzuschaffen.
Regierungsräte sind zur Zeit Regierungschef-Stellvertreter Klaus Tschütscher (Ressorts Wirtschaft, Justiz, Sport), Rita Kieber-Beck (Ressorts Äusseres, Kultur, Familie und Chancengleichheit), Hugo Quaderer (Ressorts Bildungswesen, Soziales sowie Umwelt-, Raum, Land- und Waldwirtschaft) und Dr. Martin Meyer (Ressort Inneres, Gesundheit, Verkehr und Kommuniaktion).
Die Judikative bildet ein mit fünf Richtern besetzter Oberster Gerichtshof; die Richter werden von einem Gremium mit dem Fürsten als Vorsitz bestellt.
Die aussenpolitischen Interessen Liechtensteins werden zumeist von der Schweiz wahrgenommen; liechtensteinische Botschaften existieren in Bern, Berlin, Brüssel, Washington, New York (UNO) und Wien.
Wirtschaft
Der grösste Teil des liechtensteinischen BIP wird in der Industrie erwirtschaftet. Haupthandelpartner sind die USA gefolgt von der EU und der Schweiz. Des weiteren ist der Finanzsektor von Bedeutung. Viele internationale Banken haben Ableger in Liechtenstein. Wie die Schweiz hat Liechtenstein auch das Bankgeheimnis. Das BIP betrug 2001 4.2 Mrd. Franken. Das sind pro Kopf 120'000 Franken (80'000 Euro).
Im Industriesektor sind die bekanntesten Unternehmen vermutlich die Hilti AG (Bohrtechnik, Bauausrüstungen), Ivoclar Vivadent AG (Zahntechnik), ThyssenKrupp Presta AG (Automobilzulieferer), und die Hilcona AG (Lebensmittel) in Schaan sowie die Unaxis in Balzers (Elektronikbereich).
Geographie

Liechtenstein befindet sich am Alpenrhein im Rheintal in den Alpen. Die gesamte westliche Staatsgrenze entspricht dem Rheinverlauf. Die östliche Staatsgrenze ist geprägt vom Alpen-Hochgebirge. Der höchste Punkt Liechtensteins ist der Grauspitz mit einer Höhe von 2599 m ü.M.
Im Gegensatz zu anderen alpinen Regionen ist das Klima in Liechtenstein wegen des Föhns relativ mild. Im Winter wird in der Gebirgsregion um Malbun Wintersport betrieben.
Liechtenstein ist ein Doppel-Binnenstaat, denn die beiden Nachbarstaaten sind ebenfalls Binnenstaaten.
Verwaltungsgliederung
Liechtenstein gliedert sich in elf Gemeinden, die auf die beiden Wahlkreise Unterland und Oberland verteilt sind.
Siehe: Verwaltungsgliederung Liechtensteins
Bevölkerung
Herkunft
Weniger als zwei Drittel der Bevölkerung (65.8%) sind gebürtige Liechtensteiner; die ausländische Bevölkerung ist mit 20.1% überwiegend deutschsprachig (10.8% Schweizer, 5.9% Österreicher und 3.4% Bundesdeutsche), gefolgt von Italienern (3.3%), Einwohnern des früheren Jugoslawien (3.3%), Türken (2.6%) und anderen (4.8%).
Sprache
In Liechtenstein wird, wie in der Schweiz, ein alemannischer Dialekt des Deutschen (Hochdeutschen) gesprochen, wobei sich die westschweizerdeutsch-walserische Mundart von Triesenberg (deren Träger um 1300 im Zuge der Walserwanderung aus dem Kanton Wallis ins Land gekommen waren) bis heute deutlich abhebt von den alemannischen Dialekten der altansässigen Bevölkerung, die im Laufe des Mittelalters hier – wie im ganzen unterrätischen Raum – die alte rätoromanische Landessprache zugunsten des Alemannischen aufgegeben hatte.
Das Forschungsprojekt Liechtensteiner Namenbuch hat diesen epochalen Übergangsprozess anhand der in Sprache und Eigennamen (Orts-, Flur-, Gelände-, Gewässernamen sowie Personennamen) erhaltenen Spuren exemplarisch nachgezeichnet.
Amtssprache ist Deutsch. Liechtenstein ist der einzige Staat mit Deutsch als alleiniger (anerkannter) Landessprache. (In Deutschland und Österreich sind auch nichtdeutsche Sprachen als Minderheitensprachen anerkannt).
Konfessionen
Im Juni 2003 gaben 75.7% der Bevölkerung ihre Religion mit römisch-katholisch an. 10.9% machten keine Angaben, 7.0% waren evangelisch, 4.2% islamisch.
Am 2. Dezember 1997 wurde das Erzbistum Vaduz von Papst Johannes Paul II. errichtet. Die Errichtung des Erzbistums ohne vorhergehende Konsultation oder Information der Regierung hat in Liechtenstein zu kritischen Äußerungen geführt. Engagierte Katholiken gründeten darum Anfang 1998 den Verein für eine offene Kirche.
Kultur
Für ein so kleines Land verfügt das Fürstentum über eine erstaunliche Anzahl an künstlerischen und kulturellen Aktivitäten und Vereinigungen, zudem über eine blühende Jugendkultur (beispielsweise eine Reihe hochwertiger und auch überregional recht bekannter Rock- und Popbands). Zahlreiche Vereine profilieren sich als Träger lokaler Kulturereignisse. In Liechtenstein gibt es neben verschiedenen kulturellen Einrichtungen ein neu gebautes und konzipiertes Landesmuseum (eröffnet November 2003), Kunstmuseum, Skimuseum, Postmuseum, mehrere moderne Ortsmuseen und im Ort Schaan das Theater am Kirchplatz. Seit Oktober 2003 gibt es in Vaduz das Kleintheater Schlösslekeller. Im Bereich Bildende Kunst sind unter anderem zu erwähnen der Bildhauer Georg Malin, der Maler Bruno Kaufmann, der Maler Martin Frommelt aus Schaan sowie die Vaduzer Künstlerin Regina Marxer.
Schulsystem
In seinen Grundzügen gleicht das liechtensteinische Schulsystem dem der Schweiz, wobei man bemerken muss, dass es doch einige Unterschiede zur Schweiz aufweist. Bemerkenswert ist, dass Liechtenstein als erstes Land der Welt die allgemeine Schulpflicht eingeführt hat (1805).
Siehe: Schulsystem Liechtensteins
Verkehr
Das gut ausgebaute Strassennetz umfasst 140 Kilometer. Es existiert keine Autobahn. Die Strassenverkehrsregeln wie auch die Beschilderung entsprechen von einigen Ausnahmen abgesehen der Schweizer Norm. Die Ausnahmen betreffen unter anderem den Alkoholgrenzwert am Steuer von 0.8 Promilie (in der Schweiz 0.5 Promilie) wie auch die die explizite Angabe der Höchstgeschwindigkeit ausserorts (Tafel "80 km/h" statt wie in der Schweiz "Ende 50 km/h generell").
Die Eisenbahn, die Liechtenstein auf 9.5 km von Buchs nach Feldkirch durchquert, wird von den Österreichischen Bundesbahnen betreut. Der Liechtenstein Bus (LBA), eine unselbständige öffentliche Anstalt und eine Tochter des Schweizer Postautos, verbindet die Liechtensteiner Gemeinden untereinander. Die Busgesellschaft fährt auch die Schweizer Gemeinden Sargans, Buchs und Sevelen an.
Das Fürstentum ist zwar postalisch mit der Schweiz vernetzt, hat aber eigene Briefmarken und eine eigene Telefonvorwahl (+423).
Die Autokontrollschilder sind von den Schrifttypen und der Anordnung her im Schweizer Design gehalten. Wie die Schweizer Militärkennzeichen führen die Liechtensteiner Schilder weisse Zeichen auf schwarzem Grund. Statt M und Schweizerkreuz führen sie FL und das Landeswappen gefolgt von bis zu 5 Ziffern.
Am 1. Januar 2001 wurde die Mautpflicht für LKWs (Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe LSVA) auf allen Strassen des Landes eingeführt. Sie soll der Finanzierung der Verkehrsausgaben und der Verringerung des Strassenverkehrs und somit dem Umweltschutz dienen.
Sport
Die Liechtensteiner Fussballvereine nehmen am Spielbetrieb des Schweizer Fussballverbandes teil. Den Cup jedoch führen die Liechtensteiner unter eigener Regie, so dass jedes Jahr eine liechtensteinische Mannschaft am UEFA-Cup teilnehmen kann. Diese Ehre erhält meistens der Cup-Seriensieger FC Vaduz.
Der grösste Erfolg im liechtensteinischen Vereinsfussball war 1996, als die Amateure des FC Vaduz, damals noch in der 1. Liga der SFV (dritthöchste Liga), den lettischen Gegner FC Universitate Riga (1:1, 4:2) im Pokal der Pokalsieger bezwangen. Sie scheiterten jedoch anschliessend gegen den lukrativen Gegner Paris St-Germain (0:4, 0:3).
Die Fussballnationalmannschaft Liechtensteins nimmt an WM- und EM-Qualifikationen teil. Der grösste Erfolg war das 4:0 gegen Luxemburg an der WM-Qualifikation 2006 am 13. Oktober 2004; erst vier Tage zuvor erreichte Liechtenstein ein sensationelles 2:2 gegen den gegenwärtigen Vizeeuropameister Portugal. Bekanntester Spieler der Nationalmannschaft ist Mario Frick (Ternana Calcio), der als erster Liechtensteiner in der italienischen Serie A debütierte (26. August 2001), in welcher er sieben Tore für Hellas Verona realisierte.
Siehe auch: Liechtensteiner Fussballnationalmannschaft
Im Ski Alpin hat Liechtenstein einige Erfolge vorzuweisen. Der Höhepunkt allerdings war – abgesehen von diversen Weltcup-Siegen –, als die Liechtensteinerin Hanni Wenzel zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen im Winter 1980 gewann.
Siehe auch: Liste der olympischen Medaillengewinner aus Liechtenstein
Weitere Themen
Das Fürstentum hat seit der Abschaffung des Militärs 1868 keine eigene Armee mehr, jedoch ist in der Verfassung die allgemeine Wehrpflicht verankert. Der Schweizer Franken ist die offizielle liechtensteinische Währung. Gelegentlich prägt Liechtenstein auch eigene Münzen (ausschliesslich zu besonderen Zwecken). Liechtenstein produziert eigene Briefmarken.
Weblinks
- Offizielles Portal des Fürstentums Liechtenstein
- Offizielles Portal von Liechtenstein Tourismus
- Das Fürstenhaus
- Portal der Liechtensteinischen Landesverwaltung
- Liechtensteinische Gesetze
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Kunstmuseum Liechtenstein
- Mission von Liechtenstein bei der UNO
- Artikel über die neue Verfassung
- Liechtenstein Reiseführer