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Infanterie

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Der Begriff der Infanterie leitet sich aus dem sprachlichen Kontext vom italienischen Wort Infante (=Fußsoldat, Mehrzahl infanteria) ab. Aus dem historischen Kontext heraus ist seine Existenz auf die Infantin Isabella Clara Eugenia, Tochter des Königs Philipp II. (Spanien) (1527 bis 1598) zurück zu führen, welche als eine kriegerische Fürstin bekannt war. Das auf ihren Befehl geworbene Fußvolk wurde auf eine neue Art bewaffnet und geübt und der Infantin zu Ehren "infanteria" genannt. Sie unterschied sich weiter je nach Bewaffnung und Verwendung in die schwere und die leichte Infanterie.
Heute bezeichnet der Begriff eine bestimmte Gattung von Soldaten in einem Heer, für die Mobilität und Schlagkraft von großer Bedeutung sind. Die militärische Ausbildung in der Infanterie stellt physisch und psychisch eine große Herausforderung dar, da immer mehr Wert auf Vielfältigkeit gesetzt wird.

Geschichte der (deutschen) Infanterie

Im deutschsprachigen Raum taucht der Infanteriebegriff erstmals im Jahre 1616 als allgemeine Bezeichnung von Fußtruppen auf. Bis dato waren für eben diese die Bezeichnungen "Fußvolck", "Kriegsvolck zu Fuß", die "Fußknecht", "die Hauffen zu Fuß" und "die Landsknecht" üblich.
Die Verwendung und der Wert dieser Fußtruppen ist in der Kriegsgeschichte von unterschiedlicher Bedeutung gewesen. Schon im Altertum tragen sie oft die Hauptlast des Kampfes. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kamen der Reiterei allgemein nur unterstützende Aufgaben zu. Während des Mittelalters war jedoch der Ritter Hauptträger des Kampfes, es bildeten sich ganze Ritterheere.
Erst die Schweizer brachten eine Wende (Schlacht bei Sempach 1386). Mit Spießen und Streitäxten gut gerüstet, straff organisiert und ausgebildet, zeigten sich Fußtruppen den Rittern überlegen. Diese Gliederungsform der Infanterie wurde "Gewalthaufen" genannt. Die Wirkung des Gewalthaufens beruhte auf der Stoßkraft der sich geschlossen vorwärts bewegenden Masse. Die Entscheidung wurde im Angriff gesucht. In dieser Weise führten die Spanier 1485 ihr Fußvolk erfolgreich gegen die Mauren. Sie wurden Vorbild für andere europäische Heere. Die "Infanterie" entwickelte sich zur "Krone aller Waffen".
Als Schöpfer der deutschen Infanterie werden Kaiser Maximilian I. (HRR) und Georg von Frundsberg (1473 - 1528) angesehen. Sie waren die bedeutendsten Führer und Organisatoren der Landsknechtheere. Mit ihnen beginnt das neuzeitliche Kriegswesen. Mit zunehmender Wiederentstehung einer bedeutenden Reiterwaffe und Einführung von Schusswaffen entstand bei den Fußtruppen die Form des Gevierthaufens, der als Defensivaufstellung bezeichnet werden kann. Arkebusiere, Füsiliere und Musketiere waren die ersten Feuerwaffenträger der Infanterie. Die Weiterentwicklung der Feuerwaffen und das Ziel, ein Höchstmaß an Feuerwirkung zu erzielen, führten im 17. Jahrhundert zur Liniertaktik als Hauptkampfform der Infanterie.
Aufgrund höhere Feuergeschwindigkeit, größerer Reichweiten und besserer Treffgenauigkeit der neuen Handwaffengeneration entwickelte sich diese Liniertaktik bis zum Jahre 1792 zur so genannten Tiralleur- oder Kolonnentaktik weiter, die bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 als Gefechtsform das Bild zahlloser Schlachten dieser Zeit prägt. Mit dem Aufkommen von Mehrladern wird nun das Schützengefecht in Form von Schützenlinien und Schützenschwarm die Hauptkampfform der Infanterie.
1825 unternahm Zar Nikolaus als erster den Versuch, Kavallerie und Infanterie in einer Waffengattung zu vereinigen. Es enstand das Dragonerkorps. Der Versuch scheiterte, weil das Korps die infanteristischen Aufgaben vernachlässigte. Etwa 1885 nahm England diesen Versuch wieder auf und stellte in einzelnen seiner Kolonien und Schutzstaaten berittene Infanterie auf. So kann die gesamte Streitmacht der Buren im Kampf gegen England kann als berittene Infanterie charakterisiert werden.
Im 19. Jahrhundert unterschieden verschiedene Armeen ihre infanteristischen Soldaten in etwa folgende Truppenteile:


Im 20. Jahrhundert entwickelt sich die Infanterie immer mehr zur Hauptwaffe des Kampfes. So ist unter anderem im Reglement für die deutsche Infanterie von 1906, das noch während des gesamten I. Weltkriegs Gültigkeit hatte, der damalige Stellenwert dieser Truppengattung wieder zufinden: "Die Infanterie ist die Hauptwaffe. Im Verein mit der Artillerie kämpft sie durch ihr Feuer den Gegner nieder. Sie allein bricht seinen letzten Widerstand. Sie trägt die Hauptlast des Kampfes und bringt die größten Opfer. Dafür winkt ihr auch der höchste Ruhm".
Diesen Stellenwert als Schlacht entscheidende Waffe behielt auch im 2. Weltkrieg weiter an Gültigkeit. Allerdings war sie im neuen Zeitalter der Panzer und der Flugzeuge nicht mehr die Hauptwaffe und die Königin des Schlachtfeldes, wohl aber noch die Königin auf ihrem Gefechtsfeld. Nach diesem Krieg folgte innerhalb der Wiederbewaffnung Deutschlands die Abkehr von der so genannten "Einheitsinfanterie". Die Infanterie in sich differenzierte sich weiter nach ihrem erweiterten Aufgabenbereichen.

Infanterie der Bundeswehr

Dazu ist die Infanterie der Bundeswehr heute nicht mehr in die bisher üblichen Truppengattungen der Jäger(in der schweizerischen Armee = Füsilier), der Fallschirmjäger, der Gebirgsjäger und der Grenadiere differenzierbar. Sie stellt heutzutage einen Truppengattungsverbund dar, welcher sich aus den Spezialisierungen der Jäger, Gebirgsjäger und Fallschirmjäger zusammensetzt und nicht mehr mit den herkömmlichen leichten Infanterieeinheiten zu vergleichen ist. Diese werden gegenwärtig eher von den Panzergrenadieren der Bundeswehr abgebildet.
Die deutsche Infanterie der Bundeswehr ist eine sehr stark spezialisierte Truppengattung des deutschen Heeres, deren Soldaten über eine enorm hohes Anforderungspotential und die mit dem System Infanterist der Zukunft die derzeit (weltweit) beste infanteristische Ausrüstung verfügen. Im Rahmen ihrer Auftragserfüllung und ihres Einsatzspektrums arbeiten sie daher eng mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK) zusammen.

Einsatzspektrum der Infanterie

Aufgrund dieser Spezialisierung, ihrer hohen Beweglichkeit, Geschwindigkeitcund 100%igen Nachtkampffähigkeit stellt sie im gesamten Aufgabenspektrum vor allem die Kräfte der ersten Stunde ("Eingreifkräfte") sowie Mittlere Kräfte für Einsätze bei Kleinen und Mittleren Operationen ("Stabilisierungskräfte") im Rahmen des internationalen Krisenmanagements bereit. Die Beherrschung der Aufgaben des Allgemeinen Infanteriekampfes bildet dabei weiterhin die gemeinsame Grundbefähigung der gesamten Infanterie.


wird ein Beitrag zur Verbesserung der Reaktionsfähigkeit im gesamten Aufgabenspektrum geleistet.

Das deutsche Heer, Truppengattungsprofil der Infanterie
Jägerseiten - Die deutsche Infanterie der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft