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Generische Programmierung in Java

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Konzept

Ab Version 5.0 ("Tiger", 2004 veröffentlicht) steht auch in der Programmiersprache Java ein Sprachmittel für die generische Programmierung zur Verfügung - die so genannten Generics. Damit lassen sich Klassen und Methoden (Methoden auch unabhängig von ihren Klassen) mit Typen parametrisieren. Damit werden der Sprache einige ähnliche Möglichkeiten eröffnet, die sich vergleichbar bei den Templates in C++ bieten.

Prinzipiell gibt es aber durchaus wesentliche Unterschiede. Während in C++ über die Schnittstelle der Typparameter parametrisiert wird, wird in Java direkt über den Typ des Typparameters selber parametrisiert.

Beispielsweise bietet die Funktion std::sort in C++ die Möglichkeit, alle Container zu sortieren, die bestimmte Methoden anbieten (hier speziell begin() und end(), die jeweils einen iterator liefern) und deren Typparameter den 'operator<' implementiert (oder explizit eine andere Vergleichsfunktion angegeben wurde). Ein Nachteil, der sich durch dieses System ergibt, ist die (für den Programmierer!) schwierigere Übersetzung. Der Compiler hat keine andere Möglichkeit, als den Typparameter in jedem Fall durch den geforderten konkreten Typ zu ersetzen und den ganzen Code erneut zu compilieren.

Sehr leicht können bei unpassenden Typparametern und anderen Problemen komplizierte und unverständliche Compiler-Meldungen entstehen, was einfach mit der Tatsache zusammenhängt, dass die konkreten Anforderungen an den Typparametern unbekannt sind. Die Arbeit mit C++-Templates erfordert deshalb eine lückenlose Dokumentation der Anforderungen an einen Typparameter. Durch Template-Metaprogrammierung können die meisten Anforderungen (Basisklasse, Vorhandensein von Methoden, Kopierbarkeit, Zuweisbarkeit etc.) auch in speziellen Konstrukten abgefragt werden, wodurch sich lesbarere Fehlermeldungen geben. Obgleich sie standardkonform sind, werden diese Konstrukte jedoch nicht von allen Compilern unterstützt.

Dagegen sind den generischen Klassen und Methoden in Java die Anforderungen (engl. constraints) an ihre eigenen Typparameter bekannt. Um eine Collection zu sortieren, müssen die enthaltenen Elemente vom Typ Comparable sein, also dieses Interface implementiert haben¹. Der Compiler muss lediglich prüfen, ob der Typparameter einem Comparable entspricht und kann damit schon sicherstellen, dass der Code korrekt ist. Weiterhin wird ein und der selbe Code für alle konkreten Typen verwendet und nicht zig mal dupliziert. Dadurch ergibt sich allerdings auch eine geringere Spezialisierung des erzeugten Codes auf die einzelnen Typen, was sich in der Perfomance bemerkbar machen kann.


¹ Dies ist nicht ganz korrekt; es besteht auch die Möglichkeit, einen generischen Comparator zu übergeben. Als Beispiel soll das aber mal gelten.

Praktisches Beispiel

Ein Programm verwendet eine ArrayList, um eine Liste von JButtons zu speichern.

Bisher war die ArrayList auf den Typ Object fixiert:

ArrayList al = new ArrayList();
al.add(new JButton("Button 1"));
al.add(new JButton("Button 2"));
al.add(new JButton("Button 3"));
al.add(new JButton("Button 4"));
al.add(new JButton("Button 5"));
for (int i = 0; i < al.length; i++) {
    JButton button = (JButton)al.get(i);
    button.setBackground(Color.white);
}

Man beachte die notwendige explizite Typumwandlung (auch "Cast" genannt) sowie die Typunsicherheit, die damit verbunden ist. Man könnte versehentlich ein Objekt in der ArrayList speichern, das keine Instanz der Klasse JButton ist. Die Information über den genauen Typ geht beim Einfügen in die Liste verloren, der Compiler kann also nicht verhindern, dass zur Laufzeit bei der expliziten Typumwandlung von JButton eine ClassCastException auftritt.

Mit generischen Typen ist in Java Folgendes möglich:

ArrayList<JButton> al = new ArrayList<JButton>();
al.add(new JButton("Button 1"));
al.add(new JButton("Button 2"));
al.add(new JButton("Button 3"));
al.add(new JButton("Button 4"));
al.add(new JButton("Button 5"));
for (int i = 0; i < al.length; i++) {
    al.get(i).setBackground(Color.white);
}

Beim Auslesen ist nun keine explizite Typumwandlung mehr notwendig, beim Speichern ist es nur noch möglich, JButtons in der ArrayList al abzulegen.

Interessant ist dann auch noch die Kombination von generischen Typen mit den erweiterten For-Schleifen. Obiges Beispiel lässt sich somit kurz fassen:

ArrayList<JButton> al = new ArrayList<JButton>();
al.add(new JButton("Button 1"));
al.add(new JButton("Button 2"));
al.add(new JButton("Button 3"));
al.add(new JButton("Button 4"));
al.add(new JButton("Button 5"));
for (JButton b : al) {
    b.setBackground(Color.white);
}

Varianzfälle

In Java können die nachfolgenden Varianzfälle unterschieden werden. Sie bieten jeweils eine völlig eigenständige Flexibilität beim Umgang mit generischen Typen und sind jeweils absolut statisch typsicher.


Invarianz

Bei Invarianz ist der Typparameter eindeutig. Damit bietet Invarianz die größtmögliche Freiheit bei der Benutzung des Typparameters. Beispielsweise sind für die Elemente einer ArrayList<Integer> alle Aktionen erlaubt, die auch bei der direkten Benutzung eines einzelnen Integers erlaubt sind (inklusive Autoboxing). Beispiel:

ArrayList<Integer> list = new ArrayList<Integer>();
...
Integer x = list.get(index);
list.get(index).methodeVonInteger();
list.set(index, 98347);     // Autoboxing, entspricht new Integer(98347)
int y = list.get(index);    // Auto-Unboxing


Diese Möglichkeiten werden mit wenig Flexibilität bei der Zuweisung von Objekten der Generischen Klasse selber erkauft. Beispielsweise ist folgendes nicht erlaubt:

ArrayList<Number> list = new ArrayList<Integer>();

und das, obwohl Integer von Number abgeleitet ist. Der Grund liegt darin, dass der Compiler hier nicht mehr sicherstellen kann, dass keine Typfehler auftreten. Mit Arrays, die eine solche Zuweisung erlauben, hat man schlechte Erfahrungen gemacht:

Number[] array = new Integer[10];    // OK, Integer[] ist abgeleitet von Number[]
array[0] = new Double(5.0);          // ArrayStoreException zur Laufzeit: Double -> Integer
                                     // sind nicht zuweisungskompatibel


Covarianz

Man bezeichnet Arrays als covariant, was besagt:

Aus T extends V folgt: T[] extends V[]

oder allgemeiner:

Aus T extends V folgt: GenerischerTyp<T> extends GenerischerTyp<V>

Es verhält sich also der Array-Typ bzgl. der Vererbungshierarchie genauso wie der Typparameter. Covarianz ist auch mit generischen Typen möglich, allerdings nur mit Einschränkungen, so dass Typfehler zur Compilierzeit ausgeschlossen werden können.

Referenzen müssen mit der Syntax ? extends T explizit als covariant gekennzeichnet werden. T heißt upper typebound, also der allgemeinste Typparameter, der erlaubt ist.

ArrayList<? extends Number> list;
list = new ArrayList<Integer>();
list = new ArrayList<Double>();
list = new ArrayList<Long>();
list.set(index, myInteger);         // Fehler: nicht typsicher

Das Ablegen von Elementen in diese Listen ist nicht möglich, da, wie oben beschrieben, nicht typsicher. Bereits zur Compilierzeit tritt ein Fehler auf. Allgemeiner gesagt, ist die Zuweisung

? -> ? extends T

nicht erlaubt.


Möglich dagegen ist das Auslesen von Elementen:

Number x = list.get(index);   // OK
Integer x = list.get(index);  // Fehler: Es muss sich bei
                              // '? extends Number' nicht
                              // um ein Integer handeln.

Die Zuweisung

? extends T -> T (oder Basisklasse)

ist also erlaubt, nicht aber die Zuweisung

? extends T -> abgeleitet von T

Generics bieten also wie Arrays covariantes Verhalten, verbieten aber alle Operationen, die typunsicher sind.


Contravarianz

Contravarianz bezeichnet das Verhalten der Vererbungshierarchie des Generischen Typs entgegen der Hierarchie seines Typparameters. Übertragen auf das obige Beispiel würde das bedeuten: Eine Liste<Number> wäre "abgeleitet" von (zuweisungskompatibel zu) einer Liste<Double>! Dies wird folgendermaßen bewerkstelligt:

ArrayList<? super Double> list;
list = new ArrayList<Number>();
list = new ArrayList<Double>();
list = new ArrayList<Object>();

Ein Objekt, das sich contravariant verhält, darf keine Annahmen darüber machen, inwiefern ein Element vom Typ V von T abgeleitet ist, wobei T der lower Typebound ist (im Beispiel von '? super Double' ist T 'Double'). Deshalb kann aus den obigen Listen nicht gelesen werden:

Number x = list.get(index);   // Fehler: 'list' könnte vom Typ List<Object>
                                 sein
Double x = list.get(index);   // Fehler: 'list' könnte List<Object> oder
                                 List<Number> sein
Object x = list.get(index);   // Die einzige Ausnahme: Objects sind auf
                                 jeden Fall in der Liste

Nicht erlaubt, da nicht typsicher, ist also die Zuweisung ? super T -> (abgeleitet von Object)

Unschwer zu erraten: Im Gegenzug kann in eine solche Liste ein Element abgelegt werden:

ArrayList<? super Number> list;
list.add(myDouble);           // OK: 'list' hat immer den Typ List<Number>
                                 oder List<Basisklasse von Number>. Damit
                                 ist die Zuweisung Double -> T immer erlaubt.


Bivarianz

Zu guter Letzt bieten Generics noch bivariantes Verhalten an. Hierbei kann keinerlei Aussage über die Typparameter gemacht werden, denn es wird in beide Richtungen keine Grenze angegeben.

ArrayList<?> list;
list = new ArrayList<Integer>();
list = new ArrayList<Object>();
list = new ArrayList<String>();
...

Der Typparameter selber kann hierbei nicht genutzt werden, da keine Aussage möglich ist. Lediglich die Zuweisung T -> Object ist erlaubt, da T auf jeden Fall ein Object ist.

Nützlich kann so etwas sein, wenn man nur mit dem generischen Typ arbeitet:

// Keine Informationen über den Typparameter nötig,
// kann beliebige Listen aufnehmen.
int readSize(List<?> list)
{
    return list.size();
}

Generische Arrays

Vorlage:Stub