Peter Hacks
Dr. Peter Hacks (* 21. März 1928 in Breslau; † 28. August 2003 bei Groß Machnow) war ein deutscher Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Essayist. Er galt in den 1960er und 1970er Jahren als der größte Dramatiker der DDR, der erfolgreichste war er mit Sicherheit: Der Erfolg des "Gesprächs im Hause Stein" ist auf den deutschen Bühnen des 20. Jahrhunderts beispiellos.
Peter Hacks wird 1928 in Breslau geboren und legt, aufgrund der Umsiedlung seiner Familie nach dem Zweiten Weltkrieg, 1946 sein Abitur in Wuppertal ab. 1947 beginnt er mit dem Studium der Soziologie, Philosophie, Literatur- und Theaterwissenschaft in München und lernt dort Thomas Mann kennen. (Arthur Kutscher, bei dem schon Bertolt Brecht studiert hatte, lehnt eine Arbeit Hacksens über den Stil von Manns "Lotte in Weimar" als eine Unverschämtheit ab. Mann nennt diese Arbeit dagegen "das Gescheiteste", was ihm "über das Buch vor die Augen gekommen" sei.) Hacks promoviert 1951 zum Theaterstück des Biedermeier (die Arbeit ist stark soziologisch geprägt, aber es zeigt sich bereits Hacksens Interesse an Gattungsfragen). Nebenher verfertigt er zusammen mit James Krüss für den Rundfunk Hörspiele und Gedichte. Er tritt in Schwabinger Lokalen auf und heiratet die Dramatikerin Anna Elisabeth Wiede. Eine intensive Beschäftigung mit Bertolt Brecht beginnt. In einem Brief rät Brecht Hacks nach einer entsprechenden Frage ab, in die DDR überzusiedeln. Hacks übersiedelt 1955 mit seiner Frau in die DDR. Zunächst erledigt er Gelegenheitsarbeiten für das Berliner Ensemble. Er läßt sich jedoch, zum leichten Verdruß Brechts, nicht in dessen Schülerschar eingliedern und faßt auch ziemlich schnell als selbständiger Schriftsteller Fuß. Überdies wendet sich Hacks auch bald dem Deutschen Theater Berlin und dessen Intendanten Wolfgang Langhoff zu, dessen an der Klassik ausgerichtetes Programm ihm mehr zusagt. Heinar Kipphardt ist zu dieser Zeit Chefdramaturg des Hauses und empfiehlt 1956 die "Schlacht bei Lobositz" zur Aufführung, was Langhoff dann selbst in die Hand nimmt. Damit gelingt Hacks, der in der BRD bereits ein gespielter Dramatiker ist, der erste Durchbruch in der DDR. Von 1960 - 1963 arbeitet Hacks am Deutschen Theater als Chefdramaturg, muß aber wie Langhoff im Zuge des Skandals um Hacksens Stück "Die Sorgen und die Macht" zurücktreten. Fortan arbeitet er als freischaffender Schriftsteller in Berlin. Hacks, der von den meisten Funktionären der DDR nicht geliebt wurde, wird sein Weg nicht gerade leicht gemacht. Er muß sich die Anerkennung mit großen Erfolgen erarbeiten, während andere weit weniger gute Dramatiker gefeiert werden. "Der Frieden", "Die schöne Helena", "Amphitryon", "Adam und Eva", "Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern" und "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe" werden seine größten dramatischen Erfolge. 1964 wird er in das PEN-Zentrum der DDR gewählt und 1972 in die Akademie der Künste der DDR. 1976 tritt Hacks öffentlich für die Ausbürgerung Wolf Biermanns ein und wird dafür (zunächst in der BRD, aber immer stärker auch in der DDR) von den meisten Regisseuren, Intendanten, Künstlern und Kritikern mit einem Boykott bestraft, der bis heute anhält. Das Ende der DDR bezeichnet Hacks als Konterrevolution. 1991 tritt er aus der Akademie der Künste aus und zieht sich noch weiter als ohnehin schon aus der Öffentlichkeit zurück. In den ihm verbleibenden Jahren hört Hacks nicht auf zu schreiben, gerät aber immer stärker in Vergessenheit. Seinem Tod im Jahre 2003´wurde dagegen viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Preise
- Lessingpreis (1956)
- F.-C.-Weiskopf-Preis (1965)
- Kritikerpreis der BRD (1971)
- Nationalpreis der DDR II. Klasse (1974)
- Nationalpreis der DDR I. Klasse (1977)
- Heinrich-Mann-Preis (1981)
- Alex-Wedding-Preis (1993)
- Deutscher Jugendliteraturpreis (1998)
Werke
(Es wird hier - und das gilt besonders für die Essays - bewußt darauf verzichtet, das sehr umfangreiche Werk ganz aufzuführen. Wenn die kanonischen Werke und die wichtigsten von den weiteren genannt sind, dann ist das schon umfangreich genug.)
Lyrik
- Die Gedichte (1988, erweitert 2000)
Einzelausgaben
- Peter Hacks: Der Flohmarkt, Berlin, 1964 (Kindergedichte)
- Peter Hacks: Lieder, Briefe und Gedichte, Berlin, 1974
- Peter Hacks: Lieder zu Stücken, Berlin 1967 (erweitert 1978)
- Peter Hacks: Die Sonne, Ravensburg, 1974 (Kindergedichte)
- Peter Hacks: Historien und Romanzen, Berlin, 1985
- Peter Hacks: Tamerlan in Berlin. Gedichte aus der DDR, Berlin, 2002
- Peter Hacks: 100 Gedichte (mit einem Nachwort von Wiglaf Droste), Berlin, 2004
Dramatische Werke
1. Die frühen Stücke:
- "Das Volksbuch vom Herzog Ernst" (1953)
- "Eröffnung des indischen Zeitaltes" (1954)
- "Die Schlacht bei Lobositz" (1955)
- "Der Müller von Sanssouci" (1957)
- "Die Kindermörderin" (1957)
2. Die Dramen:
- "Die Sorgen und die Macht", (1959 - 1962: insgesamt drei Fassungen)
- "Moritz Tassow" (1961, UA 1965, Volksbühne Berlin, Regie: Benno Besson, Bühne: Fritz Cremer)
- "Der Frieden" (1962)
- "Polly" (1963)
- "Die schöne Helena" (1964)
- "Margarete in Aix" (1966)
- "Amphitryon" (1967)
- "Noch einen Löffel Gift, Liebling?" (Libretto für Siegfried Matthus, 1967)
- "Prexaspes" (1968)
- "Omphale" (Drama und Libretto für Siegfried Matthus, 1969)
- "Columbus oder: Die Weltidee zu Schiffe" (1970, 2. Fassung der "Eröffnung des indischen Zeitaltes")
- "Numa" (1971, eine zweite Fassung: 2002)
- "Adam und Eva" (1972)
- "Die Vögel" (Libretto, 1973)
- "Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilen" (1973)
- "Ein Gespräch im Hause Stein" (1974)
- "Rosie träumt" (1974)
- "Die Fische" (1975)
- "Senecas Tod" (1977)
- "Armer Ritter" (Märchendrama, 1977)
- "Pandora" (1979)
- "Musen" (Vier Szenen, 1979)
- "Die Binsen" (1981)
- "Die Kinder" (Märchendrama, 1981, UA 1985, Theater Greifswald R.: Manfred Dietrich)
- "Barby" (1982, nach "Er ist wieder da" von Rudi Strahl, UA Halle 1987 R.: Sodann)
- "Maries Baby" (Märchendrama, 1982)
- "Da Capo" (Libretto, 1982)
- "Fredegunde" (1984)
- "Jona" (1986)
3. Die späten Stücke:
- "Fafner, die Bisam-Maus" (1991)
- "Der Geldgott" (1991, UA 1993, Theater Greifswald, Regie: Manfred Dietrich)
- "Der Maler des Königs" (1991)
- "Die Höflichkeit des Genies" (Dramolett, 1992)
- "Genovefa" (1993)
- "Orpheus in der Unterwelt" (Libretto und Operett für Schauspieler, 1995)
- "Bojarenschlacht" (1996)
- "Tatarenschlacht" (1996, UA 2005, Theater Erlangen)
- "Der falsche Zar" (1996)
- "Der Bischof von China" (1998)
- "Der Parteitag" (Dramolett, 2003)
- "Phraates" (Dramolett, 2003)
- "Berliner Novelle" (Dramolett, 2003)
4. Fernseh- und Höspiele:
- "Der gestohlene Ton" (Hörspiel, 1953)
- "Das Fell der Zeit" (Hörspiel, 1954)
- "Die Geschichte eines alten Wittibers im Jahre 1637" (Hörspiel, 1956)
- "Die unadlige Gräfin" (Fernsehspiel, 1958)
- "Falsche Bärte und Nasen" (Fernsehspiel, 1961)
- "Der Mann, der bei Schirocco kam" (Fernsehspiel, 1965)
Epische Werke
1. Die Erzählungen:
- "Ekbal, oder Eine Theaterreise nach Babylon" (1961)
- "Der Schuhu und die fliegende Prinzessin" (1963)
- "Geschichte einer Oper" (1972)
- "Magister Knauerhase" (1982)
- "Die Gräfin Pappel" (1992)
2. Kindermärchen:
- "Das Windloch" (1955)
- "Das Turmverlies" (1961)
- "Onkel Mo" (1981)
- "Kinderkurzweil" (Sammlung aller Märchen, 1981 und (erweitert) 2003)
3. Kinderromane
- "Liebkind im Vogelnest" (1984)
- "Prinz Telemach und sein Lehrer Mentor" (1993)
Essays
(Hier sollen aus Platzgründen nur solche Schriften aufgelistet werden, die wichtig für den Werdegang und Verständnis von Hacks sind oder sonstwie großes Gewicht haben.)
Sammlungen
- Peter Hacks: Die Maßgaben der Kunst. Gesammelte Aufsätze, Berlin, 1977 (erweitert 1996 und 2003)
- Peter Hacks: Am Ende verstehen sie es. Politische Schriften 1988 - 2003, André Thiele (Hrsg.), Berlin: Eulenspiegel 2005.
Kleinere Aufsätze
- Über den Stil in Thomas Manns "Lotte in Weimar" (1949)
- Das Theaterstück des Biedermeier (Promotion, 1951)
- Einige Gemeinplätze über das Stückeschreiben (1956)
- Literatur im Zeitalter der Wissenschaften (1959)
- Versuch über das Theaterstück von morgen (1960)
- Die Ästhetik Brechts (1961)
- Über den Vers in Müllers Umsiedlerin-Fragment (1961)
- Faust-Notizen (1962)
- Iphigenie oder Über die Wiederverwendung von Mythen (1963)
- Interview. Nach einem ungedruckten Interview von Alexander Weigel mit dem Verfasser (1964)
- Das Poetische (1966)
- Utopie und Realität. Vorwort zu "Das Poetische" (1966)
- Kunst und Revolution (1971)
- Die Entstehung des "Herzogs Ernst" (1972)
- Über "Adam und Eva" (1972)
- Butzbacher Autorenbefragung (1972)
- Über das Revidieren von Klassikern (1975)
- Das Arboretum (1975)
- Drei Blicke aus Tasso und ein schielender (1975)
- Über das Gegenwartsdrama, abschließend. Zu "Moritz Tassow" (1976)
- Der Fortschritt in der Kunst (1976)
- Der Meineiddichter (1976)
- Numa oder die Mitte (1977)
- Kein Wort über mich. Vorwort zu "Über Hacks und die Welt" (1977)
- Klassik und Romantik in der DDR. Vorwort zu "Lyrik bis Mitterwurzer" (1977)
- Arion (1978)
- Saure Feste. Zu "Pandora" (1980)
- Eine Goethesche Auskunft zu Fragen der Theaterarchitektur (1982)
- An Träger (1983)
- Die Geburt der Schwankes aus dem Geiste der Tragödie. Zu "Barby" (1984)
- Die lustigen Weiber von Paris. zu "Fredegunde" (1984)
- "Jona". Beiwerk und Hintersinn (1987)
- Die wissenschaftliche Gesellschaft und ihr Herr Nachbar (1989)
- Vorwort zu "Die freudlose Wissenschaft" (1990)
- Ein Motto von Shakespeare über einem Lustspiel von Büchner (1990)
- Unter den Medien schweigen die Musen (1990)
- Die Schwärze der Welt im Eingang des Tunnels (1990)
- Mehrerlei Langeweile (1994)
Große Aufsätze
- Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-Ökonomische Fragmente (1987)
- Ascher gegen Jahn (1988/89)
- Ödipus Königsmörder. Über Voltaires Dramen (1991)
- Zur Romantik (2000)
Bestimmungen
- Versuch über das Libretto (1973)
- Wie Gedichte zu machen, oder: Rechtfertigung gegenüber Belinden (1974)
- Was ist ein Drama, was ist ein Kind? (1978)
- Urpoesie, oder: Das scheintote Kind (1984)
- Linke Arbeiter (1988)
Briefwechsel
- Briefwechsel zwischen Peter Hacks und Albert Ebert in: Peter Hacks: Adam und Eva, Leipzig, 1976
- Dann hätten wir noch eine Chance. Briefwechsel mit Ronald M. Schernikau, Hamburg: KONKRET 1992.
- Peter Hacks / Andre Müller sen., Nur daß wir ein bißchen klärer sind. Der Briefwechsel 1989 und 1990, Berlin: Eulenspiegel 2002.
- Peter Hacks / Heinar Kipphardt, Du tust mir wirklich fehlen. Der Briefwechsel, Berlin: Eulenspiegel 2004.
- Peter Hacks / Kurt Gossweiler. Der Briefwechsel 1996 - 2003; in: Peter Hacks, Am Ende verstehen sie es. Politische Schriften 1988 - 2003, André Thiele (Hrg.), Berlin: Eulenspiegel 2005.
Zitate
von Hacks
- "Wir haben halt einen Sozialismus. Sie haben einen Kapitalismus. Beide haben ihre Nachteile. Ich würde sagen, unser Sozialismus ist zu vergleichen einem sauren Apfel und ihrer einem etwas verfaulten." (Peter Hacks, 1961 auf einem Treffen mit westdeutschen Schriftstellern in Hamburg)
- "Eingestandenermaßen ist die Kunst eine Waffe. Eingestandenermaßen ist ein Holzhammer eine Waffe. Nach Aristoteles folgt hieraus nicht, daß die Kunst ein Holzhammer sein müsse. Es folgt eher, daß die Kunst eine um so bessere Waffe sei, je bessere Kunst sie ist." (Peter Hacks, Kunst und Revolution, 1971)
- "Das Problem der gegenwärtigen Propaganda ist, daß man dem Imperialismus, der mehr Grund zu Vorwürfen bietet als jede Gesellschaftsform sonst, gar nichts vorwerfen kann: weil es ihm gelungen ist, den Leuten alle Kriterien für recht und unrecht, wahr und falsch, schön und häßlich aus den Hirnen zu waschen. Nichts gilt mehr, und wie argumentieren, wo nichts gilt? Das Waschmittel ist der Positivismus, die Wäscherei das Fernsehen." (Peter Hacks, 9.12.2000)
über Hacks
- "Hacks gehört zu der Partei der Unbestechlichen. Bekanntlich ist das eine sehr kleine Partei." (Eberhard Esche, 2003)
- "Der Mann ist mir anstrengend vollkommen vorgekommen. Zu wissen schien er alles. Und zu können, selbst wenn das nicht logisch klingt, noch mehr" (Hermann Kant, 2003)
- "Hacks gehört nicht zu den Schriftstellern, die Gruppen bilden. Er steht zu seinen Freunden und Ansichten. Wenn beide sich sehr voneinander entfernen, bleibt er bei seinen Ansichten." (Wolfgang Kohlhaase, 2003)
- "Ein klarer Kopf wie Hacks arbeitet unabhängig davon, ob seine Klugheit Konjunktur hat oder nicht." (Wiglaf Droste, 2004)
- "... der hochmütige Arschkriecher Hacks ..." (Wolf Biermann)
Literatur
zum Werk
- Christoph Trilse: Das Werk des Peter Hacks, Berlin, 1981
- Peter Schütze: Peter Hacks. Ein Beitrag zur Ästhetik des Dramas, Kronberg, 1976
- Andrea Jäger: Der Dramatiker Peter Hacks: vom Produktionsstück zur Klassizität, Marburg 1986
- TOPOS, Themenheft Peter Hacks, Nr. 23, Neapel 2005, 160 S. (ISSN 0943-1810).
zur Person
- Andre Thiele (Hrsg.): In den Trümmern ohne Gnade. Festschrift für Peter Hacks, Berlin, 2003
- Pasiphaë (Hrsg.): Was ist das hier? 130 Anekdoten über Peter Hacks und dreizehn anderweitige, Berlin, 2003
- Armin Stolper: Gespräche auf dem Friedhof mit dem anwesenden Herrn Hacks, Berlin, 2004
Weblinks
- http://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_fgh/hacks.html (Linkliste)
- Das letzte Interview (mit der "Jungen Welt" )
- http://www.manfreddietrich.de/index3.htm (Fotos,Inszenierungen)
- http://insel.heim.at/malediven/350267/rudiged/ged_a_h.htm#Hacks (einige Hacksgedichte)
- http://nortels.de/sonstiges/hacks.html (einige Hacksgedichte)
- Ausführliche Materialsammlung und mehrere Artikel zu Hacks sowie ein unveröffentlichter Brief finden sich hier.
Personendaten | |
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NAME | Hacks, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dramatiker und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 21. März 1928 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 28. August 2003 |
STERBEORT | Groß Machnow |