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Intergeschlechtlichkeit

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Bezeichung für Menschen mit nicht eindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen (siehe dort).

Medizinisch

Solche Uneindeutigkeiten können z.B. sein:

Chromosomale Abweichungen
Statt XX (weiblich) oder XY (männlich) X0 (Turner-Syndrom; weiblicher Phänotypus, weibliches Identitätsgeschlecht) oder XXY (Klinefelter-Syndrom; männlicher Phänotypus, meist männliches Identitätsgeschlecht) und andere.
Gonadale Abweichungen
Fehlende oder unterentwickelte Hoden oder Eierstöcke, oder ein Hoden und ein Eierstock.
Hormonelle Abweichungen
Signifikante Abweichungen im Spiegel der Geschlechtshormone, ggf. mit entsprechenden Folgen wie Gynäkomastie (Brustentwicklung bei Männern) oder Bartwuchs bei Frauen; kann unterschiedliche Ursachen haben.
Anatomische Abweichungen
Von der vollständigen Anlage beider Sätze von Geschlechtsorganen ("vollständiger Hermaphrodismus") bis zu eher kulturell bedingten Einschätzungen von Abweichungen wie "zu kleiner" Penis oder "zu große" Klitoris sind sehr viele Variationen bekannt.

Viele intersexuellen Syndrome bestehen nicht nur aus einer einzige nachweisbaren Abweichung, sondern entstehen im Zusammenspiel mehrerer Faktoren, so z.B. bei AIS (Androgen-Rezeptor-Defekt, Androgenresistenz). Bei (vollständigem) AIS entwickeln sich z.B. bei einem Fötus mit XY-Chromosomen Hoden, die Rezeptoren für Testesteron fehlen jedoch, so daß sich ein weibliches anatomisches Geschlecht (allerdings ohne weibliche innere Organe) entwickelt; das Identitätsgeschlecht ist weiblich.

Sozial

Die soziale Akzeptanz von Intersexuellen und Intersexualität reicht von der Verehrung bis zur Tötung intersexueller Menschen. In den westlichen Kulturen der Neuzeit wurde (und wird teilweise noch) angenommen, daß es wissenschaftlich möglich sei, das wirkliche Geschlecht eines jeden Menschen zu bestimmen. Gleichfalls wurde angenommen, daß es im Interesse des Intersexuellen sei, die körperlichen Gegebenheiten diesem "wirklichen" Geschlecht anzupassen.

Kritiker von Seiten der Intersexuellen wenden hingegen ein, daß die Festlegung, welches Geschlecht denn nun das wirkliche sei, häufig unmöglich sei, auf jeden Fall aber immer subjektiv. Außerdem sei diese häufig eher von praktischer Machbarkeit bestimmt gewesen als von anderen Faktoren. ("Es ist einfacher, ein Loch zu machen als einen Pfahl zu bauen.") Weiterhin wurde, da die entsprechenden medizinischen Eingriffe (siehe geschlechtsangleichende Operation) fast immer im Säuglings- und Kleinkindalter vorgenommen wurden, der für die Betreffenden wichtigste Faktor, das Identitätsgeschlecht, nicht berücksichtigt.
Unbestritten ist auf jeden Fall, daß sich viele dieser Zuweisungen als falsch herausgestellt haben, und daß viele Intersexuelle nicht nur körperliche Schäden aufgrund der Eingriffe davongetragen haben (z.B. wenn eine "zu große" Klitoris so verkleinert wurde, daß die Sensibilität verloren ging), sondern vor allem auch psychische Schäden durch den - im Gegensatz zur Erziehung nicht intersexueller Kinder bewußt und besonders stark ausgeübten - Druck, sich dem zugewiesenen Geschlecht entsprechend zu verhalten, häufigen Untersuchungen, und dem routinemäßigen Verschweigen der Diagnose.
Aufgrund dieser Proteste haben sich bereits erste Anzeichen für eine Änderung dieser Praxis gezeigt.

Viele Intersexuelle argumentieren daher häufig (zusammen mit Transgendern) auch, daß die westliche Vorstellung von genau zwei sauber unterscheidbaren Geschlechtern (siehe Heteronormativität) falsch ist.